Ausweisung russischer Diplomaten

  • Hallo zusammen,
    Ich bekomme gerade Meldungen rein die mich etwas verunsichern.


    z.B. diese hier:


    http://www.tagesschau.de/ausland/skripal-diplomaten-101.html


    Jetzt werden einige Diplomaten ausgewiesen.


    Ich als Kind des kalten Krieges bekomme da jetzt leichtes Bauchgrummeln.


    Was denkt ihr wie das weiter geht?
    Bin etwas ratlos im Moment.


    meint
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Da lässt sich Deutschland irgendwie wieder vor den Karren spannen.
    Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Russland wenn es nach Jahren nun einen Doppelagenten killen möchte, gerade eine der wenigen Stoffe einsetzt ,die nur dort zu bekommen sind.
    Wie eine Visitenkarte da lassen oder wie sonst immer den Ausweis/Pass verlieren.
    Irgendwie ist die Geschichte insgesamt nicht wasserdicht.

  • Das sehe ich ähnlich.


    Aber die Reaktionen finde ich trotzdem etwas beunruhigend.


    Und ja, vor den Karren spannen lassen und das ungeprüft ist auch so eine Sache.

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Bei so Geschichten denk ich immer nur "was ein Theater".
    Die Beteiligten erinnern an ein haufen Halbstarker die Streit suchen.
    ... Die würden sich nicht so aufführen wenn es "ernst wäre".

  • Man kann das Ganze aber auch als Puzzleteil eines größeren Planes sehen.


    Seit Jahren versucht der Westen (wer ist das eigentlich?) Russland zu diskreditieren. Das fing schon mit der Ukraine an. Der ganze Schwachsinn der dort ablief wurde von den USA eingefädelt um genau diese Nato-freundliche Marionettenregierung zu etablieren die jetzt an der Macht ist. Das ganze wurde von einer Umfangreichen Medienkampagne (a.k.a. Propaganda) flankiert.
    Seither wird keine Gelegenheit ausgelassen um Russland in ein schlechtes Licht zu rücken.


    Mittlerweile sind die Methoden so dreist und durchschaubar, dass es schon weh tut. Zeigt aber auch, für wie dumm das Volk gehalten wird (offenbar aber zurecht, denn die Masse schluckt den Unsinn).


    1. Hätte Russland mehrfach Gelegenheit gehabt diesen Agenten im eigenen Land verschwinden zu lassen, ohne Medienaufmerksamkeit. Warum sollten sie also warten bis er in England ist um ihn dort Publikumswirksam zu vergiften?
    2. Warum sollten sie ein Gift verwenden, dass eindeutig nur einen Täter in Frage kommen lässt, nämlich Russland selbst. Das erinnert, mich doch sehr stark an diverse "verlorene" Ausweisdokumente, die auf ansonsten komplett zerstörtem Umfeld obenauf zu liegen kamen. Ein Schelm......
    3. Um dieses Gift eindeutig zu identifizieren und damit die Russen zu belasten, muss mand ie Rezeptur kennen. Wenn man die Rezeptur kennt, kann man es selbst herstellen.
    4. Warum darf Russland keine Proben des Giftes analysieren, so wie es internationale Verträge vorsehen?
    3. Warum sollte Russland so etwas ausgerechnet kurz vor den Wahlen veranstalten?


    Wollen wir hier vielleicht mal alle mittlerweile aufgedeckten Lügen der USA aus der Vergangenheit auflisten, mit der irgendwelche militärischen Aktionen gerechtfertigt wurden?


    CUI BONO? Den Russen sicher nicht!

  • Zitat von Nudnik;318878


    CUI BONO? Den Russen sicher nicht!


    Ganz so einfach ist das nicht. Natürlich hat auch die russische Regierung Vorteile davon. Erst mal kann man das als Warnsignal an die doch recht umfangreiche Exilantenszene gerade in London verstehen: Wir kriegen euch überall.


    Dann ist es natürlich ein Vorteil für den inneren Zusammenhalt, gerade angesichts der Wahl: Das Ausland ist uns feindlich gesinnt, deshalb rücken wir alle hinter Putin zusammen.


    Ich behaupte nicht, dass es so war. Denn das kann keiner von uns wissen. Ich will auch nicht ausschließen, dass es eine gezielte Provokation westlicher Geheimdienste gegen die Russen war. Auch das kann keiner von uns wissen.


    Aber sicher macht man es sich auch zu einfach, wenn man die Russen als Opfer ständiger westlicher Provokation darstellt. Da hat jeder Dreck am Stecken. Wer mehr und wer weniger, lässt sich ohnehin nicht objektiv sagen.

  • Selbst wenn das mit dem Giftanschlag tatsächlich die Russen gewesen sein sollten, was wir nicht wirklich wissen, darf man nicht vergessen dass sowas viele andere Geheimdienste ja auch machen.
    Braucht mir keiner erzählen dass z.B. die CIA, der Mi6, der Mossad, und wie sie alle heißen mit Überläufern anders umgehen würden.
    Wie auch immer, die Sache stinkt!


    Meint der Nasenbär

  • Natürlich stinkt die Sache. Jeder weist alle Schuld von sich und zeigt mit dem Finger auf jemand anderen.
    Aber: wer sich mit der Geschichte der Geheimdienste befasst, dem fällt schnell auf, dass es schon so gewisse 'Visitenkarten' gibt. Natürlich werden die nur in gewissen Fällen gelegt, und es ist selten wirklich konkret nachweisbar, auch wenn jeder weiß, wer es war. Stichwort "Plausible Deniability".
    Und bei den russischen bzw. ex-sowjetischen Geheimdiensten ist eine höhere Affinität zu giftigem (und teilweise giftigem UND strahlendem) Material bekannt.
    Wenn die jemanden unauffällig um die Ecke bringen wollen, sind alle Geheimdienste der Welt -mandatiert oder nicht- dazu in der Lage.
    Aber wenn man jemanden z.B. mit Thallium vergiftet, was nicht nur nahezu unmöglich auf dem Markt erhältlich ist, sondern darüber hinaus extrem teuer und über die Strahlungssignatur einem Reaktor zuzuordnen ist, dann möchte man damit etwas zeigen: Wir erwischen jeden, überall. Und wir wissen, dass jeder weiß, dass wir es waren. Das wollen wir so, und die Konsequenzen sind bewusst einkalkuliert.
    Genauso wie im Regenschirm-Attentat 78 in London.

    Zitat

    Der Täter, vermutlich ein Agent des damaligen bulgarischen Geheimdienstes, verletzte das Opfer auf der Londoner Waterloo Bridge scheinbar zufällig mit einer präparierten Regenschirmspitze (sogenannter Bulgarischer Regenschirm).[1] Dabei wurde eine Kugel aus einer Platin-Iridium-Legierung von 1,52 mm Durchmesser in den Unterschenkel des Opfers injiziert. In das Projektil waren, im rechten Winkel zueinander, zwei nur 0,34 mm durchmessende Löcher gebohrt worden. In diese waren etwa 200 Mikrogramm[2] des hochtoxischen Giftes Rizin gefüllt und mit Zuckerguss verschlossen, das sich bei Körpertemperatur leicht in der Gewebsflüssigkeit auflöste und daraufhin die kontinuierliche Rizin-Freisetzung ermöglichte. Das Kügelchen wurde bei der Obduktion entdeckt.[3]
    Zunächst als harmloser Zwischenfall abgetan, wurde die Ursache der spät einsetzenden Symptome der Vergiftung viel zu spät erkannt. Markow starb vier Tage nach dem Attentat.

    (WP)
    Das geht wesentlich unauffälliger. Und es ist klar, dass so eine Kugel bei einer Obduktion gefunden wird.


    Meinem Dafürhalten nach waren es beim konkreten Angriff auf Skripal tatsächlich die Russen, die die diplomatischen Konsequenzen vollständig in Rechnung gezogen haben.
    Mit dem Wissen, dass ihnen das zwar in die Schuhe geschoben werden wird, aber nicht nachzuweisen ist.
    Es hat schon seinen Grund, warum auch Chodorkowski gesagt hat "Wenn Putin den Befehl gibt, bin ich tot und kann nichts dagegen tun." und der ist ein international vernetzter Milliardär.
    Generell gilt allerdings: ist man auf der schwarzen Liste eines ziemlich beliebigen Geheimdienstes, hat man nur eine extrem geringe Chance, das schadlos zu überstehen.
    Was "unseren" (NATO und EU) Umgang mit dem Thema angeht... nun ja, was hätte man sonst machen können? Russland ist in jedem Fall der lachende Dritte und kann in dem Zug unerwünschte Personen als Reaktion ausweisen. Wenn man Russland hätte gewähren lassen, wäre das allerdings die noch verheerendere Botschaft gewesen: Wir können weder jemand gegen die Russen schützen, noch werden wir das (aus Angst/Rücksicht auf eigene Interessen/Bla) sanktionieren, auch wenn jeder weiß, wer es war.,


    So long,
    Sam

  • [FONT=Arial, sans-serif]Keine Beweise, nur Indizien oder "ich denk mir mal" und dann so eine Welle?[/FONT]


    [FONT=Arial, sans-serif]Ganz schmales Brett.[/FONT]

  • Also ich weiß auch nicht so recht... der Irak hatte ja auch Chemiewaffen, dass ist sicher (Ironiemodus aus). Dass die Sache stinkt ist klar. Man weiß nicht wer hier welche Interessen verfolgt hat, ich würde es sogar den Amis zutrauen hier gedreht zu haben. Die wollen schon lange einen Keil zwischen die EU und Russland treiben und steter Tropfen höhlt den Stein. Gerade weil es so eindeutig auf die Russen zurückzuführen ist und - wie weiter oben bereits geschrieben wurde - es so gar keinen Sinn macht. Skripal saß in Russland schon ein und ist über einen Austausch frei gekommen. Warum um alles in der Welt sollte Russland da jetzt noch einmal nachtreten? Die Wunden waren schon verheilt, man wusste was der Agent dem Westen berichtet hat, neues konnte er nicht berichten. Warum sollte man den Doppelagenten hinrichten? Dann hätte ich doch einen aktiven Agenten genommen anstatt einen AD.


    findet der Fisherman

  • Ich habe hier auch echtes Bauchgrimmen bzw auch wenig Angst davor das irgendwann einer die Nerven verliert und mit seinen sch... Bomben um sich wirft.
    Ich verstehe den Grund hier überhaupt nicht. Welchen Sinn sollte es denn machen eine neue Ära des kalten Krieges einzuläuten? Zumal China sich mit Russland solidarisch zeigt.
    Ich habe immer mehr den Eindruck hier wird mit der Brechstange versucht etwas vom Zaun zu brechen. Sollte es zu einem Krieg kommen wird der dann auf unserem Boden ausgetrage und das ist es wovor ich ehrlich gesagt bammel habe. Ein Krieg trifft nie die Leute die das zu verantworten haben. Die Hocken irgendwo im Bunker und freuen sich und der Rest darf schauen wie er mit den Umständen klar kommt. Da kann man dann noch so viel Preppen, wenn dir da was aufs Haus fällt oder ähnliches hast du in aller Regel ganz schlechte Karten.

  • Kalte wie heisse Kriege verfolgen normalerweise den selben Zweck:


    - Ablenkung von internen Problemen
    - Ausdehnung der eigenen Macht
    - Rechtfertigung von Restriktionen gegenüber Anderer.


    Jedenfalls interessant dass sich die westlichen Staaten über die Ausweisung eigener Diplomaten beklagen wo sie doch selbst Aufgrund von Mutmassungen selbst damit begonnen haben. Auch eine Mitwirkung Russlands bei einer Untersuchung stösst wohl auf Ablehnung. Erinnert irgendwie an Saddam's imaginäre Giftgasfabriken die als Grund für den Einmarsch der USA in den Irak dienten und nicht wirklich gefunden wurden.
    Hinterlässt derzeit eben ein "Gschmäckle". Und führt auch zur Frage warum die Westmächte unbedingt einen Konflikt mit Russland suchen - oder nur eine Erklärung für eine EU bzw Nato Ostausdehnung?

  • Nun gibt es auch ein klares Statement des britischen Labors, dass man keine Beweise habe, dass Russland der Hersteller des Giftes war. Trotzdem finden sich haufenweise Staaten die an der Diplomatenausweisung teilnehmen.


    Sehr eigenartig für mich....