Die Geschichte meiner Flucht

  • Hallo Leonardo,


    ich möchte mich für Deine interessante und lehrreiche Geschichte bedanken.
    In der Theorie ist immer alles ganz einfach, aber wenn man sowas selbst durchlebt - wie Du - sieht die Sache schon anders aus.
    Ich habe vieles daraus gelernt. Zum einen sehe ich vieles in einem anderen Licht, z.B. unsere alltäglichen kleinen und nichtigen Problemchen.
    Zum anderen aber auch so manche, nur allzu schematischen"Prepper Konzepte".
    Ein noch so perfekt gepackter kiloschwerer Fluchtrucksack kann z.B. in einem Szenario wie in Deinem Fall völlig nutzlos sein. Und selbst ein kleines einfaches Taschenmesser ohne besonderen Schnickschnack immer noch besser sein als nichts.



    Gruß vom Nasenbären

  • Hallo Leonardo,


    ich habe Deine Geschichte nochmals durchgelesen - diesmal allerdings aus der Sicht eines angehenden Preppers.


    Deine Schilderungen haben mir bei der Planung meiner Vorbereitung wichtige Anregungen gegeben. Unter Anderem bin ich auf die erwähnten "Goldplättchen" gestoßen.


    Wir haben hier einen Themenbereich Edelmetall (https://www.previval.org/forum/showthread.php/31530-Edelmetall-Thread-%28Gold-Silber%29) , in dem verschiedene Möglichkeiten EM zu lagern diskutiet werden. Die Goldplättchen hätten auch ihren Reiz (gut versteckbar).


    Weißt Du was es mit diesen Plättchen auf sich hatte? Hast Du Maße, Gewichte o.ä. und wie wurde die Echtheit geprüft?


    Ich würde mich Freuen, wenn Du dazu etwas sagen könntest.


    Gruß


    boppel

  • Hallo Leonardo,
    Ich finde deinen Bericht einfach überwältigend und mir fehlen die richtigen Worte. Und ja, du solltest ein Buch schreiben, du hast das wirklich drauf! Dein Stil ist wirklich etwas besonderes, es ist eine Gabe.
    Liebe Grüße
    Alex

    In jedem Genie steckt auch ein kleiner Idiot!

  • klar lassen sich die 50 x 1g knickplatten unauffällig in den Saum einnähen.


    Die Echtheit kann hier im Fall der Fälle zum Problem werden, da ja lediglich die Stempel drauf sind, anders als Goldmünzen die ja teilweise hinlänglich bekannt sind.



    Gruß


    TID

  • Zitat

    klar lassen sich die 50 x 1g knickplatten unauffällig in den Saum einnähen


    50g sind eine halbe Tafel Schokolade. Ich bezweifle, daß diese Masse bei einer Leibesvisitation unbemerkt bliebe. Mehrere dünne Folien an verschiedenen Stellen in der Kleidung vernäht könnten bei einer flüchtigen Untersuchung tatsächlich unbemerkt bleiben (wenn man da noch etwas Lehm daran schmiert usw.).


    Leider meldet sich Leonardo dazu nicht mehr, daher können wir nur spekulieren. Schade.


    Gruß


    Boppel

  • boppel: Du besitzt selber kein Gold oder :winking_face:
    das Volumen einer halben Tafel Schokolade wären um die 1KG Gold.
    Die Knickplatten sind klein und vor allem Dünn.



    Gruß


    TId

  • Hi Boppel,
    Hi Alle


    TID hats gesagt, 50 Gramm Gold lassen sich sehr wohl verstecken und fast überall einnähen. Die haben allerdings auch nicht das Volumen von 50g Schokolade :winking_face:
    Nur schon eine Goldunze wiegt 31 Gramm und hat meistens in etwa die Grösse einer 2 Euro Münze (glaube ich zumindest, in Ermangelung an entsprechenden Münzen).


    Bezüglich Tafelgold wurde ja auch schon im "grossen" Edelmetall Thread diskutiert und ich empfehle es ganz eindeutig nicht. Für Prepper-Szenarien immer zu Münzen greifen.
    Aber das wurde ja auch diskutiert. https://www.previval.org/forum…-Thread-%28Gold-Silber%29


    Ich verlinke egoistischerweise mal zu meinem eigenen Post, der eine Art Anleitung oder Ideenanregung für Neulinge im Thema Gold sein sollte.
    https://www.previval.org/forum…676&viewfull=1#post200676


    Darauf ergab sich eine gute Diskussion, auch über Tafelgold.
    Und ihr werdet einige von Bärtis sehr guten und aufwändigen Beiträgen sehen.


    So und jetzt genug von mir mit Gold in diesem Thread. Aber Leonardos Antwort würde mich trotzdem auch interessieren :)



    Gruess, Anti

  • Zitat von leonardo;200622

    Hallo zusammen :winke:


    Als ich mich beschlossen habe, diese Geschichte in diesem Forum zu erzählen, dachte ich mir schon, dass nicht viele von euch sich, verständlicherweise, noch nie mit Hintergründen und Verlauf von einer Flucht auseinandergesetzt hat. Ich möchte hiermit keine Flüchtlingsdebatte anstoßen, es hängt mir sowieso durch die ganze Medien letzte Zeit schon zum Halse raus, sondern euch nur ein sagen: niemandem fällt es leicht, seine Heimat zu verlassen und keine Flucht läuft so ab wie geplant. Hinter jedem Fluchtenden steckt eine Geschichte und ich bin mir sicher, dass viele davon noch dramatischer und abenteuerlicher als meine sind.


    Hallo Leonardo,


    ich habe einen hohen Respekt vor Dir, Deinem Mut und Deiner Lebensgeschichte! Du bist ganz einfach ein "Survivaltyp"


    Auch gerade als Segler, der ein bissele weiss, wie es auf See zugehen kann, habe ich jeden Respekt vor Menschen, die ihr Leben in einem schrottreifen und nicht seetüchtigen Kahn auf's Spiel setzen. Das tut niemand aus Abenteuerlust!!!! Da steckt echte Verzweiflung dahinter!


    Nur, wenn ich Deine Beiträge lese, dann fällt mir eines auf, Du bist Deutscher, Du bist in Deutschland angekommen, sprichst ein perfekteres Deutsch als mancher Muttersprachler und Deine Ausdrucksweise, Formulierungen, Sprachstil, Argumentation etc. lassen auf einen grundsolides Bildungsniveau schliessen. Es sollte mich nicht wundern, wenn Du einen Doktorhut im Schrank hast :)


    Wenn Du Sprache und Kultur Deiner alten Heimat deswegen verleugnen würdest, das wäre sogar ausgesprochen schade!


    Es gibt aber leider auch andere Beispiele. Die oft zitierten Parallelgesellschaften, wo Menschen, die in der zweiten oder sogar dritten Generation in D leben, nur ein rudimentäres "kiezdeutsch" beherrschen und - nennen wir es beim Namen - bildungsabstinent sind.


    Mir ist ein Flüchtlingsschicksal erfreulicherweise erspart geblieben, aber ich habe beruflich jeweils für einige Zeit in Südafrika und in dem südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gearbeitet. Selbstverständlich habe ich Afrikaans und Tamil gelernt.


    Schön, dass Du bei uns bist!


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich war die letzten Tagen unterwegs und habe nur via Smart Phone mal kurz reingeschaut. Zu schreiben auf dem Touchscreen war mir doch zu mühselig deswegen kann ich erst heute antworten. Sorry.



    boppel das mit dem Gold kann ich dir leider nicht mehr sagen als dass die Plättchen aufgerollt etwa 5x7 cm groß waren und so weich, dass man sie zu einem Röllchen drehen konnte. Wäre mein Papa noch am Leben hätte ich ihn fragen können. Aber wenn ich meine Mutter sehe werde ich sie darauf ansprechen.

    Waldschrat Doctorhut habe ich nicht. Hätte ich die Möglichkeit zu studieren dann Kunst oder Tektonik. Leider hatte ich damals nicht den Mut und die finanzielle Rahmenbedingung um ein Studium anzufangen. So habe ich die Schule nach der 11er geschmissen und Automechaniker geworden. Ich bin trotzdem sehr glücklich und zufrieden mit meinem Leben. Aber meinen Sohn werde ich auf jeden Fall zur Uni treiben, wenn es sein muss mit einem Knüppel :boxing_smiley:



    Besondere Fähigkeiten habe ich durch die Flucht nicht aneignen können außer dass ich heute alles essen kann ohne zu meckern. Das schätzt meine Frau sehr an mir. Egal was und wie sie gekocht hat ist immer noch besser als das Essen im Camp :grosses Lachen:

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Hallo Leonardo,


    vielen Dank für diese augenöffnende Erzählung. Ich gebe zu, diese hat einen Denkprozess gegenüber mancher (auch anerzogener) Einstellung zu einigen Dingen angestossen... Und für meine eigenen Previval-Vorbereitungen habe ich auch etliches "abgespeichert", was ich mir bisher in der grauen Theorie anders zurechtgelegt hatte. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute :)

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Servus, Leonardo!

    Kürzlich hast du im Forum zum Thema "Flucht" die Formulierung "aus eigener Erfahrung" benutzt und das hat mein Interesse geweckt. Ich habe kurz herumgesucht und bin auf diesen Faden gestoßen, der scheinbar seit vielen Jahren hier ruht.

    Diesen Nachmittag habe ich dann sehr begeistert mit Lesen verbracht und möchte mich für deine ausführliche Schilderung herzlich bedanken.

    Vielleicht interessieren sich andere, wie ich erst kürzlich dazugekommene Foristi für die Story, daher hole ich sie hiermit aus der Versenkung :winking_face:

  • Servus, Leonardo!

    Kürzlich hast du im Forum zum Thema "Flucht" die Formulierung "aus eigener Erfahrung" benutzt und das hat mein Interesse geweckt. Ich habe kurz herumgesucht und bin auf diesen Faden gestoßen, der scheinbar seit vielen Jahren hier ruht.

    Diesen Nachmittag habe ich dann sehr begeistert mit Lesen verbracht und möchte mich für deine ausführliche Schilderung herzlich bedanken.

    Vielleicht interessieren sich andere, wie ich erst kürzlich dazugekommene Foristi für die Story, daher hole ich sie hiermit aus der Versenkung :winking_face:

    Danke fürs aus der Versenkung holen dieses Themas! Ich habe selber die Texte damals gelesen und auch kommentiert. Das habe ich gerade nachgeguckt, vor über sieben Jahren... Wusste ich gar nicht mehr, ich war hier zwischenzeitlich inaktiv... Wahnsinns Story immer noch. Und auch was so in der Zeit, aber auch die letzten 7,5 Jahre so auf der Welt passiert ist, was auch am Rande zum Thema im weitesten Sinne passt...

    Gruß David

  • Ich schließe mich den Vorrednern an. Ich habe dann mal deine Fluchtgeschichte durchgelesen und das hat mich in meiner innerten Überzeugung nur verstärkt, das Flucht durchaus ein angemessener Weg ist, troz aller Gefahren, was aber für mich nicht in Frage käme aus verschiedenen Gründen.

    Trotzdem vielen Dank für deine Geschichte und die Erfahrungen daraus.

  • Makoto


    Prima 👍

    Auch von mir ein großes Danke für die Wiederbelebung der Geschichte!

    Ebenso an leonardo für seine Offenheit & Schreibbegabung, liest sich wirklich gut!


    Diese Reanimationen finde ich sehr wichtig, gerade für die später Hinzugekommenen, viele -wie ich auch- wären mit Sicherheit auf diesen überaus lesenswerten Bericht bestenfalls zufällig gestoßen!

    Bitte mehr davon!


    Die ehemaligen Boat-People haben durchschnittlich einen höheren Bildungsgrad als der Durchschnitts-Deutsche und sich zu über 90% voll in die deutsche Kultur & Gesellschaft integriert, Sozialfälle & Kriminalität sind die Ausnahmen (bis auf den Zigarettenschmuggel sind sie kaum in anderen Deliktbereichen aktiv).


    Wenn es doch bei Allen so wäre...


    Gruß Wolfgang

  • Da wollte ich nur mal kurz zum müde werden noch im Forum lesen...


    ...und konnte dann nicht aufhören bis ich alles gelesen hatte.


    Spannende Geschichte. Dankeschön fürs Teilen. :gut:

    aus DE gesendet....

  • Die ehemaligen Boat-People haben durchschnittlich einen höheren Bildungsgrad als der Durchschnitts-Deutsche und sich zu über 90% voll in die deutsche Kultur & Gesellschaft integriert, Sozialfälle & Kriminalität sind die Ausnahmen (bis auf den Zigarettenschmuggel sind sie kaum in anderen Deliktbereichen aktiv).


    Wenn es doch bei Allen so wäre...


    Gruß Wolfgang

    Ich möchte nur eine Kleinigkeit richtig stellen. Die "Zigarettenschmuggler " waren oder sind ausnahmslos vietnamesische Gastarbeiter in der ehemaligen DDR. Diese verloren ihre Arbeit nach der Mauerfall und mussten irgendwie sich über Wasser halten. Dazu kam, dass sie, um das begehrte Arbeitsvisum für die DDR zu bekommen, meist sehr hohe Bestechung zahlen mussten. Alle versuchten in Deutschland zubleiben ob wohl sie keine Chance auf einen Aufenthaltstatus hatte. Ich habe damals mitbekommen dass sie den "Boat people" Landleute viel Geld boten um durch Scheinheirat hier bleiben zu dürfen. Die Rede war von 10 000 DM. Viele, meist junge Männer, wurde dann kriminell. Die meisten versuchten auf den Flohmärkten ihr Glück. Als die Vorfälle in Rostock eskalierten wurde natürlich alle auf einem Kamm gescherrt. Aber es gibt halt die Boat People-Fraktion und die DDR Gastarbeiter-Fraktion :winking_face: Der Xuan in meiner Geschichte hatte damals eine Gastarbeiterfamilie bei sich aufgenommen bis der Aufenthaltstatus geklärt war. Deswegen erfuhr ich einiges aus erste Hand darüber.

    Von deutschen Medien wurde nur oberflächlich über das Thema berichtet. Ich verstehe das wenn die meisten ein falsches Bild davon haben und hoffe ein wenig hiermit zur Aufklärung beigetragen zu haben.


    Liebe Grüße :)

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Die Geschichte von Leonard hat mich schwer beeindruckt und nachdenklich gemacht. Um das ganze immer wieder mal zu lesen, und auch anderen mal zum lesen zu geben die mit solchen Foren nichts am Hut haben - habe ich mir heute die Mühe gemacht alle Beitrage von Leonardo in eine Datei zu kopieren. Habe viele Zeilenumbrüche entfernt und das ganze leicht formatiert. Wenn Interesse besteht und Leonardo nichts dagegen hat würde ich diese PDF Datei hier im Forum hochladen.


    Tschüss Heiko

  • Ich habe nichts dagegen. Schön dass du dir so viel Arbeit deswegen machst.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.