Biwak im urbanen Gebiet?

  • Nach dem grossen Echo auf Survivals "draussen Schlaf" Thread und den Inputs aus anderen Threads ist klar, dass es zwei Lager gibt. Die geübten Wildnisschläfer und die welche es noch nicht versucht haben. Nun bin ich beim letzten Spaziergang mit einem anderen Forumiten auf das im Titel beschriebene Szenario gestolpert.


    Biwak im urbanen Gebiet aka Grossstadt:lachen:


    Da doch der eine oder andere Forumit in einem Ballungsgebiet lebt und auf dem Weg in die Wildnis zuerst mal durch dich bebautes Gebiet muss, wollte ich nach euren Erfahrungen zu diesem Thema fragen.


    Habt ihr sowas schon mal ausprobiert?


    Wenn ich mir überlege, wo ich in meiner Heimatstadt mit gutem Gewissen biwakieren könnte, fallen mir ehrlich gesagt weniger als eine Hand voll Spots ein (und diese Stadt kenne ich wie meine Westentasche....). Wie sieht es dann erst in einer fremden Umgebung aus?
    Für mich stellt diese Thematik ein bisher unbekanntes Übungsfeld dar, dass ich dieses Jahr sicherlich angehen möchte. Ziel soll es sein, Erfahrungen zu sammeln und so später einfacher Schlafplätze für einen einzelnen oder Gruppen finden zu können.


    Ich bin gespannt auf eure Inputs und Erfahrungen:)

  • Warum Biwak? Jede dritte Aussentür in der Stadt führt in einen Vorraum mit den Briefkästen. Treppenhausklima, Windgeschützt, gratis Weckdienst am Morgen... Waschküchen sind einfach erreichbar - in ein Gebäude zu kommen ist einfach (irgendwo klingeln, jemand macht dann schon auf; im Treppenhaus nach oben rufen: "Schlüssel vergessen", und gut ist...).


    Meine Stadt ist schönerweise in einer Stunde zu Fuss durchwandert, aber so würde es klappen. Sonst gibt es noch diverse Einfahrten und Hinterhöfe, die so erreichbar sind. Solange man nicht gesucht wird nicht wirklich problematisch... ich sag das, weil ich in meiner wilden Zeit auch schon Nächte in Treppenhäusern und Kellern verbracht habe.

  • Hier ein Link zum starten:


    http://www.piano-tuning.co.uk/…ors-with-no-sleeping-bag/


    Gibt noch jede Menge andere Berichte von ihm...


    Ist jetzt nicht Endzeitwelt sondern eher "Edel-Obdachloser", aber doch besser als das, was die meisten hier an Erfahrung dazu haben dürften.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo Sam


    Prinizipiell würde ich Wohngegenden meiden, auch an Wohngegenden grenzende Grünanlagen, weil, wenn Herr Meier, vor dem zu Bett gehen, mit Fifi noch eine Runde Gassi geht, dann wird man unter Umständen gänzlich unglamourös von der Fusshupe aus dem Biwak gekläfft.


    Murphy lauert ja bekanntlich immer.


    Besser geeignet sind Gewerbequartiere, Garagenbetriebe, Lagerhäuser, Umschlagplätze, Baubetriebe mit herumstehenden Containern etc.
    Die sind aber eher an der Peripherie von Ballungszentren zu finden.
    Ein-bis zweigeschossige Industriebauten mit Flachdach bieten sich als Versteck an, wenn zBsp. eine Feuerleiter vorhanden ist.
    Auch ein Kipper/Anhänger der offensichtlich schon länger steht (kein Nummernschild, LSV-Gerät entfernt etc.) eignet sich gut.


    Es ist sicher ein Riesenvorteil wenn man sowas voher mal gründlich auskundschaftet.


    Erfahrung:
    Infiltrationsmarsch quer durch die Magadino-Ebene, mit Wohn-und Gewerbegebieten, kein Biwak per-se, aber die Erfahrung gemacht das selbst nachts um 3 Uhr, Leute an den unmöglichsten Orten auftauchen.


    Gruess WTG

    Die Party ist vorbei!

  • Ich war mal im Februar Mitte der 80er am Hamburger Hauptbahnhof gestrandet (letzten Zug verpasst).
    Nachdem ich in einem Imbiss bis zur Schliessung an einer Pizza genagt hatte,
    wollte ich erst in der Nacht-Lounge des Bahnhofs übernachten.


    Leider trieben da ein paar Angetrunkene ihr Unwesen, die immer zudringlicher wurden
    (ich war damals noch als Femininum unterwegs).


    Also nahm ich die Beine in die Hand und entwischte ihnen hakenschlagend durch St. Georg.
    Irgendwie geriet ich in den stillen Innenhof eines Altenstifts oder etwas ähnlichem.
    Das einzige Naturelement war ein ausladender Wachholderstrauch an einer Hauswand,
    dessen dichtbenadelte Zweige ringsum bis zum Boden reichten.


    Da kroch ich drunter und war von oben völlig unsichtbar, zumal leise ein paar Schneekristalle rieselten.
    Aus einem Kellerschacht entwich wohltemperierte Abluft, daher war es in meinem Anorak einigermassen auszuhalten.
    Die Kälte war weniger unangenehm als das Geschnarche und Gehuste der in der Nachtlounge zusammengepferchten Bahnreisenden.


    Ich konnte sogar etwas schlafen, weil ich mich unter dem Busch völlig sicher fühlte.

  • Ausprobiert habe ich das noch nicht, aber ich wüsste in meiner Umgebung schon ein paar gute Plätze.


    Wir sind eine Kleinstadt in einer Gegend mit Bevölkerungsrückgang und entsprechend einigen leerstehenden Einfamilienhäusern. Wenn man einen Schlafsack oder notfalls und je nach Wetter auch nur eine Decke hat, kann man sich da auf irgendwelchen Terrassen, überdachten Kellerzugängen, Carports, Geräteschuppen etc. trocken und teilweise auch ganz gut windgeschützt hinlegen. Unter idealen Sichtschutz-Bedingungen kann man da vielleicht sogar einen kleinen Kocher oder eine wärmende Kerze anzünden.


    Einer der überdachten Bereiche an der Rückseite unserer etwas abgelegenen Mittelpunktschule wäre auch denkbar.


    Möglicherweise ist es auch unter einer Kletterburg auf einem abgelegenen Spielplatz ganz erträglich.


    Im Winter kann man auch den Zaun zum Freibad überklettern und sich dort im offenen Umkleide-Gebäude zwischen den Kabinen oder sogar in einer Kabine niederlassen (möglicherweise sind die aber über Winter abgeschlossen).


    Etwas makaber: auf dem Friedhof unter dem Vordach der Leichenhalle. Hat den Vorteil, dass dort eine kleine Kerzenflamme auch späten Spaziergängern kaum auffällt.


    Am Stadtrand gibt es noch ein paar Bauernhöfe, wo es je nach Jahreszeit auch nicht unbedingt bemerkt wird, wenn man in eine Gerätehalle oder Scheune kriecht, die etwas abseits vom Wohngebäude liegt.


    Den Klassiker unter der Brücke finde ich wegen der aufsteigenden Feuchtigkeit vom Fluss nicht so ideal.



    Das sind jetzt alles Beispiele, bei denen man nicht über einen einfachen Hausfriedensbruch hinausgehen muss. Wenn man in der Notlage bereits ist, ein leerstehendes Gebäude aufzubrechen, dürften sich die Möglichkeiten noch steigern.

  • Banken, öffentliche Tiefgaragen und Parkhäuser sind bei uns mehrheitlich videoüberwacht. Da kann es sein, dass die Wachleute einen hopps nehmen.

  • Ich habs noch nicht gemacht, aber bannig Lust dazu - 72 Stunden Sozialer Brennpunkt, möglichst nichts kaufen müssen und keinen Ärger bekommen. Das wäre eine echte Herausforderung. Nächstes Jahr Karneval? Wer hat Lust?

    Erklärter FDGO-Fan

  • Wobei die meisten bisher genannten Plätze nur in "Friede Freude Eierkuchen" Zeiten Sinn machen. Sobald die Stimmung ein wenig dreht, möchte ich definitiv nicht in fremden Treppenhäusern oder Waschküchen erwischt werden.

  • Wens nicht gruselt, der gehe auf dem Friedhof pennen. Es gibt dort immer irgendwo ein geschütztes und trockenes Plätzchen und eine Wasserversorgung. Die Bewohner sind durchweg friedlich gestimmt und Nachts hat man seine Ruhe dort.:)


    Door Miesegrau


    Allerdings sollte man dort nicht gleich komplett einziehen. Das tue man möglichst so spät es geht...:devil:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Bei der Videoüberwachung ist es meines Wissens in der Regel so, dass die Kameras in die Zentrale eines Wachdienstes aufgeschaltet sind, außer wenn im Parkhaus sowieso jemand an der Pforte anwesend ist. Dann schaut der dort auf die Monitore. Wenn die Wachleute etwas Auffälliges sehen, dann äußern die sich entweder über eventuell vorhandene Lautsprecher oder schicken Kollegen raus.


    In einem Parkhaus kann man es vielleicht schaffen, unuffällig durch den bewachten Bereich durch zu kommen und sich dann in einem toten Winkel niederzulassen, im angenehm warmen aber überschaubaren Automaten-Foyer einer Bank wird das vermutlich nicht gelingen.

  • in Nicht-Friede-Freude-Eierkuchen-Zeiten kann es sich lohnen zu versuchen (bei entsprechender Ausrüstung) auf das Dach von Gebäuden zu kommen, da muss man dann aber bei schlechten Wetterbedingungen ein Bivy dabei haben. Hier in Hamburg sind die Dachluken häufig unverschlossen, man muss halt nur eine Gelegenheit finden in das Mehrfamilienhaus zu kommen.


    Zwecks Fluchtmöglichkeit auf halbwegs gleiche Traufhöhe mit den Nachbargebäuden achten, damit man über die Dächer eine Ausweichmöglichkeit hat. Ist man erst einmal Oben angekommen hat man seine Ruhe. Möglichst Gebäude nehmen, wo das Dachgeschoss nicht ausgebaut ist (Lärmübertragung bei Bewegung auf dem Dach). Hab selber hier in HH viele Dächer erkundet, allerdings wegen der Aussicht.


    Sonst würde ich in Ballungsgebieten noch auf Bahngelände ausweichen. Die sind häufig eingezäunt, aber meist nicht Videoüberwacht. Man muss halt den Zaun überwinden hat dann durch diesen aber eine gewisse Schutzbarriere.


    Im wirklichen SHTF-Fall wo man keine Gesetze mehr beachten will/kann und sich im Ballungsgebiet befindet bei entsprechender Kenntnis der stromführenden Elemente: ab in den U-Bahn-Schacht

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Im dichten urbanen Gelände würde ich ein ausgeprägtes Biwak eher vermeiden wollen. Da aber grade Deutschland sehr dicht besiedelt ist, bleibt das evtl. nicht aus. Ich würde in friedlichen Zeiten, je nach Ort, frei nach dem Prinzip "Dreistigkeit siegt" einfach irgendwo eine Grünfläche suchen und mich ins Unterholz schlagen. So übt man ggfs auch, unentdeckt campieren zu können. Quasi gesteigerte Herausforderung.


    Gibt es Probleme wie soziale Unruhen o.ä. würde ich einen Ort auswählen, der für Randalierer, Plünderer und dergleichen uninteressant ist. Wie den Friedhof. Wer sollte sonst dahin? Dort gibt es nichts zu holen. Heute gibt es in fast jeder Wohnung Technik von Wert wie TV oder Laptop, daher werden Wohngebiete vermutlich ähnlich schnell wie Gewerbegebiete verwüstet. Alte Industrieanlagen könnten auch Menschenleer sein.
    Nur würde ich den Friedhof wirklich nur im Notfall wählen. Da Störung der Totenruhe, Haus-/Landfriedensbruch, ggfs. Sachbeschädigung und was einem sonst noch vorgeworfen werden kann ziemlich schnell sehr unangenehme Folgen haben kann.


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    Edit: Auch ein Grund, weshalb der Jerven Fjellduken für mich interessant ist; grau fügt sich urban doch schneller in die Umgebung ein als Grün, Braun, Fleck,...