Rettungsleine zum Abseilen aus oberen Stockwerken bei Feuer etc.

  • Hallo Foristen


    Da unser Schlafzimmer ganz oben unterm Dach ist, und die einzige Treppe dort runter im Brandfalle evtl. nicht nutzbar wäre, habe ich mir Gedanken über eine Rettungsmöglichkeit gemacht.
    Möglichst simpel und intuitiv nutzbar sollte es sein. Faltbare Stickleitern aus dem Rettungmittelbedarf waren mir zu kompliziert... durchs Fenster klettern und dann noch mit den Füßen die Stufe finden, erscheint mir in Stressituationen zu schwierig. Zumal das ganze auch Nachts und notfalls "blind" funktionieren soll.


    Versuch 1 - Ein ausgemustertes Rettungsseil der Feuerwehr
    Fazit: Hier kann man sich mit den Händen keinesfalls halten... es bräuchte Abseilachter / Hüftgurt etc. was die Sache zu kompliziert macht. Ansonsten rutscht man einfach fast ungebremst durch und verbrennt sich ( bestenfalls nur ) die Handinnenflächen.


    Versuch 2 - Das selbe, jedoch mit Knoten alle 15 cm.
    Fazit: Besser, aber auch hier ist ein sicheres halten mit der Hand nicht möglich.


    Veruch 3 - Das Feuerwehr Rettungsseil, mit Griffholz alle 25 cm
    Fazit: Perfekt ! Ich hab das ganze aus ca. 4 m Höhe getestet... und man kann sich damit problemlos retten. Bei normalem Körpergewicht kann man die Griffhölzer gut und sicher greifen. Das Seil ( bei mir ca. 15 m ) passt mit den Griffhölzern in den Feuerwehr-Wurfsack und auch das Werfen des Sackes mit Ablauf des Seils funktioniert perfekt.
    Ich habs bestimmt schon 25x getestet.. und kein einziges mal hat sich das Seil verheddert.
    Die Seile kann man evtl. bei den örtlichen Feuerwehren "gebraucht" bekommen ( dort müssen die nach x Jahren ausgetauscht werden ). Ich hab mir nach dem Test dann ein neues bestellt ( gibts in der Bucht für ca. 40€ incl. Wurfsack- Suchbegriff Feuerwehr Rettungsseil ).
    Als Griffhölzer habe ich 25 mm Rundhölzer aus dem Baumarkt genommen ( ca. 10 cm lang , in der Mitte 1x durchbohrt )


    Unser Seil hängt mit Taschenlampe an einem Balken im Schlafzimmer. Im Notfall wird das Seil mit dem Karabiner 1x um den Pfosten gelegt und der Sack aus dem Fenster geworfen. Das Seil spult sich beim fallen ab. Jetzt nur auf die Fensterbank mit den Handen die Griffhölzer packen und runter.
    Falls das Haus zufällig an der Fensterseite brennt, gibts auf der anderen Seite noch ein weiteres Fenster. Hier habe ich mir als Fixpunkt eine stabile Gerüstschraube überm Fenster in die Wand geschraubt. Der Fixpunt oben ist sogar noch besser ( man hat gleich das Seil in Griffhöhe )



    Grüße vom Ravenclaw

  • Nun wohne ich in einem Bungalow. Aber die Idee ist gut und ich würde ggf. darüber nachdenken längere Hölzer zu verwenden, so daß die Füße auch einen notdürftigen Halt finden. Dann klettert es sich sicherer und komfortabler.

  • Grundsätzlich eine sehr patente Lösung. Spannend ist jedoch, wie sich die Festigkeit des Seiles mit diesen doch sehr engen Knoten langfristig im Hinblick auf die Lebensdauer entwickelt.

  • Hallo Sam Hawkins


    Beim Klettern und bei Bergseilen hat der Knoten kaum Einfluss auf die Festigkeit. Hier wird ja immer geknotet. Bei der Feuerwehrleine dürfte das ähnlich sein. Sturzbelastung und Fangstoß tritt ja bei der dargestellten Anwendung keiner auf.


    Zitat:
    Nach DIN 14920 muss sie aus spiralgeflochtenen Polyesterfasern bestehen, 30 m lang sein, einen Durchmesser von 10 mm und eine Reißkraft von 14 kN (1,4 t) besitzen und weiß sein. Am Ende der Leine ist regelmäßig ein Holzknebel oder ein Karabinerhaken eingespleißt.


    14 kn ist also bei einem Durchschittsgewichtigen 15-20 fache Sicherheit. Und die 14 kn sind garantierter Wert... der echte Bruchwert dürfte deutlich höher liegen

  • Da meine Ausbildung rund ums Seil schon einen Moment her ist, werde ich nochmals Quellenforschung betreiben. So fern ich mich jedoch richtig erinnere, musst du zumindest bei Kletterseilen "Mindestradien" bei Knoten einhalten. Diese unterschreitest du aus meiner Sicht und drückst zusätzlich mit dem Knebel drauf.

  • Hei,


    ich finde die Idee auch super. Die Holzlänge halte ich für ideal.
    Nicht länger machen, denn:
    - Gefahr des Verhedderns größer.
    - Füße finden niemals auf solchen Hölzern halt.


    Hab das selbst mal ausprobiert. Wenn das Seil an einer Wand hängt, hast Du keine Chance da irgendwie mit den Füßen einzufädeln.
    Abseilen im Dülfersitz habe ich auch getestet. Da muss man aber echt schmerzresistent sein!


    Evtl. kann man die Knoten noch durch Presshülsen ersetzen?
    Das spart Seillänge und Volumen im Wurfbeutel.


    Nicht vergessen, dass die Wurfbeutel eine bestimmte Packmethode haben. Ravenclaw kennt diese offensichtlich, sonst hätte der Wurfbeutel nicht funktioniert. :Cool:
    (Die Methode ist simpel: Das Seil einfach in den Beutel stopfen ohne große Schlingen oder so zu machen...)


    Biegeradien und Knoten usw. spielen bei einem Kletterseil eine große Rolle, weil das Seil eine deutlich höhere Belastung aushalten muss.
    Da darf man nämlich aus vielen Metern im freien Fall reinplumpsen. Das ist bei diesem Rettungsseil ja nicht der Fall.


    Ich hatte früher beim Gleitschirmfliegen 50m Dynemaleine mit wenigen mm Durchmesser dabei. Falls man mal im Baum landet, kann man sich damit abseilen.
    Aber nur, weil man schon einen passenden Sitz am Hintern und die richtigen Karabiner dabei hatte. Zum Glück hab ich es nur im Test und nie im Ernstfall ausprobiert.



    Grüße,


    Tom

  • Stimmt wenn es glatt an der Wand anliegt hat man auch mit einer Strickleiter ein gewisses Problem mit den Füßen. Da ja meist ein Fenstersims da ist, der normalerweise nicht bündig mit der Fassade ist, sollte es (theoretisch) nicht plan an der Wand anliegen.

  • @ Sam Hawkins
    Der Knoten nennt sich Kreuzschlag.. und wird auch beim alpinen Klettern gelehrt (zumindest noch in meiner Jugend ).... also auch da ist nix mit Mindestradius.


    Booner
    Richtig ! Das muss natürlich erwähnt werden. Das Seil darf nur "gestopft" werden.


    Grüße


    Ravenclaw

  • Man kann den Knoten auch um das Holz legen. Vorteil: dieses wird nicht durch eine Bohrung geschwächt und der Knoten läuft nicht so eng.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Alles easy, mich interessieren solche sicherheitsrelevanten Themen einfach. Falls du keine Einwände hast, dass ich mir deine Bilder ausleihe, frage ich gerne bei einem Kollegen nach, der sein Geld mit der Herstellung von Lastenseilen für die Luftfahrt verdient.

  • Servus Zusammen,


    ich mache das ganze ja als Arborist seit einigen Jahren beruflich. Von allen Knoten ist der Kreuzschlag einer derjenigen, die die Bruchlast des Seils am meisten mindern.


    Es gibt etliche andere Knoten, die besser geeignet sind.


    ABER : Es entsteht kein Fangstoß im Seil, von daher sind die ca. 40% Bruchlastreduktion absolut zu vernachlässigen.


    Liebe Grüße


    Semper Fi

    Geht los!!!

  • Hängt das Seil direkt an der Hauswand? Wenn ja, wie sollen dann die Füße halt finden, wenn die Hölzer an der Wand anliegen?


    Sinnvoller fände ich eine Lösung, sich "einfach" abzuseilen.

  • Hallo zusammen



    Das mit dem Feuerwehrseil ist gut machbar.


    Es geht auch ohne teure Anschaffungen, siehe https://www.previval.org/forum…sturzsicherung-mal-anders


    Einzige Voraussetzung: mann muss die Karabinerbremse ( Halbmastwurf ) können.


    Um Leute zu Sichern, wen jemand am Abseilen ist und mann unten das Seil zieht, steht man still. Geht kein cm Abwärts.


    gruss unabhäniger

    „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“

  • Hallo


    ... und danke für die vielen Rückmeldungen.


    Betreffend der Reißfestigkeit werde ich morgen mal ein Reststück mit Knoten ( ich hab ja was abgeschnitten ) in meinen High-Lift Wagenheber spannen ( der kann auch 2.1 to spreizen ) . Die Kraft kann ich dann zwar nur schätzen.... aber ich vermute fast, dass ich mit beiden Händen hebeln muss bis da was reißt.




    Übrigens... rein aus dem Gefühl her, hätte ich keine Bedenken, dass das nicht hält ( selbst wenn mehrere gleichzeitig am Seil hängen ). Das Feuerwehrseil macht einen außerordentlich robusten Eindruck und die Rundhölzer sind selbst mit Bohrung definitiv stabil genug,
    Ich habe mich übrigens bewusst gegen Lösungen mit Abseilen entschieden weil ich es simpel und intuitiv wollte. Einen HMS- Lösung funktioniert beim Klettern bei Tageslicht ( und selbst da muss man nachschauen ob man richtig eingebunden ist) ... bei Stress und der Nacht wäre mir diese Lösung viel zu kompliziert... zumal meine Family auch da runter muss. Schnell gehen muss es . Rauswerfen, greifen und zupacken kann jeder.... immer !!


    Und meine Kraft reichte sogar beim Test um mich einige Meter am Seil hochzuziehen ( ohne Benutzung der Füße ). Die Füße braucht man abwärts also nicht.


    Grüße
    Ravenclaw

  • Moin @ll,
    also ich sehe da im Seil ausschließlich "Überhandknoten", also ganz einfache Knoten. Die haben eigentlich den Nachteil, dass sie schlecht wieder zu öffnen sind. Der "richtige" Knoten zum um das "Ausrauschen" einer Part aus einer Öse oder hier aus dem Holzknebel zu verhindern ist auf See die gute, alte "Acht". Diese lässt sich in der Regel auch mit zivilisiertem Aufwand wieder lösen ...
    Da das Seil jedoch in dieser Konfiguration ständig vorgehalten werden soll, ist dieses Manko IMVHO zu vernachlässigen!


    Der Karabiner ist mit einer Kausch eingespleißt - alles chic!


    Was die Bruchlastreduktion im Knoten angeht: An Bord geht man - unabhängig von Biegeradien etc. - bei jedem Knoten im laufenden Seil von einer Bruchlastreduktion von 50% aus. Damit ist der Mensch dann auf der sicheren Seite.


    Das würde in diesem Fall eine Bruchlastreduktion bei statischer Belastung von 14kN auf 700kN (1,4t -> 700 kg) bedeuten.
    Ich behaupte mal, dass selbst bei der Diagnose "Adipositas per magna" das Seil an dieser Stelle das geringste Problem darstellen wird ... :devil:


    Zur dynamischen Belastung hat Semper Fi ja schon was gesagt: Sie sollte eigentlich nicht stattfinden ...


    Fazit: Für Ravenclaw ein Gewinn an Sicherheit mit überschaubarem Aufwand - alles richtig gemacht! :Gut:


    Christian,


    der einen anderen Weg geht - Fenster auf und gut ist! Die Fallhöhe ist im Parterre recht gut zu handeln .... :Cool:


    p.s: Bruchlastangaben korrigiert - Danke an @Nudik (#16) & Booner (#18)!!!!

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von ksbulli;269259

    Das würde in diesem Fall eine Bruchlastreduktion bei statischer Belastung von 1,4kN auf 700N (1,4t -> 700 kg) bedeuten.


    Obacht 700N ~ 70kg


    btw. Ist das Seil feuerfest?

  • Moin Nudik,


    ich war ganz einfach faul und habe die Umrechnung 1,4 kN = 1400 N -> 1,4 t = 1400 kg genommen und halbiert. Entweder bin ich noch "spätdienstgeschädigt" (was ich nicht in Abrede stellen würde) oder diese Angabe ist falsch....


    Wer kann aufklären?



    ...was die Feuerfestigkeit angeht, verwies Ravenclaw darauf, dass er im Falle des Brandes auf die netsprechende ander Hausseite ausweichen kann und die entsprechenden Vorkehrungen (Fixpunkt) getroffen hat.


    Be prepared!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hei,


    Du hast ne Kommastelle verrutscht.
    Lt. Wiki muss die eine Bruchlast von 14kN haben. (nicht 1,4kN)
    14kN entsprechen dann in der Tat so ungefähr 1,4t.



    Grüße,


    Tom

  • Also doch "spätdienstgeschädigt" :traurig: - Danke an Euch, der Beitrag wurde korrigiert! :Gut:


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von ksbulli;269279

    Also doch "spätdienstgeschädigt" :traurig: - Danke an Euch, der Beitrag wurde korrigiert! :Gut:


    Christian


    Sei froh das Du kein Bauingenieur bist :kichern: Oder ? :anxious_face_with_sweat: