Strahlungsmessung und -kartographierung

  • Hallo,


    ich beschäftige mich schon seit Jahren mit der Messung radioaktiver Strahlung. Ihr könnt euch doch sicher an Fukushima erinnern. Das Thema ist zwar mittlerweile komplett aus den Medien verschwunden und das obwohl die Lage schlimmer ist als je zuvor aber es bringt halt keine Quoten mehr.


    Wie auch immer, als die Katastrophe passierte, gab es von der Regierungsseite nur sehr spärliche Information über die aktuelle Strahlenbelastung an verschiedenen Standorten. Die Informationen die es gab wurden von Experten heftig angezweifelt. Aus dieser Not wurde ein Projekt names "Safecast" ( http://safecast.org ) geboren.


    Es handelt sich dabei um einen qualitativ sehr hochwertigen Open Hardware (sowas wie Open Source) Geigerzähler mit GPS und Logging-Funktion. Die nötigen Bauteile wurden duch Spenden finanziert und die Geräte von freiwilligen Technikern kostenlos aufgebaut. Weitere Personen meldeten sich freiwillig um mit den Geräten Messfahrten und Kontaminationsmessungen durchzuführen.


    Daraus entstand in kurzer Zeit das weltweit genaueste auf Strahlung vermessene Gebiet. Auf der Website von Safecast werden die aktuellen Daten visualisiert. ( http://safecast.org/tilemap/?y=37&x=139.23&z=8&l=2&m=2 )


    Wenn man aus der Karte rauszoomt, kann man erkennen, dass sich das Projekt mittlerweile über die ganze Welt verbreitet hat. Natürlich noch nicht mit der selben Datendichte wie in Japan aber immerhin gibt es damit etwas, was man von Japan nicht hatte. Eine "Baseline", also Basisdaten vor einer Katastrophe. Damit lässt sich genauer erkennen wie sich die Strahlung ausserhalb der deutlich heissen Gebiete verteilt hat.


    Aus Preppersicht ist das ganze auch interessant.


    Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt auch so ein Gerät zu bauen und nun ist es so weit. Hier noch ein Fotos des Aufbaues, die ich laufend weiter ergänzen werde, bis das Gerät läuft.



    Die teilbestückte Hauptplatine:
    [ATTACH=JSON]{"alt":"Klicke auf die Grafik f\u00fcr eine vergr\u00f6\u00dferte Ansicht Name: Teilbest\u00fcckt oben.jpg Ansichten: 1 Gr\u00f6\u00dfe: 77,1 KB ID: 528857","data-align":"none","data-attachmentid":"528857","data-size":"full","title":"Teilbest\u00c3\u00bcckt oben.jpg"}[/ATTACH]



    to be continued


    LG. Nudnik

  • Stark, gefällt mir gut.


    Ich habe das Gamma-Scout Alert im Einsatz, damit konnte ich feststellen, dass an meinem Wohnort die Hintergrundstrahlung dreimal so hoch ist wie beispielsweise an den Küsten der Ostsee oder des Mittelmeeres.


    Kannst du uns noch mit mehr Details versorgen, was den Preis, die Anforderungen und die Leistung des vorgestellten Bausatzes betrifft?

  • Klasse Projekt, finde ich sehr interessant!
    Hmm .. bin jetzt auf Preise von um die 1,3 k gestoßen, ist das echt so teuer?



    Ich bin mal auf ein Video über eine RTTY Bake auf Arduinobasis gestoßen und hatte mir überlegt ob man das dann mit Messwerten/Position auf 11 m laufen lassen kann....


    https://youtu.be/jC22agTWeBo

  • Die Hintergrundstrahlung besteht aus zwei Komponenten


    1. Natürliche Quellen
    a) kosmische Strahlung, (primär und sekundär) praktisch nur abhängig von der Höhe des Standortes, Größenordnung 0,3-1 mSv/a
    b) terrestrische Strahlung (nur Gamma) aus dem Zerfall der radioaktiven Elemente im Erdmantel, annähernd standortunahängig, Größenordnung 0,4 mSv/a
    c) aufsteigendes Radon (Alpha-Strahler), stark standortabhängig, Größenordnung 0,4 mSv/a bis 10 mSv/a
    d) Kalium-40 aus Gebäuden (Baumaterial!), Größenordnung 0,4 mSv/a
    e) natürliche Strahlung aus radioaktiven Elementen zB im menschlichen Körper (Kalium-40, Kohlenstoff-14), Größenordnung 0,4 mSv/a


    2. Künstliche Quellen
    a) Argon, Krypton, Xenon und Radon aus Kernkraftwerken (minimaler Anteil) praktisch standortunabhängig, Größenordnung 0,01 mSv/a
    b) Restradioaktivität aus Kernunfällen und Kernwaffentests praktisch standortunabhängig Größenordnung 0,02 mSv/a
    c) punktförmige Belastungen aus dem Tschernobyl-Event, oft sind die belasteten Flächen sehr klein (<1m²), da wir uns bewegen, praktisch ohne Relevanz für die Belastung

  • [USER="7536"]JacktheRippchen[/USER]


    Der Bausatz ist nicht ganz billig. Das Zählrohr (LND 7317) ist so ziemlich das hochwertigste auf dem Markt. Das alleine kostet aktuell schon an die $200,-
    Dann enthält der Bausatz noch ein GPS Modul, das nochmal mit gut $100 zu Buche schlägt und noch einigen andere Kram. In Summe also um die $600,-




    PS: Kurz zur Erklärung für alle, die es interessiert. mSv/a (Millisievert pro Jahr) Ist die Einheit für die jährliche Durchschnittsdosisleistung.
    Bsp: Wenn man eine aktuelle Dosisleistung von 0,1µSv/h (Mikrosievert pro Stunde) hat und die x24h und x365 Tage rechnet ergäbe das 876µSv/a, entspricht 0,876mSv/a

  • Interessantes Projekt. Früher wäre sowas nicht möglicht, heut zu Tage mit Arduino und Raspberry ist sowas echt machbar. Ich bin auf weitere Berichte von dir gespannt :)

  • Naja... Kurz vor der Wende hatte die DDR schon sowas mit Datenschnittstelle...
    und universell vom Festeinbau bis zum fliegenden Einsatz nutzbar....


    Ich dachte immer, die Wolke hatte für die DDR kein Visum und ist daher an der Grenze im rechten Winkel abgedreht. :grinning_squinting_face: Gibts die Geräte noch oder wurden die alle verschrottet? Mir ist sowas noch nie unter die Augen gekommen. Gibts dazu noch technische Unterlagen?

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Ich verwend seit längerer Zeit einen GMC320+ für die Beobachtung der Hintergrundstrahlung. Ist zwar mit Sicherheit bei weitem nicht so genau, war aber auch wesentlich billiger. Mir reicht es aus zu wissen, wenn "irgendwas nicht stimmt" um mir weitere Informationen einzuholen. Gut ist, dass es mittlerweile einige private Initiativen gibt, die nicht sooo schnell abzudrehen sind, wie offizielle Regierungsprojekte. Da kann man dann für seine Gegend einen "Crosscheck" machen, ob es den Anstieg großflächig gibt, oder das eigene Gerät evtl. einen Defekt hat.


    Alles in allem: Daumen rauf für dein Projekt - ich häng mich drann und lese mit :)

    acta, non verba - viribus unitis

  • Toll wäre eine Software, die die Daten des Gamma-Scout mit den Daten von handelsüblichen GPS-Geräten verknüpfen und auf einer Karte darstellen könnte. Eigentlich dürfte das programmiertechnisch gar nicht so schwer sein...