Die Geschichte meiner Flucht

  • Nun habe ich eine Weile im Forum geschmökert. Zum Teil sehr interessante, mit Sorgfalt recherchierte Beiträge. Also ihr meint es ja wirklich ernst mit dem „Auf die Apokalypse vorbereiten“. In der Tat habe ich sehr viel Neues dazu gelernt.

    Um einen bescheidenen Anteil für das Forum beizutragen, möchte ich die Geschichte von meinem Fluch aus Vietnam erzählen. Ich hoffe:




    • die Vorurteile über Flüchtlinge, egal woher oder wohin mindesten hier etwas aufzu klären.


    Nicht alle, die ihre Heimat und alles was ihnen lieb und teuer ist, hinter sich lassen, ihr Leben riskieren, suchen nur den Wohlstand, der ein Sozial-Demokratische Staat wie z.B. Deutschland bietet. Natürlich sind darunter viele Wirtschaftsflüchtlinge. Natürlich bin ich selbst nicht abgeneigt auf die viele Möglichkeiten, die dieses Land uns Migranten bereitstellt. Aber allein deswegen das durchmachen, was ich erleiden muss, um hierher zu kommen, würde ich niemals.


    2. [FONT=&amp]im Forum mehr Tatsachenbericht geschrieben wird und wir nicht nur über fiktive Szenarien diskutieren[/FONT].


    3. [FONT=&amp]dass einige von euch klar wird: euch geht es hier immer noch viel zu gut. Regt euch nicht über jeden kleinigkeiten auf ![/FONT]

    4. falls all die o.g. Punkte nicht zutrifft, so betrachte diese kleine Geschichte als triviale Unterhaltung :face_with_rolling_eyes:


    Alles was ich euch jetzt erzähle habe ich selbst erlebt. Wenn etwas zu persönlich wird dann lasse ich es weg. Sonst versichere ich euch nur die Wahrheit zu berichten. Erwarte aber bitte keine spektakuläre Abenteuer bzw filmreife Storys sondern nur eine Geschichte von Menschen bei ihrem verzweifelten Versuch, ein Leben in Freiheit zu finden.


    Ich bitte euch der Übersichtlichkeit wegen keine Kommentare oder Fragen zwischen den Kapiteln zu posten.
    Ich werde, wenn es Bedarf besteht, einen separaten Thread dafür auf zu machen.
    Momentan bin ich dabei, unser Haus zu sanieren. Trotzdem werde ich versuchen, die Geschichte zügig wie möglich zu posten. Für evtl Grammatik-und Rechtschreibfehler bitte ich schon mal um Nachsicht.

    Vielen Dank für euere Aufmerksamkeit.









    1.Kapitel - Meine Kindheit und der Krieg



    Ich kann nicht sagen, wann der Krieg in unserem Land angefangen hat. 1000 Jahre haben wir die Chinesen abgewehrt. Dann kamen die Franzosen. Im zweiten Weltkrieg waren die Japaner da und hatten das halbe Land verhungern lassen. Danach kehrten die Franzosen zurück bis sie in Dien bien Phu (http://de.wikipedia.org/wiki/S…87n_Bi%C3%AAn_Ph%E1%BB%A7) endgültige den Arschtritt bekamen. Es folgte einen Bürgerkrieg ähnlich wie Korea. Der Süden für Demokratie und Kapitalismus. Der Norden, beeinflusst von großem Bruder Russland, schwörte auf Kommunismus. Die Amerikaner witterten ihre Chance, den unbeliebten Krieg mit Russland auf unserem Boden zu führen. Sie ließen den gewählten Präsident ermorden und stellten eine ihre Marionette als Präsident hin. Das Land wurde zweigeteilt. An dem 17. Breitengrad sollte die Grenze sein aber gekämpft wurde eigentlich überall im Land.
    Als mein Vater geboren wurde war Krieg. Als ich geboren wurde war Krieg.
    Was anderes kannten wir nicht. Mein Vater, als erster und einziger Sohn der Familie, also der Stammhalter, war befreit von der Wehrpflicht. Außerdem hat der studiert und arbeitete einige Jahre als Grundschullehrer. Trotzdem trat er in die Armee ein, schloss eine Offizierausbildung ab, kommandierte eine kleine Einheit von einem Panzerbataillon, das tief im Mekongdelta stationierte. Meine Mama erzählte mir, Vater nahm, wenn er wieder in die Kaserne musste, immer einen vollgepissten Windeln von mir mit in seinem Rücksack. Als Kind habe ich ihn ausgelacht wenn Mama das wieder erwähnt. Heute, selbst Vater geworden, verstehe ich das.
    Mein Vater hasste die Kommunisten. Bis zu seinem letzten Atemzug. Ich bin überzeugt, der hätte sie bekämpft bis er irgendwann auf dem Schlachtfeld fallen würde.

    Als Mama das dritte Kind bekam musste Vater die Armee verlassen da Mama nicht mehr schaffte, allein für drei Kinder zu sorgen. Auch finanziell nicht.


    Mit den Ersparnissen und Abfindung der Armee kaufte Papa eine Wohnung in Saigon. Mama eröffnete ein Geschäft, das mit Elektrokleinwaren, Süßigkeiten und Kaffee handelte. Unser zu Hause roch immer wie hier bei Tschibo. Wir Kinder konnten uns mit Süßigkeiten voll stopfen.
    Nach ein paar Jahren haben meine Eltern sich zu bescheidenen Wohlstand gebracht. Nach uns drei Jungs kamen noch zwei Mädchen zur Welt. Trotz des allgegenwärtigen brutalen Krieges
    waren wir eine glückliche Familie.

    Bis April 1975.



    Der Krieg neigte sich den langersehnten Ende zu. Leider nicht zu unseren Gunsten.
    Ich war acht. Trotzdem habe ich sehr viel mitgekriegt, was damals passierte und konnte auch an vieles erinnern.
    Vielleicht wurde Kinder im Krieg schneller erwachsen. Ich weiss es nicht.


    Die Amerikaner verließen Hals über Kopf das Land. Unser ehrenwerter Präsident hatte sich paar Tonnen Gold geschnappt und sich ins Ausland abgesetzt. Es war nur eine Frage der Zeit bis der Süden endgültig fiel.
    Es gab immer Schiessereien und Bombenanschlag in der Stadt. Alle restlichen Einheiten der südvietnamesischen Armee zogen zurück nach Saigon um die Stadt noch bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Im Radio und Fernsehen liefen immer noch den ganzen Tag Durchhalte-Propaganda während die Kanonnenschüsse immer näher kamen. Es verbreiteten Gerüchte vom grausamen Racheakt der Vietcong. Von Massenerschießung- und Vergewaltigungen.
    Panisch ergriffen viele Menschen die Flucht aus Saigon. Die letzten Hubschrauber bringen so viel Flüchtlinge wie sie konnten zu den Schiffen der 7.Flotte, die noch im Südchinesischen Meer sich befand, bis es kein Platz mehr war dann wurden die Helis einfach ins Meer geworfen um Platz für Menschen zu machen.
    Ich wusste nicht mehr wann meine Eltern mit der Vorbereitung angefangen hatten.
    Wir Kinder wurden jeweils zu einem Erwachsenen zu geteilt. Jeder bekam eine Armee-Hundemarke( Dog Tags) um den Hals gehängt, wo all unser wichtigen Daten, Name, Blutgruppe, Name der Eltern, Adresse… drauf stand. Dazu eine kleine Tasche mit etwas Proviant, Wasser, Kleidung…
    Unser Ziel war der Hafen. Wir müssen versuchen, auf ein der Schiffe zu kommen, das uns hoffentlich zu den Amerikanern bringen würde. Wir warteten gespannt aber sehr ruhig und diszipliniert auf den „Marschbefehl“ von meinem Vater.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Um die Situation besser zu verstehen sollt ihr wissen. Die Medien hier zulande, besonders die Kriegsfilme a la Rambo
    geben ein völlig verzehrtes Bild vom Vietnamkrieg wieder.


    Nichts aber auch nichts davon entspricht nur annähernd die Wahrheit. Die amerikanischen Soldaten waren keine coole tapfere Krieger,
    die das arme vietnamesische Volk verteidigten sondern ein Haufen tollpatschige Halbwüchsige, die gar kein Benehmen hatten.
    Vater hat z.B. erzählt, als er mit den G.I’s auf Patroullie war, wollte ein von denen eine Kokosnuss zum trinken haben.
    Nach ein paar vergeblichen Versuchen, auf dem Baum zu klettern, lud er seine M72 Granatenwerfer und pustete den ganzen Baum um.
    Was für Vollidioten. Die haben einfach den Besitzer fragen können. Aber so schürten sie nur den Hass der Bevölkerung ihnen gegenüber.

    Stellt euch mal vor, jemand kommt in eueren Garten, sprengt den Apfelbaum um an die Früchte zu kommen und behauptet,
    er wäre eure Beschützer!!???
    Ständig hatten sie irgendwelche körperliche Leiden. Die meisten vertrugen das tropische Klima
    und die Nahrung nicht. Dem zu Folge litten sie sehr an Durchfall und Kreislaufsprobleme. Aber am schlimmsten war es, dass
    ihre Füße durch das übermäßige Schwitzen und laufen in den unterwasserstehenden Reisfeldern in den Stiefeln verfaulten.

    Den Großteil der Kämpfen trugen die Vietnamesen unter sich aus. Jede Familie die ich kannte hatte jemand,
    der in der Armee diente. Der Süden hatte im Krieg 1,3 Mio Soldaten verloren. Die Amerikaner mit ihre 58 Tausend gefallenen
    (natürlich ist jeder gefallene Soldaten zu viel) können doch nicht ernsthaft behaupten, sie haben den Krieg geführt.






    Von zu Hause bis zum Hafen sind etwa 5-6 km. Die Erwachsene lauschten aufmerksam die aktuelle Lage am Radio.
    Auch die ganze Nachbarschaft war in der Aufbruchstimmung.


    Aber Vater zögerte und zögerte. Bestimmt fiel es ihm schwer, alles zurück zu lassen was wir über die Jahre aufgebaut haben.
    Unser schönes zu Hause, unser kleines Geschäft. Das Auto(damals absolute Luxus). Oder noch schwerer die Ungewissheit,
    was auf uns zukommen würde. Mit 5 kleinen Kindern, das älteste 8 das kleinste grad 1 Jahr alt die Strecke bis zum Hafen
    durchzukämpfen, auf ein Schifft zu schaffen, wenn überhaupt möglich, und was dann?



    Andererseits war er ein Soldat der südvietnamesichen Armee. Sogar ein Offizier. Was würde der Feind mit ihm machen? Mit seiner Familie?


    Armer Papa. Ich bin froh dass ich nicht in seiner Haut stecken müsste.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Saigon befand sich bis dahin schon seit mehreren Wochen im Ausnahmezustand.
    Alle Versorgungslieferung von den Provinzen abgeschnitten. Durch die Ausgangsperre waren alle
    Märkte und Geschäfte geschlossen. Trotzdem haben wir immer noch genug zum essen.


    Damals habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Heute frage ich mich,
    wie meine Eltern das geschafft hatten, so viele Vorräte anzulegen um eine achtköpfige
    Familie über so eine lange Zeit satt zu kriegen, und das ohne Kühlschrank, da der Strom ständig ausfiel.


    Meine Oma, die bei uns lebte, ist eine Meisterin der Notküche. Irgendwie hatte sie immer super
    lecker gekocht trotz allen widrigen Umständen.


    Einige Leute in der Nachbarschaft, die versucht hatten, zum Hafen zu kommen, kehrten zurück.
    Es gab kein Durchkommen mehr. Papa hatte zu lange gezögert.


    Am 29.April 1975 brach die Hölle los in Saigon. Überall wurde geschossen.
    Auch auf unserer Straße. Papa verriegelte unsere Metalltür und schickte uns Kinder ins Schlafzimmer.


    Auf einmal kloppte es an der Tür. Papa ging raus, kam wieder zurück, holte ein paar seiner Kleidungsstücke
    und ging wieder zur Tür. Ein Soldat der südvietnamesischen Armee bat ihm um Zivilkleidung. Papa fragte ihn
    nach der aktuellen Lage. Danach ging er zu Mama und flüsterte ihr etwas zu.


    Mama holte ihre Nähmaschine raus. Alle Kleidungstücke mit den Farben Blau, Rot und Gelb wurden zerschnitten.
    Daraus nähte Mama die Flaggen der National Befreiungsfront. Rot Blau mit einem gelben Stern in der Mitte. Die Flagge des Feindes.


    Am 30 April 1975 fuhr ein Panzer der Vietcong in den Präsidentenpalast, beendet damit den verhassten Krieg.
    Danach haben doch alle über Jahrzehnte gesehnt. Endlich Frieden.


    Aber was danach kam, ist noch schlimmer als der bes*****’** Krieg.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Der befürchtete Racheakt der Vietcongs blieb aus. Vorerst.
    Die Sieger marschierten triumphierend in die Stadt. Zum ersten Mal im Leben sah ich echte Vietcongs live.
    Es gab die regulären Truppen von Norden im beigefarbenen Uniform und die Guerillakämpfer der National Befreiungsfront im
    schwarzen Klamotten. Abgesehen von ihrer Bewaffnung wirkten sie auf dem ersten Blick gar nicht bedrohlich sondern winkten
    uns freundlich lächelnd zu. Wir Kinder durften zum ersten Mal seit Wochen wieder auf die Strassen gehen.


    Autos mit Megaphon fuhren durch unseren Stadtteil und verkündeten den Sieg des Volkes über die amerikanische Besatzung und die Verräter.

    Überall lagen Waffen, Munition, Uniformen und Ausrüstung der südvietnamesischen Armee. Mir hatte es viel Spaß gemacht,
    die Patronen aufzubrechen und das Schiesspulver anzuzünden.


    Die älteren Jungs fuchtelten mit den Waffen rum. Ab und zu knallte es. Ob jemand getroffen wurde wusste ich nicht.
    Mama hängte die selbst genähte Flagge über der Tür auf. Viele in der Nachbarschaft taten das gleiche.


    In den nächsten Tagen herrschte das Chaos in der Stadt. Stündlich fuhren wagen mit Megaphon durch die Strassen und verkündeten Anweisungen, Beschlüsse der neuen Verwaltungskomitee oder einfach nur Propagandamusik. Manchmal beschimpften sie die Amerikaner und die Verräter,
    so was wie mein Vater, oder die kapitalistische Ausbeuter, also die Reichen. Alles war für mich neu aber meist hatte ich verstanden worum es ging.


    Die Waffen wurden auf Schubkarre eingesammelt. Und es war eine Menge Waffen.
    Papa hatte seine Dienstwaffe, ein Colt M 1911 aber nicht abgegeben. Ich wusste, in welcher Schublade das Ding lag. Ich hatte früher immer damit rumgespielt wenn er es säuberte.

    Nach und nach kehrte etwas wie Normalität zurück. Vereinzelt öffneten Geschäfte und Restaurants wieder. Mama war clever. Sie wüssten, dass man ab jetzt keine neue Ware mehr von Ausland bekam, damals meist von Hongkong, Taiwan oder Japan, und nahm die Elektrogeräten von Regal. Im neuen Sortiment verkaufte sie nun unter anderen Propagandaartikel wie Flagge, Porträt von Ho Chi Minh, Anstecknadel…usw. Weiss der Geier woher sie die Ware so schnell auftreiben konnte. Geschäftüchtige Frau halt.



    Da es keine funktionierende Polizeibehörde gab, wurde so was wie ein Bürgermiliz aufgestellt.

    Auf einmal sah ich einen Jungen aus der Nachbarschaft mit einem Gewehr rumlaufen.
    Den kannte ich gut. Seine Familie war sehr arm, hatte sich mit Kleindiebstähle und Gaunereien übers Wasser gehalten. Nun sollte gerade er für Recht
    und Ordnung sorgen!!???
    Völlig verrückt. Zum Glück hatte er, abgesehen von einigen Drohgebärden niemanden erschossen.

    Eines Tages ging ich zum Markt um Besorgung für Mama zu machen. Auf einmal schrilles Geschrei von einer Frau, der die Handtasche von zwei Jungs auf einem Moped entrissen worden war. Ein Soldat der regulären Armee, also die mit dem beigefarbenen Uniform, hatte das beobachtet. Er zog an den Ladehebel seiner Kalaschnikow, kniete sich auf einem Bein, legte das Gewehr an Schulter und drückte zwei Mal ab. Die zwei Jungs, mittlerweile schon in ziemlich großer Entfernung, krachten und rutschten mit ihrem Moped auf dem Asphalt.
    Beide Tot. Zwei Menschenleben für eine Handtasche mit unbekanntem Inhalt. Solchen Vorfällen sollten es noch sehr oft geben. Jegliche
    Vergehen könnte tödlich enden. Ob das geholfen hatte, die öffentlich Ordnung aufrecht zu erhalten?

    An dieser Stelle möchte ich wieder eine Bemerkung zu den Kriegsfilmen äußern.
    Im Film mähte Rambo reihenweise ratlos hüpfende Vietcongs um und selbst bekam er nur paar Kratzer ab. In der Wirklichkeit sind diese Typen eiskalte Killer. Sie haben ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan als zu kämpfen und zu töten. Es hat jetzt nicht mit Patriotismus oder Nationalstolz zu tun wenn ich es so sage sondern nur aus meiner Sicht die Wahrheit.
    Wir haben schon im Kindesalter eingeflösst bekommen, dass ein heldenhafte Tod unser Ahnen stolz macht. Unser Land hatte noch nie Besatzung geduldet. Selbst wir Kinder dürften uns vor keinen Kampf verkneifen. Sonst gelten wir bei den Jungs als Memme und bei den Mädchen wären wir unten durch. Ich hatte noch nie Ärger von Papa bekommen wenn ich nach einem Schlägerei mit blauen Augen nach Hause kam.
    Hätten die Amis sich von vorne rein raus gehalten, wäre der Krieg mit Sicherheit ganz anders verlaufen.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte oder warum sie hier geschrieben wird, halten soll - sorry!


    Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du erzählen würdest, wie Du jetzt preppst, aufgrund Deiner Vorgeschichte!


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Ich bitte euch um Geduld. Die Eigentliche Geschichte kommt noch. Undsie hat wohl was mit Preppen zu tun.
    Ich möchte erstmal den Grund für unser Flucht aus Vietnam erklären.
    Das Thema ist viel komplexe als dass ich einfach sagen könnte, wir haben nichts zu fressen und hier gibt es Sozialshilfe plus Kinder Geld,
    deswegen sind wir hier.
    Ausserdem ist mal was anderes als Katastrophe a la Stromausfall oder vollgelaufenen Keller :face_with_rolling_eyes:.
    Gruss

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Hallo Leonardo,



    ich danke Dir herzlich für Deinen Bericht!


    Dennoch habe ich eine Frage:

    Du schreibst, dass Du damals aus Vietnam flüchten musstest, folglich wirst Du damals kein Deutscher gewesen sein. Gleichwohl ist Dein deutscher Schreibstil grammatikalisch geradezu vorbildlich.


    Da können sich manche Deutschen eine Scheibe von abschneiden…


    Hättest Du Interesse, etwas näher auf Deine Biographie einzugehen?



    Was Vietnam betrifft:

    Da ich seit 15 Jahren in Asien lebe (Thailand), habe ich bereits öfters Vietnam bereist.
    Ich möchte hier den interessierten Mitgliedern eine sehr interessante und hintergründige Dokumentation von ARTE über den Vietnamkrieg vorstellen.


    Wir können uns kaum vorstellen, wie diese Menschen unter den aufgezwungenen Kriegen haben leiden müssen.


    Dennoch haben die Vietcong gegen eine überragende technologische Übermacht bis zum letzten Blutstropfen gekämpft, tapfer gesiegt und letztendlich alle fremden Aggressoren und Kriegshetzer aus ihrem Land gejagt.



    Hier ist die Doku:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    https://www.youtube.com/watch?v=C1S7jVQ4b08




    Gruß Jörg

  • Zitat von survival;177124

    Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte oder warum sie hier geschrieben wird, halten soll - sorry!


    Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du erzählen würdest, wie Du jetzt preppst, aufgrund Deiner Vorgeschichte!


    LG von der Survival


    Vielleicht weil es um überleben geht und dies in der Realität und nicht in einem phantasierten STHF Fall wo der grosse EMP Schlag uns ins Mittelalter zurückschlägt. Dass indem man zu hört man lernt. Das man sieht das sich Katastrophen nicht unbedingt von Knall auf Fall entwickeln sondern der Alptraum sich nach und nach einnistet.


    Killing Fileds ist mir in bleibender Erinnerung geblieben


    moléson

  • @ Survival-asia: Danke für dein Kompliment. Die Deutsche Sprache habe ich gelernt als ich hier ankam.


    Grob vorgestellt habe ich mich hier: Jetzt stelle ich mich auch vor

    Es freue mich sehr wenn diese kleine Geschichte dir und vielen hier im Forum gefällt.
    Der interessantere Teil, die Flucht und die Zeit im Camp auf den Philippinen, kommt noch.

    survival es bleibt jedem überlassen, was er aus Erfahrung anderer Menschen lernen kann oder will. Preppen bedeutet für mich nicht nur das schärfste Messer, die hellste Taschenlampe, das tollste Auto, die größte Menge am Vorrat zu haben sondern sich auf allen möglichen schlimmen Situationen sich vorzubereiten und falls es doch dazu käme, diese klaglos ertragen zu können.


    Konfuzius sagt: "Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste." Was der Spruch hiermit zu tun hat? Keine Ahnung. Fällt mir so grad spontan ein :grosses Lachen:



    Ich bemühe mich, trotz Arbeit, Haus und Kind, mindestens eine halbe Stunde am Tag daran zu schreiben.

    Danke für eure Aufmerksamkeit und Geduld


    Gruss

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Ben () aus folgendem Grund: Link gefixt

  • Hallo Leonardo,
    deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Ich freue mich mehr davon zu hören.
    Ist was anderes als sich (der Notwendigkeit halber) simplifizierte SHTF-Szenarien auszudenken. Besonders solche Details wie sofort eine feindliche Flagge nähen zu müssen habe ich mir noch gar nie überlegt...


    Gruess

  • Leonardo ... schreib ruhig weiter in der zeitlichen Reihenfolge ! ... Die geschilderte Entwicklung (incl. Hintergründe) ist sehr interessant. Ich persönlich halte die Vorgeschichte (der sicher noch näher erläuterten Flucht) für sehr interessant, da hierbei die "Entwicklung eines Prozesses" dargestellt wird. Gerade die Frage "Bleiben oder Gehen", "Ausharren oder Flüchten" ist ein sehr schwieriges Problem. ... Man kann unter Umständen besser im heimischen Umfeld (Basis/Besitz, Ortskenntnis, "Verbündete"/Nachbarn, Zusammenhalt usw.) überleben, es kann aber auch besser sein zu flüchten. Dabei ist die Entscheidung sehr schwer zu treffen und sie kann unter Umständen über das eigene Leben und das der Familie entscheiden. Wobei jede Entscheidung auch Falsch (oder zu spät) sein kann ... Auch die Faktoren "Glück und Zufall" eine nicht unwesentliche (leider eher unkalkulierbare) Rolle spielen.


    survival ... trotz Deines Namens scheinst Du nicht zu realisieren daß diesen Bericht jemand schreibt, welcher ein wirkliches "Survival- und Fluchtszenario" erlebt hat und nicht nur aus des Sicht eines "potentiellen" Hobby-Preppers darüber fabuliert.


    Meine Vorfahren väterlicherseits stammen aus Schlesien und ich habe noch sehr viele Menschen kennengelernt (Vater und Onkel haben als "Flüchtlingskinder" den Trek mitgemacht und haben "Flucht/Vertreibung" sowie "Neuanfang" immer in Erinnerung), welche "Flucht und Vertreibung" am eigenen Leib kennengelernt haben. Aus den Berichten und Geschichten dieser Generation kann man hinsichtlich "Überleben" (bzw. "Preppen") durchaus etwas lernen ! ... Für die Generation unserer Eltern/Großeltern war dies weder "Hobby" noch "Abenteuer", sondern zum Teil sehr bittere Lebenserfahrung.


    leonardo ... schreib ruhig in chronologischer Abfolge weiter ... ist zumindest für mich (und ich hoffe auch für andere) sehr interessant.

  • Hallo SP-Mitglieder,



    also ich persönlich finde die Flucht von Leonardo aus Vietnam sooo langweilig und sooo spießig ! :Ironie:



    Können wir denn bitte nicht wieder zu wirklich realen und ernsten Themen zurückkehren, die einen starken Charakter schmieden, eine entschlossene Integrität bilden und einen eisernen Durchhaltewillen erzeugen? :grosses Lachen:



    Ich hätte da ein paar Vorschläge, um sich genau jene Charaktereigenschaften mühevoll zu erarbeiten:



    1. Habe ein Loch in meiner GORETEX-Socke – wie kann ich es stopfen?

    2. Mein Sonder-Edition-Messer „Luxyo“, von denen nur 18 Stück weltweit produziert wurden, beschlägt immer in meiner Glasvitrine – kann das Einreiben mit Nerzöl heften?

    3. Der Schnürsenkel meines „Ultra-Trecker-Berg-Wasser-Schnee-Universal-Stiefels“ ist gerissen – was kann ich bloß tun?


    :Rol:


    Gruß Jörg

  • Danke für eueren Zuspruch. Ich gebe mir Mühe, die Geschichte aus meiner persönlichen Sicht und Erinnerung zu erzählen.
    Falls manche Details nicht mit dem Berichten einschlägigen Medien sich übereinstimmen dann ist es Absicht. Ihr lest hier die
    ungefiltete Wahrheit, erzählt aus der Sicht eines kleinen vietnamesichen Jungen. Keine Copie&Paste-Mist irgendwo im Netz
    zusammen getragen.


    Und weiter geht's.



    Es kamen immer mehr Vietcongs in die Stadt. Man sah sie überall. Beide Seiten, die Stadtbewohner und die Neuankömmlinge,
    bemühten sich zueinander freundlich zu sein. Noch vor kurzem waren sie noch Todfeinde. Manchmal kamen sie zu uns, kauften
    was und zahlten mit ihrer Währung. Mama wusste nicht was dieses Geld wert war, hatte aber einfach akzeptiert.



    Nach und nach hatten die Vietcongs sich organisiert. Diverse Behörden und Komitee teilten sie sich untereinender auf, nicht nach
    Kompetenz sondern mehr oder weniger willkürlich. Wer in der kommunistischen Partei mehr Einfluss besaß, kriegte ein höhere Posten.
    Der wiederum begünstigte seinen nahstehenden Kameraden. Die meisten waren Bauern bevor sie Soldaten wurden. Mit viel Glück
    konnten sie gerade noch lesen und schreiben. Nun sollten sie ein Gebiet unmittelbar nach einem Krieg mit über 30 Mio Einwohner,
    davon 2 Mio allein in Saigon, verwalten und Regieren. Man musste nicht Experte sein um zu wissen, dass es nie und nimmer gut gehen konnte.



    „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“ Sagte Abraham Lincoln.
    Nun bekam nicht nur ein Mensch die Macht über uns sondern eine ganze feindliche Armee. In den folgenden Monaten und Jahren wurden Gesetze
    und Beschlusse erlassen, die sich gegenseitig mit Absurditäten überbieten.



    Die Enteignung der Reichen



    Jeglicher Reichtum konnte nur durch Ausbeutung des Volkes entstehen, besagt angeblich die Lehre von dem großen Karl Marx.
    Also musste man diesen Reichtum dem Volk zurückgeben.


    Und so wurde es gemacht: man nehme ein bewaffnetes Kommando, stürmte unangekündigt das Haus von einer, angeblich reicher Familie,
    verlas einen Beschluss der Volkkomitee: „Du Kapitalistenschwein hat lange genug das Volk ausgebeutet. Jetzt wird dein Vermögen
    beschlagnahm und dem Volk wiedergegeben.“


    Das Haus wurde auf dem Kopf gestellt, alles was wert war mitgenommen und der Hausherr hat sich in den nächsten Tage bei der Polizei
    sich zu melden zwecks Deportation in ein“ Umerziehungslager“



    So, habt ihr das gelesen? Kommt euch etwas bekannt vor? Da war doch was Ähnliches in den 40er auch hier in Europa oder täusche ich mich.
    Es herrschte blankes Entsetzen in der Stadt. Niemand wusste wann und ob er selber dran sei.
    Jedes Mal wenn ein Auto mit Soldaten vorbei fuhr, zuckten meine Eltern zusammen.

    Die Währungsumstellung



    Eine neue, einheitliche Währung musste her. Aber der Gleichheit und Gerechtigkeit wegen durften alle nur eine bestimmte Summe Geld besitzen.
    Also von einem Tag auf den anderen wurde das Geld umgetauscht. Ohne vorherige Ankündigung. Es lief so ab: es wurde eine Ausgangsperre verhängt.
    In den Tauschlokalen konnte man das alte Geld gegen neue umtauschen. Und zwar einen vorgeschriebenen Betrag pro Kopf.
    Den Rest des Geldes wurde in einem Konto gutgeschrieben und beim “ begründeten Bedarf“ konnte man einen Antrag auf Auszahlung stellen.


    Bisher alles klar? Es konnte nichts Schlimmeres kommen denkt ihr? Falsch gedacht.


    Die neue Wirtschaftszone



    Vietnam ist kein kleines Land wie sich die meisten Europäer vorstellt. Von der Fläche her ist Vietnam so groß wie das jetzige Deutschland. Besiedelt wurden aber nur das fruchtbare Mekongsdelta und die Küstenbereiche. Im Hinterland breitete sich der Dschungel aus.
    Riesiger, dichtbewachsener Regenwald. Jeder, der halbwegs im Biologie aufgepasst hat, weißt: auch wenn es da von natur aus keucht und fleucht,
    stirbt der Boden sofort ab sobald der Mensch via Rodung und Monokultur Ackerland daraus macht.

    Von der all so gütigen, weisen kommunistische Partei kam wieder einen genialen Erlass, der es in sich hatte:
    Um das bis dato der Natur überlassenes Land zu nutzen, wurden Stadtbewohner ausgesucht, die dahin deportiert werden sollen damit sie den
    Tropenwald zum Ackerland umwandeln.


    Nach folgenden Kriterien wurde ausgesucht. Alle die

    -keine reguläre Arbeit hatte


    -keinen offiziell angemeldeten Wohnsitz vorweisen konnte


    -in reservierten Bezirken für Funktionären und Stattbeamten wohnten


    -Klein- und Großhändler, Grundbesitzer


    -Chinesen und Christen waren



    bekamen großzügigerweise ein Stück Dschungel mit einem Strohhütten drauf geschenkt.


    800 kg Gepäck pro Familie durfte man mitnehmen. Der bisherige Wohnsitz bekam selbstverständlich der Staat als Aufwandentschädigung.

    Von Kriegsende bis zu dem Tag, als ich das Land verlasse, sind ca 1,5 Mio in die neue Wirtschaftszone deportiert worden.
    Insgesamt bis Jahre 2000 sind es 5 Mio.


    Immerhin ist da nicht so kalt wie in Sibirien.


    Von Hunger und Krankheiten geschwächt kamen immer mehr Menschen zurück nach Saigon.
    Ich weiß nicht wie viele ihre Leben in den Dschungel lassen mussten aber bestimmt nicht wenig. Wer kein Verwandten hatte, die einen
    aufnehmen konnten war nun obdachlos.


    Unter unserem Vordach schlafen manchmal welche, die aber sobald es hell wurde weiterzogen.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.

  • Hallo Leonardo,
    Danke für Deine Geschichte, ich werde sie weiter verfolgen.
    Irgendwie bekomme ich bei vielen Beiträgen Leibschmerzen, resigniere oft, denn ich wiederhole mich dann ständig mit meiner Erinnerung an meine Kindheit in der Nachkriegszeit.
    .... Deine Darstellung der Besatzungs-Helden kann ich nur bestätigen, viele waren hier in Deutschland stationiert als ich meinen Wehrdienst (in einer NATO-Einheit) absolvierte und es war jedesmal das gleiche Abschiedsritual --> Komasaufen am Vor-Abend ..... vor lauter Schiß - vielleicht bist du einem von denen begegnet!

    Zitat von Anti;177213

    Besonders solche Details wie sofort eine feindliche Flagge nähen zu müssen


    Meine Eltern waren Schneider - ich weiß wie aus tollsten Uniformen Arbeitskleidung hergestellt wird (mußte helfen).

    Zitat von Anti;177213

    habe ich mir noch gar nie überlegt...

    ... Gott sei Dank blieben die meisten dank der Gnade der späten Geburt bisher von solchen Erfahrungen verschont und die Geschichten von Oma und Opa scheinen so unrealistisch - sieht man sie doch durch den Filter der eigenen Erfahrung.


    Zitat von Survival-Asia;177237

    also ich persönlich finde die Flucht von Leonardo aus Vietnam sooo langweilig und sooo spießig ! :Ironie:



    Können wir denn bitte nicht wieder zu wirklich realen und ernsten Themen zurückkehren


    Jörg, Dein ironischer Beitrag bringt es auf den Punkt (... schreibst voll aus meinem Herzen) - leider gibt es nur einen Klick "Gefällt mir"


    Zitat von survival;177124

    Irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte oder warum sie hier geschrieben wird, halten soll - sorry!l

    Die Geschichte beschreibt die gemachte Erfahrung, gegen welche sich viele hier im Forum ausmalen und versuchen sich dagegen zu wappnen.


    Zitat von survival;177124

    Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du erzählen würdest, wie Du jetzt preppst, aufgrund Deiner Vorgeschichte!


    LG von der Survival

    ich mag Leonardo nicht vorgreifen - es gibt für solche Ereignisse keine Liste zum Abhaken!


    Ich hoffe, daß sich einige die sich Katastrophen ausmalen, diese Erfahrungen von Leonardo ganz langsam mitlesen, denn "der nächste Krieg wird ganz anders" - hoffen wir, daß er nie kommt; doch viele lesen nicht, was da unter meinem Senf steht!



    Gruß Vollzeit-Opa

    Wer aus der Vergangenheit nicht lernt, ist dazu verdammt Sie zu wiederholen. (KZ Dachau)

  • Die meisten "kriegsfernen" Menschen heutzutage können sich solche Zustände nicht im geringsten mehr ausmalen und realisieren erst bei akuter Bedrohung, in welch einer Traumwelt sie eigentlich gelebt haben. Jeden Tag sterben hunderte Menschen weltweit in aktuellen Konflikten.


    Kriege sind heute wieder auf wenige hundert Kilometer bis vor unsere Haustür gerückt, trotzdem macht sich kaum einer bewusst, dass dort jeden Tag Menschen sterben und unvorstellbares Leid erzeugt wird.


    Genau solche Erfahrungsberichte wir dieser hier sind es, welche die anderen Menschen dringend brauchen, um sich ernsthaft mit diesen unpopulären Themen auseinandersetzen zu können. Danke leonardo für deine aufschlussreiche Darstellung und dafür, dass du sie mit uns teilst! Mach weiter so!


    Das Wegschauen oder die Verdrängung dieser alltäglichen Realitäten, sollte schon in den Schulen bekämpft werden. Wir haben schon Krieg, auch wenn das kaum einer wahrhaben will. In der Ukraine sterben Menschen, im Irak, in Palästina, in Syrien, in Afrika, in Südamerika, in Asien. Ja praktisch überall. Es sind Menschen, wie du und ich, die sich oft völlig unvorbereitet in einem Szenario wiederfinden, welches so real ist, dass sie den Schmerz an ihrem eigenen Leibe spüren, ihre Kinder, Frauen, Männer und Freunde sterben sehen.


    Wie kann man behaupten, dass leonardos Erzählungen "der Prepperbezug" fehlt? Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass die wahren Gefahren von Menschen ausgehen. Um das zu realisieren braucht man nur in der Vergangenheit zu stöbern. Kriegerische Auseinandersetzungen stehen bei mir an erster Stelle, weit vor irgendwelchen AKW-Unfällen oder Sturmfluten. Ein Erfahrungsbericht von einem realen Zeugen ist die beste Anleitung um Schlüsse für sein eigenes Verhalten und die Vorsorge für solche Fälle zu erarbeiten.


    Zu meiner Grundschulzeit kam eines Tages ein alter Mann in die Klasse und hat den Kindern seine Erlebnisse aus dem 2.WK berichtet. Er selber war damals in dem Alter der Schüler. Mich hat das so dermassen bewegt, ich musste heulen am Ende seiner Geschichte und einige meiner Mitschüler auch. Kein Geschichtsbuch und Dokumentarfilm kommt nur annähernd an die bilder- und emotionsgenerierende Kraft einer wahren Geschichte heran, welche man direkt von einem Zeugen erzählt bekommt.


    Trotzdem gab es einige Kinder, die sich über den alten Mann lustig gemacht, ihn verspottet haben. Sprüche wie "Bombenwetter damals" oder "warum lassen die Vollidioten sich denn wegbomben" gingen über den Schulhof. Was ist passiert mit diesen Menschen, wo ist die Moral und Ethik, wo das Einfühlungsvermögen geblieben?


    Seit dem Ende des 2.WK tun besonders die Deutschen so, als wenn das der letzte Krieg in der Geschichte gewesen wäre. "Natürlich kann und wird das nie wieder passieren". Wie bitte? Es passiert jeden Tag und mittlerweile quasi direkt vor der Haustür. Hier im Forum lese ich immer wieder: "Die Wahrscheinlichkeit halte ich für gering" oder "Dafür preppe ich erst gar nicht".


    Ich glaube wir können von leonardos Geschichte eine ganze Menge lernen und für mich hat das einen wesentlich höheren Stellenwert als Campingkocher und Taschenmesser. Ich persönlich habe mir viele Geschichten von meiner Großmutter (über 90) angehört und auch von anderen, älteren Menschen. Was man da für Einblicke bekommt, wird einem kein noch so toller "Survival-Ratgeber" mit auf den Weg geben können.


    Anstatt am Wochenende in den Wald zu fahren und "Bäume zu schnitzen", ist ein Besuch im Altersheim und der Austausch über damalige, schwere Zeiten wahrscheinlich um Längen konstruktiver. (nichts gegen Bushcraft, soll nur eine Symbolik darstellen)


    LG Buschmann

  • da geb ich dir voll recht. ich kannte viele kz insassen, die das grauen überlebt haben, sei es politische, oder jüdische......sie haben mich in ihre zellen geführt,(in köln)
    erzählt und berichtet. es ist eine harte kost. wir haben hier zwei schwestern im haus wohnen die beide das kz überlebt.sie sind sehr alt, die freunde verstorben..


    solch misstrauische und ängstliche menschen hab ich selten gesehen.....sie huschen durch treppenhaus, reden sehr wenig, und haben die blanke angst in den augen.
    es ist schon horror. ich habe mir buchenwald angeguckt. das war kein vergnügungspark, das war alles echt.....das alles zu sehen, ist doch was anderes als nur im tv oder so in büchern...


    krieg ist so real, findet überall statt, wenn nicht mit waffen, dann mit worten oder unsinnigen gesetzen. da wird uranmuntion eingesetzt, beballert was das zeugs hält....


    was soll das???? was bedeutet das einfach jeden menschen umzulegen, der mir begegenet?? den ich noch nicht mal kenne, von dessen land ich ich nix weis,
    von seiner kultur , seinem leben, einfach nur weil er ne andere fahne schwingt????


    es sterben tausende täglich...gut funktioniere länder wurden zerbombt dem erdboden gleich gemacht,mit fadenscheinlichen begründungen....
    nun ich lebe jetzt nicht nur in der vergangenheit, aber es ist gut sie nie zu vergessen...


    der mensch ist das schlimmste raubtier...was menschen, menschen antun ist unmenschlich.
    wer nimmt sich das recht raus zu sagen, ich bin was besseres als der und der.....


    aber der mensch lernt nix aus seinen fehlern, absolut nix......
    dann ist er dazu verdammt sie immer wieder zu wiederholen.


    ist unglaublich.


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Hallo Buschmann,

    Du hast geschrieben:




    Auf diese extreme Gefahr einer zerfallenden Gesellschaft, die sich im ultimativen Ernstfall entwickeln wird, weise ich schon seit Anbeginn meiner S&P- Mitgliedschaft hin.


    Es gibt kaum eine größere Gefahr für die Allgemeinheit, als die unbekannten und mittellosen Nachbarn und Bürger, die zu Verzweiflungstaten und zu unkontrollierter Brachialgewalt neigen, wenn ihre kleine bescheidene Welt zusammenbricht und sie für sich oder für ihre Familien nicht mehr sorgen können und der Weg in die erniedrigende Obdachlosigkeit vorgezeichnet ist.



    Glaubt mir,...ich weiss, wovon ich rede....



    Wir sollten uns bemühen, etwas realistisch zu sein und nicht immer davon ausgehen, dass es auch unseren Mitmenschen gut geht, nur weil es uns ökonomisch sehr gut geht.

    Bei 82 Millionen Einwohnern nur in Deutschland (mit geschätzten 40 Millionen Erwachsenen) kann man nicht erwarten,



    • dass sich jeder einen Privatbunker bauen kann,
    • jeder Gold und Silber vergraben hat,
    • jeder Geld in 3 Haupt-Währungen besitzt,
    • jeder dicke Aktien versteckt hält,
    • jeder sein Haus und seine Wohnung einbruchssicher verbarrikadiert,
    • jeder riesige Mengen an Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten im eigenen Lager angelegt hat,
    • jeder ein voll ausgestattetes Fluchtfahrzeug mit Survival-Ausrüstung besitzt.


    usw...usw....

    Das sind die Probleme der Normalbürger, da extrem sicherheitsbewusstes Preppen und massive Schutzvorkehrungen sehr teuer sind und sich der Grossteil unserer Mitmenschen sich das nicht leisten können!

    Mit Verlaub, aber mit ein paar Tüten Nudeln und 3 Kanister Trinkwasser, die sicher jeder Niedriglohnmalocher, Harz-4er und Armutsrentner unter seinem Bett legen kann, ist es nicht getan, wenn sich eine gesellschaftliche Katastrophe über Monate oder gar Jahre hinzieht.



    Gruß Jörg

  • Schaut mal, Leute - leonardo hat sehr freundlich auf meine offene und sicher nicht unfreundliche Anfrage reagiert und dann war mir geholfen und es war für mich geklärt!
    Manchmal brauche ich eben zusätzliche Erklärungen, um etwas besser zu verstehen!!!
    Also kann ich mich jetzt ganz anders auf die unter die Haut gehende Geschichte einlassen!
    Da muß man nicht so kritisch mit mir umgehen, finde ich.
    Besonders der Kommentar der meinen Namen betrifft, der war eher unnötig, da man mich ja nicht kennt, nicht wahr?


    Entschuldige, Leonardo, wenn ich es falsch rübergebracht habe! Im Internet ist es nicht immer so einfach.
    Und jetzt wollen wir doch wieder lieber beim Thema bleiben, ok?


    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Zitat von leonardo;176567

    Ich bitte euch der Übersichtlichkeit wegen keine Kommentare oder Fragen zwischen den Kapiteln zu posten.
    Ich werde, wenn es Bedarf besteht, einen separaten Thread dafür auf zu machen.


    Bisher gehören fünf der 19 Beiträge hier zur Geschichte. Lasst uns doch lieber erstmal abwarten, bis sie fertig geschrieben ist und uns bis dahin auf die "Gefällt mir"- bzw. "Gefällt mir nicht"-Funktion beschränken.
    Oder in ganz dringenden Fällen vielleicht auch eine private Nachricht schreiben oder selbst ein neues Thema dazu erstellen. :)

  • Zitat von survival;177329

    Schaut mal, Leute - leonardo hat sehr freundlich auf meine offene und sicher nicht unfreundliche Anfrage reagiert und dann war mir geholfen und es war für mich geklärt!
    Manchmal brauche ich eben zusätzliche Erklärungen, um etwas besser zu verstehen!!!


    LG von der Survival


    Auch das gehört meiner Meinung nach zu einer sehr wichtigen Eigenschaft um zu überleben. Nämlich miteinander auskommen.
    Wenn wir hier und jetzt, wo es uns blendend geht, uns schon wegen jeder Kleinigkeit schon an den Hals springen,
    auf jedes unachtsam geschriebenes Wort sich beleidigt fühlen,
    wie sollen wir uns dann, wenn die Katastrophe da ist, wenn wir gestresst, hungernd, durstig,
    den Verlust unseren Liebsten trauernd verhalten?
    Du kannst dir sicher sein, dass ich das, was du geschrieben hast, nicht krumm nehme.
    Du und auch vielen hier im Forum sind hier behütet aufgewachsen (zum Glück).
    Ihr wisst es eben nicht besser. Ihr wiegt euch in Sicherheit wenn der Zaun hoch, das Auto voll getankt,
    die Messer geschärft, die Schränke gefüllt sind. Es ist ja auch nicht falsch. Aber es gibt im Leben noch mehr andere Versionen von Unheil.
    Wenn ihr nach dieser Geschichte euch ein wenig Gedanken darüber macht dann hat sich das für mich gelohnt, sie zu erzählen.


    Liebe Grüße


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Da unsere Familie in der Kategorie „Klein- und Großhändler“ rein passte, bestand akute Gefahr,
    in die neue Wirtschaftszone geschickt zu werden. Die Rückkehrer erzählten Horrorgeschichte,
    wie es dort im Dschungel abgelaufen war. Wer nicht von wilden Tieren, Schlagen, Skorpionen
    Giftspinnen getötet wurde, starb an Krankheiten und Hunger. Man kann doch nicht irgendwelche
    Stadtbewohner, Lehrer, Verkäufer… von heute auf morgen in
    tiefsten Dschungel loslassen und sagen nun mach’ mal!
    Ich glaube die Strategie von den Kommunisten war: wenn wir die Leuten sofort erschießen oder in KZ
    stecken würden die anderen aus Verzweiflung rebellieren und die ganze Welt könnte mit Empörung reagieren.
    Aber so, die haben Land und Starthilfe bekommen. Wenn die nicht schaffen, einen Beitrag zu wirtschaftlichen
    Aufschwung des Landes zu leisten, kann es nur daran liegen, dass sie nur anderen Menschen ausbeuten und selber
    nichts produktiv tätigen können.

    Teuflisch genial oder? Ich frage mich nur, ob sie sich das selber ausgedacht hatten oder nur von den Russen abgeguckt.

    Papa holte eine „Reisegenehmigung“ * von den Behörden und fuhr für ein paar Tage in sein Heimatdorf. Irgendwo in
    einer kleinen Provinz südlich von Saigon.
    *zu Erklärung: um von einer Stadt zur anderen musste man eine Genehmigung beantragen, wohin, wie lange, zu wem, warum…usw.
    Dabei lautet der Wahlspruch der Partei “ Unabhängigkeit, Freiheit, Glück“. Was für eine gequirlte Sch*****.

    Als er wieder kam, präsentierte Papa eine Bescheinigung von der dortigen Behörde, dass wir in der besagten Provinz
    ein Stück Ackerland plus Haus besaßen und als Reisbauern arbeiteten.
    Nebenbei züchteten wir noch vier Schweine. Somit fielen aus der Raste als Kandidat für die „Neue Wirtschaftszone“ raus.
    Wie Papa das gemacht hatte wusste ich damals nicht. Sicherlich mit etwas Schmiergeldern, die nötigen Verbindung und
    Hilfe von seinem „ Clans“. Ich selbst war einige Male in den Ferien dort. Das halbe Dorf war mit einander irgendwie verwandt
    oder verschwägert. Und auf den Familienzusammenhalt könnten wir uns immer verlassen.

    Es war nicht so dass wir das Gefühl hatte, jemand hielt uns eine Kanone am Kopf sondern viel mehr eine Schlinge am Hals,
    die ab und zu uns die Luft zuschürte aber gerade noch zuließ, dass wir japsen uns herauswindeln und nach Luft schnappen
    konnten damit sie wieder fester anzog.

    Alle Ex-Soldaten der südvietnamesischen Armee, also die Verräter, wie mein Papa, mussten sich unverzüglich bei den Behörden melden.
    Diese sollten sich an einen einwöchigen „Umerziehungsseminaren“ teilnehmen. Wer sich nicht freiwillig meldete musste mit harten
    Strafen rechnen. Wie harten Strafen? Wenn man für Handtaschenraub schon erschossen wurde, was soll man noch sonst für Strafen erwarten?

    Berechtigten Misstrauen machte sich breit. Niemand glaubte daran, nach so einem brutalen Krieg mit solchen Verlusten auf beiden
    Seiten eine „Seminar“ die Versöhnung herbeiführen konnte.
    Wieder befand Papa in Dilemma. Meldet er sich, kehrt er höchstwahrscheinlich nie zurück.
    Meldet er sich nicht und es flog irgendwie auf, könnte die ganze Familie bestraft werden.
    Deportation. Enteignung.

    Mit Leute die gendern rede ich nicht. Gegenderte Texte lese ich nicht.