Handy fällt in Badewanne: Frau tot

  • Hallo,


    das Handy war nicht die Ursache für den Stromschlag, sondern die Verbindung über das eingestöpselte Ladekabel zur Steckdose. Und selbst das ist hochgradig mysteriös, denn dann muss das Steckernetzteil schon vorher defekt gewesen sein und Netzspannung auf der USB-Strippe gelegen haben. Das müsste ein Gutachter herausfinden können.

    Dass allerdings im ORF-Beitrag die Schuld einer "nicht geerdeten" Steckdose zugeschrieben wird, ist hanebüchen. Sämtliche Handyladegeräte, die ich kenne sind in der Schutzart "schutzisoliert" ausgeführt und haben deshalb gar keinen Schutzkontakt-Stecker, sondern nur den 2poligen Euro-Stecker. Ob nun die Steckdose am Schutzkontakt "geerdet" war, oder nicht dürfte absolut keine Rolle gespielt haben.

    Tödlich war vermutlich das Fehlen eines Fehlerstromschutzschalters, der hätte nämlich erkannt, dass hier ein Differenzstrom auftritt (über das Kabel zum Handy zur Person zum Wasser zur Ablaufarmatur der Wanne) und hätte schnell genug abgeschaltet.


    So ein Todesfall ist tragisch, man sollte aber als erwachsener Mensch auch wissen, dass man niemals irgendetwas mit einer Steckdose verbindet und dann in die Badewanne mitnimmt. Evtl. hat die Person ja auch erst von der Badewanne aus das Ladegerät in die Steckdose gestöpselt und sich mit nassen Händen dabei den tödlichen Stromschlag geholt.


    Grüsse

    Tom

  • Hei,


    genau richtig was Tom da geschrieben hat.

    Noch dazu dürfen Steckdosen gar nicht zu nahe an Badewannen installiert werden. (In Deutschland)

    Ein normales Handyladekabel wäre nicht lang genug.

    Das bedeutet, dass vielleicht sogar ein Verlängerungskabel auf der 230V Seite im Spiel war?


    Was die Zeitung da vom Sachverständigen wieder gegeben hat, passt ja auch vorn und hinten nicht...



    Viele Grüße


    Tom

  • Ich gehe mal stark davon aus, dass der Schreiberling (oder ist der ornitologisch korrekte Begriff "Schmierfink"?) nicht im geringsten verstanden hat, was ihm der Sachverständige zu erklären versucht hat.


    Wie schon geschrieben wurde. Diese Ladegeräte sind alle Schutzklasse II, haben also keine Erdung sondern eine doppelte Isolation. Was der Sachverständige meinte ist, die Installation (Steckdose) wies keine Schutzerdung auf sondern die althergebrachte klassische "Nullung". Somit kann auch kein Fi (Fehlerstromschutzschalter) verwendet werden.

    Das ist auch nicht verboten, wie der Vogel schreibt, sondern in Altbestand sehr wohl zulässig. Nur bei Neu- und Umbauten muss auf Schutzerdung aufgerüstet werden.


    Zum empfohlenen CE Zeichen muss ich die Frage stellen, "Welches meint er denn?". Es gibt nämlich zwei verschiedene. Wobei eines davon für "China Export" steht. Sprich, die Chinesen schert es einen feuchten Kericht ob ihre Geräte die hier erforderlichen Normen erfüllen und bringen trotzdem ein CE Zeichen auf ihrem Elektroschrott an.

    Wenn man etwas mehr Sicherheit will, dann sollte man auf eine "TUV" Markierung achten.


    LG. Nudnik

  • Unabhängig von der technischen Seite, wie dumm muss man sein um ein Gerät welches an der Steckdose hängt in der Badewanne zu betreiben. Für mich ein klassischer Fall für den Darwin Award.

  • Das Bild hat ja schon einen digitalen Bart. Außerdem halte ich das für einen Fake........... hoffentlich...

    Nun, es steht ja jeden Morgen wieder ein Genie auf... das Weltall und die Dummheit sind wohl beinahe grenzenlos :winking_face:

  • Sollte eigentlich bei so einem Ereignis nicht der FI-Schutz fliegen? 35mA oder 50mA Auslösestrom. Oder ist so etwas nicht überall Standard?

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Zitat

    Dazu verband sie über eine Mehrfachsteckdose eines Verlängerungskabels das Ladegerät ihres Mobiltelefons,...

    Ich lese aus dem Artikel nicht heraus, ob die Mehrfachsteckdose oder das Ladekabel Schuld ist.

    Im ersten Beitrag ging es ja um das China-Ladegerät.

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • Sollte eigentlich bei so einem Ereignis nicht der FI-Schutz fliegen? 35mA oder 50mA Auslösestrom. Oder ist so etwas nicht überall Standard?

    1. Gibts in Altbauten oft keinen FI-Schutz

    2. Kann der defekt sein (in Wohngebäuden wird ja kaum jemals die Prüftaste gedrückt oder gar die Auslösezeit gemessen)

    3. Gibt es auch unerklärbare Todesfälle trotz scheinbar funktionierendem FI (https://www.vde.com/de/suf/todesfall-kassel-2013)

  • Ein Gerät der Schutzklasse II (z.B. Euro-Stecker ohne Erdung) braucht keine Erdung und es bringt auch ein FI-Schutzschalter nichts.

    Der FI-Schutzschalter kann auch hier was bringen.


    Wenn ein Schutzklasse II Gerät in eine nicht geerdete Badewanne fällt, löst er zwar zunächst nicht aus. Allerdings passiert auch der Person in der Badewanne dann zunächst nichts.


    Wenn die Person nun einen geerdeten Wasserhahn o. ä. anfasst und ein Fehlerstrom von > 30 mA durch den Körper fließt, schaltet der FI-Schutzschalter sehr wohl ab und begrenzt damit die Einwirkzeit. Im Normalfall sollte man das überleben, eine Garantie dafür gibt es aber nicht.


    Im aktuellen Handy-Fall ist die Situation aber eh wieder eine andere. Wenn das Handy selbst ins Wasser fällt, sollte eigentlich gar nichts passieren, da Kleinspannung. Damit hier was passiert, müsste schon zusätzlich das Ladegerät defekt sein. Es ist hier aber wohl nicht das Handy ins Wasser gefallen, sondern die Steckdosenleiste, die ja wahrscheinlich schon einen Schutzleiter hat. Hier hätte ein FI-Schutzschalter, so vorhanden, eigentlich sofort auslösen müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Thomas ()

  • Ja ein tragischer Unfall/Dummheit der zu vermeiden gewesen wäre! Dennoch passieren die meisten Stromunfälle tatsächlich nicht im Haushalt sondern dem Fachelektriker bei der Arbeit und das leider oft aus Unachtsamkeit bzw. der typisch menschlichen Fehleinschätzung wenn man lange eine Tätigkeit ausübt und damit die Gefahreneinschätzung nachlässt.


    Daher "uns" Elektriker mal wieder an die Ausbildung und die 5 Regeln erinnern und auch für den interessierten Laien eigentlich ein MUSS!


    1. Freischalten


    Zuerst muss die Spannung abgeschaltet werden. Dies geschieht in Haushalten z.B über das Herausdrehen der Schmelzsicherungen oder das Abschalten des betreffenden Leitungsschutzschalters.


    2. Gegen Wiedereinschalten sichern


    Damit eine Gefährdung ausgeschlossen werden kann, muss ungewolltes Wiedereinschlten sicher verhindert werden. Sollten Sie z.B. Schmelzsicherungen herausgedreht haben, führen Sie die Einsätze am Bestem mit sich bis die Arbeiten am Stromkreis beendet sind. Bei Leitungsschutzschalter kann das Schaltschloss durch ein Stück Draht blockiert werden.


    3. Spannungsfreiheit feststellen


    Nachdem Sie Schritt 1 und 2 befolgt haben, MUSS vor Beginn der Arbeiten die Spannungsfreiheit festgestellt werden!! Dies Überprüfen Sie am Besten mit einem zweipoligen Spannungsprüfer. Einpolige Spannungsprüfer liefern keine zuverlässigen Ergebnisse.


    4. Erden und Kurzschließen


    Diese Regel muss erst ab einer Spannung von 1000 Volt berücksichtigt werden. Zuerst muss geerdet werden, dann muss die ERDE mit den kurzzuschließenden aktiven Teilen verbunden werden.


    5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken


    Bei Anlagen unter 1kV (=1000 Volt) genügen zum Abdecken isolierende Tücher, Schläuche oder Formstücke. Über einer Spannung von 1kV sind zusätzlich Absperrtafeln, Seile und Warntafeln erforderlich. In diesem Fall muss auch der Körper gesondert geschützt sein, z.B. durch einen Schutzhelm mit Gesichtsschutz und hochisolierte Handschuhe.


    Also einhalten, auch wenn ich selbst aus der Praxis weiß, dass das nicht immer geht, gerade bei der Fehlersuche und da halt dann wenn schon, auch doppelte Achtsamkeit angesagt sein sollte...


    Und als Zahlenfreak hier noch mal eine Relativierung der Unfallgefahr und tatsächliche Fakten was den tödlichen Strom so angeht:


    StromTot.JPG


    Fällt mir noch eine Frage aus der mündlichen Zwischenprüfung von damals 1983 ein:


    Sie wollen eine Lampe aufhängen, elektrisch anschließen und steigen mit der Bohrmaschine auf die Leiter und bohren Dübellöcher in die Decke!


    Wieso haben Sie bzw. statistisch am Häufigsten bei dieser Arbeit einen tödlichen Unfall?


    Antwort: Beim herabsteigen stolpern sie über die Bohrmaschinenleitung und stürzen unglücklich (86%)


    Lach, gut das es mittlerweile Akkubohrmaschinen gibt...

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

    536833-rufus-gif

  • Und wieder kommt das CE Zeichen (China Export) ins Spiel.

    Grundsätzlich MUSS bei solchen Ladegeräten die Sekundärseite (5V USB-Anschluss) galvanisch von der Primärseite (230V Netz) getrennt sein. Technisch ist das ohne Trenntrafo nicht so einfach. Selbst bei korrekt ausgeführten USB Ladegeräten, kann man ein Stechen oder Prickeln spüren, wenn man das Metallgehäuse des USB-Steckers an eine empfindliche Stelle hält (Armbeuge oder Zunge...). Hier spürt man kapazitive Störströme. Entsprechend der EN Norm darf der bis zu 500 Mikroampere betragen, ist also nicht gefährlich.


    So, wenn jetzt der skrupellose Chinese ein Netzteil baut, wo je nachdem wie man das Ding einsteckt mal Phase mal Nulleiter am Steckergehäuse anliegt, weil die galvanische Trennung fehlt, entweder 'by design' oder aufgrund eines defekten/ungeeigneten Kondensators, dann schepperts halt.


    Also am besten nur Geräte verwenden, die nicht nur ein CE Zeichen haben sondern auch das TÜV Achteck.

  • Da fast alle 5V Ladegeräte aus China stammen, sollte man wohl immer davon ausgehen, das was schief gehen kann. Ich guck mal, ob ich ein Netzteil finde, wo das TÜV Achteck drauf ist. Fälscher wird das aber auch nicht abschrecken. Wie die Apple Netzteile.

    -<[ Nunquam-Non-Paratus ]>-

  • Wenn die Person nun einen geerdeten Wasserhahn o. ä. anfasst und ein Fehlerstrom von > 30 mA durch den Körper fließt, schaltet der FI-Schutzschalter sehr wohl ab und begrenzt damit die Einwirkzeit.

    Stimmt, da hatte ich mich zu sehr auf die 'fehlende Erdung' vertieft. In diesem Fall bringt er natürlich etwas.


    So, wenn jetzt der skrupellose Chinese ein Netzteil baut, wo je nachdem wie man das Ding einsteckt mal Phase mal Nulleiter am Steckergehäuse anliegt, weil die galvanische Trennung fehlt, entweder 'by design' oder aufgrund eines defekten/ungeeigneten Kondensators, dann schepperts halt.

    Und wie kann man das als Laie feststellen? Die 5V Sekundärseite gegen Erde messen?


    Ich hab gerade alle meine Ladegeräte abgesucht, ich finde auf keinem ein TÜV-Siegel. Nur auf der PC-Maus hab ich eines gefunden :thinking_face::winking_face_with_tongue:

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • Mir ist doch letztens ein Buch in die Wanne gefallen, als ich gemütlich darin lag. Da das keine weitere Folgen für mich hatte, gehe ich davon aus das es ab und an mal vorteilhaft ist ein wenig altmodisch zu sein.:winking_face:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)