So, nachdem ich heute endlich zum Kosten gekommen bin gibt's auch den gesamten Erfahrungsericht bzw. das Tutorial zum Sauerkrautmachen.
Mein Gärtopf fasst 10l, was ein für meine BEVA und mich definitiv ausreicht. Zur Not kann man statt eines Gärtopfs auch einen lebensmittelechten Kanister, Eimer oder sonstigen Behälter nehmen.
Früher hat man Holzbottiche genommen. Diese wurden natürlich noch vor der Verwendung ausgewaschen (mit kochendem Wasser) und abgedichtet. Sie wurden auch auf der Innenseite mit Krautblättern ausgelegt. Das Abdichten und Auslegen ist bei einem modernen Gärtopf natürlich nicht notewndig. Er muss jedoch absolut rein sein! Ich habe ihn nach der normalen Reinigung mit Essig ausgewischt, damit allfällige Schimmelsporen und dergleichen möglichst wenig Chancen haben.
Generell ist Sauberkeit eine absolute Notwendigkeit, auch während der restlichen Zubereitung (inkl. Gärphase)!
Zutaten und benötigtes Material für einen 10l-Topf:
- Gärtopf o.ä.
- Scharfes Messer oder Krauthobel
- Stampfer (ausreichend groß dimensioniert, aus Holz)
- 7 kg Weißkraut (Weißkohl); es sollten kleine, feste Köpfe sein.
- Etwas Buttermilch (1/4l reicht) als Starterkultur
- ca. 40 bis 70g Salz (in meinem Fall: knapp 70g)*)
- nach Belieben:
- je ca. 10 Lorbeerblätter, Wacholderbeeren und Pfefferkörner
- 1 EL Dill
- 1 EL Kümmel
Die Gewürze:
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Salz mit Dill
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Gleich an dieser Stelle ein Wort zum Dill: Keine Ahnung, aus welchem Rezept ich den hatte. Jedenfalls werde ich ihn beim nächsten mal nicht mehr mit dem Salz vermischen, und ihn - falls überhaupt - nur in den unteren Schichten verwenden. Er hat nämlich die blöde Angewohnheit, oben auf zu schwimmen, was der Hygiene abträglich ist.
Ich habe alles (bis auf den Kümmel) vorbereitet und abgewogen. Einige schöne Krautblätter muss man aufheben, denn die kommen als Deckschicht unter die Beschwerungssteine (damit keine Krautschnipsel auf der Flüssigkeit aufschwimmen und zu schimmeln beginnen). Das Krauthäupl (aka "Kohlkopf" ;-)) wird geviertelt, der Strunk weggeschnitten und dann wird es entweder kleingeschnibbelt oder -gehobelt. Man kann gleich mal prophylaktisch 1-2 l Wasser zum Kochen bringen und wieder abkühlen lassen, speziell wenn das Kraut nicht viel Flüssigkeit lässt.
Krautblätter für den Abschluss
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Danach kommt der anstrengende Teil: Das Kraut wird in Schichten von ca. 5-10cm eingefüllt, mit Salz bestreut (ich hab's nach Gefühl gemacht; gut ein TL voll würde ich sagen), und etwas von den Gewürzen. Dann: Stampfen bis der Arzt kommt. Genauer gesagt: Bis Flüssigkeit aus dem Kraut austritt. Durch das Stampfen werden die Zellen aufgebrochen, so dass die Flüssigkeit mit den Milchsäurebakterien überall hin kommt. Dies ist wichtig für das Funktionieren des gesamten Prozesses. Daher sollte der Stampfer schön schwer sein, und der Stiel sollte etwas länger sein als der Topf hoch ist. Anderenfalls könnte es sein, dass ihr (so wie ich) innerhalb weniger Minuten Blasen an den Händen bekommt. Z.B. an den Handinnenflächen, was sich lustiger anhört als es in der Realität ist :staunen:.
Über jede Schicht Kraut kommen (neben den Gewürzen) auch noch etwa ein bis zwei EL Buttermilch, möglichst gleichmäßig verteilt.
Die erste Schicht gestampftes Kraut
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Nach der letzten Krautschicht kommen die anfangs zurückgestellten Blätter zum Einsatz: Sie werden als Deckschicht oben aufgelegt. Darüber kommen die (ebenfalls gut gereinigten und idealerweise abgekochten) Beschwerungssteine.
Wichtiger Schritt: Die Innenseite des Topfs nun gut reinigen - es dürfen keine Krautreste daran kleben bleiben!!!
Nun wird dem abgekochten Wasser noch etwas Salz zugefügt (15g je Liter) und aufgegossen, bis die Steine etwa 2cm (oder mehr) mit Flüssigkeit überdeckt sind.
Man sieht gut, dass sich der Dill schön gleichmäßig in der Flüssigkeit verteilt hat. Was in diesem Fall nicht so toll ist :ohhh:
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Jetzt noch: Deckel drauf, Wasser in die Rille und an einem mäßig warmen Ort (ca. 18°, "Stiegenhaus") für vier oder fünf Tage vor sich hin blubbern lassen.
Danach: Für mindestens vier Wochen an einen kalten Ort (5-8°, "Keller") stellen und dort das Ende des Gärvorgangs abwarten.
Sicherstellen, dass immer Wasser in der Rille steht. Das Wasser bildet eine Barriere zwischen dem (durch die Milchsäure relativ stabilen) "hygienischen" Inneren und dem bösen Rest der Welt (Bakterien, Schimmel, Fliegen, ...).
Hier unterscheiden sich die Anleitungen. Ich schreibe mal beide Varianten auf:
Variante a:
Die ersten drei Wochen den Deckel nicht abnehmen (zügelt eure Neugier!!!), dann mal kontrollieren, ob alles passt: Ggf. aufschwimmende Flankerl abschöpfen bzw. vom Rand entfernen. Falls sich drinnen Schaum bildet, diesen unbedingt abschöpfen (wiederum wegen Schimmelgefahr).
Variante b:
Den Inhalt wöchtenltich kontrollieren, ob alles passt: Ggf. aufschwimmende Flankerl abschöpfen bzw. vom Rand entfernen. Falls sich drinnen Schaum bildet, diesen unbedingt abschöpfen (wiederum wegen Schimmelgefahr).
Ich habe mich für die letztere Variante entschieden, werde aber beim nächsten Mal Variante a) nehmen. Wenn man sauber gearbeitet hat, hat man nichts zu befürchten.
Aufgrund des Dills habe ich zwischendurch mal den größten Teil der Flüssigkeit abgeschöpft und wieder mit abgekochter Salzlake ersetzt. Ansonsten habe ich keine Probleme gehabt.
Und hier das Ergebnis: Das Kraut nach fast acht Wochen:
Mit Beschwerungssteinen und schöner Reflexion der Deckenleuchte:
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Ohne Beschwerungssteine: Die Krautblätter haben ihren Dienst getan.
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Das (fast) verzehrfertige, rohe Kraut:
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Fix und fertig zubereitetes Speck-Sauerkraut auf Selchfleisch- und Grammelknödel:
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Das Endergebnis war genau so, wie ich es erhofft hatte. Abgesehen vom Stampfen (was durch den zu kleinen Stampfer unnötig mühsam war) war die ganze Chose relativ entspannt und lustig.
Noch ein abschließendes Wort zur Entnahme: Nicht jeden Tag öffnen. Wenn möglich, eine Wochenration in eine Plastikdose umfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Oder portioniert einfrieren.
LG,
Maresi
*) Manche Rezepte gehen bis ca. 200g Salz für 7 kg Kraut. Das wird dann aber eher ein Salzkraut, nicht unbedingt ein Sauerkraut. Hat mein Oma früher auch so gemacht (hilft wohl bei der Konservierung). Man muss das Kraut allerdings dann auswaschen, bevor es genussfähig ist - zumindest für meinen Geschmack.