Biwak im Schnee - Jänner 2017

  • Ich darf mich hiermit an das Thema des Users Fairlane: "21 Stunden im Wald" anhängen:


    Ich hatte ebenso im Jänner zwei Tage und eine Nacht draussen bei sehr schönem, aber dafür auch sehr kalten Wetter (-4°C untertags, -16°C frühmorgens) mit je einigen km An- und Rückmarsch.



    Hier meine Erfahrungen:


    Bei Schneedecke (30-40cm) dauert alles doppelt so lange: Marsch, Lageraufbau, Holzsammeln;


    ad Lagerbau: ich hätte im nahen Waldstück alles einfacher (=ohne Schneedecke) haben können, habe mich aber bewusst zu Trainingszwecken für eine freie Fläche entschieden (und es später bereut!). Das "Freischaufeln" des Bodens mit Händen und einem kleinen Holzbrett dauert ja auch schon eine Stunde, Unterwäsche und Handschuhe danach durchnässt;


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    Biwakplatz



    Eine Feuerstelle für ein Wärmefeuer anzulegen war mir dann zeitlich nicht mehr möglich (weil ja alles doppelt so lange dauert... ), auch das Holzsammeln für ein Wärmefeuer wäre mir bei der Schneedecke zu viel Aufwand gewesen.
    Meine Lösung = Kleine Stelle für Kocher und "Sitzplatz" (Steine und Holzbrett) dazu freigeschaufelt, reines Kochfeuer.


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    Kochplatz



    Wassersammeln in flüssiger Form war bei diesen Temperaturen nicht mehr möglich: Quellen, Gerinsel, Bäche... alles zugefroren! Beim nahen Fluss war das Ufer 1m zugefroren, nach dem ersten Mal kurz Einbrechen (kaaalt) hab ichs lassen. Auch das Herstellen eines Wasserlochs am Ufer mit Beil oder Steinwurf aufs Eis war umsonst.


    Meine Lösung = Schneeschmelzen und abkochen im Kochtopf. Und das dauert dann wieder! Ca. 10 Teile Schnee = 1 Teil flüssiges Wasser!
    Zum Glück habe ich als Brennstoff Holz genutzt, ich hatte ja schon bis zu drei Stunden volle Flamme an...



    Meine Zusammenfassung fürs Übernachten bei ordentlichen Minusgraden:


    - Feuchte Handschuhe und Schuhe frieren steif und werden in kurzer Zeit unbrauchbar, auch innerhalb Biwaksack/Zelt;
    - Wichtig ist: trockene Wechselwäsche, Wechselwäsche, Wechselwäsche! ...und Wechselhandschuhe!
    - Trinkwasser wird zu und bleibt dann Eis; Ausnahme die volle heisse Thermoskanne;
    - Die meisten Feuerzeuge (auch diese Superflamer mit Industriestandard) versagen ihren Dienst - Streichhölzer nicht;
    - Heisses Wasser zu erzeugen (für Tee, Suppe, Wärmeflasche) war meine Hauptaufgabe!
    - Die gute alte Oma-Wärmeflasche im Schlafsack bei den Füssen hat sich mehr als bewährt! Mit dem immer noch heissem Wasser daraus hab ich in der Früh meine Stiefel aufgetaut und danach warmgelaufen...


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    Guten Morgen!

  • Zitat von Wali;306090

    ...
    - Die gute alte Oma-Wärmeflasche im Schlafsack bei den Füssen hat sich mehr als bewährt! Mit dem immer noch heissem Wasser daraus hab ich in der Früh meine Stiefel aufgetaut und danach warmgelaufen...


    Das liest sich so als hättest Du Dir heißes Wasser in die Stiefel geschüttet. Nicht wirklich, oder?

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;306093

    Das liest sich so als hättest Du Dir heißes Wasser in die Stiefel geschüttet. Nicht wirklich, oder?


    Nein, nur Aussenanwendung; Also die Stiefel waren gebrauchte Haix P10, die Einlagesohlen hatte ich am Körper im Schlafsack, die Stiefel selbst im Biwaksack.
    Jedoch waren die Stiefel in der Früh so vereist, dass weder die Einlagesohlen noch meine Füsse irgendwie reingingen; Heisses Wasser aussen drauf - sofort rein und eine Stunde wandern gegangen (+Holz sammeln);
    Wenn das heisse Wasser aussen nicht gereicht hätte, wäre ohne zu Zögern eine "Innenbehandlung" mit Tee oder Flüssigkeit aus dem Körper (darf man das hier so schreiben?) erfolgt, mit gleich anschließender Flucht zurück in die Zivilisation...

  • Meinen großen Respekt für das harte Training!


    Ein paar Fragen hätte ich:


    Der Brenner ist ein Hobo, oder?


    Nach meiner Erfahrung ist im Winter beim Feuermachen ja die Initialzündung besonder schwierig, weil Zunder aus der Natur nur feucht zu haben ist und selbst in trockenem Zustand bei der Kälte nicht so gut brennt. Welches Zundermaterial hast du verwendet?


    Hast du das Feuermachen auch mit Feuerstahl versucht? War der bei den Temperaturen ebenfalls nicht zu gebrauche?


    Du schreibst, dass das Schneeschmelzen ewig dauert. Ich nehme an, dass dir der Trick bekannt ist, erst kleine Mengen zu schmelzen und dann langsam mehr, statt einfach einen vollsen Topf Schnee aufs Feuer zu stellen. Hat es dennoch so lange gedauert?

  • Zitat von Asdrubal;306105

    Der Brenner ist ein Hobo, oder?


    Kocher war mein 1800er Solo Stove bei seinem ersten Einsatz, das ist ein sauteurer (100€+) Edel-"Hobo" Holzvergaser, bei dem mir der "Kocher im Topf" Transport sehr gefällt (Topf mit Deckel am Kochstellen-Bild rechts) und der auch gut funktioniert WENN er mal in Fahrt kommt;
    mMn gibts über den Solo Stove sicher viel Diskussionsbedarf, würde aber vom OT abgleiten; für einen eigenen Solo Stove Erfahrungsbericht habe ich derzeit noch zuwenig Praxis (5 Verwendungen, aber alle nur Winter/Frühjahr, feuchtes Holz).


    Initialzündung beim Feuermachen und Feuerstahl:

    Hier muss ich voranstellen, dass ich zwar mit Feuerstahl und etwas feiner Birkenrinde unter Idealbedingungen locker ein Feuer zusammenbringe, aber in dieser Situation habe ich nicht einmal an den Versuch gedacht: Kalt, müde, hungrig, Dunkelheit bricht ein, Holz feucht;


    Also sofort alle Hilfsmittel aus meiner "Feuertasche" rausgeholt: Industrie-Stabfeuerzeug (aka "Lötlampe"), eine Anzündhilfe aus dem Baumarkt (Holzwolle mit Wachs) und einen Maya-Stick.
    Alle meine Feuerzeuge von besagter Lötlampe bis zum Bic versagten ihren Dienst; Funke manchmal ja - aber keine Flamme! Meine Rettung waren die besagten Kaminstreichhölzer (ca. 3x so dick und 3x so lang wie normale Streichhölzer), welche ich seit dieser Erfahrung in großer Anzahl in einer wasserdichten Box immer mitführe.


    Zundermaterial:


    Damals aus der Natur gar keines:psst: Meine Geduld war da schon am Ende... Also habe ich die Baumarkt-Anzündhilfe mit der Messerspitze perforiert und den Maya-Stick "angeschabt" (also etwas angeschnitzt bis Späne wegstehen) und gedrittelt - das war mein Zunder und hat beim ersten Anlauf funktioniert.


    Schneeschmelzen:

    Der Trick war mir nicht bekannt, darum hat der erste Topf voll Schnee wohl auch so lange gedauert, aber ab dem zweiten Topf ging es, da ja das Schneevolumen schrumpfte konnte ich immer frischen Schnee "nachlegen" und das ging dann immer flotter.
    Das "ewig dauern" ist auch dem Bedarf an abgekochtem, heissen Wasser geschuldet, hier nach Priorität damals aufgelistet:

    • 300ml für einen Tee in meinem Edelstahlbecher;
    • 1 Liter für die Thermoskanne (Kräutertee);
    • 1 Liter für die Wärmeflasche (reines heisses Wasser, würde ich heute an die erste Stelle geben! "Reservenbildung");
    • 500ml für mein Abendessen (Nudeln mit Käse, gefriergetrocknet)
  • Danke für die ausführliche Erklärung. Auch wenn ich so eine Extremtour so schnell nicht machen werde, kann man sicher von den Erfahrungen für den Falls einer Notsituation in der Kälte profitieren. Hieraus nehme ich mit, dass die guten, alten Streichhölzer weiter ihre Existenzberechtigung haben, dass man trotz aller Waldläufer-Sammelskills vorbereiteten Zunder dabeihaben sollte und dass der Trick mit der langsamen Mengensteigerung beim Schnee offenbar praxistauglich ist.

  • Hallo Wali,
    Du hast das, den Bildern nach zu urteilen ja unter "Bushcraft-Bedingungen" durchgeführt.
    Mich interessiert daher heusptsächlich Dein Schlafsetup, also Matte und Schlafsack.
    Ferner hast Du geschrieben, das Du die Freie Fläche bereut hast. Warum?


    Ansonsten hier mal meine 5 Cent zu solchen Aktionen aus Preppersicht:
    Du bestätigst meine eigenen Erfahrungen bei Wintertouren. Der Tag ist extrem kurz, und der LAgerbau, so wie Du ihn praktiziert hast, kostet Zeit und vor allem Energie.
    Vor diesem Hintergrund würde ich alles tun, um den energetischen aufwand hierfür so niedrig wie möglich zuhalten, denn jede Kalorie zählt am Ende. -> Stichwort "Zelt".
    Du hast das ja selber in Form der Thermoskanne realisiert :) Du speicherst in ihr die aufgewendete Energie.
    Was das Holzsammeln angeht gälte es im Fall der Fälle, eine genaue Abwägung zu treffen, die dann allerdings von der jeweiligen Situation abhängig ist. Sprich beim Ausweichen, bzw. beim Strecke machen, würde ich möglichst wenig Energie in die Brennstoffbeschaffung stecken, bei einem längeren Aufenthalt (z.B. kurieren einer Erkältung etc. müsste entsprechend mehr aufgewendet werden.
    Was die Stiefel und die Kleidung angeht, so hat sich für mich bewährt im Schnee als obere Schicht immer komplett in Goretex rum zu laufen. Da dann meine eingentliche Kleidung nicht so nass wird, von der Feuchtigkeit durch Schwitzen etc. mal abgesehen.



    Schreib doch bitte noch mal was zu Deiner gesamten Ausrüstung, ich finde gerade das immer spannend.


    Gruß


    TID

  • Zitat von T I D;306781

    Dein Schlafsetup, also Matte und Schlafsack.


    Hallo TID!
    Hier erstmal der Schlafplatz, auf die anderen Punkte komme ich demnächst zurück...


    previval.org/f/index.php?attachment/39225/


    Am Boden:



    • Freigeschaufelte Fläche
    • Baumarktplane
    • Fichtenreisig als Isolationschicht
    • Baumarktplane
    • Camping Decke von Tchibo


    Dann:


    Biwaksack "Observer", drinnen:

    • Rettungdecke
    • Isomatte 5cm
    • mittlerer Schlafsack (nur für 3 Jahreszeiten! wird aufgrund dieser kalten Erfahrung durch einen echten Expeditionsschlafsack ergänzt)
    • im Schlafsack: nochmals Fleece-Innenschlafsack



    Vom Boden her war ich bestens isoliert - die Kälte kam von der Seite und massiv von Oben - ich hätte wohl besser eine Baumarkt-Plane als Dreieckzelt über den Biwaksack gespannt um nach Oben+Seite eine Isoschicht zu haben.

  • Was für ein Schlafsack war es denn?
    Mit dem Observer geht es eigentlich schon. Eine gespannte Plane hätte nach m.E. keinen Wärmevorteil gebracht.
    Was auch sehr gut hilft, ist einfach in den 3 Jahreszeiten einen Sommerschlafsack mit rein.
    Ich habe so mit einem Schlafsetup für 40€ eine gemütliche Nacht bei -8° verbracht. (Highpeak TR 300 aus dem Abverkauf beim Lidl für 20€ und noch den Highpeak Sommerschlafsack ebenfalls aus dem gleichen Abverkauf für 15€, beides Zusammen 2,6Kg)


    Gruß
    TID

  • Schlafsack war der Snugpack Softie 9 Hawk (comf -5°C / extr -10°C), den ich aufgrund des kleinen Packmaßes und des Schnelltrocknens sehr schätze, dazu wie gesagt ein Fleece-Inlay.


    3-Jahreszeiten waren mir definitiv eine zuwenig! Aufgrund mangelnder Kälte-Erfahrung dachte ich "des geht scho!", aber zumindest eine Decke oder einen Poncho-Liner zum Drüberlegen hätte ich wirklich noch gebraucht. Ich schau mich für nächsten Winter nach Daunen/Expedition um - ich will Reserven nach unten.


    Das freie Biwakieren unterm Himmel war jedenfalls kalt. Ich glaube eine Zeltplane/Tarp oder auch nur Äste/Reisig als zusätzliche Iso-schicht nach oben könnten helfen, im Winter 17/18 hab ich ja wieder die Chance zu testen :Gut:


    Aus jungen Jahren habe ich noch die Jagdkampflager beim Militär intus, damals hatten wir uns mit allem eingewickelt was wir hatten und uns zwischen Gebüsch/Totholz eingenistet, diesmal habe ich aber bewußt die freie (kalte) Fläche gewählt.

  • Hier noch die ergänzenden Punkte:


    "Bushcraft-Bedingungen"
    nicht ganz... ich hatte einen 100l (26kg) Rucksack "mit Alles" am Mann.


    ad Bekleidung:


    GoreTex Schuhe, am Marsch Softshell-Hose und -Jacke (Tchibo), darunter Funktionswäsche; am Platz dann sofort ausgelüftet und neue Überbekleidung: Gefütterte Skihose (Latzhose!) und Snowboardjacke (hat eng anliegende Öffnungen so dass kein Schnee/Wind eindringen kann sowie eine dicke Kapuze); Gegen Abend dann Fleece-Sturmhaube und später darüber eine Woll-Balaklava.




    Zitat von T I D;306781


    Ferner hast Du geschrieben, das Du die Freie Fläche bereut hast. Warum?



    Die Schneedecke war im Freien bis zu 40cm, im Wald max. 10cm;
    Ebendiese Schneedecke behindert jede Bewegung;
    Wind und damit Chillfaktor war im Freien allgegenwärtig;
    Im Freien ist man sichtbarer (no na);


    Was aber gegen einen Lagerplatz im Winterwald spricht: Äste waren vereist und mit Schnee beladen, bei Wind sind dann immer wieder Äste gebrochen und heruntergekracht.

  • Ok, das hörst sich ja nach fortgeschrittenem KnowHow an.
    Ich hätte die offene Fläche ebenfalls genommen, gerade wegen des Windes :) Wenn man den voll abkriegt und dann alles hinhaut hat man doch alles richtig gemacht oder?


    Wenn Deine Sachen nass waren, wie hast Du sie wieder trocken bekommen. Du hast ja geschrieben, das Du Wchselklamotten dabei hattest, bin ich bisher drum rum gekommen.
    Wie lang war denn Dein Anmarschweg?
    was hattest Du an Nahrung etc mit?


    Wenn Du hast eine Packliste etc wäre auch toll, da mein Wintergrundsetup auch so um die 26kg wiegt.
    ist immer interessant die Details kennen zu lernen.



    Gruß


    tId