Selbstverteidigungsaustausch

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  • Die Frage von [MENTION=8955]bilbo3000[/MENTION] finde ich schon immer spannend:


    Kommt man seltener in solche Situationen weil man sich mit Kampfsport/Kampfkunst darauf vorbereitet hat? Oder weil man eben gelernt hat, dass das Risiko einer Ausseinandersetzung "auf der Straße" immer besser vermieden wird?



    Oder, mal gaaanz ketzerisch gefragt, ist Selbstverteidigung eher Nonsens? :ohhh:
    Wer hat den eigentlich schon eine Situation gehabt, in der er vom Training profitiert hat?



    LG, Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Meine Kinder machen seit der 3 Klasse Capoeira.


    Aus meiner Sicht für ist die Sportart gut für Kinder geeignet, da es


    1) kontaktfrei stattfindet (zumindest in der Theorie)
    2) die Teilnehmer gleichermaßen gegen gleichaltrige/jüngere/ältere Kinder wie auch Erwachsene trainieren
    und damit die Reichweite von Erwachsenen gut einschätzen lernen
    3) durch viele Musikalische Elemente auch bei Kindern der Spaß erhalten bleibt
    4) es sich um eine ganzheitliche Sportart mit Elementen aus Karate, Boxen und Taekwondo (für Jugendliche/Erwachsen auch mit Elementen vom Ringen) handelt


    cu, Alaric

  • Zitat von survival;306134

    Kommt man seltener in solche Situationen weil man sich mit Kampfsport/Kampfkunst darauf vorbereitet hat? Oder weil man eben gelernt hat, dass das Risiko einer Ausseinandersetzung "auf der Straße" immer besser vermieden wird?


    Die Sätze lesen sich, als hätten Nicht-Kampfsportler einen duckmäuserisches Dasein. Ich denke ein nicht geführter Kampf ist ein gewonnener. Der Umgang mit Menschen, besonders in außergewöhnlichen Stressituationen, ist ein wichtiger Skill. Deeskalieren können, Menschen lesen, Situationen vorabsehen und vorbereitet agieren. In der ganzen Kette der Ereignisse steht der Kampf ganz hinten. Wer seinen Augenmerk nicht direkt auf eine Kontaktsportart legt, muss nicht im Nachteil sein.


    Ob man nur trainiert ist oder nicht, man kommt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit in "solche Situationen". Die Auseinandersetzung beginnt schon in der anfänglichen Kommunikation. Sie ist eigentlich nicht zu vermeiden, der Mensch kann nicht nicht-kommunizieren. Selbst das passive agieren ist immer noch eine Reaktion, die etwas kommuniziert. Das Gespräch ist immer noch die wirkungsvollste Methode, um aus zufälligen Konflikten das Optimum herauszuholen. Wenn alles andere zuende abgearbeitet ist, der Kampf beginnen sollte, dann herrscht immer noch die Frage der Waffengleichheit und wer was kann. Und dann kommt Kollege Zufall noch dazu und das Überraschungsmoment. Und letztendlich zählt auch, wer hat weniger skrupel den anderen wirklich arg weh zu tun oder mehr. Der pöbelnde Angreifer kann noch so ausgebildet und stark sein, wenn der andere den festen Willen hat, von 0 auf 100 dem anderen den Hals umzudrehen, ist er wahrscheinlicher der Sieger, weil er unverzüglich die biologischen Schwachpunkte des anderen attakiert oder ggf. zb. mit einem kleinen Karambit in die Oberschenkelaterie piekt.


    Zitat von survival;306134

    Oder, mal gaaanz ketzerisch gefragt, ist Selbstverteidigung eher Nonsens?


    Ketzisch heißt ja andersdenkend. Alle extreme sind oft nonsens. Der vor strozendem Kampfgeist aufgeblasene Vollkontaktkämpfer, der sich was zum anpöbeln sucht, um sich auszuprobieren, ist eher eine Gefahr für andere und für sich selbst. Diese oft recht agressiven Leute haben schnell ne kleine Strafakte mit Körperverletzung und mehr und erreichen einen beruflichen Aufsieg grad oberhalb des Rinnsteins. Sie erledigen sich selbst.


    Der duckmäusische ängstliche Typ, der sich beim Angegucktwerden schon entschudigt, rein präventiv, hat es auch nicht leicht. Die Leute werden bedauerlicherweise oft von anderen als Müllhalde ihrer Frustration verwendet und bekommen oft unverdient ihr Fett weg.
    Schon eine selbstsichere Körperhaltung, was weiß ich sage ich mal, Burst raus, Schultern zurück, Kopf hoch, geben jemanden schon einen ganz anderen Auftritt, als eine hängende schlaffe Haltung. Das ist auch Kommunikation, wenn auch nicht mit Worten, die beim Anfangskontakt in einer Konfliktsituation oft schon den entscheidenden Ausschlag machen kann, wo der andere noch sondiert, ob man nun ein lohensweter Gegner ist oder nicht. Der andere weiß nämlich oft nicht, was der andere kann.


    Ein ganzheitliches Konzept zur Selbstverteidigung, vom Einschätzen von Menschen, vom Sprechen mit ihnen bishin zur verbalen Auseinadersetzung und vielleicht einem finalen Kampf, dass sind alles Dinge, die zusammen passen müssen. Und jeder Teil gehört zur Selbstverteidigung dazu. So kann ein nicht trainierter sich ähnlich gut verhalten, die ein vollausgebildeter Vollkontaktkämpfer.


    Zitat von survival;306134

    Wer hat den eigentlich schon eine Situation gehabt, in der er vom Training profitiert hat?


    Ich persönlich habe so wenig WingChun mal gemacht, dass ich mich als völlig untrainiert sehe. Dazu, wer mich kennt, kennt meine sportliche Kondition heute. Ich muss sagen, bisher hatte ich nur wenig kritische Situationen und für alle haben meine aktuellen Skills gereicht. Bisher jedenfalls. Wir leben nicht Brooklyn.


    Soweit so gut mit meiner philosophiererei..... Gruß SBB

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Zitat von survival;306134

    ...Oder, mal gaaanz ketzerisch gefragt, ist Selbstverteidigung eher Nonsens?...


    Die Selbstverteidigung, welche im Rahmen von manchen Kampfsportarten gelehrt wird, ist manchmal schon unrealistisch. Da möchte ich nur an "Judo-Selbstverteidigung" nach Wolf erinnern.
    Da brachte mir das -freiwillige- Selbstverteidigungstraining beim VPKA deutlich mehr (hab ich damals mitgemacht, zusätzlich zum wöchentlich mehrmaligen Training an der FH).



    Zitat von survival;306134

    ...Wer hat den eigentlich schon eine Situation gehabt, in der er vom Training profitiert hat?...


    Jou, schon mehrfach. Z.B. einige Male um das Hausrecht bei Veranstaltungen durchzusetzen.


    Geht heute aus gesundheitlichen Gründen aber nicht mehr.

    An der Kennzeichenbefestigung erkennt man die Ernsthaftigkeit eines Offroaders...

  • Ich sehe das so, dass SV dahingehend Unsinn darstellt, wenn man glaubt, man käme ungeschoren aus einer Auseinandersetzung heraus.
    Man kann jedoch durchaus den erlittenen Schaden minimieren.


    Kampfkünste/-Sportarten hatten seit jeher ein Ziel: effizient töten. (Karate, Bujinkan, Taekwondo, Capoeira, Kendo, Kobudo, KravMaga, TaiChi, ..... die Liste ist lang.)
    Du selbst wirst die Waffe und damit unabhängig von externen Quellen (die man ja trotzdem nutzen kann)


    Ferner wird die Ausdauer gesteigert und vorhandene Ressourcen (körpereigene Kraftreserven) effizienter genutzt.
    Das ist auch außerhalb eines Kampfes vorteilhaft.
    Beispiel: Sturz. Man fängt sich instinktiv ab. Wie viel Schaden man dabei erleidet entscheidet die Art, wie man diesen Instinkt geschult hat.
    Jahrelange Stürze auf Matten, oder nur als Kind mal vom Fahrrad gefallen.


    Deeskalation, Flucht und Verstecken ist selbstverständlich IMMER einer Konfrontation vorzuziehen. Ich spreche daher hier ausdrücklich davon, dass all diese Optionen nicht (mehr) zur Verfügung stehen.


    Ausgehend davon, dass man jahrzente lang trainiert hat und kam nie in eine Situation, in der es nützlich gewesen wäre:
    Es ist auch immer eine ausgezeichnete Altherrengymnastik :winking_face:

  • Ist die Gewaltbereitschaft gestiegen, die Hemmschwelle im Durchschnitt von gewaltbereiten gestiegen? Hat sich im Bezug auf die Hemmschwelle etwas gegenüber Frauen und älteren gändert?


    Entstehen Differenzen auf Grund von Religionszugehörigkeit und Perspektivlosigkeit?


    Meiner Meinung nach ja!


    Schon ein kleiner Angriff führt zur Schockstarre und absoluter Wehrlosigkeit. Wie oft werden diese Situationen aus Scharm nicht einmal angezeigt?


    Abhärten und das zulassen sowie akzeptieren von Schmerzen als Signal
    halte ich für extrem wichtig. Opfer sein oder sich wehren nur die Optionen stehen zur Verfügung.


    Wer sich nicht wehrt, muss sich psychisch länger damit auseinander setzen.


    Ich fackel da nicht mehr so lange. Kommt mir am Wochenende auf dem Alex ein Typ mit Clipboard gezielt entgegen. 23:00 Uhr definitiv Taschendiebstahl vom Typ her. Noch ohne ein Wort sagen zu können hatte er eine Ladung Pfefferspray im Gesicht.


    1 Meter, das ist mein Kreis! Ohne Einladung und zu schnell selbst Schuld. Ich bin weiter gegangen und wie geplant zur U Bahn Station.

  • Wer eine SV Situation hatte ist gut beraten, dies nicht in der Öffentlichkeit zu erzählen.
    Schweigen ist Gold, reden evtl. sehr teuer....

  • Ich wollte Euch mal fragen, ob jemand BJJ macht und ob dies, da es ja diverse Regeln gibt, tatsächlich als gute Ergänzung zur SV gesehen werden kann.


    Bin noch am hadern, ob ich den Schalter umlegen kann, wenn ich BJJ zum Krav ergänze, da wir da ja natürlich mit Tritten, Schlägen, etc. arbeiten. Wie geht es Euch da so, mit verschiedenen Kampfsportarten?



    LG, Survival


    @Samui
    Ja, sehe ich auch so, dass das Schadensminimieren am realistischsten ist.

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Unser Trainer hatte mal BJJ trainiert und bei vielen Techniken machen wir n kleinen Exkurs ins BJJ und schauen uns die Unterschiede an.
    Trennen ist möglich, aber nicht einfach. In meinem Kopf vermischt sich alles zu einem Einheitsbrei :)
    Für mich ist es daher sinnvoller, meine Energie auf eine Kunst zu konzentrieren, um die Nuancen, die die Meisterschaft ausmachen finden zu können, anstatt sie mit mehr Optionen weiter aufzuweichen.
    Erst das Alphabet lernen, dann kann man beginnen Sätze zu bilden :)