Welchen Schlafsack benötigt man für 4 Jahreszeiten

  • Hallo zusammen!


    Welchen Komfortbereich benötigt man (realistisch betrachtet) für einen Schlafsack in seinen Fluchtrucksack? Macht ihr dabei Unterschiede bei einem Schalfsack für den BOB und dem INCH?


    Sicherlich kann man sich auf die sichere Seite legen und ein Monster mit Komfortbereich bis -34°C nehmen, muss dann aber einen Schlafsack >> 2kg nehmen, der auch noch sehr voluminös ist. Wenn ich einen entsprechenden Unterstand gebaut habe (mit anderen), dann muss der Schlafsack ja auch garnicht so dick sein, oder irre ich mich da?


    Und wenn es doch ein dickerer Schlafsack sein sollte, dann ist ein Schlafsack-System doch bestimmt besser: Den Innenschlafsack für den Sommer, Inliner mit rein für die Übergangszeit und den Außenschlafsack, wenn es ganz dick kommt. Habe da den Fernspäher Schlafsack der BW gesehen, der soll bis -34°C gehen. Ist das der Komfortbereich oder der Extrembereich? Taugen die etwas oder friert man da so wie mit den alten Dingern der BW (die mit den Ärmeln)? Wie ist allgemein die "Verwendbarkeit" der Millitärschlafsäcke? Habe da auch noch ein Holländisches System gesehen, das bis -40°C gehen soll. Millitär deshalb, weil das Zeugs i.d.R. sehr robust ist und gebraucht auch für relativ kleines Geld zu bekommen ist (muss bei mir ja auch noch 4x beschafft werden). Bevor ich loslege alles in 4-facher Ausrüstung zu kaufen, wollte ich so ein Teil einmal bei uns im Garten bei Minusgraden testen (kann dann immer noch ins Haus, wenn mir zu kalt wird :grosses Lachen:). Meine Familie hat da keine große Meinung zu, dass mit mir bei Kälte zu testen. Dann muss das im Notfall schon passen...


    Gruß Fisherman

  • Hallo Fisherman,


    vorweg, die Temperaturangaben zu den Schlafsäcken kann man nur als Anhalt verstehen, da jeder ein anderes Kälteempfinden hat (während der eine noch im Trägershirt rumläuft trägt die andere bereits Winterjacke, Schal und Mütze - so oder so ähnlich schon mal auf einem Treffen gesehen).
    Ich würde micht bei Schlasäcken allgemein nicht an die angegeben Extremtemperaturen sondern eher an den Comfortlimits orientieren - am besten ist natürlich das selber ausprobieren.


    Wie Du bereits geschreiben hast gibt Kombinationen von Schlafsäcken als System auch "fertig" gerade bei Militärschlafsäcken, sehr beliebt scheint hier die Carinthia Kombination aus "Tropen" und "Defence 4" zu sein, die ich selbst aber nicht habe - zumindest solange meine alten Schlafsäcke noch taugen. Zu den Carinthia kann Dir der ein oder andere aber sicher mehr sagen.


    Ich selbst nutzte aber auch eine Kombination aus einem reinen Sommerschlafsack (für Nächte mit >= 10°C) einem 3-Jahreszeitenschlafsack (zwischen ca. 10°C und leichten Minusgraden) sowie die Kombination Sommerschlafsack in 3-Jahreszeitenschlafsack wenns noch kälter ist, normalerweise in einem Zelt (was auch ohne Heizung durchaus ein paar Grad rausholt).


    Gruß,
    Paddy

  • Zusätzlich zur Kombi aus 2 Schlafsäcken gibt es noch andere Möglichkeiten, damit es nicht so schnell kalt wird - hier zwei Beispiele aus meiner Erfahrung:


    1) Thermounterwäche z.B. aus Merino-Wolle - diese gibt es auch in unterschiedlichen Dicken
    2) Wenn man zu zweit unterwegs ist: Koppeln der Schlafsäcke und an die andere Person anschmiegen. Geht natürlich am Besten, wenn Partner/BEVA dabei ist, das wurde aber auch bei "Gruppentransporten" gemacht, also Mann an Mann.


    Wir sind bei einem Trip im Südwesten der USA im Oktober nur mit einem Doppel-Sommerschlafsack unterwegs gewesen. In einigen Nationalparks ging die Temperatur nachts auch runter bis auf 0 Grad (~2000m Höhe) - war mit einer dünnen Fleecedecke obendrauf und dem gemeinsamen Liegen kein Problem. Nur einmal ging es auch unter -5°C und der Komfort war weg und wir sind Nachts aufgewacht. Die Merinounterwäsche hab ich da allerdings auch noch nicht angezogen gehabt (meine Frau hatte da was gegen^^)


    3) Was auch noch einen Einfluss hat: Nahrungsaufnahme vor dem Schlafengehen. Wenn ich Abends nochmal kräftig gegessen habe (eiweißreich), habe ich in meiner Ausrüstung nie gefroren. Andererseits bin ich nach einem zehrenden Tag einmal abends quasi umgefallen und habe nur Müsliriegel gegessen - obwohl die Temperatur objektiv angenehm war, bin ich nachts mit einem Kältegefühl wach geworden.

  • Hallo zusammen


    Ich achte auch immer nur auf den Komfortbereich da ich meistens schon im unteren Drittel des Komfotbereichs zu frieren beginne. Allerdings ist das auch von Marke zu Marke unterschiedlich: Vor Jahren hatte ich mal einen Mammut Schlafsack. Der Komfotbereich war bis 5°C angegeben. Ich hatte ihn mehrere Nächte bei ca. 12 - 14°C benutzt und kläglich gefroren darin.


    Was viele beim Schlafsackkauf ausser acht lassen, ist die Isomatte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich einen leichteren Schlafsack nehmen kann, wenn ich noch eine Isomatte drunter habe. Ohne Isomatte kommt die Kälte oft vom Boden her durch den Schlafsack. Zudem versuche ich immer zu vermeiden, schon frierend in den Schlafsack zu steigen. Wenn es geht, trinke ich noch etwas Warmes vorher und bewege mich ein bisschen. Man sollte dabei allerdings nicht schwitzen denn sonst wird die Kleidung feucht und man friert wieder.


    Beste Grüsse,
    Isk.

  • Hallo,
    ich benutzte die Kombination aus dem Caranthia Defence 4 und dem Tropen seit 15 Jahren. Mit beiden zusammen habe ich bei -20° noch gut warm geschlafen (männlich, 186cm 100kg, damit Du einen Anhalt hast). Nach meiner Erfahrung ist aber noch viel wichtiger in eine gute Bodenisolierung zu haben (ansonsten bringt Dir der beste Schlafsack gar nichts). Ebenso macht es einen großen Unterschied ob man in einem Zelt, einem Tarp, einem Biwaksack oder komplett ohne Windschutz draußen liegt. Der Windchilleffekt tritt natürlich auch beim Schlafen auf.
    Übrigens das Ammenmärchen "je weniger man an hat, desto wärmer liegt man im Schlafsack" ist quatsch :winking_face: und eine Wollmütze oder eine Sturmhaube sind gold wert.


    Beste Grüße


    grave


    (der bisher über 400 Nächte im Freien geschlafen hatte)

  • Danke euch allen!


    Zusammenfassend kann ich also für die Ausrüstung (neben den Verhaltensweisen) festhalten --> Sommerschlafsack, 3-Jahreszeitenschlafsack und ggf. Biwacksack bei eisigem Wind / Klamottentechnisch --> (Merino-)wollunterwäsche und warme Bekleidung helfen den Komfortbereich bei Tiefen Temperaturen zu steigern.


    Gibt es hier noch jemandem, der Empfehlungen bzgl. holländ. oder deutschen (Fernspäher) Armeeschlafsack abgeben kann?


    Gruß Fisherman

  • Nachtrag: Hat jemand (so ein bzw.) dieses 3 Pound Sub-Zero Winter System schon einmal in ähnlicher Weise ausprobiert?


    Der Typ verwendet einen Sommerschlafsack (Bemerkung: Ist doch eher ein 3-Jahreszeitenschlafsack, Daune, ca. 530g, Komfortbereich 2°C, aber... 390 Tacken :traurig:), ein VBL, ein Thermal Bivvy und eine Therm-a-Rest SOLite und schafft da mit Klamotten -9°F (ca. -23°C). Und das bei einem sagenhaften Gesamtgewicht von 1,3kg! Das wär' genau mein Ding. Ist das realistisch oder ist das unter der Rubrik "Spinnkram" abzuheften?


    Gruß Fisherman

  • Genau dieses System nicht. Aber was ähnliches.


    EVA-Doublemat 260g, billiger 7 Jahre alter, unterdessen ausgemusteter Lamia Sommerschlafsack 700g, Sea To Summit Reactor Inlett 263g, Mountain Equipment Notfallbivy 108g Total also 1331 g
    ( 3 Pds = 1360g )


    allerdings waren es bei mir nur knapp 2°C, denke aber wäre auch bei tieferen Temperaturen kein Problem gewesen.


    https://www.previval.org/forum…597&viewfull=1#post272597


    LG
    GrimmWolf

    Usque ad finem ! Good logistics alone can’t win a war. Bad logistics alone can lose it.


  • Kann man nicht genug betonen, man friert von unten. Da muss man richtig investieren.


    http://www.wiggys.com/ground-pads/ground-pad/


    Das sind die besten die ich kenne, man ist wie im Bett. Leicht und nicht sperrig ist etwas anderes, aber wenn man in die Jahre kommt wie ich, ist eine erholsame Nacht Gold wert.

  • Hallo zusammen


    Sorry!


    Der beste Schlafsack macht schlapp wenn Ihr eine schlechte (oder gar keine) Matte für drunter habt.


    Liegen ALLE wirklich direkt auf dem Boden?


    Ich auf jeden Fall nicht!


    Viele Grüsse, Ernst

  • Hallo GrimmWolf,


    ist das die Doublemat, welche doppelt gelegt 8 mm dick ist? Ohne irgendwelche reflektierende Beschichtung? Das reicht?



    @Ernst und Molesun: Ist es notwendig dickere Isomatten zu verwenden oder wird dies durch dickere Kleidung im Schlafsack wieder ausgeglichen? Was sollte das Minimum für die Isolierung sein? Habe bei YT einen Freak entdeckt, der behauptet mit der BW-Isomatte faltbar zurechtzukommen (im Winter).
    Verwendet ihr sonst auch einfachere Matten und füttern noch z.B. Laub unter?


    Gruß Fisherman

  • Hallo SLEX,


    die klymit static v luxe hat aber auch nur einen R-Wert von 1,3. Nach Tabelle Therm-a-Rest sollte der R-Wert für -10°C bei 3,x liegen. Die o.g. Rigderest SOLite hat immerhin schon 2,3.


    @Alle: Wie hoch sollte der R-Wert denn minimal sein?


    Gruß Fisherman

  • Schau mal hier. Ich habe dieses Wochenende die Nächte auf der Thermarest Trail Pro verbracht.


    Es ist ein vielfaches bequemer als auf meiner Armeematte, welche nicht aufblasbar ist.


    Die Isolation war sehr gut und wie schon gesagt sehr bequem zu liegen.


    Ich empfehle dir eine breite Matte zu kaufen.


    Achte nicht auf den Preis, gespartes Geld das du bei einer billigen hast interessiert dich einen feuchten Dreck, wenn du im selbigen liegst.


    Auf Schlafkomfort kommt's an und da bin ich gerne bereit, etwas mehr in die Tasche zu greifen.

  • Zitat von moleson;290603

    Ich muss sagen dieses Feldbett macht mir gerade grosse Augen.


    http://www.therm-a-rest.net/fe…urylite-ultralite-cot.php


    Gerade bei einem Feldbett brauche ich noch dringender eine Isolierung nach unten.


    Ich hatte vergangenes Wochenende spontan auf einer Kiesbank übernachtet und hatte keine Isomatte dabei. Wenn man sich ein Waldläuferbett ordentlich baut, ist dieses erstes bequem und man schläft auch warm. Wir hatten ca. 5° und ich lag in dem Defence 4 und einem Biwaksack auf ca. 20cm Grasbücheln. Das hatte gepasst.


    Gruß Grave

  • Hallo Moleson


    Falls Du dieses Feldbett von Therm-A-Rest kaufst, würden mich Deine Erfahrugen damit sehr interessieren. Habe es auch angeschaut und es wäre genau das, was ich brauche. Es ist im Moment noch auf der Warteliste. Ich muss zuerst noch sparen dafür...


    Beste Grüsse,
    Isk

  • Hallo Wolverine,


    danke für das Video, das sagt so ziemlich alles.


    Hallo Remus,


    auch danke für den Tipp mit der Kältekammer. Das wusste ich noch nicht. Muss da mal schauen, welcher Laden bei uns hier so ein Ding hat.


    Gruß Fisherman

  • Das Feldbett erspart aber nicht die Isolation. Also schleppt man noch mehr mit sich rum. Lieber ein bisschen Rückentraining machen damit das Kreuz ein paar Tage auf der Isomatte durchhält. :grosses Lachen:


    Die Therm-a-Rest Neoair XTherm gibt es mittlerweile für unter 100 Euro. Ich hatte damals noch an die 200 bezahlt. (Glaube ich). Die Matte ist leicht (400gr) und hat einen R-Wert von 5,7.


    Ansonsten halte ich persönlich von 4-Seasons-Schlafsäcken nicht so viel. Lieber im Winter einen 3 Seasons mit einem Sommer kombinieren. Zusätzlich besteht auch immer noch die Möglichkeit zu improvisieren. Z.B heißes Wasser in einer Flasche mit in den Schlafsack nehmen oder auch einen benzinbetriebenen Taschenwärmer. Ich hatte mal bei -5°C und starkem Wind einem 3-Seasons sowie 2 Taschenwärmer mit dabei. Das war dann zu warm. Aber besser zu warm als zu kalt.


    Und -34°C halte ich für eine absolute Extremsituation, die zumindest in Deutschland eher selten ist. Bedenke, dass diese Systeme alle sauschwer sind. Und da hat man dann für vier Personen schnell mal 20 Kg und mehr zusammen. Nur für das Schlafsystem. Was ist mit dem Rest?


    Was ist mit einem Zelt? Würde das Sinn machen? Hier besteht ja die Möglichkeit zu heizen. Z.B. mittels Benzinlampe von z.B. Coleman. Die sind unkompliziert und recht sparsam und heben die Temperatur in einem 4-Personenzelt mal ganz locker um 10°-20° an. Je nachdem, welches Modell eingesetzt wird. Und schon kann man reichlich Gewicht nur für Schlafsäcke sparen.


    Möglichkeiten gibt es reichlich. Aber die sind immer abhängig von irgendwelchen konkreten Szenarien.


    Apropos Szenarien: Muss dann "in der Notsituation passen" für die anderen Familienmitglieder die das nie getestet haben... Ist bei mir auch nicht anders (die haben dazu keine Lust und sehen die Notwendigkeit auch nicht). Solange man etwas nie getestet hat ist alles nur graue Theorie, sag ich dazu nur...

    I feel a disturbance in the force...