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Soeben auf SPON gefunden:
http://www.spiegel.de/einestag…-dem-krieg-a-1133476.html
ZitatWie viele Menschen in der Kälteperiode vor 70 Jahren an den Folgen von Mangel und Frost starben, bleibt unklar. Als Schätzung, wenn auch "äußerst grob und vage", hält Historiker Wolfgang Benz mehrere Hunderttausend Tote allein in Deutschland für wahrscheinlich. Es war eine direkte Folge des vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Weltkriegs-Infernos.
ZitatIn Landwirtschaft und Industrie fehlte es an Arbeitskräften, die Sieger demontierten vielerorts Maschinen und forderten Reparationen ein. Die Felder waren verwüstet; wegen des heißen, trockenen Sommers und zu wenig Dünger fiel die Ernte 1946 spärlich aus. Zudem mangelte es an Kohle, dem wichtigsten Rohstoff der Industrie.
ZitatUnd dann brach über Europa einer der strengsten Winter des 20. Jahrhunderts herein. Zwischen November 1946 und März 1947 sanken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad. Die Elbe war komplett vereist, der Rhein auf einer Länge von 60 Kilometern. Damit war die Binnenschifffahrt lahmgelegt - die Versorgung mit Rohstoffen und Nahrung kollabierte.
ZitatJeder besaß das nackte Leben und außerdem, was ihm gerade unter die Hände geriet. Kohlen, Holz, Baumaterialien. Jeder hätte mit Recht jeden des Diebstahls bezichtigen können. Wer in einer zerstörten Großstadt nicht erfror, musste sein Holz oder seine Kohlen gestohlen haben, und wer nicht verhungerte, musste auf irgendeine gesetzwidrige Weise sich Nahrung verschafft oder verschafft haben lassen."
So beschrieb der aus Köln stammende Schriftsteller Heinrich Böll den Alltag im zweiten Nachkriegswinter: die Deutschen als "Gesellschaft von Besitzlosen und potenziellen Dieben" im täglichen Überlebenskampf.