Landesverteidigung: Im Ernstfall ungeschützt

  • Zitat

    Daran, dass es einmal einen Ernstfall geben könnte, mag niemand denken Es gibt um 57 Prozent weniger Panzer, nur 30 Prozent der Eurofighter können auch eingesetzt werden. Diese alarmierenden Zahlen sind ausnahmsweise nicht jene des Bundesheers, sondern jene der deutschen Bundeswehr, die diese Woche bekanntgegeben hat, dass solches Wissen künftig als geheim eingestuft wird. Dabei weiß die deutsche Generalität, dass der schlechte Zustand ihrer Streitkräfte ohnehin kaum jemanden interessiert. Daran, dass es einmal einen Ernstfall geben könnte, mag niemand denken – in Deutschland nicht und auch nicht bei uns. - derstandard.at/2000099484184/Landesverteidigung-Im-Ernstfall-ungeschuetzt

    https://derstandard.at/2000099…Im-Ernstfall-ungeschuetzt


    Im Moment gibts wieder mal zuhauf Prepper-relevante News.

  • Was will man da sagen? Die haben die Bundeswehr seit 20 Jahren systematisch in die Sch... geritten. Und dabei bin ich wirklich niemand, der das Militär hochjubelt.

  • Wer soll den angreifen, dass wir unsere gesamte Armee brauchen würden?

    So weit weg ist das nicht.

    Lass noch ein paar Terroranschläge in Deutschland passieren. Darauf kommt flächendeckende Gewalt gegen Mohammedaner, und dann muss der Erdogan seinen Glaubensgenossen beistehen.


    Schon stehen die Osmanen wieder vor Wien.


    Oder ein paar durchgeknallte versuchen die Truppen der Amis aus dem Land zu jagen...


    oder oder oder




    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Hallo,

    Wer soll den angreifen, dass wir unsere gesamte Armee brauchen würden? (...)

    Das ist eigentlich egal. Es geht darum, sein Land verteidigen zu können. Dazu gehört eine hinreichend abschreckende Streitmacht, die in alle Richtungen (geografisch) wehrhaft ist. Nach dem Fall der Mauer und dem Kollaps der Sowjetunion hat man hier wie dort die konventionellen Kapazitäten der Streitkräfte massiv heruntergeschraubt, allein schon deshalb, weil das permanente Vorhalten von mehreren tausend Panzern, hunderten Flugzeugen, dutzenden Kampfschiffen und hunderttausenden Soldaten etc. (was die Bundesrepublik D. in den 1980ern tat) ein ziemlich teurer Spaß ist.

    Dann kamen der Jugoslawienkrieg, der erste US-Golfkrieg, die US-geführte Intervention in Afghanistan, der 11.9.2001 und der darauf folgende "War against Terror"/US-Golfkrieg Nr. 2 und seither über ein Dutzend Interventionseinsätze der Bundeswehr weltweit. Das führte zu einer Transformation der Bundeswehr von einer durch Wehrpflicht in der Bürgerschaft (zwangs-)verankerte Defensivarmee (riesig groß, aber ohne jegliche praktische Erfahrung, eine reine Übungsarmee) in eine zwar deutlich kleinere aber offensiv vorgehende Kampftruppe mit echten Kampfeinsätzen, fernab der Heimat. Dafür hat man das klassiche Konzept der Landesverteidigung großenteils aufgegeben.

    Wenn wirklich ein Combatant existiert, der Deutschland einnehmen will, muss er nur Freitag Nachmittag angreifen.

    ...das hiess es auch schon in den 1980ern: die beste Zeit, Westdeutschland zu überrollen, ist von Freitagnachmittag 16 Uhr bis Montag 7 Uhr, da waren die allermeisten Soldaten nämlich daheim. DAS hat sich nicht verändert.


    Ein Stück weit sehe ich das momentane Lamentieren über die mangelnde Einsatzbereitschaft der Bundeswehr auch als Modeerscheinung. Das Motto "früher war alles besser" scheint für sehr viele Menschen geradezu ein Leitmotiv zu sein. Die Armee macht durchaus ihren Job und das in Einsätzen, die echt sind, die lebensgefährlich sind und in denen getötet und gestorben wird. Das war in der gigantisch aufgeblähten 80er-Jahre Bundeswehr doch ziemlich anders. Da war das höchste der Gefühle eines Panzerkommandanten in seiner Z4-Laufbahn, immerhin ein(!) Mal zum scharfen Schuss mit dem Leopard 2 von Süddeutschland nach England reisen zu dürfen, um an 2 Tagen eine handvoll Schüsse auf eine Boje vor der Küste abfeuern zu dürfen. In Westdeutschland waren die Übungsplätze nämlich zu klein fürs scharfe Schießen mit der120mm-Kanone... Der Rest war Biwakieren unter Tarnnetz und Fichtenreisig, EPAs futtern und warten, dass der Küchenlaster vorbeikommt. Die heutigen im Einsatz erprobten Verbände der Bundeswehr sind eine ganz andere Qualität.


    Ich halte es auch nicht für erstrebenswert, das alte Verteidigungsschema aus den 80ern wieder aufleben zu lassen. Die Kriege im 21. Jahrhundert werden immer "asymmetrischer" und folgen auch keinen klassischen Regeln der Kriegskunst bis hin zu dem, was man tut und was nicht. Terrorgruppen scheren sich nicht um Genfer Konventionen oder im 20. Jahrhundert unter Kriegsparteien noch übliche "Benimm-Regeln".

    Was das bedeutet, konnte man an der Veränderung des Fuhrparks im Lauf des Afghanistan-Engagements der BW sehr deutlich sehen: fuhr man anfangs noch mit Unimog mit Plane und Spriegel und dem Wolf auf Streife, "geschützt" durch das auflafettierte MG auf dem Fahrerhausdach des Unimog; so ist man heute nur noch in komplett gegen Minen und RPGs geschützten Dingos und ähnlichem unterwegs. Selbst Berge- und Nachschubfahrzeuge sind mittlerweile gepanzert und es sitzt auch keiner mehr offen hinterm MG im Fahrtwind, alle Waffenstationen sind ferngesteuert aus dem Fahrzeuginneren.

    Was nützen mir 2.000 Kampfpanzer in der Heide, die man heute mühelos mit Bomblets oder Luft-Boden-Raketen von Drohnen aus "knacken" kann. Die Drohnen kreisen in 15km Höhe geduldig über dem Zielgebiet, künftig sogar tagelang und mit der Signatur eines Sperrholz-Segelfliegers praktisch nicht auszumachen - höchstens mit Passiv-Radar-Techniken, aber selbst damit wirds schwierig sie zu orten oder zu vernichten. Und wenn: kleine Kampfdrohnen werden künftig ein vergleichsweise preiswerter Massenartikel siehe die KUB-UAV aus dem Hause Kalaschnikov. Oder der Ansatz, den Airbus und Luftwaffe momentan testen: ein Kampfjet geht zusammen mit einem Drohnenschwarm in den Einsatz und koordiniert hauptsächlich deren Aktivitäten bzw. löst sie im Zielgebiet aus.


    Die Drohnen werden über Satelliten kontrolliert, d.h. das Jamming ist nicht so einfach, man muss den Störer dann schon zwischen Satelliten und Drohnen unterbringen.


    In Punkto eigene Satelliten und Drohnen wird die BW seit Jahren stetig aufgerüstet, da spricht man nur nicht so laut drüber. Da passt es ganz gut, wenn sich die Presse auf Pannen-Uboote, -Panzer und -Düsenjäger stürzt. Das sind ohnehin auslaufende Technologien.


    Grüsse

    Tom

  • Volle Zustimmung zu Tom: Sehr gut zusammengefasst und vernünftig bewertet. Dankeschön!

    Ich halte es auch nicht für erstrebenswert, das alte Verteidigungsschema aus den 80ern wieder aufleben zu lassen.

    Hier gibt es von mir ein kleines "Jein". Ein bisschen mehr von der "alten Landesverteidigung" (natürlich unter Berücksichtigung aktueller technischer und einsatztaktischer Entwicklungen) und ein bisschen weniger von der internationalen Einsatzarmee würde dem Verein imho sehr gut tun. Zumal mir bei einer Menge davon die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz sehr fragwürdig erscheint.

  • Jedes Land braucht eine Truppe die das Territorium des Staates an den Grenzen zu schützen in der Lage ist. Und jede Regierung hat ihren Bürgern gegenüber die Pflicht diese Truppe bestmöglichst auszubilden und ihr dazu das modernste Gerät in ausreichender Qualität und Menge plus Reserve zur Verfügung zu stellen.

    Ich stelle fest, das unsere Regierung ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit ihren Bürgern und ihrer Armee gegenüber unverantwortlich vernachlässigt. Was soll eine Armee bewirken die Freitag Mittag Feierabend macht und erst Montag Morgen wieder zum Dienst erscheint? Eine Armee deren Panzer zwar schwangerschaftstauglich sind aber nicht fahren, deren Schiffe wegen Reparaturstau im Hafen vor sich hin oxidieren, deren Flugzeuge und Hubschrauber wegen gravierender Mängel am Boden bleiben müssen? Einen Verteidigungsminister der Warschauer Vertragsstaaten, der die Armee seines Landes so weit hätte verkommen lassen, hätte man (und das mit Recht) standrechtlich erschossen!

    Statt dessen schwafelt man vom Bau eines Flugzeugträgers! Ja sind die jetzt völlig bekloppt geworden? Der Realitätsverlust gepaart mit Größenwahn scheint keinerlei Grenzen mehr zu kennen. Selbst wenn man das Geld für dieses unsinnige Prestigeprojekt aufbringt, benötigt so ein Monster noch ein ganzes Geschwader an funktionierenden Begleitschiffen. Auch die Wartung dürfte weitere Gelder verschlingen und die Ersatzteile bekommt man nicht bei den Ludolfs.

    Eine absolute Luftnummer dieser wahnsinnige Plan. Bestenfalls taugt das Ding nach ein paar Jahren noch als überdimensionale Badeinsel in der Ostsee, falls es überhaupt da rein passt.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Das Problem ist, für Kriege (und Kriegsspiele) in anderen Ländern hat man immer Geld, für die Armee im eigenen Land aber keines, wofür auch, man kann nur im Ausland für gute Bilder und Pressemitteilungen sorgen. Das Problem wird sein, wenn der Krieg dann einmal ins eigene Land kommen wird, dann hat man mehr als ein Problem weil man darauf nicht mehr vorbereitet ist, weil ein Grossteil der Truppe entweder aufgelöst ist oder auf veralteter Technik sitzt, wenn überhaupt noch was vorhanden ist.

    Auch wenn man dieses Wissen in Zukunft geheim halten will, nützt es nicht, es weiss es ja jeder weil viele selber erfahren was Tatsache ist, man hört es ja schnell mal in jedem Lokal oder man redet mit ein paar Leuten die noch aktiv dabei sind.

    Onkel Putin und andere wissen genau wie es um die Europäischen Armeen und Ihre Ausrüstung steht, da kann man noch so viel geheim halten. Tatsache ist, es müsste eine Menge getan werden und das sehr schnell um dieses Problem zu lösen, aber leider schlafen da die verantwortlichen noch obwohl der kalte Krieg und andere Bedrohungen immer mehr in Fahrt kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Soldat ()

  • Hallo,


    zur Landesverteidigung: ich könnte mir auch eine Art Nationalgarde vorstellen, die den traditionellen Heimatzschutz ("Panzersperre am Ortseingang")übernimmt und daneben trotzdem ein hochmodernes Militär, das einerseits mögliche Angreifer abschreckt (dazu braucht man die Fähigkeit, den Angreifer auf seinem Territorium empfindlich zu treffen) und andererseits weltweit agieren kann, sei es im Rahmen von UN-Missionen oder um eigene Bürger aus einem Krisenland evakuieren zu können.


    Was den Merkel-Flugzeugträger betrifft: man kann zu ihr stehen wie man will, aber Kanzlerin Merkel ist nicht dumm und sagt nie etwas unbedachtes oder ohne politisches Kalkül. Ein neuer (deutsch-französischer) Flugzeugträger unter NATO-Flagge würde mit Sicherheit nicht dazu dienen, Großmachtfantasien zu befriedigen, sondern wäre ein geschickter Schachzug, mit einem Schlag das "2%-Problem" der von den USA geforderten Militärauisgaben zu lösen. Das Geld bliebe in Europa und es würde europäische Werften stützen, die künftig weniger Aufträge z.B. von arabischen Schurkenstaaten annehmen "müssten".

    Dem "militärisch-industriellen Komplex" der USA passt so was natürlich gar nicht, die würden ja auch lieber den NATO-Ländern ihren F35-Jet verkaufen, stattdessen wollen die störrischen Europäer was eigenes entwickeln. Das ist wie mit der Ostseepipeline: einerseits geht Europa Trump völlig am Ar... vorbei, andererseits torpediert er die Gaspipeline mit allen Mitteln, weil die US-Ölindustrie lieber ihr LNG-Zeugs verkaufen möchte.


    Ausserdem testet Merkel mit dem Flugzeugträger-Vorschlag, wie weit die Franzosen denn tatsächlich mit der europäischen Gemeinsamkeit gehen würden, Frankreichs Regierung schlägt derzeit ja jede Menge "Gemeinsamkeitsprojekte" vor und setzt Deutschland damit unter Zugzwang. Der Regierung Merkel wirft man dabei gerne vor, sie reagiere nicht oder nur zurückhaltend auf Macrons Europa-Ideen. Nun ist der Ball geschickt in Paris platziert worden und aus der französischen Generalität hörte man prompt ein "Mais non!", Flugzeugträger ja, aber bitte nur unter rein französischem Kommando, das sei schließlich eine Frage der Souveränität... Soviel dazu...


    Grüsse

    Tom

  • Ein Flugzeugträger ist eine Kreuzung aus Flughafen und Gorch Fock. Beides kriegen die Politik Darsteller nicht gebacken.

    Es ist nunmal so das die Bundeswehr die europäischen Grenzen nicht schützen kann und die Landesgrenzen nicht schützen will.

    Beides ebenfalls wieder Ursachen aus der Politik.

    Meiner Meinung nach könnte man die Bundeswehr auch schließen, würde eine Menge Geld sparen und andere Länder würden dann weniger über uns lachen.

    Ich kenne eine Menge Soldaten bis hin zu aktiven Generälen. Alle sagen das gleiche, wenn die Presse nicht dabei ist, weil sie selbst um ihre Pensionen fürchten...

    Traurig


    Gruß Heiko