Fernüberwachung und -steuerung des Straßenverkehrs

  • In Europa ist geplant, Neufahrzeuge ab Werk mit dem automatischen Notrufsystem eCall auszustatten,
    welches /Galileo/Egnos-Ortungsinformationen zusammen mit Fahrzeugdaten an die Rettungsleitstelle senden soll.


    Russland forciert einen Vorsprung, indem schon bald im eurasischen Wirtschaftsraum eine Fahrzeugortung über die Systeme Glonass/ERA Pflicht werden soll.
    Dabei ist sogar an die Möglichkeit gedacht, Fahrzeuge per Fernsteuerung stoppen zu können:


    http://www.heise.de/tp/artikel/48/48093/1.html


    Bei der Zunahme von selbststeuernden Fahrzeugen ist dies auch im Westen nur eine Frage der Zeit.


    Welche Risiken und Chancen seht Ihr dabei und welche Möglichkeiten seht Ihr,
    Euch dazu zu verhalten?

  • Hi hinterwäldler,


    über das Thema hab ich in letzter Zeit öfter was im TV gesehen (was durchaus kritisch war)
    Der Vorteil ist natürlich ganz klar, dass, wenn du einen Unfall hast und nicht in der Lage bist, Hilfe zu holen, das Auto das für dich erledigt. Klingt ja erstmal gut!
    Die Nachteile liegen aber genauso auf der Hand:
    Jedes System ist knack- bzw infiltrierbar. Warum Bremsen manipulieren und Spuren hinterlassen, wenn man sich einfach ins System einklinken kann? Warum sich selbst in die Luft sprengen, wenn man einfach fremde Autos kapern kann? Usw. Lass deiner Fantasie freien lauf.
    Außerdem ist man so NOCH mehr "gläserner Bürger". Einfacher zu verfolgen, als mit diesen High-Tech-Computern auf vier Rädern kann man ja kaum sein.
    Und dass so ein Auto auch noch mächtig einfach zu klauen ist, hat man ja auch schon öfter gesehen (und ebenso, dass die Versicherungen nicht zahlen: Gibt ja schließlich keine Einbruchsspuren o.Ä.)


    Alles in allem mag ich meinen 18 Jahre alten Peugeot ziemlich gerne... :grosses Lachen:

  • Der offizielle Grundgedanke der automatisch organisierten Hilfe ist ja edel, aber damit hat sich meine positive Einstellung dazu auch schon.


    Interessanterweise sind es regierende Stellen und nicht die Industrie, welche solche Systeme einführen wollen - für mich der Punkt wo sich bei mir Widerstand regt. Offenbar reichen den Staaten die permanenten Überwachungskameras auf den Strassen nicht aus. Da muss noch lückenloser überwacht werden. Na Mahlzeit... Und wie lange geht es noch bis jeder Bürger einen Chip eingepflanzt bekommt? Selbstverständlich nur zur Gesundheitsvorsorge....


    Ich bin glücklich über den Umstand, dass die meiste Hightech im (demontierbaren) Radio meines 28 - jährigen Autos verbaut ist. Und diesen Umstand will ich so lange wie möglich beibehalten.


    Jaws - Dem der Gedanke gekommen ist, dass ein BugOut auch elektronische Ursachen haben kann.....

  • ...worauf mir der spontane Gedanke kommt, das ein BugOut elektronisch behindert werden kann.
    Auch dann, wenn man selbst ein Offline-KFZ fährt, reicht es ja, wenn andere Verkehrsteilnehmer ferngesteuert lahmgelegt werden können.


    Vorgestern frühmorgens kippte bei plötzlichem Schnee ein LKW in der Zufahrt zu einem hiesigen Großbetrieb um.
    Die zwei Tore nützten nichts, weil beide auf dieselbe Zufahrt münden.
    Das hatte ich schon mehrfach moniert, aus Sicherheitsgründen, aber auf einen dummen Wachmann hört ja keiner.
    Der Schichtwechsel der paar hundert Arbeiter konnte über einen Feldweg abgewickelt werden;
    aber der LKW-Verkehr kam für mehrere Stunden komplett zum Erliegen.
    Zum Glück kam es nicht noch gleichzeitig zu einem Großbrand;
    das wäre wirklich der Worstcase gewesen.


    Was ich damit sagen will:
    Terroristen oder Wirtschaftskriminelle könnten sich in die Verkehrssteuerung einhacken
    und gezielt bestimmte Regionen, Brücken oder einzelne Betriebe oder Behörden lahmlegen.
    Sogar Rettungsdienste und Feuerwehren!


    Das sollte man dann bei seiner BugOut-Planung einkalkulieren...

  • Sobald es kommt wird es Methoden geben, das Signal zu stören.


    Prinzipiell ist das ja erstmal nicht verkehrt, wenn man bei einem Unfall Hilfe bekommt (ist wahrscheinlicher als die Notwendigkeit eines Bug Outs), außerdem habe ich derzeit keine Angst von Behörden gestoppt zu werden. Sollen sie es halt tun.
    Im Fall der Fälle wenn man glaubt die Behörden wären der Feind (oder umgekehrt) muss man sich dann eben belesen, wie man das Signal abschirmt.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo,


    Hjördis hat das schon treffend beschrieben: solche "Fern-Stopp-Systeme" sind wie alle anderen drahtlos kommunizierenden Systeme prinzipiell anfällig für Angriff. Vgl. die derzeit gehäuft stattfindenden Fahrzeugdiebstähle, denen Besitzer von Fahrzeugen mit "Keyless go"-Funktion zum Opfer fallen. Da kann man die Kommunikation zwischen Schlüssel und Auto noch so sicher gestalten, auf die simple Idee der Diebe, einfach eine "Verlängerung" der Funkstrecke zwischen dem zuhause im Flur im Schlüsselkasten hängenden Autoschlüssel und dem draussen geparkten Auto einzuklinken und die Funkdaten, verschlüsselt wie sie sind einfach transparent durchzuleiten, kam offenbar keiner der Keyless-Go-Entwickler. So mausern sich die Porsche-Macans im Raum Stuttgart gerade zu "Porsche-to-go"-Modellen für Diebe und dem Hersteller bleibt nichts anderes übrig, als den Autobesitzern zu raten, den Autoschlüssel zuhause möglichst weit vom geparkten Auto weg abzulegen ("Auf keinen Fall im Bereich der Haustüre") oder allen Ernstes, zu empfehlen, den Schlüssel in Alufolie (sic!) zu wickeln...


    Das Beispiel zeigt, dass komplexe Kommunikationssysteme oft schon mit sehr einfachen Mitteln komplett ausgehebelt werden können.


    Insofern würde ich bei ab Werk installierten "Fernstopp-Systemen" vermuten, dass die Haftungsfrage bei Missbrauch noch vollkommen ungeklärt ist und da hier sehr schnell Menschenleben auf dem Spiel stehen, es so schnell auch keine juristische Lösung geben wird, wer für ein manipuliertes Stop-System im Zweifelsfall dann den Kopf hinhalten darf. Dazu kommt noch, dass das Stoppen von Fahrzeugen mit mutmasslichen Kriminellen an Bord nun nicht gerade ein alltägliches Phänomen ist, es aber wie in den USA eine sehr grosse mediale Aufmerksamkeit bekommt, was den Eindruck erweckt, dass ständig irgendwelche Verfolgungsfahrten stattfinden.


    Einfacher - auch haftungstechnisch - ist dagegen die behördliche Zweckentfremdung eines GPS-Systems wie eCall zur Ortung gesuchter Fahrzeuge. Autovermieter machen das ja zum Teil schon standardmässig.


    Was ich eher für die nahe Zukunft erwarte, sind Assistenzsysteme, die die Berechtigung und Tauglichkeit des Fahrers überprüfen, bevor das Fahrzeug gestartet werden kann. Stichwort Alkohol am Steuer. Schon jetzt gibt es die Funktion, das Fahrverhalten laufend auszuwerten und z.B. aufkommende Müdigkeit zu Diagnostizieren (macht mein Dienstwagen z.B. - fährt man etwas nachlässiger mit häufigen Lenkkorrekturen etc., dann macht es "Ping" und im Display erscheint die Meldung: "Fahrer ermüdet, bitte Pause machen!"


    Kann mir gut vorstellen, dass wir in ein paar Jahren einen integrierten Alkoholtester etc. in den Autos haben, der die Zündung nur freigibt, wenn der Fahrer den Test besteht. Dito könnte man die Legitimation des Fahrers in mehrfacher Hinsicht prüfen: über eine Mobilfunkverbindung wird geprüft, ob das Fahrzeug versteuert und versichert ist und ob der Fahrer im Besitz einer passenden Fahrerlaubnis ist. Dann prüft das System biometrische Daten des Fahrer (Fingerabdruck, Irisscan, Stimme), schaut nach, ob der erkannte Fahrer für das Auto freigeschaltet ist und erst dann gibt die Steuerung das Fahrzeug frei (wäre ein Mittel gegen die Keyless-Go-Diebe).


    Brave new world...


    Lest mal http://%22http//www.amazon.de/…0%22&tag=httpswwwaustr-21 - dagegen sind Fernstopp-Fantasien harmloser Firlefanz!


    Grüsse


    Tom

  • OT:
    Wo ich mir eine Biometrie-Legitimierung und eine Fernstopp-Funktion dringend wünschen würde,
    wäre im Waffenbereich.
    Ist aber eine andere Baustelle...

  • Zitat von tomduly;272316

    es so schnell auch keine juristische Lösung geben wird, wer für ein manipuliertes Stop-System im Zweifelsfall dann den Kopf hinhalten darf.


    Verantwortlich ist der Kriminelle, der manipuliert hat. Egal, ob man den findet oder nicht. Auf jeden Fall werden weder die Hersteller noch die Politik dafür verantwortlich gemacht werden.


    So einfach macht man sich das da oben ...



    Zitat von tomduly;272316


    Dann prüft das System biometrische Daten des Fahrer (Fingerabdruck, Irisscan, Stimme), schaut nach, ob der erkannte Fahrer für das Auto freigeschaltet ist und erst dann gibt die Steuerung das Fahrzeug frei (wäre ein Mittel gegen die Keyless-Go-Diebe).


    Das ganz große Problem dabei ist, dass Kriminelle in extremen Fällen dazu übergehen könnten, Finger abzuhacken, Augen rauszureißen oder Chips aus der Haut zu schneiden, um an die ID des Nutzers zu kommen. Das wäre jetzt der Worst Case.


    Vermutlich werden Profis aber ganz leicht Fingerabdruck, Iris oder Stimme nachmachen, oder aber gleich diese Hindernisse in der Fahrzeugsoftware ausschalten. Der Chaos Computer Club hatte schon vor Jahren Wolfgang Schäubles Fingerabdruck nachgemacht und eine Anleitung dafür ins Netz gestellt. Wenn eine Iris gelesen werden kann, dann kann sie auch abfotografiert werden. Und Tonbandaufnahmen sind auch keine allzu neue Erfindung ...


    Ich halte absolut gar nichts davon, Menschen durch Biometrie zu überwachen.



    Zitat von hinterwäldler;272317

    OT:
    Wo ich mir eine Biometrie-Legitimierung und eine Fernstopp-Funktion dringend wünschen würde,
    wäre im Waffenbereich.
    Ist aber eine andere Baustelle...


    Ja, es ist eine andere Baustelle, aber ich muss da trotzdem drauf antworten:


    Damit würden wieder nur die sowieso schon gesetztestreuen Legalwaffenbesitzer drangsaliert werden. Die müssten nämlich für die Kosten aufkommen. Dann ist da ein Stück "High-Tech", dass bei jedem Pups eine Störung bekommen kann und dann ist die Waffe erstmal nicht mehr nutzbar. Fängt schon bei der Batterie an, geht über kleinste Kabel und Platinen, über den anfälligen Flash-Speicher mit den biometrischen Daten, den Fingerabdruck-Scanner etc.


    Kriminelle haben sowieso Waffen ohne so eine Beschränkung. Der einzige Vorteil wäre, dass die Waffe bei Diebstahl nicht kurzfristig von jemand anderem benutzt werden könnte, es wären also allenfalls "Affekthandlungen unberechtigter Dritter" erschwert. Sobald der Dieb Zeit hat, kann er den Quatsch wieder ausbauen. Könnte der Legalwaffenbesitzer auch, traut sich aber nicht, da er sonst seine Erlaubnis verliert.


    Bitte denk da nochmal drüber nach, bevor du Leute mit solchen Forderungen drangsalierst, ohne einen Effekt gegen Kriminelle zu haben.