... die Notaufnahme überfüllt ist?

  • Ich möchte ergänzend hinzufügen:
    Da ich auch eine kleine Möhre(2J) zu Haus hab, bin ich ein wenig geblendet was die Einschätzung der Situation betrifft.
    Meine Krankenkasse(TK) hält sich aus Jux eine Hotline, in der echte Ärzte abheben.
    Denen kann man die Wehwehchen schildern, und sie sagen dann, Tag und Nacht, ob es was Ernstes ist, oder ob die angestoßene Zehe vom Samstag bis Montag warten kann.


    Angerufen habe ich dort gefühlt 100x.
    Ins KinderKH mussten wir 1x (Grundlos, aber der Sicherheit wegen..)
    Es dauert etwa 30-60s bis jemand abhebt und so lang hat man IMMER Zeit, wenn man nicht gerade stirbt.


    Mein Vorgehen daher:
    Hotline anrufen, angemessen belästigen und auf deren Rat hin dann das KH-Personal nerven, oder zum "Notdienst" (116117) fahren.
    Nur wenn es wirklich dringend ist die 112 wählen. Die Buben haben bessres zu tun als Öffis zu spielen :)

  • Zunächst gebe ich hier allen Recht, die wie ich der Meinung sind, dass man mit Schnupfen oder 38° Fieber keine 112 oder die Notaufnahme braucht.


    Da ist es nur korrekt wenn da macher sehr lange warten muss.


    Jetzt habe ich aber zwei Punkte zum Bedenken.
    Hier schreiben Fachkräfte, dies und das braucht keine Rettung. Prima. Sie sind ausgebildet und können ganz anders entscheiden als ich und Lischen Müller :winking_face:
    Ich habe auch einen aktuellen Erste Hilfe Kurs und war meine letzten Berufsjahre Ersthelfer in der Firma. Aber es gibt halt Lagen, da kann ich nicht entscheiden.
    Also 112. (War bei meinen Entscheidungen zum Glück immer richtig :anxious_face_with_sweat:)
    Ich denke da lieber einmal mehr als jemanden zu schädigen oder gar zu verlieren.


    Zum zweiten sehe ich einen Fehler in unserem (BRD) System.
    Wann habt ihr das letze mal, mit akuten Schmerzen, versucht einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen?
    Ich denke deshalb sitzen auch einige in der Notaufnahme.


    Mir selber erst letztes Jahr passiert.
    Als ich nach Wochen endlich beim Gefäßchirurgen gelandet bin wurde ich gleich am nächsten Tag operiert.
    Er meinte nur: Noch maximal 2 Wochen und wir hätten ihren Unterschenkel amputiert...


    Also werde ich das Nächste mal bei mir Unerklärlichem auch die Notaufnahme aufsuchen. Allerdings ohne zu nörgeln wegen der Wartezeit.


    Und jetzt haut drauf :)


    meint
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • @ Samui


    Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.
    Der war ja die letzte Station.


    Zuerst meinte ich zu einem Orthopäden zu müssen. (schmerzen im Unterschenkel und Krämpfe).
    Da gibt es einige hier.
    Aber mit sehr langen Wartezeiten auf einen Termin trotz Schmerzen. Ich rede von zum Teil bis zu einem viertel Jahr!
    (Immer erste Frage am Telefon: Waren sie schon mal bei uns? :explodieren: Was bitte hat das mit akuten Schmerzen zu tun?)
    Ich hatte Glück und bekam einen schon nach zwei einhalb Wochen.


    Der konnte nichts feststellen und überwies mich zum Radiologen. Noch mal fast 3 Wochen bis zum Termin...


    Der hat dann was festgestellt und hat mich zum Chirurgen im gleichen Gebäude geschickt. Wartezeit 20 Minuten und am nächsten Tag OP.


    Und ich bin dir nicht böse :winking_face:


    meint
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Manchmal vergallopiert man sich ja, wenn man (fälschlicherweise) davon ausgeht, dass alle einen ähnlichen Wissensstand haben. Ich würde dann gerne mal ein paar Sachen zusammenfassen, damit wir alle vom gleichen reden - in der Hoffnung, dass dadurch auch manchen, die sich bisher (glücklicherweise!) noch nicht damit beschäftigen mussten, die Strukturen etwas klarer werden.


    Die ärztliche Versorgung in DE hat folgende Stufen:


    1.) Die normale Versorgung durch HAUSARZT und FACHÄRZTE. Wenn ich krank bin (Husten, Schnupfen, Herpes oder allgemeine Unlust) gehe ich nach Terminvereinbarung oder in der freien Sprechstunde zu meinem Arzt, der mich ggfs., wenn's spezieller wird, an einen Facharzt weiter überweist. Das ist auch der richtige Weg, wenn ich zwar etwas "Schlimmeres" habe, das aber nicht akut bedrohlich ist - zu den normalen Öffnungszeiten kann ich (um mal zu unserem Eingangsbeispiel zurückzukommen) nach einem Sturz auf den Arm mit erträglichen Schmerzen durchaus zum niedergelassenen Unfallarzt gehen. In unserer Gegend ist es auch durchaus üblich, dass man da - nachdem man über die 112 Mensch und Vieh verrückt gemacht hat - nach einem Transport durch einen RTW landet.


    2.) Wenn jetzt dummerweise abends / nachts / wochenends die normalen Arztpraxen geschlossen sind, aber man erkrankt und einen Arzt braucht (z. B. unstillbares Erbrechen / Durchfall, plötzlich auftretendes hohes Fieber), gibt es den ÄRZTLICHEN BEREITSCHAFTSDIENST der Krankenkassen. Den erreicht man bundesweit unter der einheitlichen Nummer 116 117. Da gehen am anderen Ende ausgebildete Kräfte dran und fragen ab, was anliegt - und können dann a) empfehlen, den nächstgelegenen Arzt mit Bereitschaftsdienst aufzusuchen oder b) einen Bereitschaftsarzt zu einem Hausbesuch schicken oder c) erkennen, dass ein akuter Notfall vorliegt und direkt zur 112 durchverbinden. Siehe auch: http://www.116117info.de/html/


    3.) Haben wir die NOTFALLRETTUNG, entweder durch qualifiziertes Rettungsdienstpersonal oder auch mit Notarzt. Das kommt, wenn man die 112 anruft. Notfälle sind z. B.: Bewusstlosigkeit / Bewusstseinstrübung, Verletzungen mit großem Blutverlust, Stürze aus großer Höhe, plötzlich einsetzender (!) massiver Schmerz, Amputationsverletzungen, Atembeschwerden (!), plötzlich auftretende (!) unklare Bauchschmerzen, akute (!) allergische Reaktionen mit Atem- oder Kreislaufbeschwerden und so'n Krams. Wenn man die 112 anruft, hat man am anderen Ende einen dran, der die Art des Notfalls abfragt und innerhalb von 60 Sekunden nach vorgegebenen Kriterien entscheiden muss, ob das nächstgelegene Rettungsmittel (Rettungswagen) alleine geschickt wird, oder ein Notarzt dazukommt. Allerdings sind die Leitstellendisponenten gehalten, prinzipiell immer - und sei es nur zum Abklären - ein Rettungsmittel zu schicken, und oft führt das dann auch zu einem Transport in das nächste geeignete Krankenhaus, wo man sich dann mit allen anderen zwischen "Spontanes Gleiten vom Küchenstuhl unter Alkoholeinfluss" und "Zustand nach Reanimation bei Hinterwandinfarkt" um die Aufmerksamkeit des Krankenhauspersonals bemühen darf.


    Bitte versteht mich nicht falsch: Wenn ein Notfall vorliegt, muss die 112 SOFORT angerufen werden und Hilfe herbei. Und wenn ich mir unsicher bin, rufe ich natürlich auch vorsichtshalber da an. Aber das sollte nicht dazu führen, dass ich ein qualifiziert besetztes Rettungsmittel als Krankentaxi missbrauche, in der Hoffnung, dann in der Notaufnahme des nächsten Krankenhauses ein bisschen schneller dranzukommen. Da bin ich dann evtl. beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst schon lange behandelt, während andere noch zum vierten Mal nach hinten triagiert werden, weil gerade ein frischer Motorradunfall 'reingekommen ist. Und Rettungsmittel sind nun mal nur endlich vorhanden - eventuell kommt halt durch einen eigentlich vermeidbaren Einsatz für einen anderen Patienten die Hilfe zu spät...

    Ein Grund mehr, zumindest grundlegende Kenntnisse der ersten Hilfe zu haben
    . Ich gebe ksbulli ganz recht: Ein EH-Kurs dauert zwei Tage und macht Spaß, und wer Kinder hat, macht EH am Kinde noch an einem dritten Tag dazu. Das schafft Sicherheit und vor allem größeres Selbstvertrauen und innere Ruhe bei medizinischen Notfällen!


    Es gibt übrigens auch EH am Hund und EH am Pferd, wer da Bedarf hat... :winking_face:


    Beste Grüße vom Hessen

  • Hier meine persönlichen Erfahrungen mit Notruf und Notaufnahme:


    Wenn man einen Notruf über die 112 absetzt kommt es sehr stark darauf, wei man gegenüber der Rettungsleitstelle rüber kommt.


    Ich bin Anfang letzten Jahres am späten abend bei -8° auf dem Deich ausgerutscht.
    Dabei stand mein rechter Fuß anders herum. Ich habe das dann erst mal wieder grob in die richtige Richtung repositioniert.
    Als ich mich dann etwas gefangen hatte, habe ich die 112 angerufen und habe dort mitgeteilt, das ich etwas ungünstig gestürzt sei und ich vermute, das ich mir den Fuß oder so gebrochen habe.
    Das Ganze habe ich dort gut gelaunt vorgebracht, was für mich in Nachhinein nicht so gut war.
    Der gute Mann in der Rettungsleitstelle versprach mir noch, das in spätesten 25min ein Krankenwagen da sei. Ich flachste mit ihm dann noch rum, das ich dann eine Kiste Bier für die ausgeben würde, da ich


    mit mindesten 45min rechnen würde.
    Nach ca. 30min kam ich dann extrem ins Zittern und ich rief nochmal dort an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man den Anruf dort wohl nicht so ernst genommen. Mittlerweile war das Schemrzempfinden, gepaart


    mit der Kälte schon recht dominant und ich konnte das nicht mehr so gut wegdrücken.
    Als er dann die ernsthaftigkeit meiner Lage erkannt hatte, hat er die umliegenden Feuerwehren alaramiert. Die waren dann nach ca. 15min da, wussten aber nicht, wie sie mir helfen sollten.
    Nach weiteren 45min war ich dann im Rettungswagen und wartete nun auf den Notarzt mit dem Fenta.


    Das Schlimmste war der Transport ins Krnakenhaus.


    In der Notaufnahme war an diesem Abend ein MANV (Massenanfall von Verletzten) aufgrund einer Massenschlägerei. Man teilte mir also mit, das man ggf, kienen Zimmerplatz für mich hätte. Ich sagte, sie


    könnten mich auch mit ner Dose Pfefferspray auf den Flur stellen, den Rest bekäme ich dann schon hin. :winking_face:


    Ich wurde dann nach ca. 30min in einen Behandlungsraum geschoben. Dort schlug dann ungefähr 20min später meine Familie auf.
    Nach weiteren 90min bekam ich dann endlich die Spritze ins Rückenmark und alles war gut, dann op... haben uns nett über das Wandern in Norwegen unterhalten.


    Was ich mir gemerkt habe, ist, das man im Ernstfall halt voll auf den Busch klopfen muß um ernst genommen zu werden.


    Gruß


    TID

  • Ich musste schon einmal sehr sehr drastisch werden.


    Meine Frau war mit nicht direkt zuordenbaren Beschwerden wie Schwindel, Lähmung Taubheit von mir in der Notaufnahme aufgeliefert worden.


    Nachdem nach mehrmaligem Bitten sich keiner berufen fühlte eine Diagnose zu starten (Wir reden über Stunden) habe ich
    dann an der Pforte den Aufstand geprobt. Ich habe mir den Verwaltungsdirektor kommen lassen und diesem nur mitgeteilt das ich - sollte nicht innerhalbvon 15 Minuten ein Arzt bei ihr sein - meine Frau in die 40 km entfernte Uniklinik bringe und er eine ernstzunehmende Klage wegen unterlassener Hilfeleistung
    einer spezialisierten Anwaltskanzlei auf den Tisch bekommen würde.


    Es hat funktioniert - nur war die Diagnose falsch und wegen der suboptimalen Therapie hat meine Frau dann nach 4 Wochen die Uniklinik für mehrere
    Monate besuchen dürfen. Diese Krankheit hat sich dann über 7 Monate hingezogen.


    Zu der Diagnose sage ich nichts, das Krankenhaus halte ich für lebensgefährlich wenn du nicht eine offensichtliche und
    häufig auftretende Krankheit hast.


    Allen viel Gesundheit und beste Ärzte wenn es soweit ist.


    Gruß


    Michael

    Dies ist meine Meinung. Jeder kann seine eigene Meinung und eine andere haben. Aber dies ist meine Meinung.

  • Dieses ungesunde "Gesundheitssystem" und der zunehmende Missbrauch durch Süchtige, Hypochonder und Egoisten, das wird alles noch zunehmen, bevor es irgendwann im Vakuum zwischen Anspruch und Realität kollabiert. Wie bereits oben angeraten, es schadet nicht, sich ein vernünftiges Netzwerk (Arzt und Apotheker des Vertrauens, eigene fundierte Kenntnisse, vernünftige Versorgung zu Hause mit Arzneimitteln) aufzubauen. Zum konkreten Fall in der Notaufnahme : etwas sanfter Druck, dabei aber sachlich bleiben, schadet nicht. Natürlich sollten Kinder, Unfallopfer und ähnliche schwere Fälle Vorrang haben, eine Oma, bei wieder mal ein Furz quer steht, sollte wiederum nicht einen ernsthaft beeinträchtigt Kranken blockieren. Ich denke, dass das den Ärzten und Pflegern durchaus bewusst ist und auch danach gehandelt wird. Durch die Überflutung mit allem möglichen Nonsens geht sicherlich auch etwas Trennschärfe verloren. Naja, es kommen noch interessante Zeiten.

  • Zitat von Funker;304084

    nur war die Diagnose falsch und wegen der suboptimalen Therapie hat meine Frau dann nach 4 Wochen die Uniklinik für mehrere
    Monate besuchen dürfen. Diese Krankheit hat sich dann über 7 Monate hingezogen.


    hast du deine spezialisierte Anwaltskanzlei damit betraut?



    Ich klopfe dreimal auf Holz. Das Rettungswesen funktioniert hier. Wenn man die 144 ruft, dann kommen die auch. Nicht erst 45 Minuten später, sondern im Schnitt innerhalb 15 Minuten. Wenns schneller gehen muss kommt der Hubschrauber. In der Notaufnahme wird sauber priorisiert und wenns nichts schlimmes ist, dann wartet man schon mal ne Stunde. Ist absolut ok.


    Als Patient hat man halt manchmal eine andere Vorstellung von "Schlimm" und versteht nicht, warum man mit seiner blutenden Schnittverletzung nur ne Nierentasse zum drunterhalten bekommt, damit man den Wartebereich nicht vollblutet während der käsige schwitzende Typ dem offensichtlich nichts fehlt vor einem drangenommen wird obwohl er sogar später kam.
    Hat alles seinen Grund....


    LG. Nudnik

  • Nudnik
    Nein, da hatte ich keine Zeit mehr für übrig.
    Meine Frau lag im Krankenhaus Krankenhaus und ich musste mich neben meinem Job um 2 Kinder kümmern.


    Gruß
    Michael

    Dies ist meine Meinung. Jeder kann seine eigene Meinung und eine andere haben. Aber dies ist meine Meinung.

  • Zitat von Nudnik

    Das Rettungswesen funktioniert hier.


    Keine Sorge, hier auch... und wir haben, je nach Bundesland, Rettungsfristen zwischen 10 und maximal 15 Minuten, die im Regelfalle auch recht ordentlich eingehalten werden.


    Ihr müsst es umgekehrt sehen: Tatsächlich war früher alles *schlimmer*, lest Euch mal zum Thema Björn-Steiger-Stiftung schlau... https://de.wikipedia.org/wiki/Bj%C3%B6rn-Steiger-Stiftung


    Beste Grüße vom tiefenentspannten, weil in einer Luxussituation lebendem Hessen

  • Hallo,


    Das was die Leute vom Fach hier geschrieben haben, kann ich persönlich bestätigen:


    Zitat von Basmyr;304017


    Mittlerweile müssen die Notaufnahmen auf das Triage-Prinzip zurückgreifen und die Patienten nach Dringlichkeit sortieren. Ganz nach dem Motto, dass der Hesse beschrieben hat: Wer noch meckern kann, kann auch warten.
    ...
    ist somit gesichert, dass nicht der Erkältete, der mit der Rettung rein kommt, als erstes behandelt wird, sondern der Opa der mit dem Radl und einem Herzinfarkt erscheint. (So auch schon passiert)


    Kurz vorab: Ich weiss nicht wie es in A und D funktioniert, wir haben in der CH bei den Krankenkassen verschiedene Rabattstufen, je nach gewähltem jährlichen Selbstbehalt und Model.


    Da gibt es das Hausarztmodel (i.d.R. immer über den selben Hausartzt), HMO (Gesundheitszentren der Krankenkasse) und, wie von Samui erwähnen, Telemed mit ärztlicher Beratung die man vorgängig einholen muss.


    Wobei man das Telemed auch (gratis!) benutzen darf, wenn man ein anderes Model hat (wie ich: Hausarzt). Und sei es nur für eine medizinische Auskunft.


    Und natürlich auch ohne alles, aber eben auch ohne Rabatte bei der Prämie.
    (Dass nun die Politik die höhe der Rabatte deckeln und somit Eigenverantwortung weniger belohnen will, ist eine andere Sache)


    Letztes Jahr hatte meine Mutter eine "stillen" Herzinfarkt. Sie ist der von Basmyr beschriebene Typ:

    Zitat von Basmyr;304017

    der Opa der mit dem Radl und einem Herzinfarkt erscheint.


    Es brauchte ziemliche Überredungskünste bis sie endlich die Telemed angerufen hat und nicht zuerst noch die Zeitungen ausgetragen hat.


    Nach einer ausführlichen Befragung am Telefon schickte die Ärztin sie unverzüglich ins Spital, und verbot ihr glücklicherweise selber mit dem Auto zu fahren (auf mich hätte sie vermutlich nicht gehört).


    In der Notaufnahme angekommen kamen wir nicht einmal zum absitzen, obschon etliche Leute warteten. Die Krankenkasse hatte sie schon angemeldet.


    Ganz anders als ich mir vor 30 Jahren beim Skifahren die Daumenbasis gebrochen habe (und natürlich trotzdem noch bis Fahrtschluss gefahren war) und mein damaliger Hausarzt den Bruch beim Röntgen, mit einem Uralt-Gerät das heute vermutlich unter den Atomwaffensperrvertrag fallen würde, den Bruch endgültig verschoben hatte.
    Da kriegte ich anschliessend im Spital eine Plastikschiene, Tabletten und einen Termin für den nächsten Tag.


    Eine bereits vorgängige Triage, sei es durch den Hausarzt oder einer Telemed der Krankenkasse lohnt sich also, nicht nur hinsichtlich der Gesundheitskosten.
    Sei es, dass in dringenden Fällen keine Wartezeiten entstehen oder man wenigstens beruhigt ist.


    Gerade die Krankenkassen sind da eher schneller mit "Einweisen", da sie ja die Folgekosten bei zu langem Abwarten bezahlen müssten.


    Grüsse, Gresli

  • Und hier noch ein bisschen Öl für das Feuer:devil:


    Meiner Meinung nach jammern wir in D A CH auf höchstem Niveau.
    In anderen europäischen Ländern wartet man mit akuten Sachen in der offenen Sprechstunde des Hausarztes schon mal 2-4 Stunden.
    Termine gibts nur in 4-8 Wochen. Fachartztermine erhält man in 6-12 Monaten. Für einen Augenarzttermin habe ich auch schon 14 Monate gewartet. Alternativ kann man sich in den Fachabteilungen der Krankenhäuser Termine geben lassen. Da erhält man geringfügig schneller einen Termin, aber man darf dann auch 2-3 Stunden in Warteräumen mit dem Charme von Bahnhofstoiletten verbringen.
    Über die übrigen Mitwartenden sage ich lieber nichts.


    In den Notaufnahmen läuft es nach Priorisierung. Und während man wartet drängt sich meist an allen Schmerzen folgender Gedanke vorbei: Hier müsste auch mal wieder dringend renoviert werden...


    Aber das ist sicher nur bei uns in der Gegend so.
    Das Personal ist zum Glück meist sehr gut.


    Jedenfalls schätze ich das deutsche Gesundheitswesen heute viel mehr, weil ich den Unterschied kennen gelernt habe.

    nicht jammern, machen

  • Survival- Asia hatte vor einiger Zeit einen gröberen Motorradunfall, über dessen Folgen er hier und auf seiner Homepage einige Worte geschrieben hat. Wer also wissen will, wie eine Notversorgung am anderen Ende der Welt aussehen könnte (und die ist definitiv noch nicht mal die schlimmste, die einem blühen könnte, immerhin findet sie statt), kann sich das ja mal zu Gemüte führen.

  • Danke für den Link.
    Was führt uns das mal wieder vor Augen?
    In D A CH wird auf sehr hohen Niveau diskutiert.:grosses Lachen:


  • Ja die aufgeführten Vergleiche und Relativierungen sind schon berechtigt und auch richtig, aber es ist auch richtig, berechtigt und nichts neues; dass ein kleiner :shit: nicht dadurch besser riecht indem man ihm einen größeren gegen über stellt.


    Oder ums mal ansprechender und positiver auszudrücken; es gibt keinen humanen Grund (bei eigentlich vorhandenen Ressourcen [globale Möglichkeiten]) etwas Gutes nicht besser zu machen. Ich meine damit also unser Gesundheitssystem, nicht das Personal dass aufgrund künstlich erzeugtem Mangel pausenlos am Anschlag arbeiten muss...


    LG Vincent

    Kein Plan überlebt die erste Feindberührung. (Helmuth von Moltke)

  • Aktuelle Ergänzung


    Moin @ll,


    kleiner Nachtrag aus dem heutigen Vortrag des stv. Ärzlichen Leiters in der Fortbildung:


    Die Notaufnahmen haben den Auftrag erhalten, zu entscheiden, ob der sich vorstellende Patient ein Notfall ist, oder nicht, und ggfs. weiter zu verweisen.


    Ein Arzt hat hierfür 2 1/2 Minuten Zeit, der Abrechnungssatz der Krankenkassen hierfür beträgt 4,70 €


    Um das Problem mal zu verbildlichen:


    Er beschrieb einen Einsatz morgens um 02:00 Uhr. Ein älterer Pat. alarmierte den RD wegen Atemnot. Er kam dem Notarzt im Treppenhaus entgegen und berichtete, dass er seit der Grippeschutzimpfung vor zwei Wochen durchgehend Beschwerden habe. Auf die höfliche Frage, was es denn genau jetzt so schlimm mache, dass er den Notruf gewählt hat, meinte er, er habe nun seit zwei Stunden so einen Krampf im Brustkorb links.
    Das nun geschriebene EKG zeigte einen ST Hebungsinfarkt.


    Und diese Unterscheidung sollen nun Ärzte in einem zweieinhalbminuten-Gespräch selektieren!


    Alles klar?


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!


  • Was wäre dein Vorschlag?

  • Hallo,

    Zitat von LagerregaL;304114


    Für einen Augenarzttermin habe ich auch schon 14 Monate gewartet. Alternativ kann man sich in den Fachabteilungen der Krankenhäuser Termine geben lassen. Da erhält man geringfügig schneller einen Termin, aber man darf dann auch 2-3 Stunden in Warteräumen mit dem Charme von Bahnhofstoiletten verbringen.


    Also bei mir, Infiltrat im Auge, in der Notaufnahme der Augenklinik: Nach einer kurzen Abklärung dauerte es keine zehn Minuten und eine freundliche Schwester bat mich mit zu komme.


    Das geht ja recht flott. Dachte ich.
    Bis ich gemerkt habe, dass man mich nur von den anderen Patienten separiert hat und unter Quarantäne gesetzt hat.


    Da sass ich dann knapp fünf Stunden alleine in einem knapp zwei Meter breiten, fensterlosen Verbindungsgang auf einem Klappstuhl und zählte Neonröhren.


    Gresli

  • Quarantäne ist doch super, wenn man nichts Ernstes hat :)


    Als ich mit meinem Zwerg ins KH musste, wurden wir auch sofort unter Quarantäne gestellt.
    Nicht, weil sie etwas hatte (Kopf andotzen ist nicht so ansteckend, obwohl weit verbreitet), sondern wegen ihrer Abstammung.
    Wir hatten ein schönes Zimmer im KH für uns alleine, Betten waren alle frei, durften nicht von Anderen genutzt werden, und wir konnten alle dort schlafen.


    Wartezeit bis wir an der Reihe waren, etwa 30 Minuten. Wir kamen aber auch am sehr späten Abend erst in der Klinik an und es war quasi nix los :)