Wildwechsel: Risiko und Vorbereitung

  • Hallo zusammen,


    ich war gerade am Heimweg auf der Bundesstraße und etwa 100 Meter vor mir kreuzte ein Reh die Fahrbahn. Gott sei Dank nix passiert.


    Da ich allerdings schon drei mal in meinem Leben einen Zusammenstoß mit einem Reh hatte, bin ich bei Nacht- und Dämmerungsfahrten sehr vorsichtig und passe meine Geschwindigkeit auf 70-80km/h an.


    Ich fahre in diesen "gefährdeten" Situationen (Herbst, Morgen- oder Abenddämmerung, Wald der bis zur Straße reicht oder hoch bewachsene Felder, keine gute Sicht) immer sehr passiv, mit beiden Händen am Lenkrad, Tempomat auf 80km/h und Fuß über dem Bremspedal um die Fußumsetzzeit zu verkürzen.


    Wie reagiert ihr auf Wildwechsel? Habt ihr euch geistig darauf vorbereitet?


    Wisst ihr wie ihr reagieren müsst wenn es zu einem Zusammenstoß kommt?


    Ich habe gelernt: Falls kleines Tier, nicht ausweichen, oder maximal geringfügig, ansonsten einfach niedermähen, kontrolliert abbremsen. Die meisten Menschen werden schwerst verletzt oder sterben bei Ausweichmanövern und dem folgenden Aufprall auf Baum. Selten durch den Zusammenstoß mit dem Tier.


    Falls etwas größeres Lenkrad festhalten, Vollbremsung, geringfügig ausweichen und hoffen, dass das Ding nicht durch die Windschutzscheibe kommt. Gibts sonst noch Tipps?


    Ich persönliche habe größere Angst vor den Vollkoffern die mit 10m Abstand hinter mir her fahren, wenn ich eine Vollbremsung hinlege.


    Rechtliche Situation in Österreich: Es muss IMMER die Polizei verständigt werden. Der örtliche Jäger kümmert sich um das Tier. Die Meldung an den Bezirksjäger ist besonders dann wichtig, wenn das Tier noch lebt. Keinesfalls den Kadaver mitnehmen. Das ist (glaube ich) Wilderei oder Eingriff in fremde Jagdrechte oder wie auch immer man das nennt. Falls Kaskoversicherung ist eine Schadensmeldung nötig damit der Schaden ersetzt wird.

  • Deine Schilderung bzgl. Brems- ausweichverhalten ist korrekt.


    auch in Deutschland muss bei Wildunfall die Polizei verständigt werden. Diese alarmiert dann den zuständigen Bezirgsjäger. Wenn kein Personenschaden entstanden ist kommt hier in meiner Gegend auch schon mal nur der Jäger und Polizei "spart" sich die Anfahrt. In diesem Fall auf jeden Fall vom Jäger den Wildunfall bestätigen lassen und ggf. Fotos vom Unfallort, Tier, Schaden etc. machen. Ansonsten kann es ggf. Probleme mit der Versicherung geben.


    das Wild mitnehmen ist auch hier illegal, wilddieberei oder zumindest Diebstahl.
    Wenn man Interesse dran hat kann man aber bestimmt nen Deal mit dem Jäger machen.

  • Ich hatte zwar noch nie einen Unfall mit Wild (hoffe es bleibt so) fahre aber trotzdem extrem vorsichtig bei Dämmerung. Da interessiert es mich nicht wenn 99% aller Autofahrer es eilig haben und drängeln. Bei besonders "gefährdeten" Stellen passe ich besonders auf und bin jederzeit bereit zu Bremsen. Fragt sich nur was der hinter mir macht der so dicht auffährt...

  • Wenn mir einer so dicht auffährt oder drängelt, dass ich befürchten muss, er knallt mir rein, wenn ich eine Vollbremsung machen muss, dann reduziere ich die Geschwindigkeit. Das mache ich nicht um ihn zu ärgern oder um einen auf Verkehrserzieher zu machen, sondern um ihm im Ernstfall eine bessere Chance zu geben, dass er rechtzeitig auf die Bremse latschen kann. Der Vorteil dabei, meist überholt der Drängler dann und man hat wieder Ruhe im Rückspiegel.


    Generell extra langsam fahren wegen Wild tue ich nicht aber wenn vor Wildwechsel gewarnt wird, dann reduziere ich die Geschwindigkeit schon deutlich und hab den Fuß vor dem Bremspedal.
    Wenn ich am Strassenrand bzw. in dessen Nähe Augen leuchten sehe, dann reduziere ich nochmal deutlich und schalte ggf. das Fernlicht aus, da die Dödels gerne ins Licht flüchten oder durch die Blendung die Orientierung verlieren.


    LG. Nudnik

  • Da ich mehr oder weniger mitten im Wald lebe und auch zu div. Ungünstigen Zeiten zur arbeit muss, habe ich regelmässigen sichtkontakt mit dem Wild, das reicht vom Marder und Dachs übern Fuchs bis hin zum Reh. Einmal nur ne Sau.


    ich kenn zu 90% die Stellen wo sie sind, fahre dadurch schon nen gutes Stück langsamer, halte mich auch an die Regel, wo ein Reh ist, da sind auch zwei...das hat schon oft geholfen.


    desweiteren fahre ich gerade dieses Stück viel mit Fernlicht, was ich sonst selten nutze und meist dazu noch die Nebelscheinwerfer und achte auf alles was Blinkt, es könnte ein Auge sein.


    Gruß vom Rand der Eifel
    Das Rippchen

  • Bei uns wird oft empfohlen bei Streckenabschnitten wo keine Anwohner sind profilaktisch zu Hupen. In der Hoffnung das Wild zu vertreiben bzw auf zu schrecken bevor es kritisch wird.


    Wie seht ihr das? Ergibt das Sinn?

  • Die Viecher sind lernfähig und lernen, dass man vor Menschen, wenn sie aussteigen oder zu Fuß unterwegs sind, Angst haben muss. Autos bremsen und man kann ungefährdet direkt am Straßenrand, oder sogar mitten auf der Straße rumstehen, ohne, dass einem etwas passiert.


    Wer also bei Rehen bremst, der verstärkt diese Zutraulichkeit und gefährdet damit andere Verkehrsteilnehmer und sich selbst.


    Ich bin selbst aber auch ein Egoist und bremse und fahre in der Dämmerung, und vor allem in der Brunftzeit vorsichtig, um mein Auto und meinen Geldbeutel zu schützen. Um mich selbst habe ich bei einem 40-kilo-Brocken auf der Straße nun wirklich keine Angst.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Schon allein der Respekt vor dem Leben sollte uns Menschen dazu veranlassen, gegenüber Wildtieren Vorsicht walten zu lassen.


    Warum sollte "Respekt vor dem Leben" Rehe schützen, aber Erreger der Beulenpest nicht? Beides sind Lebewesen.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem