Zu doof für Feuerstahl?

  • Hallöchen Bushcrafter unter den Survivalisten :)


    War heute mal wieder im Kt. AG im Wald. Dachte eigentlich an 1-2 Stunden laufen, schlussendlich wurdens dann 7 Stunden draussen. Herrlich bei diesem Wetter.
    Nur möchte ich jetzt mal fragen: Wer von Euch kriegt mit Feuerstahl ein Feuer an? Klar, hätte ich irgendwo trockenen Zunder, sollte das gehen. Aber nicht mal die Reste von verdörrtem Gras wollten brennen (direkt im Feuer).


    Während der ganzen Tour suchte ich nach Birken (Totholz natürlich bevorzugt :)). Wollte endlich mal die Birkenrinde als Zunder versuchen. Aber auch heute... keine einzige Birke. Ich war in einem normalen Mischwald unterwegs. Ist das normal? Viel mir sonst gar nie so auf, aber irgendwie habe ich das Gefühl, hier sterben die Birken aus!?


    Naja jedenfalls... Wie kriegt ihr ein Feuer an ohne zu "Cheaten"? Schlussendlich habe ich dann ein Not-Feuerzeug und Anzündhilfen nehmen müssen (in Wachs getränkte Watte-Pads... einfach zu machen und brennen lange ;)).


    Danke für Tipps !


    lg

  • Hallo Bolo,


    was erwartest du denn von einem Feuerstahl? Es ist kein Zauberstab, das muss dir klar werden.


    Du erzeugst damit nur Funken. Um damit Feuer zu machen, musst du, wie bei jedem Hilfsmittel, richtig vorabreit leisten, das heißt du brauchst vernünftigen Zunder, kleines Holz, mittleres Holz und dann kannst du mit richtigem Holz arbeiten.
    Und wenn es draußen nass / feucht ist, wird es um so schwerer bis nahe zu unmöglich.


    Aber was spricht denn dagegen, Watte Pads etc. zur Hilfe zu nehmen?


    Versuch einfach mal, mit perfektem Holz, das Feuerbohren, nimm dir aber das Wochenende zeit :winking_face:


    Gruß


    Das Rippchen

  • Bolo: naja, ich denke, dass es möglich ist, zu doof für einen Feuerstahl zu sein; da du aber zumindest Lesen und Schreiben kannst, glaube ich nicht, dass es bei dir zutrifft.


    Das erste Mal bin ich auch gescheitert. Ich benutz(t)e einen Light my Fire. Der Schaber dort ist nicht sooo super und eher was für Gebübte.
    Versuchs mal mit dem Rücken der Säge am Victorinox-Sackmesser, dem äussersten Teil der Birkenrinde (also diese ganz feine Haut, die sich auch von lebende Bäumen leicht ohne Schaden abschälen lässt) ist ideal, da die auch leicht feucht gut brennt und auch Feuer fängt. Aber du brauchst eine schöne Menge davon, also lass etwas Geduld walten. Anderen Zunder beim jetzigen Wetter zu finden ist schwierig, da alles immer feucht ist. Ggf. lässt sich von einem Kienspan was abschaben oder aber du spaltest einen dürren Fichtenstamm und nimmst das inwendige, das trocken geblieben ist und schabst dir davon eine Art feine Watte.


    Dann kann es ggf. sinnvoll sein, den Feuerstahl zurück zu ziehen, dass den Schaber nach vorne zu schieben, damit verringert sich die Gefahr, ins Zundernest zu schlagen.


    Einfach weiter probieren, es wird nicht lange dauern, bis zu Erfolg haben wirst.

    Fortuna praeparatum potissimum diliget - Das Glück bevorzugt den, der vorbereitet ist.

  • Was die Birken betrifft: Mitten im Nutzwald sind die selten, weil sie da von anderen Bäumen verdrängt werden. Bessete Chancen hat man am Waldrand, im Heckenland, an Feldwegen, auf nassen Böden und auf "neuen" Freiflächen, beispielsweise aufgegebenen Wohn-, oder Gewerbegrundstücken, Steinbrüchen.


    Beim Feuerstahl gibt es bessere und schlechtere Fabrikate. Wenn der Feuerstahl halbwegs geeignet ist, kommt es auf den normalen Stahl an, an dem man ihn entlangzieht. Das sollte eine möglichst scharfe Kante sein, beispielsweise der Rücken einer Taschenmessersäge (Vorsicht, kann zuklappen.). Der Zunder sollte trocken und sehr fein sein, feiner als man am Anfang für nötig hält. Wenn man die ganz feinen äußeren Blättchen von der Birkenrinde nimmt und trockenes Gras ein paar mal knickt und aufrebbelt, klappt es mit beidem sehr gut.

  • Danke Euch. Auch für den interessanten Input betr. Birken-Vorkommen.
    Nutze den Light My Fire (Army). Wenn ich mit dem grossen Messer "schabe", fliegen die Funken mehr als gut... das Problem ist wirklich nur immer der Zunder... eigentlich hätte ich den Titel etwas anders wählen sollen :)
    Ja ich finde auch, dass der Feuerstahl nett, interessant und irgendwie cool ist, aber ich ja sowieso in 99% der Fälle ein Feuerzeug habe... nur möchte ich so eine Art Sicherheit zu wissen, dass ich auch ein Feuer ankriege, wenn ich zB Patschnass bin nach einem Sturz in den See oder sowas. Dann wäre jedes normale Feuerzeug ja nutzlos. Werde wohl doch mal noch Tampons ins Feuer-Täschli packen :)
    Übrigens... mit Kienspan und extrem trockenem Holz habe ich schon rumprobiert. Feine Späne gemacht, Feathersticks etc... kriege da einfach keine Flamme hin. Und das war zu Hause - ohne Wind :frowning_face:


    lg

  • Hallo Bolo,
    ich kenne deine Problematik auch.
    Ich möchte mich beim Feuermachen auch nicht auf eine Birke oder Kienspann etc. beschränken. Diese Materialien sind super zum Feuermachen mit dem Feuerstahl aber man hat sie eben nicht immer in Reichweite.
    Das wichtigste ist, von Beginn deiner Tour Augen aufhalten und alles was nach brauchbarem Zunder aussieht (z.B Samenbüschel, Birkenrinde, trockenes Gras....) einsammeln. Beim Feuerstahl ist es extrem wichtig das du einen Zunder hast welche den Funken möglichst gut auffängt also z.B. ein Nest aus trockenem Gras und evtl feinen Samen, das ganze kannst du auf eine trockene Unterlage legen und ausprobieren.


    Ein grosser Fehler ist es den Zunder erst zu suchen wenn man ihn benötigt, den dann findet man meistens nichts brauchbares. Und man sollte sind die nächsten Stufen welche für ein Feuer benötigt werden schon zurecht legen. Also Reisig, kleine Holzspäne ...


    Ja und teste und probiere einfach viele Materialien aus.


    Gruß
    Hoschy

  • Und noch ein Punkt: Wenn du den Zunder fein aufgedröselt hast, musst du ihn wieder etwas zusammendrücken, so dass du zwar feine Fasern hast, diese aber nicht so lose sind, dass die Funken einfach durchfallen.

  • Ich habe letztes Jahr das erste Mal mit dem "Light my Fire" (das erst Mal überhaupt mit einem Feuerstahl) Feuer gemacht.
    Zuvor habe ich mir dieses Video angeschaut, das es meiner Meinung nach sehr gut erklärt, worauf man achten muss:


    Feuer machen mit dem Feuerstahl für Anfänger
    https://www.youtube.com/watch?v=zfGW7WXbIik


    Ich habe verschiedenen Zunder ausprobiert: Mit Taschentuch ist es nicht gegangen, aber mit einfachen Wattepads (etwas aufgerissen und nicht prepariert) habe ich es nach ca. 10 Minuten geschafft (im Waschbecken im Badezimmer). Vielleicht hilft dir das Video ja auch.



    Ich werde es hin und wieder mal probieren, um es nicht zu verlernen.

  • Danke Euch.
    Ah stimmt, im Filter vom Trockner hängen jeweils halbe Matten aus Fuseln... das teste ich mal.
    Übung macht den Meister. Werde die Tipps beherzigen und weiter üben. Gibt schliesslich auch in einer nicht-not-Situation kaum was schöneres als ein Feuerchen irgendwo im Nirgendwo :)

  • Zitat von hjoggel;299642

    Versuchs mal mit dem Rücken der Säge am Victorinox-Sackmesser, ...


    Zitat von Asdrubal;299644

    Das sollte eine möglichst scharfe Kante sein, beispielsweise der Rücken einer Taschenmessersäge (Vorsicht, kann zuklappen.).


    Der Rücken der Säge von einem Victorinox-Messer funktioniert wunderbar. Aber man muss wirklich vorsichtig sein. Mir passierte es auch schon einmal, dass die Säge fast zugeklappt wäre. Den Feuerstahl sollte möglichst nahe beim Messergriff sein. Da ist die Gefahr am geringsten.


    Alternativ geht auch noch die scharfe Kante der Ahle. Zumindest wenn man die Ahle nicht wirklich benötigt. Aber auch da sollte man aufpassen.


    Was ich mir von Victorinox wünschen würde, wäre eine scharfe Kante in der Innenseite des Flaschenöffners. Das wäre der ideale Schaber. Bester Griff, und absolut ungefährlich.
    Das lustige ist ja, dass ich noch ein altes Victorinox-Modell rumliegen hab, das genau diese scharfe Kante noch hat. Dieses Modell, möchte ich aber nicht für Outdoor-Aktivitäten benutzen.


    Vielleicht sollte ich Victorinox mal ein E-Mail schreiben, damit sie das bei zukünftigen Modellen wieder einführen. :)


    Wenn man das beim eigenen Messer von Hand nachholen möchte, braucht man wohl etwas mehr als nur eine Metallfeile. Ich hatte jedenfalls recht schnell wieder aufgegeben, als ich das mal probierte.

  • Da nehm ich lieber den Rücken meines Messers. Das kann mir nicht einklappen. Aber im Notfall, klar... Sackmesser ist immer dabei. Ja wäre schön wenn Victorinox das wieder einführen würde, aber da sind die meisten Kunden wohl weniger interessiert 😊

  • Zitat von Bolo;299636

    Hallöchen Bushcrafter unter den Survivalisten :)


    Naja jedenfalls... Wie kriegt ihr ein Feuer an ohne zu "Cheaten"?


    lg


    Bolo ... Cheating?
    Das gibts nicht ..
    Ziel ist ein Feuer zu zünden & im Ernstfall es ist egal wie man das hinkriegt.
    Ich hab immer mehrere Feuerzeug dabei.


    Ein Feuerstahl ist, meiner Meinung , für die Notfall, Ja es macht spass und die technique Mus mann üben.
    Ich find auch das es nicht schadet wenn du auch Zündhilfe im nach hast auch .. Live Fire, Wet Fire oder sogar die zünd würfel von Migros ..


    Ich kann auch empfehlen etwas Chaga zu finden, es ist die beste was gibts, von die kleinste funk ein Feuer zu zünden.
    Falls Du nicht weiss.. Chaga ist das Schwarze knorpel (fungi) das am Silber Birke wächst.
    Mann kann auch ein gesundes TEE davon machen ..


    Simon


    ( Gentlemen once again I did my best in German.. probably reads like a 5 year old .. )



    Simon

  • Vielleicht auch Dir auch das Video von Survival Deutschland hilfreich. Da gibt er Tipps zum Umgang mit einem Feuerstahl und gibt kurz ein paar Tipps zu verschiedenen Feuerstählen.


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  • Hi,


    wenn man es nicht schafft, mit einem Magnesiumstab einen Wattebausch zu entzünden, dann liegt es sicher nicht am Zunder sondern an der Technik. Die häufigsten Fehler sind


    1. ungeeigneter Abzieher. Das Ding muss scharfkantig sein um ordentlich Material vom Magnesiumstab zu ziehen. Viele Messerrücken sind dafür zu rund. Man kann nachträglich am Schleifbock eine kleine Stelle am Messerrücken scharkantig schleifen aber muss dabei aufpassen, dass die Stelle nicht zu heiß wird und anläuft!
    Ein Stück von einem alten Sägeblatt funktioniert auch ganz ordentlich (Die Rückseite, nicht die Sägeseite!).


    2. Der Abzieher wird beim Versuch Funken zu erzeugen, in Richtung Zunder gezogen. Um dabei nicht mit der Hand im Zunder zu landen, wird der Stab im falschen Winkel gehalten und/oder die Entfernung des Magnesiumstabes zum Zunder vergrößert. Die Funken fliegen dadurch irgendwo hin nur nicht auf den Zunder.
    Korrekterweise, hält man den Magnesiumstab ganz nahe an den Zunder, drückt den Abzieher dagegen und zieht in einer kräftigen schwungvollen Bewegung den Magnesiumstab nach hinten weg. Der Abzieher bleibt dabei in Position. So fliegen die erzeugten Funken in den Zunder.


    Wenn das mal klappt, kann man anfangen mit schwierigerem Zundermaterial zu arbeiten.


    EDIT: Magnesiumstab ist nicht die korrekte Bezeichnung aber ich denke, ihr wisst was ich meine (gehandelt als Feuerstahl, Auermetall, Magnesium Feuerstahl etc.)


    LG. Nudnik


  • Wenn du "Magnesiumstab" durch "Mischmetallstab" oder "Auermetallstab" ersetzt, passt es :winking_face: (Ja, Klugscheisserei, aber ein Magnesiumstab erzeugt nunmal keine Funken...)
    Die Kombination aus Magnesiumblock und Mischmetallstab ist übrigens durchaus eine brauchbare Kombination, wenn man die Geduld hat, Magnesium abzufeilen/schaben.
    Auch bei der Qualität der Mischmetallstäbe gibt es riesige Unterschiede. Manche machen Funken wie ein Backstein und bei manchen kommen richtig gute, große Funken und brennende Metallkügelchen bei raus.
    Die Handhaltung ist ebenfalls nicht unwichtig. Die Flugrichtung der Funken ändert sich nämlich, je nachdem, ob der Abzieher oder der Stab oben ist. Das Problem haben wir bei unserem Feuerworkshop am Sommerfest 2015 identifiziert. Es kamen Funken in ausreichender Menge und Größe, aber die wollten einfach nicht da landen, wo der Zunder war. Andere Handhaltung empfohlen -zack, Feuer war an.


    So long,
    Sam

  • Ja ist Übungs und Erfahrungssache. Man kann den Stahl festhalten und den Schaber bewegen, oder auch den Schaber festhalten und den Stab bewegen.
    Man schirmt mit dem Körper den Wind ab, damit er die Funken nicht wegtreibt.
    Oft gehen Leute auch nicht dicht genug an den Zunder ran. Je nach Zunder berührt der Stahl den Zunder, steckt praktisch im Nest.
    Man kann dann den Schaber festhalten und den Stahl "herausziehen".
    Einfach weiter üben, irgendwann geht es wie von selbst ,auch mit minderwertigen Feuerstählen oder Zwergausgaben.

  • Hab gestern den Tipp mit den Flusen vom Wäschetrockner mal beherzigt... funktioniert :grinning_squinting_face: Aber so ein kleines Bisschen brennt dann wirklich nur Sekunden. Wäre also nicht schlecht, wenn man dann gleich noch anderes Material zur Hand hat. Denke aber, ich nehme ab sofort sowas in mein "Feuertäschli" auf :)

  • Ohne jetzt die Antworten gelesen zu haben, ist die Lösung einfach zu merken:


    Zunder sammelt man, wenn er verfügbar ist, und nicht, wenn man ihn braucht. In Bezug auf einen Feuerstahl in einer Notfallausrüstung bedeutet dies, dass geeigneter Zunder mit dabei liegt. In meinem Fall ist das ein selbstgemachtes Wachspad (also ein "Kosmetik-Wattepad" in flüssige Kerzenreste getaucht).


    Edit: Diese Lösung ist dir ja bereits bekannt, du nennst es "cheaten". Der Trick geht aber auch noch eine Stufe weiter, frei nach Dave Canterbury: "The next fire mentality". Du nutzt dein erstes "gecheatetes" Feuer zur Herstellung von weiterem Zunder per Verkohlungsprozess. Damit "cheatest" du das nächste Feuer. Am Grundsatz, wie ich ihn Fett formatiert habe, ändert das nichts. Zunder muss man HABEN, nicht suchen (und dann langwierig aufbereiten, trocknen ...).