Nächtliche Besucher - Wildschweine im Lager

  • hi erstmal!
    ich weiß nich genau ob das hier hin gehört deshalb frag ich einfach mal.


    bei meiner letzten übernachtung im wald, die übrigens auch meine erste war,
    hab ich nämlich festgestellt dass sich bei nacht so einiges im dickicht herum treibt. ist ja soweit ok und eigentlich auch kein problem gewesen.
    nur sind da auch wildschweine um unser lager geschlichen. die haben gegrunzt und rum geschriehen. zum glück sind sie von alleine wieder gegangen. jetzt zu meiner frage.


    was tue ich wenn die dann doch mal das lager stürmen und angreifen oder so? und ist das normal dass die überhaupt so nah heran kommen? müssten die nicht scheu sein? und muss man bei jeder übernachtung im wald mit wildschweinen rechnen?


    ich hoff mal jemand liest das hier und kann mir da ein paar infos geben.
    danke schon mal dafür.


    gruß

  • Ein angreifendes Wildschwein kann eigentlich von gar niemanden abgehalten werden, vor allem, wenn es sich um eine führende Bache (= Mutterschwein mit Frischlingen) handelt ausser man hat ein Gewehr und kann damit auch umgehen (und ist in der Lage schenll genug zu regieren). Mit Pfefferspray und Co. würde ich in so einer Situation nicht rumhantieren.


    Das wichtigste im Wald: Zusehen, daß man sich nicht im Schlafgebiet einer Rotte niederlässt, also umgucken, ob auf dem Waldboden diese typischen Schlafkuhlen einer Rotte sind. Wenn ja, dann besser noch einen km weiterziehen. Merke: Im Wald bist du nur zu Gast, die Tiere sind da zuhause.
    Ansonsten würde es sicherlich helfen, wenn man das Feuer anlässt, aber in D ist ja sowohl wildes Campen als auch Feuer im Wald verboten, also ist dieser Rat rein theoretisch.
    Sollte ein Wildschwein angreifen und man kann noch reagieren: Ab auf einen Baum. Winldschweine können nicht klettern.


    Aber solange man sich friedlich verhält und sich mit den Verhaltensweisen der Tiere auskennt, sollte eigentlich nichts passieren.


    Sowas: Klick mich (Sorry, ich habe es nur bei der BLÖD gefunden) ist eher die Ausnahme, sollte aber als Warnung dienen. Der Typ hat es mit Löwen, Nashörnern, Elefanten und andern Großtieren aufgenommen und wird dann beim Radeln vom Rad geholt. Die Sau hatte wohl Frischlinge und sah wohl ihren Nachwuchs bedroht.
    So kanns gehen.

  • So ab Anfang April geht meist die "gefährliche" Zeit los...da werden die kleinen Wildschweinchen geworfen...und das hält an bis August, September...in diesem Zeitraum kann so manche Bache im wahrsten Worte zur Wildsau werden...und kennt kein Halten mehr. Keiler hingegen sind eher friedlich und vorsichtig und greifen nur an wenn man ihnen zu sehr auf die Pelle rückt. Vom müden, nassen und frierenden Wanderer gerne gewählte Lagerplätze im Wald...Lichtungen, Erhöhungen mit Sonneneinfall werden auch gerne von Bachen zum Bau ihres Wurfkessels genutzt. Also erstmal vorsichtig umschauen.

    Neben den schon erwähnten Schlafplätzen sind auch sinnvollerweise Futterplätze zu vermeiden...Übergänge vom Wald in Maisfelder, unter Eichen und Buchen, Bereiche wo der Waldboden massiv durchwühlt ist und typische Suhlen würde ich nicht unbedingt als nächtlichen Lagerplatz wählen.

    Bei Wanderungen durch den Wald empfiehlt sich auch ein kleines helles Glöckchen zu tragen um unerwartete Treffen und Panikangriffe zu vermeiden. Wenn ein Wildschwein angreift halte ich Verteidigung für ziemlich schwierig. Also durch Lärm für etwas Chaos sorgen und dann auf einen Baum, in ein Auto, auf einen Felsen klettern.

  • "Aber solange man sich friedlich verhält und sich mit den Verhaltensweisen der Tiere auskennt, sollte eigentlich nichts passieren."



    so dachte ich mir das auch. bin dann aber doch ein bischen nachdenklich geworden:lachen:
    auf diese schlafkuhlen hab ich nicht speziell geachtet. aber das werde ich in zukunft tun. danke!


    also ist das eher untypisch das so ein rudel einen nachts aus der hängematte boxt weil man vllt gerade in seinem revier ist oder die schweine was zum futtern wittern? oder muss man generell mit sowas rechnen?


    ich glaub ich würd durchdrehen wenn ich mich in stock finsterer nacht mitten in einem rudel wildschweine wieder finde.:staun:

  • Grundsätzlich gilt, dass Wildschweine mehr Angst vor Dir haben als Du vor Ihnen. Wenn Du Dich in so einer Situation bemerkbar machst durch lautes Husten, rufen usw. werden sie einfach flüchten und Du hast wieder Ruhe.


    Wenn Du eine Wildsau aber in die Ecke treibst, sprich Ihr keine Fluchtmöglichkeit lässt wird es dafür sorgen eine Fluchtmöglichkeit zu bekommen. Dies gilt insbesondere für Bachen mit Frischlingen, verwundete Wildschweine (Jagd) und Keiler in der Rauschezeit. Das heisst nun NICHT, das die Sau/der Keiler dich angreifen mit dem Ziel dich zu töten. In der Regel wirst du einfach umgerannt und fertig. Ich sage bewusst in der Regel, wenn Du Dich allerdings an einem Frischling vergreifst wird die Bache Dich in die Grasnarbe "einarbeiten". :face_with_rolling_eyes: Dies gilt aber im Grunde für fast alle Tierarten und auch den Menschen wenn man sich an den "Kids" vergreifen" will.


    Wenn Du Dich in der Natur bewegst respektiere einfach das die Tierwelt, wie Du auch, ihre Ruhe haben will. Erfreu Dich an solchen Anblicken und geniesse es.


    Gruß
    Ravean

  • Hallo Terrain,

    Wir haben Erkundigungen beim Förster eingezogen, als ich feststellte, dass ich in eine Wildschweingegend gezogen bin. Der sagte uns, wenn wir ihnen nicht begegnen wollen, dürften wir eben abends und nachts nicht in den Wald gehen. Normalerweise würden sie nichts tun, nur beobachten, aber das dürfe man nicht erwarten.

    Wildscheine sind Fluchttiere, aber aufgrund der Zersiedelung unserer Landschaft sind ihre Reviere durch STraßen und Besiedelung zerschnitten, verkleinert. Sie haben sich an Menschen gewöhnt, und wissen, wo man Futter kriegt. Sie sind nämlich sehr intelligent. Bei einer Wildschweinschwemme laufen sie vor Hunger auch tagsüber bis in die Siedlungen und zerwühlen Gärten (in Berlin belästigten sie angeblich auch Leute auf dem Aldiparkplatz, weil sie gelernt hatten, dass da Futter ist - jedenfalls stand das so in der Presse, ich weiß nicht, was ich davon halten soll). Sie riechen hervorragend und wenn sie dein Futter riechen, kann es schon sein, dass sie davon angezogen werden.

    Unsere Begegnungen mit Wildschweinen liefen immer friedlich ab, auch mit Bachen mit Jungen. Die grunzten ein wenig aggressiv. Aber Angst hatte ich schon. Wenn sie angegriffen hätte, hätte ich nichts mehr tun können, es war nachts und ein Mensch ist da recht hilflos im Dunklen. Einmal trampelte mein Mann geradewegs in ein Gebüsch, in dem eine Wildsau war. Die rannte davon, aber die Viecher sind so groß von nah, ich hatte ganz schön Herzrasen.
    Einmal brach mitten am Tag ein Keiler aus dem Gebüsch und rannte haarscharf vor uns über den Weg. Reagieren ist da nicht mehr, die Tiere sind schnell und wendig, und was sollst du machen, wenn du mitten in der Wiese stehst und weit und breit kein Schutz da ist? Ich hatte ehrlich gesagt abgeschlossen. Aber das Vieh war anscheinend von etwas anderem aufgeregt worden, nicht von uns, und es rannte auf der anderen Seite wieder ins Gebüsch. Das ging blitzschnell und ich war gelähmt vor Angst. Wie das Karnickel vor der Schlange. Also besser keine Experimente.

    Seitdem achte ich auf zerwühlten Boden, Spuren der Klauen, Suhlen und ganz bestimmten Bewuchs bzw. "Gebüschkonfiguration". Und da halte ich mich fern, denn das ist das Wohnzimmer der Wildschweine. Da haben die das Hausrecht. Zumindest zu bestimmten Zeiten.
    Seit dem Abenteuer mit dem Keiler bin ich absolut fasziniert von den Tieren. Manchmal fahre ich nachts auf den Waldparkplatz und warte, ob ich sie nicht dort antreffe.

  • ich danke euch allen für die ausführlichen und vor allem sehr hilfreichen antworten.


    in zukunft werde ich auf spuren der tiere, wie den zerwühlten boden und die suhlen achten und gebührenden abstand halten.
    ihr habt mich wieder ein bischen beruhigt und ich denke die nächste nacht im wald kann ich mehr genießen.
    danke nochmal und schöne pfingsten!


    gruß

  • Auf einer größeren Brachfläche habe ich des Nachts auch schon zur Wildschweinabwehr laut singen müssen, obwohl mir vor Angst fast die Stimme weggestorben wäre - für eine Flucht war es viel zu spät, Glöckchen hatte ich nicht und Selbstgespräche wären peinlich, wenn das vielleicht doch einer hört ...

  • Hallo zusmmen

    Also ich hatte auch schon Kontakt mit den Viechern ........, war zu meiner aktiven Zeit bei der Schweizer Gebirgsmarine.

    Hatten uns zum pennen in den Wald gelegt......, plötzlich waren die da.

    Weiss jetzt aber nicht mehr genau wer sich mehr erschrocken hat. :grosses Lachen:

    Ansonsten einfach nicht leise sein und den jungen aus dem Weg gehen.

    Viele Grüsse, Ernst

  • Schlüsselklappern soll ja angeblich unerträglich für die Ohren der Wildschweine sein.


    Ich hatte mal ne Begegnung in unserem Stadtforst ( richtigen Wald haben wir ja seit 60 Jahren nicht mehr )
    mit einer Bache, die von einem schwedischen Touristenpaar auf einem Waldparkplatz mit Pflaumen angefüttert wurde. Jaja, soll man nicht machen.
    Das Ehepaar stand sicher in seinem offenen Caprio und warf der Sau immer die Pflaumen hin, welche diese sofort wegfraß. Ein Fuchs lauerte am Rand der Lichtung und beobachtete die Szene. Irgendwie skuril.
    Ich stieg aus und nahm von den Schweden den Beutel mit den Pflaumen entgegen und fütterte weiter während diese fleissig Fotos machten.
    Als der Beutel dann leer war und es nichts mehr gab, fing die Bache an mich anzuknurren und biss mir schließlich ins Schienbein.
    Es war mehr ein kneifen, und das war nett gemeint, denn ich spürte sofort die Kraft der Kiefer, und dass das Schienbein auch mit einem Biß durch sein konnte, wenn sie wirklich sauer gewesen wäre. Durch das Tragen einer langen Hose blieben mir Schürfwunden und daraus entstehende Krankheiten erspart, aber blaue Flecken hatte ich doch.

  • Ja so ähnlich soll laut Presse die Belästigung auf dem Aldiparkplatz in Berlin auch vor sich gegangen sein. Die Sauen "nötigten" die Kunden ihre Tüten fallen zu lassen, so dass sie an den Inhalt kamen. Und wegen dieser Fütterei kann man auch nicht vorhersagen, wie sich so eine Sau verhält, weil sie sich nicht mehr arttypisch benehmen. Leider haben sie nicht begriffen, wass sie für Geschoße sind und da kann schon einiges kaputt gehen.

  • Meiner Meinung nach ist das Beste was man tun kann, wenn man vor der Sau flüchten muss auf einen Baum o.ä. klettern, das hatten ja schon manche erwähnt. Aber glaubt ja nicht, dass die Sau gleich weitergeht...
    Wir mussten auch mal bei einer Tour durch den Wald vor einer Bache mit Frischlingen wegrennen. Konnten uns dann noch auf einen Baum retten. Soweit so gut, das Problem war, dass die Viecher es sich dann unter unserem Baum bequem gemacht hatten. :staunen: So mussten wir unseren Aufenthalt dort dann um ca 4 Stunden verlängern.

  • Es gibt doch sicher ein taugliches Wildschwein Repellent = Vergrämungsmittel, welches man um das Nachtlager ausbringen kann.

  • Andere nächtliche Besucher Bilche


    bei mir in der Hütte hatten sich Siebenschläfer unter der Dacheideckung angesiedelt. Kaum war man mal 2 Wochen nicht im Refugium. Ich hab sogar einen am Tag am Baum neben der Hütte gesehen. Die sind ziemlich mutig und keine Feiglinge und haben kaum Angst.


    Unterm Dach wollte ich sie nicht haben. Mit Lebendfalle fangen wollte ich sie nicht, da sie wieder zurückkommen und wenn man sie weit weg (muß man mehr als 10 km wg. ihres super Orientierungssinns) in eine absolut fremde Umgebung versetzt weiß ich nicht, ob sie das überleben würden. Und Ihnen was antun auch nicht, den bis auf den Radau des Nachts sind sie putzige Gesellen.


    Im Internet hab ich recherchiert, dass sie Weihrauch nicht mögen. Hatte ich sogar zufällig mit den Kohlen im Refugium (Mitbringsel von der Athos Pilgertour). Also hab ich den Weihrauch unter die Dacheindeckung fließen lassen. Ziemliches rumoren . Dann hab ich den Zugang zur Dacheindeckung dichtgemacht.


    Jetzt waren wir am Wochenende wieder da und siehe da, die Kerle sind in meinem Anbau, in welchem der Einachser und die Gartengeräte stehen umgezogen. Man kanna sie da schön beobachten. ÜBer den Winter lass ich sie noch drin. Im Frühjahr mach ich den Anbau dicht, dann müssen sie sich wieder eine andere Bleibe suchen.


    Für mich sind sie jetzt nicht dass Problem. Aber im bewohnten Innenraum wären sie sehr nervig.


    Gruß R.U.