Kurzfassung Krisenmanagement bei einer großflächigen Unterbrechung der Stromversorgung am Beispiel Baden-Württemberg

  • Unter Verschluss: Die Risiken bei großflächigen Stromausfällen und leider nicht zugänglich(?) BBK-Positionspapier:


    Dieses besagte Papier unterliegt offenkundig der Geheimhaltung. Im Allgemeinen ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sehr wortkarg, wenn es um die – Konsequenzen von längeren Stromausfällen – geht. Zwar publiziert es jede Menge Papier, mit nützlichen und auch weniger nützlichen Vorschlägen: Aber zu genau diesen Krisenfall, fehlen jegliche Informationen. Damit bleiben die eigentlich dringenden Fragen ausgeklammert.


    „Die Auswirkungen wären „katastrophal“, heißt es in einem internen BBK-Positionspapier, das den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) vorliegt. Die Behörde sieht bei einem großen Stromausfall ein „erhebliches Verteilungsproblem für wichtige, teils lebenswichtige Güter“ in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen. So fehlten etwa Notfallpläne zur Verteilung von Kraftstoff, Lebensmitteln und Medikamenten, insbesondere auf Landes- und kommunaler Ebene. … Für solche Fälle warnt das BBK beispielsweise: „Die meisten Tankstellen könnten keinen Treibstoff mehr herausgeben. Innerhalb von Stunden könnten Telefone und Internet nicht mehr genutzt werden. An Bargeld würde man nicht mehr herankommen.“ Auch die medizinische Versorgung würde demnach nur für kurze Zeit aufrechterhalten werden können. Kritische Infrastrukturen sind etwa die Versorgung mit Energie, Ernährung und Wasser sowie die Bereiche Verkehr, Telekommunikation, Finanzwesen und Medien.“

    Quelle: FokusOnline

    Hier "möglicherweise" ein Auszug bzw. damalige (Mit)Diskussionsgrundlage, die mit einer Geheimhaltung eigentlich ad absurdum geführt wird:

    "...Häufig wird vermeintlich Betroffenen absichtlich nur ein minimales Ausmaß an

    Informationen zur Verfügung gestellt. Somit kann weder die gegebenenfalls noch

    verfügbare Zeit bis zum tatsächlichen Ereigniseintritt für präventive Maßnahmen

    genutzt werden, noch können die zweifelsohne bis zu einem gewissen Ausmaß

    bei den Betroffenen vorhandenen Unsicherheitsbewältigungspotentiale aktiviert

    und zielführend eingesetzt werden. Häufig führen erst eine Verzögerung der

    Warnungen und eine unklare Botschaft dazu, dass etwa eine geordnete

    Evakuierung nicht mehr möglich ist..."

    Quelle: Dr.Daniela Giebel in ihrer Dissertation

    Dateien

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    Gruß derSchü

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  • Hallo,


    ein wesentliches Problem des Krisenmanagements ist nach meiner Erfahrung, dass die Menschen zu Beginn einer Krise zu Überreaktionen neigen, die die Lage unnötig verschärfen.


    Hat man kürzlich in Heidelberg mit dem blauen Wasser beobachten können: binnen Stunden war abgepacktes Mineralwasser in den Läden ausverkauft, die Leute wurden hektisch und begannen in der Gegend herumzufahren, um irgendwoanders noch Wasser aufzutreiben. Ich unterstelle mal, dass mehr Leute mehr Wasser gekauft haben, als eigentlich nötig war.


    Genauso dürfte ein frühzeitig kommunizierter Blackout oder anderweitiger Infrastrukturausfall zu unsinnigen Hamsterkäufen führen: auch in unseren Kreisen ist es weit verbreitet, zu denken: als erstes geh ich dann nochmal tanken und einkaufen? Aber genau das verschärft die Lage ja zusätzlich: alles rennt los und will "schnell" noch was besorgen, bevor es nicht mehr geht. Tja und dafür sind die Kapazitäten halt nicht ausgelegt. D.h. der hamsternde Bürger verschärft eine Lage sehr schnell und sehr stark.


    Insofern ist es schon heikel, was man als Krisenstab der Öffentlichkeit wann mitteilt und was nicht.


    Was die Erreichbarkeit des Kraftstoffs in Tankstellen bei einem Blackout betrifft: das letzte, was ich als Tankstellenpächter machen würde, wäre ein Stromaggregat bereitzuhalten, um bei einem Blackout Sprit an jedermann verkaufen zu können. Tankstellen sind heute als "kritische Infrastruktur" eingestuft und im Fall einer Krise haben die Behörden da die Finger drauf. Und wenn das THW dann kommt und Strom einspeist, damit die Zapfsäule läuft oder die Feuerwehr mit ihrer Gefahrstoffpumpe am HLF-Fahrzeug anrückt, dann bekommen die Einsatzkräfte Sprit oder wer ihn dringend braucht, weil er auch kritische Infrastruktur betreibt (Pflegheime, Krankehäuser, Dialysezentren etc.), aber nicht "Otto Normalverbraucher".


    Bei vernünftiger Vorsorge bleibt man zuhause und bewahrt Ruhe. Ich würde jetzt auch nicht sofort losfahren ins Dunkel der Nacht, um eine Tankstelle zu suchen, die noch auf hat. Wenn man die Grundregel verinnerlicht, sein Auto _immer_ vollzutanken, der der Tank halbleer ist und wenn man wenigstens nen 14-Tage-Vorrat zuhause hat, sollte man tunlichst zuhause bleiben.


    Grüsse

    Tom

  • Dieser Winter hat da auch ein Beispiel gegeben. Durchkommen für Tanklaster schwierig, gleichzeitig noch eine relative Verknappung wegen niedrigen Flusspegeln. Dann waren wegen Schneekatastrophe plötzlich alle Dieselverbraucher (Feuerwehr, Bundeswehr, Kommunalunternehmen, private LKW und Traktoren) im Dauereinsatz. Der Bedarf stieg entsprechend. Um es klar zu sagen, es kam noch nicht zu Rationierungen, aber es fehlte nicht viel. PKW und Einsatzkräfte wären erstmal normal versorgt worden, alles was über den Tankinhalt hinausginge (Kanister etc.) aber nicht mehr. Zweite Stufe wäre dann die ausschließliche Versorgung der Einsatzkräfte gewesen, möglicherweise mit einer kleinen Ration für private. Dritte Stufe wäre dann die Öffnung von Bundeswehrlagern (Standort in der Nähe), ging aber zum Glück nicht soweit das das ernsthaft in Erwägung gezogen worden wäre.