Weitere 2 Pennies von mir...
Was die Wahl der Rasse angeht, helfen diverse Hundelexika, wo generelle Eigenschaften und Wesensarten jeder Rasse recht ausführlich beschrieben sind. Ausschläge in alle Richtungen der möglichen Eigenschaften gibt es in jeder Rasse. Eine bestimmte Rasse ist also keine "Garantie" für bestimmte Eigenschaften. Wenn rassespezifische Eigenschaften bei einer Paarung genügend berücksichtigt wurden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, diese in den Welpen auch wiederzufinden. In diesem speziellen Fall würde ich von Jagdhunden ABRATEN. Die Gefahr, dass man den Jagdtrieb nicht unterdrücken kann, ist zu groß und wird der Rasse und dem Individuum auch nicht gerecht.
Rasse und Genetik ist allerdings nur eine (wichtige, jedoch geringe!) Beeinflussung des "Endproduktes"... Wesentlich sind die diversen Prägungsphasen des Welpen/jungen Hundes. Dort wird viel gesündigt, oft unbewusst, und dann lebt man 10-15 Jahre mit dem Ergebnis der eigenen Fehler und Unterlassungen. Empfehlenswert halte ich die Bücher von http://%22http//www.amazon.de/…k%22&tag=httpswwwaustr-21, der sich insbesondere mit der Frühprägung beschäftigt. Dieses Wissen sollte vor allem beim Züchter sitzen. Hab da schon von Schweinestall (!) bis zur Rotlichtlampe so Einiges bei "Züchtern" gesehen. Selbst hab ich 3 Würfe Jagdhunde gezogen und erlaube mir da mal etwas mitzureden.
Durch eine tägliche und häufige Beobachtung der Rasselbande über 8-9 Wochen kann ich die Aussagen Weidts voll unterstreichen. Als Außenstehender hat man wenig Einfluss auf das Engagement des Züchters, möglicherweise kann man (wie Hatz) aus einigen Züchtern auswählen. Ist nicht immer möglich. Für meine Welpen gab es damals eine Warteliste von 1 Jahr...
Einem potenziellen Hundekäufer würde ich zunächst einen Besuch im Alter von ca. 3 Wochen empfehlen. Wenn der Züchter es schon zeitnah nach dem Wurfzeitpunkt zulässt, hätte ich Bedenken bezüglich seiner Kenntnisse und auch wegen der Gesundheit der Welpen. Da können unangenehme Krankheiten durch Besucher eingeschleppt werden, die keiner wirklich haben möchte...
In der 3. Lebenswoche beginnt die Sozialisierungsphase und wenn die Welpen da nicht an Menschen gewöhnt werden, ist die Gefahr groß, dass sie scheu werden. Schwere Führigkeit, schwieriger Umgang mit Besuchern bis hin zum Angstbeißer sind möglich.
Für die Fähigkeiten, auf die der Hund geprägt werden soll, sollte die Grundlage in der 6.-8. Lebenswoche geschaffen werden. Das heißt besonders bei Jagdhunden viel ARBEIT, die viele Züchter schon zeitmäßig überfordern. Kann über 3 Wochen ein Fulltimejob sein. Ich hatte seinerzeit 11 Welpen (2 Würfe) gleichzeitig.... Spieltage mit Besuchern und Kindern, Schwimmen, Spaziergänge im Wald, Kennenlernen von Lärm, Auto, Maschinen, allen möglichen Begegnungen mit Unbekanntem sollten für JEDEN Welpen die Regel sein. Bei Jagdhunden kommt, wie bereits gesagt, noch eine ganze Extra-Packung dazu, die ich hier ausklammern möchte. In dieser Phase sollte der neue Mitbewohner nach Möglichkeit 1-2 mal besucht werden.
Dem Welpen kann man noch einiges Gutes tun:
- eine Decke oder Handtuch beim letzten Besuch vor der Übergabe mitbringen und mit dem Welpen mit ins neue Heim nehmen, damit er den gewohnten Geruch zu Anfang hat. Der Hund ist ein Nasentier. Wir vergessen das oft...
- in den ersten 2-3 Nächten mit dem Welpen gemeinsam auf dem Boden schlafen. Eine entscheidende Prägung, die niemand versäumen sollte. Wer lieber im Bett liegt, wird daraufhin einen Hund haben, dem das auch besser gefällt, als auf dem Boden...
- für die ersten 2 Wochen zu Hause unbedingt URLAUB nehmen und sich intensiv dem neuen RUDELmitglied kümmern. Mit die beste Investition, die man in einen Hund tätigen kann.
- Alles, was man dem jungen Hund konsequent beibringt, lernt er leicht und nach einigen Wiederholungen wird er es sich auch merken. ACHTUNG: einschließlich jeder Unart oder Blödsinn oder Nachlässigkeit!!! Er ist ein Rudelmitglied und wird so lange seine Grenzen kennen lernen wollen, bis er sich ihrer sicher ist. Das ist das ganze Geheimnis der Hundeerziehung. Dazu vielleicht noch ein Buch von http://%22http//www.amazon.de/…r%22&tag=httpswwwaustr-21.
- den Welpen mit dem gewohnten Futter und im gleichen Rythmus wie beim Züchter füttern. Dann auf 1-2 x täglich reduzieren und unbedingt die Zeit begrenzen, die zum Fressen zur Verfügung steht. Eine Regel, gegen die die meisten Hundehalter aus Unwissenheit und Nachlässigkeit verstoßen.
Auswahl des Welpen: schwierig und ich halte nichts von der Regel, dass der, der als erster kommt der Geeignetste sei. In meinem Fall hätten dann jeweils 11 gleichzeitig mitgenommen werden müssen... Der Züchter sollte die unterschiedlichen Temperamente im Wurf kennen und durch viele Gespräche beratend zur Seite stehen. Ansonsten bei den Besuchen dort beobachten und sich so spät wie möglich festlegen. Auf keinen Fall sofort entscheiden, denn die sind wirklich alle SÜÜÜÜSSSSS in dem Alter...
Erwachsener Hund: Ich hatte auch 2 Hunde mit damals 4 und 6 Jahren übernommen und viel Glück und Freude mit ihnen erlebt. Einige "Marotten" bekam ich allerdings nie wieder weg. Ich konnte mich damit arrangieren, doch es gibt auch welche, die den Familienfrieden erheblich stören können. Solche Hunde hab ich auch gesehen.
Mein Fazit: Die wesentlichen Rasseeigenschaften sollten zum neuen Zuhause passen und auch die Optik und der Eigengeruch müssen stimmen. Der Hund, den wir uns wünschen, müssen wir zum größten Teil selbst formen. Liebevoll, sachkundig und mit Konsequenz. Er wird es uns immer danken...
Wolfgang