Erfahrungen bei Kälte und Schnee

  • Hallo Forengemeinde


    Da ich die letzten Tage von -10 bis -42 Grad alles erlebt habe, möchte ich hier einen Fred mit Denkanstössen und Tips zu Schnee und Kälte erstellen. Habe nichts ähnliches gefunden...


    Meine täglichen Erkenntnisse im hohen Norden:


    - Feuerzeuge funktionieren auch nahe am Körper getragen ab -35 nicht ohne sie zu wärmen
    - Lebensmittel können auf einem 2 km Fussmarsch nach dem Einkauf durchaus gefrieren :staunen:


    - Schneeschuhe sind für frischen, trockenen Pulverschnee nur bedingt geeignet


    - Standheizung oder el. Kühlwasservorheizung sind fast zwingend notwendig


    - Bei Fahrzeugen mit geringer Bodenfreiheit/kleinen Rädern und 10-15 cm Schnee auf den Strassen, können nach 2 min Standzeit durchaus die Bremsen anfrieren


    - Auch bei Flügen ist es sinnvoll, eine Axt und eine Säge mitzunehmen, bei angefrorenen Bremsen ist das Problem mit diesen Mitteln schnell behoben


    - Meine Carinthia ECIG Jacke und die HIG Hose sind auch bei -42 auf dem Motorschlitten geeignet


    - 20 Stunden Dämmerung/Dunkelheit am Tag schränkt die Leistungsfähigkeit klar ein


    - Warmer Berry Juice hat einen nicht zu unterschätzenden Suchtfaktor


    Gruss Scar

  • Um die -25°C war bis jetzt meine tiefste Temperatur auf einer zweitägigen Schneeschuhwanderung mit Hüttenübernachtung (in den Alpen).



    Dem entsprechend kann ich nicht sehr viel Erfahrung bieten aber ein Paar Dinge sind hängen geblieben:


    - Gefütterte Winterstiefel von Meindl sind super!


    - TacGear KSK Hose mit langer Ski-Unterhose war optimal. Die Hose (außen) gefror und bildete so einen "Panzer" gegen Wind und Kälte, sodass sich darunter eine warme Luftschicht gehalten hatte. Musste so gewesen sein, weil ich echt nicht gefroren hatte.


    - Garmaschen.


    - Dünne aber dennoch warme Unterziehfingerhandschuhe, die NIEMALS ausgezogen werden dürfen! Zieht man die dicken Überhandschuhe aus, weil man mehr Feingefühl braucht, so muss alles mit den Unterziehhandschuhen erledigt werden können.


    - Anders als es noch grob gesagt bei einstelligen Minusgraden der Fall ist, wo man seine PET-Flasche (etc.) durch geschicktes verstauen im Rucksack, auch längere Zeit am gefrieren hindern kann, so würde ich bei solch extremen Temperaturen nur noch Thermosflaschen dabei haben.



    Gruß Einzelkämper

  • Kollege von mir ist jedes Jahr für ca.3 Wochen in Lappland und er meint im Fall dass es wirklich kalt wird so ab -25C einfach das Auto laufen lassen die ganze Nacht durch. Der Benzinverbrauch sei günstiger als ein Schaden oder den Pannendienst zu holen falls der mal kommt. :lachen:


    lg deju

    Usque ad finem

  • @ lord


    Salomon Tundra Mid WP, sind saubequem aber nur etwas für "richtige" Kälte, unter (oder über?) -30 trage ich den Puma Nivinar GTX
    Schwitze sonst zu sehr. Haben bei -42 über eine Stunde ohne Bewegung am Lagerferuer gesessen und trotzdem "warme" Füsse


    Fahrzeug laufenlassen ist natürlich auch ne Option...
    PS: Spikes sind ne feine Sache :grosses Lachen:


    Gruss Scar

  • Ich habe bei meinen Fahrten mit dem Wohnmobil nach Norden und Osten schon einigemal Temperaturen unter-40° erlebt.
    -48° war das Minimum in der Nähe von Murmansk. Der Diesel (Polardiesel) ist im Tank geliert. Auch die Einheimischen haben bei der Kälte
    massive Probleme mit ihren Fahrzeugen. Gaskocher funktionieren nicht mehr, alles an Getränken gefriert. Durchgefrorene Konserven kann man ohne weiters
    noch essen.
    Bis-20° ist es noch Spass, danach wird es gefährlich. Wer solche Fahrten vorhat, sollte sich vorbereiten.
    Ab -15°-20° habe ich das Auto immer durchlaufen lassen.
    Roman


  • Sali Scar,


    ich überlege mir gerade, ob die zitierte Aussage betreffend Flüge eventuell einen Tippfehler enthält? Ganz abgesehen davon, dass das Mitführen von Äxten oder Sägen im Flugzeug allenfalls im aufgegebenen Gepäck möglich wäre und nicht im Handgepäck, aber:


    Welcher Zusammenhang besteht denn zwischen einem Flug und einer angefrorenen Bremse?


    Ansonsten decken sich Deine Erfahrungen aber mit denen, welche ich selber machte als ich während 6 Jahren in Schweden und Norwegen wohnte.
    "Edith" meint noch, dass ich im Winter dort droben Temperaturen bis -43°C erlebt habe.


    Ach ja, und Edith meint auch noch, dass ich in Norwegen selbst bei -43°C mit meinem damaligen Toyota RAV4 Dieselfahrzeug keinerlei Probleme hatte mit dem Diesel. Der Wagen startete und fuhr trotz der niedrigen Temperaturen problemlos.


    Grüsse
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang


    Selbstverständlich wurde die Axt aufgegeben :Cool:
    Andereseits - seit ich nach der Sicherheitskontrolle in Zürich vor dem Gate "sämtliche" Victorinox (ausser Einhandöffnung) Messer zur Auswahl hatte (mit der Bitte sie originalverpackt zu lassen) - weiss ich gar nicht genau wieso...? :confused:


    Dank der Axt (Gerber mit Säge im Stiel), konne ich einen Ast zurechtsägen und die angefrorenen Bremsbacken lösen...


    Hätte mir sicher auch ohne Axt zu helfen gewusst, jedoch weniger komfortabel und mit möglichen Schäden am Fahrzeug...


    Gruss Scar

  • Rotwein schmeckt bei -10 Grad aus einem Edelstahlbecher einfach überhaupt gar nicht, also entweder Glühwein draus machen, oder ins Essen schüttten.

    The citizen watches the watchman, not the taxpayer.

  • Meine Erfahrung mit -26° Tiefsttemperatur (1.Q 2006 Mengen bzw. Stetten) hat mir beigebracht, dass das wichtigste ist, nicht nass zu werden. Nach Möglichkeit Schwitzen vermeiden.
    Außerdem friert sogar heiß eingefüllter Tee in der Feldflasche und man bekommt den Deckel nicht mehr auf.
    Auf gar keinen Fall Metall mit nackten Fingern anfassen! (Der Tip mit Unterziehhandschuhen ist absolut berechtigt!)
    Kälte lutscht irgendwie sogar die Energie aus dem Lagerfeuer, also lieber etwas mehr Feuer machen, bevor das ausgeht.
    Ohren auf im Wald! Brechende Äste mit Schneelast kündigen sich meist akustisch an, auch richtige Schneebretter können da abgehen.
    Lippen, Ohren und Gesicht schützen! Vaseline oder Labello sind da recht gut. Ansonsten ist eine Kopfbedeckung (Sturmhaube) nicht mit Gold aufzuwiegen.
    Viel trinken und dann noch ein bisschen mehr.
    Viel essen ebenfalls, der Körper braucht bei Kälte mehr Kalorien. Und: Je weniger der Körper arbeiten muss, um das Essen/Trinken auf Körpertemperatur zu bringen und zu verarbeiten, desto besser. Also im Idealfall (natürlich nicht für den Geschmack) hochkalorischen, warmen Getreidebrei (also Lord_Helmchens Leibgericht, NRG5 :grosses Lachen:). Ist für den Normalfall weniger entscheidend, aber im Notfall muss man Kalorien sparen wo es geht.


    So long,
    Sam

  • Feuchte Kleidungsstücke (Kappe, Sturmhaube, Handschuhe etc.), welche gelegentlich ausgezogen werden, immer körpernah unter der Jacke aufbewahren, sonst macht das Anziehen später keine Freude :devil:


    Gruss Scar

  • Zitat von Sam de Illian;209833


    Außerdem friert sogar heiß eingefüllter Tee in der Feldflasche und man bekommt den Deckel nicht mehr auf.


    Das ist klar denn warmes Wasser gefriert schneller als kaltes. Sprich bei kälte nur gute Thermoskannen verwenden.
    Sagt Gussnipfel dessen kälteste Temperatur -18 auf der Abschlussübung der Unteroffiziersschule am Hellköpfli war bei hüfthohem Schnee ohne Schneeschuhe und der allseits beliebten und überaus :Ironie:wärmenden Kälteschutzjacke

    Wenn du was nicht dabei hast, dann brauchst du es nicht 2. REP

  • Zitat von Gussnipfel;209981

    Das ist klar denn warmes Wasser gefriert schneller als kaltes. Sprich bei kälte nur gute Thermoskannen verwenden.
    Sagt Gussnipfel dessen kälteste Temperatur -18 auf der Abschlussübung der Unteroffiziersschule am Hellköpfli war bei hüfthohem Schnee ohne Schneeschuhe und der allseits beliebten und überaus :Ironie:wärmenden Kälteschutzjacke


    Ist richtig, hat damit aber weniger was zu tun :winking_face: bei -26° gefriert dir alles, es sei denn du versetzt es mit Alkohol oder Frostschutzmittel. Beides blöde Ideen :grosses Lachen:


    Worauf ich raus wollte, ist mehr der Dehnungseffekt vom Metall bei Hitze/Kälte. Theoretisch sollte sich bei heiß eingefüllten Getränken das Material etwas dehnen und wenn es dann kalt wird, wieder zusammenziehen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war das Extrem des Vorgangs. Da ist kein Wasser in den Gewindegängen gefroren, sondern das hat sich durch Kälte einfach so verzogen, dass es nicht mehr aufging. Mit einer Edelstahl- oder Kunststoffflasche hätte es wahrscheinlich weniger Probleme gegeben.
    Gut bei dem Sauwetter ist eine Trinkblase unter der Oberbekleidung, aus der man direkt trinken kann.


    So long,
    Sam

  • Hi Alle,


    meine Erfahrung bei -25°C nicht im Tarp pennen sondern das Tarp als Winschutz gebrauchen und im tiefen Schnee
    einbuddeln (aushölen und einen Kältegraben machen), man hat wesentlich wärmer.


    LG