Zitat von Vento;310251Alles anzeigenIch weis ja nicht was du für Hobbys hast, aber ich behaupte mal der Durchschnittliche Deutsche / Österreicher / Schweizer fährt nicht öfter als 1x im Jahr so weit ins Ausland.
Da muss man dann natürlich einen Kompromiss eingehen und mehrere Pausen machen.
Ich wiederhole mich nur ungern, aber Tesla hat bewiesen, dass es möglich ist.
Natürlich kann man das Elektro Tankstellennetz nicht mit dem für Benzin/Diesel vergleichen, da muss noch kräftig ausgebaut werden.
....
Ich behaupte jetzt einfach mal, dass die 70 km elektrische Reichweite eines Opel Ampera für 90% der Menschen täglich reicht.
Geladen wird zu Hause, da die kostenlosen E-Tankstellen nur solange Kostenlos sind, bis es mehrere E-Autos gibt.
Ich habe in meimem privaten und beruflichen Umfeld viel über das Thema diskutiert (u.a., weil wir auch selbst E-Mobilitätslösungen anbieten, ich bei einem EVU arbeite und dadurch zwangsweise Kontakt mit der Materie habe).
Sukkus: Selbst wenn die 70km für 90% der Bevölkerung reichen würden (was ich nicht glaube): Kein Mensch in meinem Bekanntenkreis würde sich ein solches Auto kaufen! Denn das hieße, nicht mal schnell nach Graz, Wien, Salzburg, ... fahren zu können. Oder auch nur einen Einkaufsbummel in mehrere Einkaufszentren. Oder, oder, oder...
Klar könnte man natürlich an jedem beliebigen Ort unmengen von Leistungen bereitstellen, um dort die Autos wieder für die Weiterfahrt aufzutanken während Mamma und Töchterchen Kleider shoppen. Aber: Jetzt stellt euch den Parkplatz eines beliebigen Einkaufszentrums vor. Jeder Parkplatz braucht dann eine Ladestation, und die Leistungen da summieren sich gehörig auf.
Beispiel SCS (Shopping City Süd in Wien): Dort gibt es 7.000 Parkplätze. Wenn an nur 10% davon ein Auto mit 11kW (unteres Limit für "Schnellladen") ein Auto aufgetankt wird bedeutet das eine Leistung von 7,7 MW - für diese Leistung braucht man ein ganzes Umspannwerk!
Übrigens: Der energetische Break-Even eines E-Autos liegt bei 150.000km - ein Wert, den das durchschnittliche Auto nicht schafft! Selbst ein "deutsches" Auto besteht zu ca. 75% aus ausländischen Komponenten. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass ein großer Teil davon aus Indien, China & Co kommt kann man sich vorstellen, was das für das Klima einerseits und die lokale Umwelt andererseits bedeutet...
So wie die Politik aktuell vorgeht schafft das E-Auto mehr Probleme als es löst. Das ist so wie 2011, als Die Raute die Energiewende ausgerufen hat: Ohne Hirn und Verstand, kein Plan dahinter, nur ein unausgesprochenes "wir schaffen das".
Was hat es gebracht? Dem Haushaltskunden ein Loch in der Tasche, explodierende Kosten um die Netzstabilität aufrecht zu erhalten (letztes Jahr in Deutschland: 1,1 Mrd. Euro; Diese kommen noch oben drauf auf die EEG-Umlage, allerdings diesmal schön versteckt in den Netzgebühren), mehr CO2-Ausstoß als zuvor, ....
Anstatt ausnahmsweise mal das gesamte Ökosystem zu betrachten, einen Plan zu entwickeln und umzusetzen wird natürlich wieder einmal Anlassfallpolitik gemacht. Ist ja kein Wunder, Deutschland wählt ja demnächst - nie eine gute Zeit für gute Politik.
Zitat von Sam de Illian;310266Alles anzeigenIch find ja zentralistisch erdachte Lösungen immer ganz spannend... irgendwo versteckt sich da immer so ein Häkchen.
Was spräche gegen die Gewinnung von Wasserstoff, wo die Bedingungen perfekt zusammenkommen?
Ein Gedankenspiel:
-Windpark in der Nordsee
-Elektrolyseplattform (analog zu Bohrstationen) ebenfalls an der Küste. Fünf Kilometer Seekabel lassen sich leichter realisieren als 1000km von der Waterkant nach Südbayern.
-Transport des erzeugten Wasserstoffs (und ggf. gasförmigen/flüssigen Sauerstoff und Meersalz als "Abfallprodukt") über Pipelines oder Tanker und Einspeisung in Pipelines an Land
-Stromerzeugung direkt am Verbraucher durch vernünftige Brennstoffzellen. Siemens hat 1999 bereits auf einer Ausstellung in Frankfurt (Klassenausflug...) eine funktionierende Brennstoffzelle vorgeführt. Und das war ganz sicher nicht der erste Ansatz. Mittlerweile sind auch die Membranen besser geworden.
-Abwasser direkt in die Scheibenwaschanlage leiten, wenn es nicht auf die Straße tropfen soll.
Natürlich öffnet diese Idee dann wieder ein ganzes Fass anderer Probleme, aber ich finde sie als Lösung sehr charmant. Es gibt mittlerweile crashsichere Tanks für alle möglichen Kraftstoffe, ich glaube, dass man auch einen für Wasserstoff bauen kann.
Abgesehen davon bin ich immer noch der Meinung, dass die Energiebilanz der ersten Elektroautos sich mit zunehmender Verbreitung und Verwendungsdauer nivellieren wird.
Möglicherweise könnte man auch den wie oben erzeugten Wasserstoff in Pufferkraftwerke einspeisen, die dann wieder Strom daraus machen, wenn er gebraucht wird. Also durch brutal viele gestackte Brennstoffzellen beispielsweise.
So long,
Sam
Dagegen sprechen zuerst mal die Kosten: Der Wirkungsgrad der Wasserstoffelektrolyse liegt zwar relativ guten 70%, aber da Wasserstoff hochflüchtig ist (es kann sogar durch die Wände eines hochdichten Stahltanks entweichen) gibt es ein Transport- und Speicherproblem. Cephalotus kann da womöglich mehr beitragen, aber soweit mir bekannt ist gibt es noch keinen "dichten" mobilen H2-Speicher. Wasserstoff hat eine ganze Anzahl technischer Tücken, welche in Summe dazu geführt haben (und vermutlich auch weiter führen), dass sich diese Technologie nicht durchsetzt.
Zitat von Legend;310268Alles anzeigenKannst Du das kurz erklären? Wieso sollte das kein Problem sein, wenn ich mir anschaue, wie langwierig und schwierig es derzeit wohl schon ist, den Ökostrom von Norden nach Süden zu transportieren.
Scheinbar stockt der Netzausbau nicht nur im Großen. Ein Bekannter ist in einer Firma, die hochwertige Immobilien bauen und vermarkten. Da machten die örtlichen Stadtwerke dicke Backen, als die Anfrage für zwei Tesla Schnelllade-Plätze(?) kam.
Aussage verkürzt: Wir bekommen die Leistung da nicht hin, keine ausreichend dimensionierten Leitungen. Es musste ein Trafo gebaut werden für einen dicken 5 stelligen Betrag, um das zu realisieren. Ich hoffe, ich gebe das richtig wieder, da das fachlich nicht mein Thema ist.
Die Bilanz der E-Autos mag auf dem Papier besser sein, aber an einen schnellen Ausbau und eine flächendeckende Nutzung habe ich auch meine Zweifel.
Eine Begebenheit vor einigen Monaten:
Ich parkte auf dem örtlichen Rewe Parkplatz und als ich aussteige hält neben mir ein Herr mittleren Alters mit einem kleinen E BMW. Schönes Auto, sage ich.
Wir beide kommen ins Gespräch und er sagte mir, dass er damit die 20 km zur Arbeit fährt und sehr zufrieden sei. Naja, und für den Urlaub und weitere Strecken hätten sie ja noch den Q7.
Das ist der Weg, den ich derzeit sehe. Die E-Autos bleiben auf absehbare Zeit Autos für kürzere Strecken für Menschen, die es sich finanziell als Zweitwagen leisten können und am besten ein Haus mit Lademöglichkeit haben.
Aber der Malocher aus der Plattenbausiedlung im 8. Stock mit einem Stellplatz für ein Auto vor dem Haus wird eher nicht auf E-Auto umsteigen (können).
Bin aber auch sicher, dass die Entwicklung auch der Akkus weiter gehen wird und es in Zukunft auch weiter ausgebaut wird. Dafür sehe ich allerdings einen deutlich späteren Zeitpunkt als 2050 ...
Legend, kein Physiker
Hi Legend,
ich kann dir da nur beipflichten! Für einen Gutteil der Bevölkerung (= Geringverdiener) ist ein neues Auto schon immer ein Problem gewesen, und mit E-Autos wird das nochmal verschärft. Ich halte auch die Schnelladestationen nicht für der Weisheit letzter Schluss. Wir haben bereits durchgerechnet, was der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur kosten würde. Blöderweise haben wir dann keinen Financier gefunden, der mehrere Mrd. € (in Österreich) investieren würde. Was mich auch nicht wundert, weil der ROI frühestens zu jenem Zeitpunkt stattfindet, wenn sich zwei parallele Geraden berühren...
Schon alleine aus beruflichem Interesse wünsche ich mir, dass sich das E-Auto langfristig durchsetzt. Aber ich sehe halt momentan wieder das Problem, dass das Thema über's Knie gebrochen wird, um politisches Kleingeld zu wechseln. Viele der aktuellen Probleme sind lösbar, allerdings benötigt das Zeit. Zeit, um z.B. die Lithiumgewinnung in den Griff zu bekommen. Oder das Recyclen von Batterien in großem Maßstab. Die Kommunikation der verschiedenen Stake-Holder. Den Aufbau der Lade-Infrastruktur. Und, und, und...
Ich hoffe, dass man dem E-Auto diese Zeit gibt...
LG,
Maresi