Viele stellen sich bei einer Krise die Frage soll ich an meinem Wohnort bleiben, Flüchten, (z.B. an einen sicheren Ort wenn vorhanden :traurig:) oder sonstwas.
Ich überlege hier auch, wie ich es am Besten anstellen kann. Natürlich ist das ist immer von der konkreten Situation anhängig.
Ich selbst gehe von keinem mittelbaren Endzeitszenario aus, also momentan nur von kurzen durch Umweltkatastrophe, Terroranschlag, Blackout etc. Also etwas, was irgendwann in absehbarer zeit wieder mehr oder weniger beendet wird.
Um die Diskussion ein wenig anzuheizen, werfe ich mal folgendes rein:
Von unseren Eltern/Großeltern kennen viele die Erfahrungen die sie bei ihrer Flucht gesammelt hatten (weg von Schlesien, Pommern etc.). Vieles davon ist auch heute in unserer Zeit noch gültig. Vieles hat sich aber an den Bedingungen verändert, sei es durch techn. Fortschritt (Auto, Elektronik), die gesellschaftliche Struktur (keine Großfamilien, viele wohnen in Städten und arbeiten in Betrieben/Büros statt auf dem Land) oder auch durch die geänderte Weise unseres Zusammenlebens und die Ansprüche, die man daraus für sich selbst zieht. Aber auch durch das veränderte Demokratieverständnis, jeder möchte sich selbst verwirklichen, hat viele Rechte und wenig Pflichten.
Ausgehend von folgenden Artikel, der von einem Betroffenen des Katarina Sturms in USA geschrieben wurde ( http://www.frfrogspad.com/disastr.htm ) bin ich dabei, meine Vorgehensweise gründlich zu überdenken. (Wer deutsche Übersetzung haben will, melden).
Klar, jetzt kommen sicher Vorschläge seitens eines Fluchtfahrzeuges, , etc, damit man schnell die Krisenregion verlassen kann und sich aufs Land oder an die Adria verziehen kann, wo man sich ein neues Leben aufbauen kann und wird.
Dazu folgende Erfahrung von mir. Ich war beim letzten Hochwasser beruflich in Magdeburg. Der Pegel stieg und wie ihr sicher in den Nachrichten verfolgt habt, wurde es in Magdeburg sehr eng. (Der erwartete Wasserstand in der Stadt wird sicher keinen Vergleich mit Meissen oder Grimma standhalten, ich habe etwa Hüfthoch erwartet). Wir haben hier Geräte installiert und als dann vorsorglich ein Krankenhaus in der Nachbarschaft evakuiert wurde, meinte unser Chef: abhauen, sofort nach Hause kommen, Ihr bleibt da sonst stecken! (Gefahr für meine Gesundheit sah ich nicht, auch bei einem Deichbruch fühle ich mich sicher, halt Ärger, Auto wahrscheinlich kaputt, Stau, Versorgungslage schlechter, aber machbar)
Ich meinte, hach, das wird nicht so schlimm und mache das hier noch fertig und komme evtl. am nächsten Tag abends oder halt übermorgen.
In Magdeburg gab es von der Stadt die Empfehlung, ganze Stadteile zu evakuieren. Das betraf an meinem Arbeitsort ca. 20.000 Menschen, in dem Stadtteil wo das Umspannwerk bedroht war, noch mal ca. 2.000 Menschen. Die sollten dann alle in 3 Schulen untergebracht werden, natürlich für ein paar Tage, bis sich die Situation entspannt hatte. Später las ich irgendwo, daß sich wohl 80...90 Personen in den Notunterkünften gemeldet hatten, einige mehr sind wohl bei Nachbarn/Freunden etc. untergekommen. Richtig ernst wurde es nicht, da kaum Strom/Wasser abgestellt wurde und kein Wasser auf den Straßen stand. Also haben viele nichts gemacht, wohl auch Angst vor Plünderungen etc.
Es gab auch lustige Episoden. Eine Ganze Kolonne Bereitschaftspolizei bog zu Aral Tanke ab, aber die war aber schon seit Tagen geschlossen....kein Sprit...etc.
Nun meine Frage:
Wenn sich 22.000 Menschen in unkoordiniert Bewegung setzen, hab ich eigentlich keine Chance halbwegs mitzuschwimmen. Siehe Artikel Katarina, wird sich niemand an Regeln halten, Rücksicht nehmen sondern einfach versuchen sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen. Wie im Forum oft beschrieben, reicht ja ein verunfalltes oder liegengebliebene Fahrzeug aus, um einen gewaltigen Rückstau zu erzeugen. Ob nun Bug Out Car oder kleiner Polo, alle werden nicht weiter kommen. In einem so halbwegs geregelten Chaos wird sicher Polizei und BW zusätzlich eingesetzt um wenigstens halbwegs Ordnung zu erzeugen Bei einem größeren Chaos werden die andere Sorgen haben und auch requirieren (Siehe Katarina Artikel).
Mich wundert daher, das sehr viele auf Flucht setzen.
Ich glaube, daß macht nur Sinn, wenn man frühzeitig - vor allen anderen - flüchtet (so, wie mein Chef das vorschlug).
Ich setze darauf, entweder früh flüchten - und wenn das nicht geht oder verpasst wurde - ersteinmal zu bleiben und vielleicht später zu flüchten.
Flucht in einer solchen Situation geht m.E. nach nur, wenn man ein Rad wechseln kann, d.h. ein Mindestmaß an techn. Verständnis hat.
Flucht geht nur, wenn man skrupelos sein kann, d.h. auch hart gegen andere durchgreifen kann.
Eine mannstoppende Waffe zur Verfügung hat und sie bedienen kann und auch willig ist, diese einzusetzen.
Sagen wir mal so, wenn wir aus einer Hochwasser Situation flüchten, z.B. 22.000 Mann aus Magdeburg und sehr viele mehr aus anderen betroffenen Orten, können wir erwarten, daß die anderen Menschen in Deutschland oder Österreich sich freuen, wenn wir wie Heuschrecken in deren Territorien einfallen? Würden die Menschen an der Adria oder in Kroatien uns mit offenen Armen empfangen, selbst wenn wir es schaffen würden, dorthin zu kommen?
In meinem Beispiel Magdeburg sind jetzt 22.000 Leute auf Evakuierung. Stellen wir uns vor, weiteren 50.000 Menschen (und ein paar Prepper:lachen:) wird es zu bunt und die flüchten auch irgendwohin und verstopfen die Straßen und die Deutsche Bahn. Bei 220.000 Einwohnern bleiben dann noch 148.000 Menschen allein in Magdeburg übrig, die sich irgendwann nach etwas Essbaren umsehen werden. D.h. nach den Plünderungen der sowieso schon leergekauften Supermärkte werden die weitere Kreise ziehen uns raus aufs Land gehen um sich Nahrung zu besorgen. Irgendwann werden die durch den Wald gehen oder an den Feldern stehen und nach essbarem suchen und sich das nehmen wollen.
(Übrigens hatten hier einige Supermärkte schon rechtzeitig vor der ausgesprochenen Evakuierung geschlossen und sagten mir, es wird keine Lieferungen mehr geben.)
In der Natur des Hochwassers liegt es, daß es sich nicht oft nicht um eine einzelne Stadt handelt sondern um Landstriche. In meinem Beispiel gehe ich nur von der Stadt Magdeburg aus, ohne Speckgürtel. Das Hochwasser hatte aber mehr oder weniger Dresden, Meissen, Grimma, Halle, Dessau, Bitterfeld und alles was dazwischen liegt betroffen. Da kommt schon die eine oder andere Million Einwohner zusammen :nono:. Viele von denen werden schon Tage vor mir auf der Straße in den Süden sein, die Dresdner, die Hallenser etc. bis bei uns das Wasser angekommen ist. Und die Dresdner kommen dann womöglich dort an, wo es sich die Passauer schon bequem gemacht haben :Cool: und der Dachauer grade grillt.
Werden da nicht hundert tausende an meinem oder Deinem sicheren Ort vorbeikommen und sich der von Dir sorgsam geschaffenen Autonomie bedienen?
Abhauen nach Thailand oder sonstwo:
Werden da nicht der eine oder andere in einer solchen absehbaren Situation wie ein Hochwasser sagen: na, dann machen wir halt jetzt Urlaub und hauen ab in die Sonne. Abgesehen davon, daß kurzfristig sowieso wenig Plätze in den Fliegern sind, werden nicht viele andere auf diese Idee kommen?
Mein Chef kam doch auch auf Idee, mich abzuziehen, ehe ich dort vielleicht festsitze, im Stau, wohlgemerkt, ohne persönliche Gefährdung der Gesundheit/leben.
Wie gesagt, es geht mir nicht darum persönliche Prinzipien, Pläne oder Szenerien in Frage zu stellen sondern vielmehr darum, das Bewußtsein für die Masse an Menschen in Not zu schärfen. Und ganz ehrlich, viele von Euch hat das Elbehochwasser nicht betroffen, und ist daher weit weg. Klar, es ist auch nur ein kleiner Landstrich betroffen, aber das erzeugt im Ernstfall eine Menschenbewegung, Flucht oder "Heuschrecken" Plage die man auch woanders spürt. Siehe auch den anderen Post Hochwasser am Niederhein von nashua.
Wahrscheinlich sehe ich in einer solchen Situation bei mir die Chance zu bleiben. My Home is my castle. Hier kann ich mich vorbereiten, kenne die Umgebung, kann mich einigeln und verbarrikadieren und auch besser verteidigen. Bevor ich Hunger habe, schaue ich (möglichst vor den anderen) zuerst in die Schrebergarten gegenüber
Natürlich gilt das nur für ein mehr oder weniger zeitlich begrenztes Szenario, welches also irgendwann beendet ist oder absehbar ist, daß die Situation rundherum besser wird.
So liebe Forumisten, dann bin ich ja mal gespannt auf Eure Meinungen zu diesem Thema