Eigenbau Heatpacks

  • Zitat von witchcraft;306460

    stark..kannte ich noch nicht. Was wird mit dem Rest in der Tüte ? Kann man den entsorgen ?
    Nehme an man kann nur Fertignahrung damit zubereiten ? Ist die Lagerung der Tüten gefährlich ? Könnten die sich entzünden ?
    Fragen über Fragen.
    Wär auf jeden Fal toll wenn Du Deine Erfahrungen damit weitergibst.


    Ah, kein Thema, dachte die "Wissenschaft" dahinter sei bekannt.


    Also, in den Tüten ist "Quicklime" oder eben einfach Branntkalk. Das ist nur Calciumoxid (CaO), auch bekannt als "ungelöschter Kalk". Als solcher ist er sehr basisch (pH ca. 13) und zieht aus Wasser die Protonen (H) und wird daher bei Kontakt mit Wasser zu "gelöschtem Kalk", Calciumhydroxid. Als Formel CaO + H20 -> Ca(OH)2. Da diese Reaktion stark exotherm ist, kann man dies zum Erwärmen nutzen. Erreicht werden (nutzbare) Temperaturen von 95-98°C, im Pad selbst bis 180°C.


    Obwohl pH 13 extrem ätzend ist, ist der Umgang nicht sehr gefährlich. Die Tüten zu 50g sind aus etwas dickerem Papier, sodass auch feuchte Finger die Reaktion nicht starten. Und sie sind einzeln in Folie eingepackt, wie auf dem Bild. Auf den Folien ist ein Eichstrich für die passende Menge Wasser. Man übergießt damit das Heatpack und nach 30-60 Sekunden ist soviel Wasser durch das Papier gedrungen, dass die Reaktion startet.
    Vorteil: Keine giftigen Stoffe, alles umweltverträglich. Kann in den Hausmüll oder eigentlich sogar einfach in die Umwelt (was man natürlich aus Prinzip nicht tut). Heutzutage werden ja sogar Wälder gekalkt, wenn der Boden zu sauer ist.


    Man kann alles damit machen, was nicht mehr als 100° benötigt, sage ich mal. Eier kochen geht, Dosen aufwärmen, Buss Freizeitmacher (in den großen Boxen oder den Zipbeuteln), Tee-/Kaffeewasser, sogar gefriergetrocknete Nahrung kann man zubereiten. Für letzteres jedoch innerhalb des Edelstahlbehälters oder aber Wasser in die Essensbeutel und dann diese in die Zipbeutel, wobei ich da mit dem Ergebnis nicht ganz sooooo zufrieden war. Aber Gefriergetrocknetes mit Wasser in den Edelstahlbehälter und dann umrühren, Reaktion starten und dann 15-20 Minuten warten ist genau so zielführend wie kochendes Wasser in den Beutel zu gießen.


    Ach ja, 30 Minuten bleiben die Packs heiß, 10-20 Minuten kann man effektiv nutzen.


    Einzig, was man beachten sollte: Nicht aktivierte Pads sollte man nicht einfach so entsorgen, weil bei Beschädigung der Folie Wasser eindringen und die Reaktion starten kann. Wenn dann leicht entflammbares im Müll ist und das Pad warm wird, kann es nicht ungefährlich sein. Aber man nutzt die Pads ja, dann ist nur noch Kalk drin.


    Gruß


    Avesjünger


    _____


    Edit: Zur Not müsste man ja auch Wasser keimarm/keimfrei kriegen... zwar wird das Wasser nicht sprudeln, aber da ja 5 Minuten über 70°C Wassertemperatur reichen und man es ja nicht sprudelnd kochend braucht, dürfte das im Notfall immer noch besser sein, als nichts. Aber Filter oder richtig abkochen würde ich immer bevorzugen.

  • Könnte man dieses System evtl auch nachbauen oder nachstellen mit einem Bundeswehrgeschirr? Wie ich das auf Bildern sehe ließe sich mit dem inneren "Topf" des BW Geschirrs ein Wasserbad bilden, oder? Dann könnte man dort einfach ein Hitzepack reinwerfen. Barocook sieht sehr cool aus, aber knapp 30€ ist mir fast bisschen zu teuer...


    Gruß,
    Phil


    Edit: Wieviel ml hat Deine Edelstahlschale? Die 320ml Version gibt's schon ab knapp 20€ sehe ich gerade...

  • Zitat von philsynek;306493

    Könnte man dieses System evtl auch nachbauen oder nachstellen mit einem Bundeswehrgeschirr? Wie ich das auf Bildern sehe ließe sich mit dem inneren "Topf" des BW Geschirrs ein Wasserbad bilden, oder? Dann könnte man dort einfach ein Hitzepack reinwerfen. Barocook sieht sehr cool aus, aber knapp 30€ ist mir fast bisschen zu teuer...


    Gruß,
    Phil


    Edit: Wieviel ml hat Deine Edelstahlschale? Die 320ml Version gibt's schon ab knapp 20€ sehe ich gerade...


    Hoffe, dass das ganze hier nicht zu OT wird :winking_face: Aber ja, müsste gehen. Habe meins nur wegen des Alus darin schon vor Längerem ausrangiert. Aber in der Theorie müsste es gehen. Hitzepack in den großen, unteren Teil, Essen in die Innenschale, Deckel drauf... allerdings wird Wasserdampf frei, also muss man drauf achten, dass dieser ein bisschen entweichen kann. Bei dem Set oben ist die Gummidichtung so, dass das Essen in der Schale dicht ist und nebenher der Wasserdampf von unten raus kann. Es ist sogar dicht genug, um zB zubereitetes Essen darin zu transportieren, wenn bspw was vom Vortag übrige blieb oder so.


    30€... ja. Nicht wenig. Aber es ist Edelstahl, durchdacht, und eine einmalige Investition, wie bei Geschirr und Kochern und so üblich. Einzig die Hitzepacks müssen nachgekauft werden, wie jeder Brennstoff. Und wie jeder "Superdupaspezial-Camping-Survival-Brennstoff" ist das original etwas teurer (Esbit, Kocherbenzin, Gas verglichen mit Baumarktstechkartuschen). Daher überlege ich ja, selbst mal Branntkalk zu besorgen und abzupacken. Aber um feuerlos essen zuzubereiten, und das ohne die speziellen MRE-Heater (teilweise mit ungesunder Chemie), ist es mir das wert.


    Ach ja, sind die 850ml. Inhalt einer großen Konservendose passt gut rein, ist für mich der beste Kompromiss aus Größe, Gewicht und Nutzen. Bei der 1200ml-Version befürchte ich, dass ein Pad nicht so effizient ist wie bei der kleineren. Die 320ml sind vom Hersteller als "Kinderportion" beworben und nehmen auch nur 20g-Pads statt 50g. Also für eine Person, im Auto oder Rucksack wenn man plant, kein Feuer zu machen, sind die 850ml gut. Für zwei Personen reicht es auch noch. Wiegen auch nicht sooooo viel. Also mit 4-5 Pads drin wirkt das Ding subjektiv nicht schwerer als mein Polaris Multifuel mit der 230g Kartusche. Wie gesagt, gucken, wofür man es nutzen will. Im Auto perfekt wenn man mal unerwartet stecken bleibt oder so, oder auch auf geplanten Touren mal mitnehmen... Auf lange Sicht natürlich kein Ersatz für einen richtigen Kocher, aber immer noch eine bessere Alternative (für mich) als die MRE-Heater... die sind eben doch zu speziell und zu chemisch für mich.

  • Zitat von Avesjünger;306497

    [...] Daher überlege ich ja, selbst mal Branntkalk zu besorgen und abzupacken.[...]


    Soweit ich weiss könnte man den Kalk sogar im Baumarkt bekommen.


    Wie packst Du das ab?
    Vorher die Tütchen kleben, Branntkalk rein, "Rollverschluss" zu und dann abkleben, dass nix raus kann?


    Bastelpappe oder normales Papier?


    Lagerung? (mit Silikatzeugs in ner Tüte? Vakuumiert?)


    Bei selbstgemachten Pads kanns ja gerne die große Version sein (Familien z.B.). Man müsste ja nur die Tütchen dem Bedarf anpassen :)

  • Siehste ganz richtig :)


    Ist ja auch nicht als Heatpack gedacht. Eigentlich ist es ein Baustoff. Kaufen, verarbeiten, fertig.
    Einlagern kannste das am Besten als Sumpfkalk, aber dann kannste nicht mehr Wärme erzeugen.

  • Hallo Leute!


    Wie gesagt, es ist eine Überlegung bisher. Ich fürchte, es wird nicht so einfach wie gedacht. Haben wir vielleicht Handwerker hier, die mit verschiedenem Kalk arbeiten? Auf dem Bau bspw.?


    Soweit ich weiß, gibt es verschiedene Arten von gebranntem Kalk. Und die Reaktion ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Mir fiel bspw auf, dass bei zu viel Wasser die Packs scheinbar deutlich langsamer erhitzen. Außerdem ist die Reaktion von der Struktur des Kalks abhängig, also wie stark die Kristallstruktur ausgeprägt ist, etc. Wenn man die Packs vom Hersteller fühlt, merkt man, dass es im Grunde ein ganz feines Puder ist. Man müsste also gucken, was für ein Branntkalk im Baumarkt so verfügbar ist. Und dass die Menge von Wasser und Kalk passt. Ich denke, dass das auch der Grund ist, weshalb man zB 25kg Kalk in einem Sack bekommt. Die Durchnetzung für maximale Hitzeentfaltung ist vermutlich in dem Verbund garnicht so zu erreichen, verglichen mit 50g.


    Das Papier vom Hersteller fühlt sich fast an wie mehrere Lagen Kaffeefilter - anders kann ich es grad nicht so wirklich beschreiben. Eingeschweißt in Folie, die neueren Folien sind etwas dicker und silbrig von innen, die älteren Packs (nutze das ja seit ca. 3 Jahren mit den Zip-Beuteln) waren so quasi durchsichtig, aber bedruckt von außen. Silikat ist nicht drin, aber ein guter Einwand, sollte man selbst etwas herstellen.


    Was ich etwas bedenkenswert finde: Laut Hersteller solle man die Folien nicht länger als eine Stunde vor Verwendung öffnen. Ob das wirklich einen Einfluss hat... weiß ich nicht. Vielleicht will man auch nur die Gefahr durch Feuchtigkeit eindämmen. Aber mit Silikat und ggfs einem Vakuumierer sollte man die Packs in Eigenregie haltbar machen können, oder?


    Lasst uns mal ganz neumodisch brainstormen,


    habt Ihr irgendwelche Vorschläge?

  • Ich denke es geht da auch nur darum, dass sie keine Luftfeuchtigkeit abbekommen und unbrauchbar werden, wenn die Tage- / Monatelang offen herum liegen.
    Man brauchts ja nicht ständig :)


    Vielleicht mal in ner Apotheke nachfragen. Die haben meist n Plan von Reaktionen :)
    Auf dem Bau wird es eher weniger nötig sein, dass die Kalkbrühe schön warm ist, bevor sie an die Wand kommt :)


    Wichtig auch: Schutzausrüstung tragen :)


    Ich würde sagen in einem Ziplockbeutel mit Silikageltütchen vom letzten Elektronikeinkauf, oder Vakuumiert sollte sich das ewig halten.
    Lichtempfindlich ist es nicht, Sauerstoff ist egal, nur Feuchtigkeit ist böse.


    Die 25KG würden vermutlich nur fürs Probieren der Zusammensetzung draufgehen.
    Kaffeefilter.. Also eher offenporig. Gut, dass die Dinger auch nix kosten :)


    Zuviel Wasser: naja das Wasser entzieht dem Pack ja die Hitze. Das Verhältnis Wasser zu reagierendem Kalk muss passen. Sonst wird's nur lauwarm oder kaum merklich erwärmt.


    Ich schätze Tütchen mit je 10g Kalk und einer bestimmten Menge Wasser (1l) sollten funktionieren. Dann Versuchsrunden starten. (Die Vorhandenen geben einen Anhaltspunkt, ab wie vielen Tütchen man beginnen kann)
    Und dann schauen bei welcher Versuchsreihe das Wasser kocht, und wie lange die Hitze anhält.


    Wenn die Menge feststeht herunterrechnen, oder so belassen und die Menge an Kalt in Tütchen verpacken und einlagern :)
    SO würde ich vorgehen.


    Keinen besonderen Kalk suchen, sondern mit dem arbeiten, was im Baumarkt nebenan verfügbar ist.
    Sonst ist man wieder von der Lieferkette abhängig. In der Kriese dürfte Kalk eher weniger gefragt sein :)

  • Kalk-Heatpacks als Handelsware in der Krise? :winking_face: Das ist ne gute Idee...


    Also für die 50g Packs original braucht man 120-150ml, je nachdem ob Box oder Zipbeutel zum Erhitzen genutzt werden.

  • Hei,


    und nachdem der Unterkühlte doch gestorben ist, gibt man den Kalk gleich mit ins Grab! gnnn



    Grüße,


    Tom


    PS: Durchaus ernst gemeint! Also wenn hier ein Massensterben ist, wäre ich froh über ein paar Sack Kalk.

  • Ja, genau wie für ein Plumpsklo, Kalk kann man eigentlich immer in den Vorräten gebrauchen. Aber unterkühlt? Ich wollte kein Appartement damit heizen :winking_face:

  • Servus Freunde,


    Hab dieses Thema nachdem erste Versuche frustran verliefen etwas aus den Augen verloren neben anderen Sachen.
    Jetzt hat Kai Sackmann, ein Youtuber, das Thema aufgegriffen und experimentiert mit Branntkalk. Er mutmaßt nach eigenen Misserfolgen, dass irgendein Katalysator drin ist. Da ich von Chemie nicht so die Ahnung hatte, habe ich die Idee nicht verfolgt. Aber mal sehen, ob er bessere Erfahrungen macht. Dann werd ich die hier mal zitieren.


    Gruß


    Avesjünger

  • Da ist kein Katalysator drinnen, meistens ist es ein "Begriffsproblem". Es gibt da 2 Sachen:
    1) Calciumoxid: Auch Kalkerde, Ätzkalk, gebrannter Kalk, Branntkalk, ungelöschter Kalk genannt. DAS reagiert mit Wasser und ergibt Hitze.
    2) Calciumhydroxid: Auch Weißkalk, Kalkhydrat, Hydratkalk, gelöschter Kalk, Löschkalk genannt. Das Zeug wird zum Verputzen verwendet und wegen der desinfizierenden Wirkung auch im Plumpsklo oder im Stall (früher).

  • ... oder man lässt feines Eisenpulver oxidieren. Funktioniert auch prima über etliche Stunden - allerdings mit Temperaturen von nur bis ca. 70°.
    Ich hab hier noch ein paar Dutzend solcher Heatpacks von der Bundeswehr, die mit "US Army" und Produktionszeiträumen aus den 60'ern beschriftet sind. Funktionieren immer noch prima.

  • Zitat von Don Pedro;312730

    Da ist kein Katalysator drinnen, meistens ist es ein "Begriffsproblem". Es gibt da 2 Sachen:
    1) Calciumoxid: Auch Kalkerde, Ätzkalk, gebrannter Kalk, Branntkalk, ungelöschter Kalk genannt. DAS reagiert mit Wasser und ergibt Hitze.
    2) Calciumhydroxid: Auch Weißkalk, Kalkhydrat, Hydratkalk, gelöschter Kalk, Löschkalk genannt. Das Zeug wird zum Verputzen verwendet und wegen der desinfizierenden Wirkung auch im Plumpsklo oder im Stall (früher).


    Genau das, was ich ganz oben im ersten Post gesagt habe. Aber danke. :winking_face:


    Und übrigens genau das, mit welchem ich aus dem Baumarkt kein Essen zubereiten konnte, und der Branntkalk ist auch das, mit dem der Sackmann seinen Versuch gestartet hat. Da er aber noch dran ist, bin ich optimistisch.

  • Finde Sacki's Versuche sehr interessant und bin sehr gespannt, ob er auf des Rätsels Lösung kommt. Habe aus dem Grund, vorübergehend mal seinen Kanal abonniert. :Gut: Danke für den Hinweis.