... die Knie plötzlich schlottern?

  • @Northern Survivor,

    das ordne ich dann unter extremer Dummheit ein.

    Wer angetrunken ist, hat auf einer Jagd nichts zu suchen ( bei anderen Aktivitäten übrigens auch nicht )

    Da lähmt wohl weniger die Angst als der Alkoholpegel, der ja die Reaktionen verlangsamt.

    Wer aus diesem Grund niedergetrampelt wird, hat mein Mitgefühl nicht.

    Ein ausgewachsener Elch bringt ja locker mal 700 kg auf die Waage.

    Ich hatte mal ein Pferd, Stockmaß 1.75, Gewicht 800 kg, wenn der mal im Galopp war, hielt den so gut wie nichts auf. Da gingen Gatter genauso zu Bruch wie ein hölzernes Scheunentor. Wobei er locker Zäune mit 1,50 m Höhe übersprang.

    Daß es jedes Jahr viele Verletzte und auch Tote bei der Elchjagd gibt, weiss ich von einer Mailfreundin, die in Finnland lebt.

    Die erzählt auch, daß es oft wegen Alkohol dazu kommt.

  • Nur zur Klarstellung - ich habe mit meinem Spruch nicht gesagt, dass ich nie Angst habe :winking_face:


    Der Spruch soll dir verinnerlichen, dass ein Großteil von Angst erst gar nicht aufkommen muss, weil sie unbegründet ist. Zum Beispiel vor Prüfungen, vor Vorträgen, vor dem Kennenlernen fremder Menschen etc.

  • Ich verfolge den Thread aufmerksam weil ich das Thema sehr spannend und auch äusserst wichtig finde.

    Was hier vom Thread-Autor ursprünglich geschildert wurde waren seine Erlebnisse in einer Notsituation.

    Somit gehört zumindest für mich das inhaltlich zum Thema "Stress".


    Stress ist eine körperliche und psychische Anpassungsreaktion welche dem Menschen hilft eine anspruchsvolle Situation zu bewältigen.


    Dabei gibt es zwei Arten von Stress.

    - Eustress: angenehmer, gesunder Stress -> optimale Leistung

    - Distress: unangenehmer, ungesunder Stress (zu wenig oder zu hohe Anforderung)


    Ob eine Situation bei einem Eustress oder Distress auslöst hängt von den eigenen Ressourcen ab welche die Person mitbringt.

    • psychische & körperliche Gesundheit

    • positive Charaktereigenschaften

    • Fähigkeiten/Fertigkeiten

    • guter Selbstwert

    • Erfahrungen


    In der geschilderten Situation erlebte der Autor ein subjektives Ungleichgewicht zwischen den gestellten Anforderungen (Stressoren) und seinen Möglichkeiten sowie Fähigkeiten (Ressourcen), diese Anforderungen zu bewältigen.


    Ob uns eine Situation im Ernstfall überfordern wird, kann im Vorfeld kaum abgeschätzt werden. Allerdings können wir die Chance auf eine positive Reaktion steigern in dem wir uns darauf vorbereiten.

    • gute Ausbildung
    • Stressbewältigungsmassnahmen lernen
    • Mentale Vorbereitung
    • Psychische & körperliche Gesundheit


    Am wichtigsten finde ich hierbei persönlich die mentale Vorbereitung.

    Aus dem beruflichen Alltag möchte ich euch hier ein Aufmerksamkeitsmodell zeigen:

    • Freizeitzustand WEISS
    • Arbeitszustand GELB (Normalzustand im Einsatz)

      Gelassene Wachsamkeit, geistige Flexibilität,Entspanntes Beobachten

    • Alarmzustand ORANGE (Vorbereitung / Entscheidung)
    • Aktionszustand ROT (Etwas passiert, man reagiert)
    • Ausnahmezustand SCHWARZ (Überforderung)

    Wenn ich hier von Gelb über Orange gehe, habe ich gute Chancen im der Notsituation (Rot) entsprechend handeln zu können ohne dabei in den Schwarzen Bereich zu fallen.

    Wenn ich aber meine Aufmerksamkeit vernachlässige, ist die Gefahr gross dass ich von Weiss direkt in den schwarzen Zustand falle.

    Dies kann eben sogar Polizisten und Sanitätern in der Freizeit passieren.

  • Der Spruch soll dir verinnerlichen, dass ein Großteil von Angst erst gar nicht aufkommen muss, weil sie unbegründet ist. Zum Beispiel vor Prüfungen, vor Vorträgen, vor dem Kennenlernen fremder Menschen etc.

    Ok, solche Ängste kenne ich tatsächlich nicht. Ich habe nie Lampenfieber, weiss aber, daß es viele Menschen gibt, die vor solchen Situationen schreckliche Angst haben.

    Normalerweise lasse ich das auf mich zukommen und agiere dann entsprechend der Situation.

    Und bisher war es immer so, daß mir die Knie nicht vor oder während, sondern nach der gefährlichen Situation weich wurden.

  • Angst ist eine natürliche Reaktion auf Stress.


    In Addendum zu @Fabrices Ausführungen hier noch ein theoretischer Erklärungsansatz:

    Der Stressreiz wird zuerst unbewusst in den höheren Ebenen des Bewusstseins analysiert und dann folgt eine entsprechende körperliche Reaktion.

    Da die Höheren Ebenen zur Fantasie und Vorstellung fähig sind, muss der Stressreiz nicht einmal real sein, es reicht wenn er subjektiv vorhanden ist. Beispiel wäre da eine Prüfung wo der Prüfling sich ausmalt was bei einem Durchfallen passieren würde, oder aber der Anblick einer kleinen Spinne, oder ein Knallgeräusch, wenn man gerade aus einem Kriegseinsatz zurückgekommen ist.


    Je nach Stressauslöser wird dann durch das Unterbewusstsein in den höheren Bewusstseinsschichten entschieden wie damit umzugehen ist. Hier sind noch kreative Lösungen für das Problem möglich.

    Erst wenn die höhere Bewusstseinsebene nicht mehr weiter weiß und keine Lösung findet, gibt sie das Problem an tiefer liegende Schichten ab. Tiefer liegend bedeutet in diesem Kontext primitiver und evolutionär älter.

    Erst wenn keine der Zwischenebenen eine Lösung finden konnte, landet das Problem ganz unten beim sehr einfachen limbischen System (Säugerhirn).

    Dort muss eine Lösung gefunden werden, da es keine Alternative mehr gibt. Das limbische System ist aber so simpel gestrickt, dass es nur Angriff, Flucht oder Starre als Lösung kennt. Nach aktuellen kontroversen Theorien gibt es auch noch so etwas wie "so tun als ob man ein Freund wäre" als vierte Option.


    Wenn das Problem jedenfalls ganz unten angekommen ist hat das limbische System das Sagen und übernimmt die komplette Kontrolle. Die höheren Ebenen haben zu schweigen und sie werden deaktiviert, bzw. unterdrückt.


    Dann geht es für den Organismus offenbar um Leben und Tod oder andere enorm wichtige Dinge, ansonsten wäre ja weiter oben eine Lösung gefunden worden.
    Dies erklärt auch die sogenannten Black-Outs bei Prüfungen oder anderen Stresssituationen. Man erinnert sich einfach nicht mehr an Überlebensunwichtige Dinge wie Lernstoff.

    Das Gedächtnis zählt zum limbischen System, daher erinnert man sich üblicherweise auch an die Situationen wo das limbische System das Sagen hatte.


    Feuer ist z.B. ein sehr starker Trigger, oder primitive Emotionen wie neben der Angst auch Wut oder Lust.


    Interessanterweise kann das Gehirn bei sehr stark erlebten Emotionen auch "ankern". Das bedeutet, dass Trigger eingerichtet werden. Positiv wie negativ. Wer kennt nicht die Geschichten wo Soldaten aus Einsatzgebieten zuhause bei bestimmten Geräuschen wieder in den "Einsatzmodus" übergehen.



    Die Verfahrensweise des eigenen Körpers bei individuellen Stresssituationen kann man deutlich positiv beeinflussen und die Übergabe an tiefere Schichten sogar verzögern.

    Wie das legal und nebenwirkungsfrei geht, darf ich in diesem Forum nicht schreiben, da bekomme ich regelmäßig einen auf den Deckel.:grinning_squinting_face:

    Aber die obigen theoretischen Ausführungen sollten ok sein.:thumbs_up:


    Liebe Grüße,

    Bo

    Einmal editiert, zuletzt von borath ()

  • Wer kennt nicht die Geschichten wo Soldaten aus Einsatzgebieten zuhause bei bestimmten Geräuschen wieder in den "Einsatzmodus" übergehen.

    Mich triggert das Geräusch von Hubschraubern.

    Nicht so, daß ich in Panik verfalle, mich aber jedesmal nach einer Deckung umschaue.