Wie viel Fläche braucht ein Mensch um sich zu ernähren?

  • Abweichend vom Threadtitel möchte ich hier nicht den x-ten Thread zu diesem Thema aufmachen, aber die Suche soll ihn finden können.
    Angeregt worden bin ich durch den Spreadsheet von Maresi, daß zu diesem Thema wenn auch nur theoretisch Interesse besteht, und Menschen gewillt sind Arbeitskraft zu investieren.
    Da das Thema immer wieder auftaucht würde ich die Kräfte gerne in geordnete Bahnen lenken und verschiedene Motivationen kombinieren, ich bin mir aber über die Form selbst nicht im Klaren. Wenn man direkt mit einem Wikieintrag anfängt zu arbeiten schneidet man viele Interessierte vom Projekt ab, ein Thread ist aber die denkbar ungünstigste Form Informationen zu kombinieren. Mir schwebt eine Kombination vor, also ein Thread der der Kommunikation um einen Wikieintrag herum dient.


    Zu meiner Motivation: Ich arbeite nur einen Tag pro Woche um Zeit für meine Hobbys zu haben und das wesentliche Hobby ist die Selbstversorgung. Das zu erlernen und zu praktizieren geht eindeutig über ein Menschenleben hinaus und ist ohne entsprechende Hintergrundkultur n.m. M. nicht möglich. Aber wenn sich jemand dafür interessiert oder meint im Fall des Falles keine Wahl zu haben, schaden solche Gedankenspiele ja niemanden, außerdem kann ich da ja auch falsch liegen und es liegt an meiner Unfähigkeit;-)


    Da ich mich nur rund einen Tag pro Monat an so etwas beteiligen könnte, und das auch nur während der nicht so arbeitsreichen Winter und Sommermonaten würde ich mir einen sehr langen Zeitraum für so etwas vorstellen, Gärtner haben da eine etwas andere Einstellung zur Zeit, 5 Jahre sind realistisch wenn man bei einem Thema bleiben will.
    Also soll in diesem Thread erst mal diskutiert werden, ob so etwas auf Resonanz stoßen würde und wohin es führen soll. Ob eigene Ideen und Konzepte verfolgt werden sollen oder eher nur eigene Erfahrungen (zwei grundlegend verschiedene Dinge) oder ob im wesentlichen externe Quellen verwendet werden wie ich es für meine Zwecke handhabe.
    Ein (kleines) Beispiel für eine Externe Quelle ist der Threadtitel in eine Suchmaschine eingegeben, man findet einen Artikel einer Zeitschrift als PDF, der eine recht gut lesbare Zusammenfassung zum Thema notwendige Fläche liefert.


    Grüße bioke

  • Hm... zu meinen eigenen Erfahrung kann ich nur folgendes sagen:
    Ich habe mal nach Deinem pdf gesucht und bin da auf etwas gestossen, was ich nicht nachvollziehen kann:


    Um den jährlichen Bedarf an Eiern pro Kopf zu decken (208 Eier) bräuchte ich angeblich 160 qm Fläche.
    Nun, ich habe vier Hühner, die jährlich ca. 800 Eier legen und diese benötigen gerade mal 8 qm Stallfläche und 30 qm Freilauf.


    Soviel erst mal zu Statistiken :face_with_rolling_eyes:

  • Hallo DrRalle, das ist bei uns auch so, wir sollten allerdings bedenken, das zumindestens bei uns, die Tiere sich nicht ausschließlich von dem, was in dieser Fläche vorhanden ist, ernähren. Vielmehr setzen wir derzeit auf den Einsatz von "systemrelevanten" Futterquellen (Kükenkorn, irgendwelchje Körner, die durch künstlichen Stickstoffeintrag und Dieseleinsatz generiert wurden.) Sollten die Tiere sich im SHTF-Falle ausschließlich vom zur Verfügung stehenden ernähren sollen, halte ich die 160qm für zu klein.



    Gruß


    TID

  • Hallo bioke,


    Deinen Text musste ich jetzt zweimal lesen, um ansatzweise herauszufinden, was Du möchtest. Der Titel dient nur als "Suchstichwort", darum soll es aber nicht gehen. Im Text beziehst Du Dich auf ein PDF das man per Suchmachine finden könne - da wäre ein direkter Link hilfreich. Worum geht es Dir genau?


    Als Techniker rechnet man gern in Energiebilanzen: um ein gewisses Ergebnis zu erhalten, muss man eine bestimmte Energiemenge hineinstecken, hat Verluste zu berücksichtigen etc.


    Das kann man auch auch auf ein "Selbsternährungsmodell" für den Menschen übertragen:


    Ein Mensch braucht x kJ an (Nahrungs-)Energie in Form chemischer Energie (Kohlehydrate, Fette etc.).
    Pflanzen wandeln chemische Energie (Dünger) und Sonnenenergie in solche, vom Mensch teilweise Nutzbare chemische Energie um.


    Dann kommen noch äussere Faktoren hinzu: Klima, bevorzugte Pflanzen u. ggf. Tiere, Ausgewogenheit der Ernährung. Sowie die Möglichkeiten zur Barbeitung der Flächen (vom Sauzahn bis zum Mähdrescher). Die Mechanisierung des Gartenbaus/der Landwirtschaft macht nur ab einer bestimmten Betriebsgrösse Sinn, also muss man noch berücksichtigen, ob man das Modell für einen alleinstehenden "Robinson" oder für einen gemeinschaftlich umgetriebenen Hof betrachtet.


    Vor einer Diskussion müsste man das meiner Meinung nach etwas strukturieren. Auch die Frage, ob ich externe Energiezufuhr (Dünger, Kraftstoff für Maschinen) neben der Sonne zulassen will oder nicht.


    Grüsse


    Tom

  • Als Bezug zum Titel: Klima, Höhe, Exposition, Bodengüte sind wichtig. Landwirtschaftsämter beschäftigen sich eingehend damit und auch der Preis für Agrarland hängt, wenn es Zufahrt hat, hauptsächlich davon ab.
    Zur Frage, wieviel Autarkie: Die ersten 80% gehen gut (wenn man weiss wie), mit viel Aufwand kommt man vielleicht gegen 90%, für den Rest zur vollen Autarkie wird es extrem aufwendig und ist nicht mehr zu schaffen. Deshalb wurden Dinge wie Arbeitsteilung und Handel erfunden.
    Als Bauer hast du einfach keine Zeit, auch noch Deine Nägel seber zu machen, ganz abgesehen von der Qualitätsfrage.

  • Ich habe mal in einem Buch über Gärtnern gelesen, dass bei intensiver Nutzung und strikter Einhaltung von Fruchtfolgen 100qm ausreichen um einen Veganer übers Jahr zu bringen. Da sollte diese Fläche auch für einen Mischkostler ausreichen.

  • Wenn der Mischkostler pro Monat nur einen Karnickel essen möchte, braucht er mindestens die zehnfache Fläche. Rechne noch einige Hühner dazu und einen Kartoffelacker und du landest locker jenseits der tausend Quadratmeter.


    Meint door olle Miesegrau

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Zitat von Miesegrau;216896

    Wenn der Mischkostler pro Monat nur einen Karnickel essen möchte, braucht er mindestens die zehnfache Fläche. Rechne noch einige Hühner dazu und einen Kartoffelacker und du landest locker jenseits der tausend Quadratmeter.


    Meint door olle Miesegrau


    Ja, und dazu noch ein paar Hektar Wasserfläche weil er ja auch mal ne Forelle ssen möchte und das Lamm für den Osterbraten braucht auch ordentlich Fläche.
    Aber darum geht es ja hier nicht. Es ist nach der Fläche für die Ernährung eines Menschen gefragt, nicht nach der für das Tierfutter. Dieses findet sich überall am Straßenrand oder im Wald.
    Mag sein dass die Fläche für Kartoffeln bei der Berechnung vergessen wurde, aber für die Tierhaltung die Empfehlungen für "artgerechte" Haltung zu Grunde zu legen ist für die Beantwortung der Eingangsfrage nicht hilfreich.

  • Zitat von drudenfuss;216834

    Ich habe mal in einem Buch über Gärtnern gelesen, dass bei intensiver Nutzung und strikter Einhaltung von Fruchtfolgen 100qm ausreichen um einen Veganer übers Jahr zu bringen. Da sollte diese Fläche auch für einen Mischkostler ausreichen.


    Auf 100qm kannst Du mit viel Glück vieleicht 70kg Weizen ernten.
    Das sind dann ca. 600 kcal pro Tag.


    Also ich werde davo nicht satt.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von drudenfuss;216898


    Aber darum geht es ja hier nicht. Es ist nach der Fläche für die Ernährung eines Menschen gefragt, nicht nach der für das Tierfutter. Dieses findet sich überall am Straßenrand oder im Wald.


    Deshalb müssen auch 17% der Futtermittel importiert werden.
    Von der Weide kommen heute ca. 50% des Futterbedarfes.

  • Es gibt ein Buch.
    Mini-Farming
    Autark auf 1000 Quadratmetern
    Von Brett L Markham
    ISBN 978-3-942016-49-0

  • Dieses Buch habe ich im Schrank und lese es gelegentlich. Aber auch dieser Autor geht davon aus, das die Nahrung für die Tiere mit angebaut werden muss. Du solltest diese benötigte Fläche also zwangsläufig dazu rechnen, Herr drudenfuss.:face_with_rolling_eyes: Das Essen was du essen willst möchte halt auch essen. Und das geht nicht ausschließlich vom Straßenrand.


    Door Miesegrau


    Hatte auch schon Karnickel....

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Hallo beisammen,


    gabs hier schon mal das Thema :
    [h=1]Wieviel Hektar sind nötig?[/h]
    bei 100 m² Kartoffel schaut es wohl so aus : 10 m Reihe bei 30cm Abstand = 30 Pflanzen
    10 m Breite bei70 cm Reiehnabstand > 14 Reihen
    14 Reihen x 30 Pflanzen a 2 kG = 840 KG > 2,33 Kg pro Tag
    a 1,5 KG 630 KG > 1,75 KG pro Tag


    Da man nicht jedes Jahr auf der gleichen Flächen Kartoffel anbauen kann sollte man dann noch


    je 100 m² stickstoffsamelnde Leguminosen wie Saubohnen anbauen
    und dann noch den Rest für Gemüse


    Getreide ist da dann noch nicht dabei.


    Beeren und Obst wachsen am Gartenrand drum rum , gegebenfalls lassen sich die Flächen unter Obstbäumen als Weide verwenden. (siehe "Permakultur)



    Frieder

  • Und ein Kartoffelacker möchte besonders gut "gefüttert" werden, wie auch so manch andere Pflanze.
    @ drudenfuss: Wovon soll der vegane 100 qm Garten bei "intensiver Nutzung" denn gedüngt werden?

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Zitat von Firehorse;217016


    @ drudenfuss: Wovon soll der vegane 100 qm Garten bei "intensiver Nutzung" denn gedüngt werden?


    Erst einmal habe ich wenn ich mich richtig erinnere auch von Fruchtfolgen geschrieben. Die intensive Nutzung bezieht sich auf die effektive Flächennutzung, war unglücklich formuliert.


    Dann möchte ich noch bemerken, dass ich das gelesen habe, ich habe dieses Buch nicht vefasst. Ich kann mich nicht einmal erinnern wie dieser Schmöker hieß.


    Und wenn du schonn anfängst solche konstruktiven Fragen zu stellen dann solltest du die Randbedingungen definieren: Was ist ein veganer Garten?

  • Die kommerzielle Landwirtschaft holt bei Kartoffeln rund 400 kg/ar heraus, 630kg auf 100 m2 sind unrealistisch hoch.
    Das kriegt man nur mit optimaler Düngung und viel Pflanzenschutzmitteleinsatz auf besten Böden in passendem Klima hin. In nassen Jahren lässt sich die Krautfäule trotzdem nicht gut kontrollieren, ausser man baut unter Folie an, was aber nur für Frühkartoffeln rentabel ist. Mit robusteren Sorten werden wiederum die 400kg nicht erreicht.
    Es wäre eine grosse Herausforderung, den Boden bei solcher Produktion langfristig fruchtbar zu halten.


    Bei allen Flächenbedarfsberechnungen sollte man nicht den Fehler machen, alles als Nettoproduktionsfläche einzusetzen. Sonst macht man den gleichen Fehler wie einer, der sich ein Auto kauft und glaubt, mit dem Treibstoff allein seine die laufenden Kosten bezahlt.

  • @ jp 10686
    vielen Dank für Deinen Hinweis . Ich war bei meiner Schätzung mit ca. 420 Kartoffel pro 100 m² zwar im realistischen Bereich der Pflanzenzahl pro Hektar, habe wahrscheinlich den Ertrag pro Setzkartoffel etwas zu hoch angesetzt.


    Rein aus dem Bauch heraus halte ich 1.000 m² pro Person bei einer fleischlosen Ernährung für die Mindestfläche im Rahmen der Selbstversorgung für notwendig.


    Beim Konservieren von Lebensmitteln bleibt beim Wegfall desZukaufs von Gelierzucker, Salz, Essig, Alkohol dann nur noch das Dörren , Trocknen oder Einlagern in Mieten, oder eben das Einlagern von Kartoffeln oder Getreide .


    Frieder

  • Da gibts natürlich Tabellen über Pflanzabstände. Es gibt ein Ertragsoptimum. Bei zu wenig Pflanzen hat man ungenutzte Fläche und mehr Probleme mit Unkraut, bei zuviel Pflanzen geht der Ertrag pro Pflanze wieder zurück. Das ist Kernkompetenz der Agrarwissenschaft.
    Die Ertragslandwirtschaft optimiert auf geldwerten Ertrag pro Fläche, nicht primär auf Masse. Bei Frühgemüse ist beispielsweise jeder Tag, wo man früher Marktreife hat, bares Geld wert und deshalb gelten dort andere Kriterien der Ertragsoptimierung.
    Wenn es um die Mindestfläche zur Selbstversorgung geht, sollte man nicht vergessen, dass Flächenreserven mehr Stabilität bringen. Wenn man nur eine Hauptertragsfrucht hat und die wegen Krankheit oder Klimaungunst ausfällt, hat man ein Problem. Eine weniger intensive Ausnutzung des produktiven Landes ist deshalb die bessere Wahl - wenn man noch die Wahl hat. Die Hungersnot in Irland ab 1845 ist ein Beispiel dafür, was passieren kann.
    Wenn man auf Selbstversorgung angewiesen ist, braucht man viel Fläche für Kompostierung, Werkstatt, Lagergebäude, für Brennholzgewinnung und so weiter.