Kaliumjodidtabletten

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  • Wenn es zu einer nuklearen Katastrophe kommt, gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

    • Im Haus bleiben und ja nicht mit dem Fallout in Kontakt kommen. Oder
    • Weg. Weit, weit weg.


    Ich würde vermutlich zuerst die erste, dann gleich darauf die zweite Option ziehen. Erstmal das Gröbste abwarten, dann ab durch die Hecke.


    Und natürlich würde und werde ich nicht darauf warten, dass mir jemand die Option anbietet, irgendwo stundenlang auf die Ausgabe der Jodtabletten zu warten. Genau darum habe ich ja die nötigen Vorbereitungen getroffen.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • ... angenommen, es passiert ein Blackout. Flächendeckend brechen Stromversorgung und Kommunikationsnetze zusammen und bleiben offline. Woher erfahre ich, dass z.B. mein "Lieblings-AKW" Gundremmingen in 70km Entfernung in sicherem Zustand ist (Reaktor abgeschaltet, Kühlung der Nachzerfallswärme und der Abklingbecken läuft stabil). Oder ob dort eine kritische Lage vorherrscht? Das ODL-Netz und andere Strahlen-Überwachungsnetzwerke sind ausgefallen, offline oder jedenfalls für mich nicht erreichbar.

    Wäre nicht ein eigener Gamma-Scout eine Lösung? Er misst neben Gamma- auch Alpha- und Betastrahlung. Außerdem ist er recht feinfühlig und kann einen Anstieg der Umgebungsstrahlung wie die ODL-Stationen anzeigen.

  • Jeder Geigerzähler mit einem halbwegs vernünftigen Zählrohr kann dafür verwendet werden. 131Jod gibt beim Zerfall Gamma und Betastrahlung ab.

    Eine FFP3 Maske hilft übrigens nicht gegen das Einatmen, denn 131Jod ist bei Raumtemperatur gasförmig.

    Dafür braucht man spezielle Reaktorfilter.

  • Dafür braucht man spezielle Reaktorfilter.

    Hallo Nudnik, den Ansatz finde ich sehr gut - Filter anstelle von Tabletten. Frage an die Experten: Schützen vor radioaktivem Jod die "historischen" Kombinationsfilter ZS 55 bzw. FE55 NM oder aktuelle Modelle wie der F2000? Ich würde vermuten, eher nicht, da sie ja gegen mil. Kampfstoffe schützen soll(t)en. Die genauen Spezifikationen sind mir jedoch nicht bekannt bzw. die entspr. TL liegt mir nicht vor.
    Beim Blick auf einen alten KS 80-Schraubfilter ist mir eben zumindest dessen oranges "Reaktorband" aufgefallen. Vorausgesetzt, dieser Filter wäre unter Idealbedingungen gelagert worden: Gibt es Erfahrungen zu seiner Brauchbarkeit und den Standzeiten unter Iodbelastung? Falls ihr von historischen Filtern generell abratet: Welche aktuellen und bezahlbaren Kombinationsfilter mit RD40-Gewinde wären empfehlenswert, die für zivile Katastrophenlagen sinnvoll erscheinen und die über die Filterkomponente "Reaktor" verfügen? Gibt es solche überhaupt? Viele Grüße, Marc

  • Schützen vor radioaktivem Jod die "historischen" Kombinationsfilter ZS 55 bzw. FE55 NM oder aktuelle Modelle wie der F2000?


    Gibt es Erfahrungen zu seiner Brauchbarkeit und den Standzeiten unter Iodbelastung?


    Welche aktuellen und bezahlbaren Kombinationsfilter mit RD40-Gewinde wären empfehlenswert


    Der FE55 ist ein A2, B2, E1,P3 Filter. Er ist also nicht ausdrücklich für atomare Kontamination geeignet.

    Mayer Ausrüstungen (http://www.mayer-ausruestungen…tml&XTCsid=fccqokdjjcgqhi ) schreibt jedoch:

    Stichprobenartige Prüfungen des Bundesamts für Zivilschutz bei Filtern gleichen Typs haben ergeben, daß auch die 18 Jahre alten Atemfilter der Fa. Dräger und Auer den Forderungem gemäß TB-03/4240 genügen und problemlos verwendet werden können, da sie den an sie gestellten Forderungen der Schutzleistung genügen (Prüfung der Abscheideleistung gegen radioakives Methyliodid mit dem Ergebnis: "Die Abgabe von Ammoniak liegt für einige 18 Jahre alte Filter über der Technischen Forderung von 16 ppm NH3, dies ist jedoch akzeptabel. Gegen eine Verwendung derartiger Filter bestehen keine Bedenken").

    Grundsätzlich wird Jod mit Aktivekohle gefiltert, die in jedem FIlter vorhanden ist. Ob man dem vertrauen will, muss man selbst entscheiden. Bevor man gar keinen Schutz hat, kann man auch A2-P3, B2-P3 oder AX-P3 Filter nehmen.


    Der KS80 entspricht einem A2B2E1-Reaktor-P3 Filter, ist also ausdrücklich geeignet.


    Es gibt noch einen Reactor-P3 von Avec Chem, der kostet €18,- (https://www.gasmesstechnik.de/…jod-partikel.6848192.html)

    Ein vergleichbarer Dräger kostet um die €35,-


    Die Standzeit hängt von zuvielen Parametern ab. Atemfrequenz und Tiefe, Kontaminationsgrad etc. Grundsätzlich gilt, nur einmal verwenden!

  • Hier die Antwort des Gesundheitsministeriums:


    Interessant ist die WHO Richtlinie am Ende der Ministeriumsseite: https://www.who.int/ionizing_r…ine_Prophylaxis_guide.pdf


  • Zitat

    Stable iodine prophylaxis is not indicated for this group, unless doses to the thyroid from inhalation rise to Levels
    threatening thyroid function, that is of the order of about 5 Gy.

    5Gy sind aber auch eine Ansage...


  • Bei uns in AT unterschreibt man zu Schuljahresanfang jedes Jahr aufs Neue, dass dem Kind im Notfall in der Schule Kaliumjodid gegeben werden darf. Soweit ich das weiß, wird auch regelmäßig das Ablaufdatum der Tabletten kontrolliert bzw. evaluiert, ob man es noch ein wenig nach hinten schieben kann.


    Da gehe ich mal ganz naiv davon aus, dass die Schulen genug Tabletten gebunkert haben. Und sollte das nicht der Fall sein, wozu ist man Prepper? :winking_face: Der Schulweg ist kurz, da sind meine Kids schnell zu Hause und ich hol halt die bevorrateten Tabletten raus. :winking_face:

    ja das ist auch ein springender Punkt den manche Eltern viel zu "blauäugig" unterschreiben..
    Schule setzt Erstmaßnahen an KJ - 1. Tablette.. dann wird das Kind im Regelfall entlassen oder Erziehungsberechtigte holen die Kinder ab (Altersabhängig).
    Spätestens die nächsten Dosen (Tag 2, ff) MÜSSEN dann schon daheim lagernd sein :)

  • Spätestens die nächsten Dosen (Tag 2, ff)

    Eine Dosis ist in der Regel ausreichend.


    Eine einmalige Einnahme ist in der Regel ausreichend. In Ausnahmefällen wird die zuständige Behörde eine weitere Tabletteneinnahme empfehlen.

    Hier die Dosierung:


    Bevölkerungs-/AltersgruppeDosierung
    Schwangere und Stillende: 2 Tabletten (entsprechend 100 mg Jodid)
    unter 1 Monat: ¼ Tablette (entsprechend 12,5 mg Jodid)
    1 bis unter 36 Monate: ½ Tablette (entsprechend 25 mg Jodid)
    3 bis unter 13 Jahre: 1 Tablette (entsprechend 50 mg Jodid)
    13 bis unter 40 Jahre: 2 Tabletten (entsprechend 100 mg Jodid)
    Personen ab 40 Jahre: keine Tabletteneinnahme empfohlen
  • Weiss jemand, wieso ab 40 eigentlich das Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken geringer wird?

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Hier ein Zitat von der Seite https://www.bfs.de/DE/themen/i…ukushima/jodblockade.html .


    "Die Einnahme von Jodtabletten schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe."


    Egal ob mit Jodtablette oder ohne > sobald der Nachrichtensprecher beim Begriff "Atom..." stottert, bleibt nur noch die Flucht !

  • Weiss jemand, wieso ab 40 eigentlich das Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken geringer wird?

    Weil dann die Risiken für die Schilddrüse durch die Einnahme höher werden als der Nutzen ist. So ab 40 bis 45 Jahre, hab auch schon mal 35 Jahre gelesen.

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Schule setzt Erstmaßnahen an KJ - 1. Tablette.. dann wird das Kind im Regelfall entlassen oder Erziehungsberechtigte holen die Kinder ab (Altersabhängig).
    Spätestens die nächsten Dosen (Tag 2, ff) MÜSSEN dann schon daheim lagernd sein :)

    Das sind keine Aspirin! In der Regel (also immer) nur Einmaldosis!

    Und nicht zu früh einwerfen. Es kommt auf den optimalen Zeitpunkt an, sonst entsteht nur Schaden.

    Wenn ich einen guten Schutzraum für die kritische Zeit hätte, würde ich keine nehmen (ok ich bin eh schon zu alt) bzw. Den Kids keine geben.

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Egal ob mit Jodtablette oder ohne > sobald der Nachrichtensprecher beim Begriff "Atom..." stottert, bleibt nur noch die Flucht !

    Das ist falsch. Eine Flucht macht hier gar keinen Sinn, außer du befindest dich im Nahbereich des betroffenen KKW.


    Geschützte Räumlichkeiten aufsuchen ist der richtige Weg. Wenn du zu Hause bist die Türen und Fenster schließen und mit Kreppband abdichten und auf weitere Anweisungen warten.

  • Weiss jemand, wieso ab 40 eigentlich das Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken geringer wird?

    Das kommt von dieser WHO Studie:

    Gibt aber auch Ausnahmen, wo eine Einnahme über 40 empfohlen wird, siehe Beipackzettel:

    https://gl-pharma.at/?produkt=kaliumjodid-g-l

    IMG_20210913_124535.jpg

  • Wenn ich einen guten Schutzraum für die kritische Zeit hätte, würde ich keine nehmen (ok ich bin eh schon zu alt) bzw. Den Kids keine geben.

    mit Schutzraum meinte ich richtigen Schutzraum, nicht einfach den Keller.

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Wenn dann eine Jod-Überdosis das grösste Problem ist....

    Ich meine mal gelesen zu haben dass der Grund folgender ist: Die Schilddrüsen von Kindern und Jugendlichen sind noch nicht "gefüllt" mit dem entsprechenden Jod-Level. Sprich, radioaktives Jod kann eingelagert werden. Erwachsene haben in der Regel gefüllte Schilddrüsen, so dass radioaktives Jod nicht aufgenommen wird. Deswegen wird so ab 30 - 40 Jahren einen weitere Einnahme abgeraten weil schon voll. Weil es schlicht und einfach nichts mehr aufzufüllen gibt. Ist wie wenn man mit vollem Tank zum tanken geht, alles überläuft und man deswegen keinen Kilometer mehr fahren kann. Egal wie viel man reinschüttet. Voll ist voll.

    Der Aufwand nach trennung und Altersstruktur macht keinen Sinn ausser einen riesen Aufwand. Deswegen wurden alle Familien die in Frage kommen mit Jodtabletten beliefert die im entsprechenden Radius um ein AKW leben. Zumindest in der Schweiz.

    Hier würde ich jedoch im Ernstfall den psychologischen Effekt nicht unterschätzen. Im Gegenteil, der dürfte enorm wichtig sein wenn Menschen glauben ein Stück geschützt(er) zu sein.

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  • Durch die Halbwertszeit von 8 Tagen bei I-131 ist der Jod-Spuk nach nem Vierteljahr ausgesessen, d.h. so lange müsste man sich vor dem bei einem Atomunfall frei gesetzten Jod schützen.

    Dummerweise setzt ein kerntechnischer Unfall auch langlebigere Isotope frei, allen voran Strontium-90 mit einer Halbwertszeit von 29 Jahren, lagert sich sehr gern in Knochen ein, man geht auch von einer Einlagerung in den Nebenschilddrüsen aus. Ist das Sr-90 mal in den Kocheneingelagert, kann es nicht mehr vom Körper ausgeschieden werden. Einzige Notmaßnahme unmittelbar nach Aufnahme von Sr-90 (z.B. über belastetes Gemüse oder Milch), ist die Gabe von Bariumsulfat, bevor das Sr-90 im Körper verstoffwechselt wird.


    Auch Cäsium -137 wird bei Kernkraftwerksunfällen freigesetzt, es hat eine ähnlich lange Halbwertszeit wie Sr-90 und da Cs-Salze gut wasserlöslich sind, wird Cs-137, das sich z.B. in bestimmten Waldpilzen anreichert im Mage-Darm-Trakt sehr gut resorbiert und im Körper (Muskelgewebe) eingelagert.


    Die Jodtabletten helfen also nur gegen einen (geringen) Teil der radioaktiven Belastung im Fall eines Atomunfalles.


    Grüsse

    Tom