Nach etlichen Verschiebungen habe ich es endlich gepackt noch in diesem Winter etwas mehr Zeit im Wald zu verbringen.
Am 21. Januar 2017 ging es gegen 15 Uhr los; zum Packen hatte ich ungefähr 2 Stunden vorher Zeit.
Der Wetterbericht sagte -9°C vorher, was ich als winterlich genug empfand; entsprechend kleidete ich mich:
- lange Unterwäsche aus Merino-Wolle
- Pullover aus Merinowolle
- Ein Paar Pinewood Gems Hosen
- lange Wollsocken und meine Magnum Elite II Stiefel, die sich das ganze Jahr über als gut bewährt haben
- Fleecehandschuhe von The Northface
- Pelzmütze / Wollmütze (zum tragen im Schlafsack)
- eine Fleecejacke und weitere Wollsocken zum Überziehen im Schlafsack
- Fjällräven Jacke Montt 3 in 1 Hydratic
So lange man in Bewegung ist, friert man bekanntlich nicht, kalt wird es erst, wenn man rastet oder gar lagert und dementsprechend hatte ich mir für mein Nachtlager überlegt auf der sicheren Seite zu sein:
- Eine kleine Schaum-Matte zum Sitzen auf dem Boden
- Schlafen unterm Tarp (AquaQuest Defender 3x4m)
- Bodenplane
- ExpedDown Mat 7UL Luftmatratze
- Carinthia Defense 4 Schlafsack
Ansonsten hatte ich noch einiges Geraffels dabei, welches das Leben draussen angenehmer gestaltet; unter anderem eine Kochgelegenheit - hier die Bushbox aus Titan, Esbit Alkoholkocher, Zippo und Streichhölzer, natürlich auch Essen (getrocknete Mango, Erbsenwurst, Salami, naturbelassene Cashew-Kerne, einige geschmierte Butterbrote), insg. 2,2L Wasser in einer Titan und einer Edelstahlflasche, die sich problemlos über Feuer erhitzen lassen, ein paar Teebeutel, Messer (ESEE4 und ein Victorinox), nebst Stirnlampe (ein altes Zebralight) und meine Fenix PD35Tac....Leatherman, Bahco Lappländer Säge.
Alles zusammen füllte meinen Tasmanian Fieldpack zu sagen wir mal 3/4 und lastete mit gewogenen 20,ebbeswas kg auf meinen Schultern.
So ausgerüstet fuhr mich meine Freundin an den Waldrand, da ich nicht insg. 17km von daheim aus laufen wollte, sondern mir die 7km durch den Wald incl. Aufbau des Lagers bis zum Einbruch der Dämmerung genug waren. Ansonsten hätte ich in der Dunkelheit aufbauen müssen und wäre wohl etwas erschöpft am Ziel angekommen.
Im Wald hatte es nachmittags gegen 15:00 Uhr um die 0°C, was nicht sonderlich winterlich anmutete; auf etlichen Wegen und dazwischen war noch Schnee und stellenweise Eis; zum Glück kam ich nirgendwo ins Rutschen - was wohl auch daran lag, dass ich festgefahrenen oder verdichteten Schnee mied.
Ich traf nur vereinzelt auf Waldbesucher und eine Wildsau bis ich mein Ziel erreichte.
Dort angekommen spannte ich mein großzügig bemessenes Tarp in Hüfthöhe, legte meine Bodenplane aus, pumpte meine Luftmatratze auf und legte meinen Schlafsack aus, dass dieser sich schön entfalten konnte und später ordentlich die Wärme dämmt.
Beim Aufbau des Tarps bereute ich es keinen kleinen Hammer oder ein Beil mitgenommen zu haben, denn der Boden war recht fest gefroren und nur mit Ausdauer konnte ich die Zeltnägel in den Boden stecken. Zufrieden war ich mit dem Resultat nur bedingt, aber es war haltbar genug, damit mein Tarp sauber gespannnt war.
Mittlerweile war es dunkel und nach 18 Uhr; ich hatte die Zeit genutzt für etwas Ordnung innnerhalb meines Lagers zur Sorgen und entschloss mich dazu vor dem Schlafen etwas zu essen und einen heissen Tee zu trinken.
Meine Butterbrote hatten zwischenzeitlich eine etwas härtere Konsistenz bekommen, waren aber noch essbar; dazu gab es Salami.
Ein Blick aufs Thermometer ließ mich wissen, dass es auf -3,8°C abgekühlt hatte.
Ich hatte mittlerweile von meiner Jacke zur Fleeceweste gewechselt um weniger Geschwitzt in den Schlafsack zu kommen; also pausierte ich noch einen Moment zum Abkühlen und Lüften für eine Zigarette und anschließendes Zähneputzen.
In den Schlafsack stieg ich mit noch einem weiteren Paar Wollsocken (sicher ist sicher ) und meiner Wollmütze auf dem Kopf.
Der Carinthia Defense4 hat ein Comfort-Limit von -15°C was ich angesichts der zu erwartenden Temperaturen als etwas hoch gegriffen empfand, aber es ist nicht verkehrt Reserven zu haben. So lag ich nun in meiner Schlaftüte und hielt die Nase zum Atemloch hinaus. Auch wenn man mit dem Kopf komplett in diesem Schlafsack steckt, hört man erstaunlich störungsfrei seine Umwelt, was sehr angenehm ist. Prinzipiell lag ich recht bequem, weder warm, noch kalt und als sich das Gefühl von Wärme mal zaghaft einstellte, fühlte es sich fast schon wieder frisch an. Nun gut; der Schlafsack hat keinen Wärmekragen und jegliche Bewegung, presst Luft aus dem Sack hinaus, oder befördert kalte hinein. Mit diesem Schlafsack sollte man also ruhig liegen, aber das wurde beständig unangenehmer, da meine Nase gefühlt abfror. Die Haare meines Oberlippenbarts vereisten und am Innenrand des Atemlochs sammelte sich viel Feuchtigkeit.
Um hier Abhilfe zu schaffen, legte ich mir einerseits ein Tempo auf den Mund, was die Feuchte gut aufnahm ohne dabei matschig zu werden, andererseits zog ich meine Wollmütze komplett über die Augen und bis auf die Nasenspitze, was die ganze Situtation deutlich verbesserte. Ich hatte auch noch irgendwo in meine Rucksack eine Sturmhaube, die ich gerne aufgezogen hätte, aber eine kurzfristige Suche stellte sich als unangenehm kalt und ergebnislos heraus. Aber egal, es ging auch so - anders wäre es gewiss angenehmer gewesen.
In der Nacht waren Jägere sehr aktiv, es fielen etliche Schüsse, aber meist weiter entfernt. Gegen 23 Uhr gab es kein Halten mehr - ich musste raus aus der Tüte zum Pinkeln. Ein Blick aufs Thermometer ließ mich wissen, dass es mittlerweile -9°C hatte.
Die Nacht ging weiter mit etwas unruhigem Schlaf, zu viel Kondenswasser von der Atemluft, zunehmender Kühle und nur mäßiger Freude daran wie eine blinde Mumie in der Schlaftüte zu liegen, aber irgendwann driftete ich ins erholende Reich des Schlafs...
Irgendwann wurde ich schlagartig wach, schob die Mütze hoch und lugte durch das Atemloch meines Schlafsacks und konnte sehen, dass es draussen dämmerte - ein Blick auf die Uhr: 7:45 Uhr! Irgendwie war ich begeistert, dass es so war, aber meine Freude wich dem Erstaunen, dass mein Thermometer -13,8°C anzeigte und die tiefste Temperatur der Nacht -14,2°C gewesen war.
Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis ich das zu spüren bekam; meine Wollmütze war feucht und wurde auf dem Kopf hart, mein Gesicht rötete sich innerhalb weniger Minuten, ebenso begannen meine Hände von der Kälte zu schmerzen, das Wasser in der Stahlflasche war komplett eingefroren - vorausschauend hatte ich meine Titanflasche mit den in Schlafsack genommen, ebenso mein Handy, so dass diese Gegenstände die Kälte um einiges besser und voll funktionsfähig überstanden hatten. Besser hätte ich noch meine Handschuhe mitgenommen, aber das hatte ich versäumt, und so waren sie zunächst nicht von großem Nutzen.
Mit der Canon G10 konnte ich trotz vollen Akkus noch exakt 1 Bild machen, bevor dieser in der Kälte zusammenbrach und sich verabschiedete.
Meine Jacke war etwas steif gefroren, meine Stiefel ebenso, aber ich zog beides an und es erwärmte sich schneller als gedacht.
Die Rettung für meine eiskalten Hände war übrigens ein Peacock Taschenofen (Giant Size ) der schnell nach dem Anzünden wohlige Wärme verbreitete.
Mein Frühstück beschränkte sich auf Cashew-Kerne und getrocknete Mango nebst heissem Tee, alles andere war hart gefroren und ich wollte nicht zu lange Zeit mit dem Frühstück verbringen und vielleicht noch eine Suppe kochen. Soweit fühlte ich mich fit und ausreichend gestärt, mal von der beissenden Kälte abgesehen.
Ich begann mein Lager abzubauen und musste feststellen, dass die Innenseite meines Tarps ordentlich Frost angesetzt hatte - alles gefrorene Atemluft.
Nach ca. 45 Minuten des Frühstückens und Abbauens hatte ich alles verpackt und machte mich auf den rd. 11km langen Weg zu einem anderen Parkplatz am Waldrand, wo mich meine Freundin abholen würde. Diese war ohnehin froh von mir Nachricht zu erhalten, dass bei mir soweit alles in Ordnung sei und ich die Nacht überstanden hatte. Viel Handy-Empfang hatte ich in diesem Waldabschnitt nicht, vor zwei Jahren übrigens garkeinen, was mich nicht sonderlich gestört hatte...
Die 11km lief ich mit einer kurzen Rast, wurde aber zum Ende der Strecke hin doch etwas träger und erschöpfter.
Ziemlich zeitgleich mit meinem Eintreffen am vereinbarten Endpunkt meiner Tour kam mein "Taxi" - meine Freundin und Tochter konnten mit freudig begrüssen und mitnehmen.
Die +23°C im Auto hielt ich fast nicht aus...
Fazit und Erkenntnisse dieser Tour:
- Am Morgen war das Teekochen definitiv schwierig, da sich das Ethanol im Esbit nur mit mehreren Anläufen entzünden ließ - ich hätte wohl besser den Optimus Svea mitgenommen, da dieser mehr Leistung bringt und nach dem Vorwärmen seinen Druck alleine aufbaut, was das Entzünden erleichtert.
- Weniger isolierende Kleidung wäre mit den tieferen Außentemperaturen im Schlafsack definitiv unangenehm geworden.
- Die Exped Downmat 7UL ist einfach spitzenmässig und hält die Bodenkälte sehr gut ab.
- Das Essen (oder einen Teil davon) hätte ich besser auch mit in den Schlafsack genommen, nebst Handschuhen und dem Akku meiner Canon G10 - alles zusammen kommt künftig in ein kleines Säckchen, damit es nicht im Schlafsack herumkullert und draussen einfriert.
- Meine Stumhaube kommt nicht irgendwo in den Rucksack, sondern dort wo ich sie auch wieder finde; (meine Schlamperei in diesem Punkt ärgert mich jetzt noch!) und zum Schutz der Augenpartie gibt es eine Schlafbrille dazu, welche die Kälte besser abhält. Dann sehe ich zwar ganrichts mehr, aber wenn es dunkel und kalt ist, gibt es ohnehin nichts zu sehen
- Ein kleiner Hammer zum Einschlagen der Zeltnägel ist im Winter einfach vorteilhaft; ersatzweise auch ein kleines Beil
Generell hätte ich es mit ein paar Änderungen länger draussen aushalten können; dafür hätte ich von Beginn an in meinem Schlafsack eine Dampfsperre verweden müssen, sonst wäre die Isolationsleistung bereits in der zweiten Nacht sehr schlecht gewesen und der Schlafsack in der Zwischenzeit zusammengefroren.
Mehr Essen hätte ich mitnehmen müssen, die Kälte macht mich schneller hungrig; Trinkwasser hätte ich aus den Schnee im Wald gewinnen können; mehr Schnee hätte dies um einigs vereinfacht. Ohne weiteres Ethanol hätte ich in der Bushbox natürlich das verbrennen könne, wofür sie konstruiert ist und was es im Wald massig gibt: Holz!
Allerdings hat das den Nachteil von Rauchbildung und deutlichen Verbrennungsgeruch, der die Aufmerksamkeit schneller auf einen lenkt.
Anbei noch ein paar Impressionen von meiner kleinen Tour:
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Winterlicher Wald
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Mein Lager für die Nacht
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Innenansicht
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Am nächsten Morgen...
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Ich leicht vereist
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Flascheneis
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Teekochen im Schnee
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Frost an der Tarp-Innenseite
Gruss, Fairlane