Digitales Vergessen

  • Ich habe das heute morgen beim stöbern etwas gefunden und wollte es euch nicht vorbehalten. Ich weiß das viele sich mit digitaler Speicherung beschäftigen. Sei es nur um die persönlichen Daten oder um ganze Bücher, bis hin zu ganzen klein Bibliotheken. Alles schön säuberlich auf Sticks gesammelt. Papier bleibt da meisten außen vor, und wenn doch, dann nur im bescheidenen Rahmen.

    Klar der Platzverbrauch ist ein gutes Argument, aber ist es auch richtig? Der Artikel hat mir mal wieder gezeigt wie Anfällig unser digitales Zeitalter sein kann.

    Da ich so wie so nicht solch ein Anhänger der modernen Kommunikation bin, sammle ich auch weiterhin meine Bücher, egal ob sie nun Platz brauchen oder nicht.

    Aber entscheidet selber ob der Artikel übertreibt oder nicht. Ich für mich habe das schon vor langer Zeit entschieden, egal ob mit Szenario oder nicht.

  • Interessanter Artikel. Wichtig ist, dass man seine Datenbestände nicht nur weglegt ("archiviert"), sondern auch auf aktuelle Datenträger-/Speichertechniken mitnimmt ("migriert"). Sonst erlebt man tatsächlich nach 2-3 Jahrzehnten eine böse Überraschung. Weil dann entweder die Abspielgeräte für die Archivdatenträger nicht mehr funktionieren (Beispiel Kassettenrekorder, Videorekorder), funktionierende Abspielgeräte und einwandfreie Medien nicht mehr gelesen werden können (Disketten mit heutigen Betriebssystemen auszulesen, geht kaum noch) oder die Speichermedien unlesbar geworden sind (meine selbstgebrannten CDs von vor 15 Jahren z.B.).


    Optische Speichermedien werden in den nächsten Jahren aussterben, zumindest wurde die Produktion von CD/DVD/DB-Laufwerken schon weitgehend runtergefahren (Produktionsende CD/DVD-Laufwerke Samsung, Toshiba 2016, BD-Laufwerke: Samsung 2019), der größte Hersteller optischer Rohlinge, Tajo Yuden hat schon 2015 aufgehört.


    Magnetische Festplatten wurden mal von über 200 Unternehmen produziert, schon 2012 gab es nur noch 3. Heute gibt es noch Western Digital und Seagate. SSDs sind viel einfacher zu produzieren als die hochpräzisen elektromechanischen Magnetfestplattenlaufwerke, da die Komplexität im Speicherchip steckt, der Rest einer SSD ist Plastik und handelsübliche Elektronik.


    Speichermedien, die auf Halbleiterspeichern mit FLASH-Zellen basieren, können prinzipbedingt ihre Daten nur für einen begrenzten Zeitraum lesbar erhalten, egal wie sorgfältig man sie einlagert. Das liegt daran, dass die Speicherzellen im Grunde mikroskopisch kleine Batterien sind, die einige wenige Elektronen enthalten, das davon erzeugte Spannungsniveau repräsentiert die Datenbits. Nun fließt diese Ladung leider mit der Zeit ab bzw. gleicht sich aus. D.h. das Spannungsniveau der Speicherzellen verändert sich mit der Zeit und damit auch die gespeicherte Information. FLASH-Speicher der ersten Technologie-Generationen hatten noch vergleichsweise riesige Speicherzellen (deshalb gab es auch keine großen Speicherkapazitäten bzw. waren die sehr teuer) und die Information wurde durch "Zelle geladen" oder "Zelle nicht geladen" repräseniert, d.h. auch eine Zelle mit bereits abgesunkenem Spannungswert konnte noch als "geladen" korrekt interpretiert werden. Heute hat man extrem kleine Speicherzellen, die zudem abgestuft über den Spannungspegel verschiedene Informationswerte darstellen. TLC-Speicher können drei Spannungslevels unterscheiden, d.h. man bringt drei Informationen unter, wo es früher nur zwei waren. QLC-Zellen haben bereits vier Spannungspegel, die unterschiedliche Informationen repräsentieren.


    Das führt dazu, dass die Hersteller von SSDs beispielsweise immer kürzere Zeiten für den Datenerhalt garantieren. Bei TLC/QLC-SSDs für den Consumer-Bereich liegt die Datengarantie mittlerweile bei gerade mal noch drei Jahren.


    Archivieren und "in der Schublade vergessen" darf man deshalb nicht. Man sollte seine Daten an mehreren Orten auf unterschiedlichen Systemen speichern: Auf Festplatte in einer Diskstation, auf einer USB-Festplatte (als Backup der Diskstation z.B.), auf USB-Sticks mit Passwortschutz und evtl. in einem Cloudspeicher. Den bekommt man heute vielfach gratis mit Telefon- oder DSL-Verträgen (z.B. bei der dt. Telekom hat man mit einem DSL-Festnetz-Vertrag auch 25GB Cloudspeicher inklusive). Die Daten legt man dort verschlüsselt ab. Von Zeit zu Zeit sichert man seine gesamten Daten dann auf neuen Speichermedien (z.B. wenn die Platte in der Diskstation zu klein oder in die Jahre gekommen ist). Im Idealfall leistet man sich zwei 1-Laufwerk-Diskstationen und kann die Daten doppelt abspeichern, was bei einem Geräteausfall von Vorteil ist und bei einem Platten-Upgrade tut man sich leichter: Station 1 bekommt eine neue Platte und wird dann mit den Daten von Station 2 bespielt.


    Grüsse

    Tom


    P.S. Wer schon mal nach einem Todesfall in der Familie den Nachlass ordnen musste, wird heutzutage immer mehr vor der Herausforderung stehen, an passwortgeschützte oder verschlüsselte Daten des Verstorbenen herankommen zu müssen. Ich hatte letztes Jahr den Fall: wir mussten an die Steuererklärung, Versicherungs- und Einkommensnachweise eines Verstorbenen rankommen, damit seine Witwe die diversen Versorgungsansprüche geltend machen konnte. D.h. eigentlich gehört eine Liste mit den Zugangsdaten zu den persönlichen digitalen Archiven irgendwo hinterlegt, wo ihn Unbefugte nicht finden, aber Hinterbliebene im Todesfall dann doch: Bankschließfach, Notar (evtl. mit Testament verbunden).

  • Mit dem Testament würde ich das nicht verbinden. Dann bekommt man die Daten auch erst zur Testamentseröffnung und das kann Wochen dauern.

    Ich habe dafür ein einfaches Kuvert im Tresor. Da steht alles nötige drin.

  • ...Ich habe dafür ein einfaches Kuvert im Tresor. Da steht alles nötige drin.

    so halten wir das auch, für jede (erwachsene) Person ein eigenes geschlossenes/zugeklebtes Kuvert - zu Lebzeiten möchte man ja auch digital etwas Privatsphäre haben, so kenne ich die Zugangsdaten meiner Frau nicht und umgekehrt.


    Gruß,

    Paddy

  • Hallo,


    ich möchte mich nach länger Abstinenz auch mal wieder zurück melden.


    2 Gedanken meiner Seite:


    1. Der Vorteil von digitalen Daten ist m.e., dass ich sie an mehreren Orten gleichzeitig aufbewahren kann und auch zugänglich habe. Ein Buch z.B. besitze ich 1x. Wenn es beschädigt (Feuer/Wasserschaden) oder gestohlen wird, ist der Inhalt weg. Ein klarer Pluspunkt für digitale Speichermedien (auch wenn diese, wie bereits beschrieben, Wartungsintensiver sind und etwas mehr tech. Interesse erfordern).


    2. Ich nutze für meine Zugänge einen Passwortmanager (in der Cloud). Hier habe ich eine Frist und Ansprechpartner hinterlegt. Sollte mir etwas zustoßen, können die Ansprechpartner Zugang zu meinen sämtlichen Accounts, Bankdaten, Notizen etc. erhalten, nachdem die Frist abgelaufen ist.


    Das von meiner Seite


    VG wit4r7


    PS: Als kleiner Nachtrag zum Beitrag von tomduly


    Ich würde statt 2x1Disk Stations lieber NAS Systeme mit mind. 2 Laufwerken nutzen und dann mit RAID. Sollte eine Festplatte mal auf Grundlage eines Defekts kaputt gehen oder Teile nicht mehr lesbar sein, sind die Daten auf der 2ten, oder 3ten Festplatte nochmal Vorhanden.


    Bei 2x1 Disk, erfolgt der Abgleich ja nach Routine und Zeitverzögert und nicht sofort. Für "Archiv" wäre die Lösung ok, aber nicht im alltäglichem Einsatz.
    Dann aber noch externe Backups der Geräte haben (zweites Gerät bei Freunden oder Familie oder Cloud). Im Idealfall nutzt man Geräte mit ECC-RAM, da diese mögliche Fehler in den Daten selbständig korrigieren können. Hier wird es aber teuer, da die meisten Billiggeräte (<1.000€) diese Funktion nicht unterstützen.

    Wer bei der Planung versagt, plant sein Versagen.

    Einmal editiert, zuletzt von wit4r7 ()

  • Raid ist kein Backup (der Reflex artige Zeigefinger)


    Es stellt jedoch eine höhere Verfügbarkeit der Daten sicher.

    Ein raid stellt nur sehr bedingt eine Sicherheit der gegen Daten Fehler, versehentliches löschen oder Einwirkung von Virus oder malware bereit.


    Für maximale Sicherheit bei einer 2 bay Disk Station empfehle ich zwei normale Volumes. Volume 1 wird dann auf Volume 2 manuell oder per Zeitplan gesichert. Mit hyper backup kann dabei gewählt werden zwischen nativer Datei Struktur oder auch versioniertes automatisches Backup.


    Ein 3 Platten raid (5) bringt für dieses Szenario nicht mehr Schutz als ein 2 Platten raid (1).

    I’m gegenteil, je mehr Festplatten eingesetzt werden steigt das riskio eines Ausfalls.


    Dennoch haben im beruflichen oder Privaten Einsatz raid Systeme ihre Berechtigung, jedoch nicht als unfehlbares Backup Medium, sondern in der kontinuierlichen auffallsicheren Bereitstellung (woanders gesicherter) Daten.


    Raid werden auch bei Anwendungen die eine hohe lese und schreib geschwindikeit erfordern, erfolgreich Eingesetzt.

  • Hallo,


    da muss ich nochmal einhaken.


    Zitat

    Raid ist kein Backup (der Reflex artige Zeigefinger)

    Habe ich so auch nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass ein ich ein RAID + externes Backup (und damit meine ich nicht nur auf einem separaten Gerät, sondern außerhalb meiner 4 Wände) bevorzuge bzw. einsetze.


    Zitat

    Ein raid stellt nur sehr bedingt eine Sicherheit der gegen Daten Fehler, versehentliches löschen oder Einwirkung von Virus oder malware bereit.

    Da stimme ich dir zu. Allerdings hast du für sowas Papierkörbe, ggf. EEC und nen Antivirus System/FW + den gesunden Menschenverstand. :)


    Zitat

    Für maximale Sicherheit bei einer 2 bay Disk Station empfehle ich zwei normale Volumes. Volume 1 wird dann auf Volume 2 manuell oder per Zeitplan gesichert.

    In dieser, von dir beschrieben Variante, sehe ich keine Vorteile! Bei einem Geräte Defekt (durch Überspannung oder Ähnliches) sind im Zweifel beide Platten defekt. Dann lieber 2 separate Geräte oder 1 Gerät und ne normale externe Festplatte, welche bei Bedarf angesteckt wird. Auch Viren, Löschungen oder Dateifehler würden mitkopiert werden, wenn es nicht sofort auffällt.


    Zitat

    Ein 3 Platten raid (5) bringt für dieses Szenario nicht mehr Schutz als ein 2 Platten raid (1).

    Im Fall von 3 Festplatten, stimmt. Deshalb gibt es ja auch z.B. RAID 10 und co. wo mehrere Festplatten kaputt gehen können (theoretisch). Ich würde auch nicht auf 3 sondern mind. auf 4 setzen, wenn 2 nicht reichen (Platz, Geschwindigkeit, etc.)


    Zitat

    I’m gegenteil, je mehr Festplatten eingesetzt werden steigt das riskio eines Ausfalls.

    Woran machst du das denn fest?

    Klar, wenn ich 4 Festplatten habe, "können" 4 Stück kaputt gehen - habe ich nur 1 Festplatte, kann auch nur eine kaputt gehen. Das absolute Risiko ist höher, ja - aber das Risiko von Datenverlust durch techn. Defekte sinken stark, da ich wie oben geschrieben, mehrere Festplatten (je nach RAID) kaputt gehen können.


    Die Frage ist hier, reden wir über ein materiellen Ausfall (Hardware) oder über einen immateriellen Ausfall (Daten)?


    Am stärksten hängen die Ausfälle von den gewählten Festplatten und deren Qualität/Bestimmung ab. Nutze ich die super billigen HDDs, weil sie im Angebot waren oder nutze ich spezielle Server Festplatten, die genau für diesen Zweck ausgelegt sind.


    Kurz zu meinem Setup:

    Ich nutze einen DIY Server mit 4x4TB Platten (SAS, Seagate Exos Server Festplatten für 24/7 Betrieb). Ich nutze ZFS und habe mir dort quasi ein RAID 10 gebaut (2 Festplatten werden gespiegelt, und das Gespiegelte wird nochmal gespiegelt). ZFS hat prüft bereits bei der Übertragung mit Prüfsummen, dass die Daten korrekt übertragen werden. Der gute hat ECC Ram, welche ggf. Bitfehler korrigieren kann. Absicherung mit einer USV gegen Stromausfall, dass er wenigstens sauber runterfährt.

    Backupkonzept: Es werden regelmäßig Snapshots innerhalb des Servers gemacht, um gegen Viren, Verschlüsselungsviren etc. gewappnet zu sein. Dann erfolgt ein Backup 1x wöchentlich zu einer Cloud. Und in unregelmäßigen Abständen ziehe ich manuelle Backups auf externe Festplatten, welche bei Familie deponiert wird.


    Auf der Wunschliste stehen noch eine automatische CO2 Löschanlage sowie ein kleiner Server, welcher bei Familie deponiert wird, so das täglich Backups gemacht werden können um vom Cloudanbieter loszukommen.


    VG wit4r7


    PS: Diskstation & Hyberbackup sind Synology. Es gibt auch Vergleichbares bei QNAP; Zyxel, WD... :winking_face:

    Wer bei der Planung versagt, plant sein Versagen.

  • Das ist und wird eine endlose Geschichte, die mit Halbwissen gefüllt nur andere User verunsichert.

    Ob Btrfs, zfs oder ext4, ich denke in Bezug auf digitales vergessen ist das eher unwichtig.

    ECC ist gut und kann Speicherfehler, insbesondere mit modernen Dateisystemen, durchaus verhindern, aber mal ehrlich, wer hat das in den letzten 20 Jahren im Home Bereich mal erlebt?


    Eine gute Aufstellung über HDD Ausfälle und Qualität findet man quartalsweise im Blog von Backblaze, die 10,000 Ende Platten im Einsatz haben.


    Zum einlesen in die Problematik empfehle ich

    https://www.pugetsystems.com/l…ually-a-Terrible-Idea-29/


    Das gilt zumindest im Backup Bereich.

    Wer sein System testen will, zieht mal eine Platte raus und macht ein einfach einen rebuild des Systems. 8..10 TB Platte ist da schon sehr sportlich.

  • Hallo,


    Datensicherung sollte für die meisten Anwender simpel sein, sonst machen sie es nicht. Moderne Betriebssysteme machen es dem Anwender relativ leicht, seine Daten zu sichern. Im einfachsten Fall nutzt man z.B. unter Windows 7 & 10 die "Sicherung" auf eine zusätzliche Festplatte. Win 10 sichert mit den Standardeinstellungen stündlich die Anwenderdaten auf das ausgewählte Laufwerk. Wenn man dafür abwechselnd zwei externe USB-Festplatten nutzt, die man z.B. quartalsweise tauscht und die nicht angeschlossene an einem (feuer-)sicheren Ort lagert, ist das schon ein Anfang.


    Geht es darum, nach einem Ausfall der Festplatte des Rechners möglichst schnell wieder handlungsfähig zu sein, sollte man die Rechner-Festplatte mit einem Klonprogramm auf eine dafür angeschaffte externe Festplatte klonen und diese dann wegschließen. Geht die Platte im Rechner dann mal kaputt, braucht man nur die geklonte Platte anstelle der defekten einzubauen und kann mehr oder weniger nahtlos weitermachen, zumindest hat man dann seinen Rechner wenigstens in dem Stand, wie er zum Zeitpunkt des Platten-Klonens war. Ich hab mir angewöhnt, die (Betriebssystem-)Festplatten aller Rechner im Haushalt einmal im Jahr zu klonen und diese Systembackups dann an einem anderen Ort als zuhause zu lagern.


    Grüsse

    Tom

  • Ich denke, dass es erstmal die Hauptsache ist nicht nur eine Kopie (nämlich das Original) zu haben. Meine Lösung sieht so aus:

    • Original (PC, Notebook etc)
    • NAS für allgemeine Datenhaltung mit RAID (4TB gespiegelt)
    • USB 3.0 https://www.amazon.de/dp/B01D9…8FRC?tag=httpswwwaustr-21 am NAS mit 1x4TB für die inkrementelle Datensicherung
    • 1x6TB auf die ich die Datensicherung mit der Clone-Station per Knopfdruck klonen kann. Festplatte rein stecken, Knopf drücken, abwarten, Festplatte entfernen. Diese Version ist komplett offline und ich habe sie verpackt in einem Case aus Silikon immer dabei.

    Macht also insgesamt 4 Backups.


    Das ist recht komfortabel aber nun mal auch recht teuer. Hier werden übrigens auch viele Daten der Mobiltelefone im Haushalt automatisch gesichert. Die Einrichtung erfordert aber etwas Kenntnis in der Materie. Ist also nicht unbedingt die Lösung für Jedermann/frau.


    Diese Clone-Stations sind halt sehr einfach und bieten sich eigentlich für jeden an, der nicht permanent an der Software im PC herum schraubt. Man steckt die Systemplatte in den einen Schacht und klont dann auf eine zweite Platte. Mit SSDs z.B. eine Sache von wenigen Minuten. Um das System wieder zum Laufen zu bekommen muss dann nur die Platte ausgetauscht werden. Ich mache das ein Mal pro Jahr.

    I feel a disturbance in the force...

  • Hier mal ein Einwurf:


    Braucht man diese Unmengen an Daten denn wirklich ? Muss man das alles aufheben? Wen interessiert es außer mir noch?


    Ich bin unfreiwillig Erbe von unzähligen Festplatten mit Arbeitsunterlagen von Projekten,

    privaten und geschäftlichen Dokumenten und Fotos geworden.

    Tatsächlich haben die allermeisten dieser Daten nur emotionalen Wert für den Ersteller gehabt.


    Das quer sichten ist anstrengend und bisher kam nichts Wichtiges bei heraus.


    Für mich ist klar eine Trennung in:


    1.) wichtige Dokumente (Urkunden, etc.)


    2) einige ausgewählte relevante Fotos (Familienmitglieder, wichtige Ereignisse wie Hochzeit, Taufe, etc)


    3) Rest, was nur für einen selbst wichtig ist, wie digitalisierte Bücher, Arbeitsunterlagen, Gigabyte Musik, Fotos der Urlaube, etc.


    1.) und 2.) müssen mehrfach, auch in Papierkopien bzw Abzügen aufbewahrt werden.


    Der Rest ist für die Hinterbliebenen nur Balast.

    Und vielleicht würde es einem selbst auch gut tun, sich von einigen zu trennen.


    Auch bei geschäftliche Unterlagen ist zu prüfen:

    Was ist es wert, aufbewahrt zu werden? (Von der den gesetzlichen Pflichten zur Archivierung von geschäftlichen Dokumenten abgesehen).

    Muss tatsächlich jede E-Mail für immer aufgehoben werden, oder kann man die in regelmäßigen Turnus löschen?

    nicht jammern, machen

    Einmal editiert, zuletzt von LagerregaL ()

  • Hallo,


    es geht ja in diesem Thread nicht nur um das digitale Erbe für die Hinterbliebenen. Sondern auhc darum, dass schon im eigenen leben Daten/Information schlichtweg erloren gehen können, die man 20-30 Jahre später evtl. wieder benötigt.


    Ich bin jetzt 49. Mir flatterte vor ca. 1 Jahr ein Brief der Rentenversicherung ins Haus mit einer ellenlangen Auflistung meiner Beitragszeiten (alle eingegangenen Beitragszahlungen seit der ersten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung als 16jähriger) und mit der Bitte, diese Liste auf evtl. Fehler zu überprüfen. Nun ja, es fehlten tatsächlich 11 Beitragsmonate trotz lückenloser Beschäftigungszeit. D.h. ich durfte nun meine 25-30 Jahre alten Gehaltszettel aus den frühen 1990er Jahren raussuchen, aus denen hervorging, dass in diesen 11 Monaten Rentenbeiträge gezahlt worden sind, kopieren und einreichen.


    Jetzt stell dir vor, Du hast nur noch elektronische Gehaltsnachweise (PDF-Dokumente z.B.). Hand aufs Herz: wer archiviert seine Dateien wenigstens so sorgfältig, dass er in 25-30 Jahren noch an diese Dateien herankommt? Auf einen Cloud-Anbieter als Datenarchiv würde ich mich nicht verlassen, der ist in 20 Jahren 5x Pleite gegangen und die Daten sind weg. Vgl. das MySpace-Desaster letztens (MySpace war ein früher Cloud-Anbieter und wurde besonders von vielen Künstlern/Musikern genutzt, die da ihre ersten "Tapes" eigener Stücke hochluden und teilten. Viele hatten das als ihr Online-Archiv betrachtet. Nachdem MySpace durch andere Webdienste verdrängt wurde, dümpelte es vor sich hin und wurde nur noch von einer kleinen Truppe betrieben und am laufen gehalten. Die User hatten aber weiterhin Zugang zu ihren Online-Archiven. Dann sollte der Datenbestand auf neue Festplatten übetragen werden und dabei ging was schrecklich schief und nun sind die Daten verloren.)


    Auf eine verstaubte 30 Jahre alte DVD oder nen USB-Stick würde ich mich auch nicht verlassen. Die Entwicklung in der IT hat bisher innerhalb von 10-15 Jahren noch fast jeden Datenträger obsolet gemacht. Klar sind heute Disketten aus den 1980ern noch lesbar - aber hat jemand noch ein funktionierendes Diskettenlaufwerk oder einen Rechner, der FD-Laufwerke unterstützt oder ein Betriebssystem, das das kann? 99% haben das nicht.

    Genau dasselbe wird auch mit den heutigen Datenträgern in 20-30 Jahren passieren. Da werden Rechner keine physikalischen Steckverbinder mehr haben, wo ich noch einen USB-Stick einstöpseln kann. Von optischen Laufwerken wie DVD oder BD ganz zu schweigen. Auch mit einer SSD mit SATA-Interface aus dem Jahr 2019 wird man im Jahr 2049 herzlich wenig anfangen können, weil Endgeräte und PC-Komponenten dann vermutlich komplett kabellos sein werden und auf anderen Speichertechnologien aufbauen.


    Das bedeutet im Endeffekt, dass man wichtige Daten spätestens alle paar Jahre "umziehen" muss, auf den aktuellen Datenträgerstandard. Und selbst wenn mal PDF als Dokumentenformat verschwindet, so wird es eine Übergangszeit geben, in der PDF in was neues konvertiert werden können. Das darf man dann halt nicht verpennen und muss seine Bestände dann konvertieren.


    Natürlich macht es Sinn, wesentliches von unwichtigem zu trennen, bevor man es archiviert. Aber wer von uns würde seine elektronischen Gehaltszettel für so wichtig halten, dass er sie 30 Jahre oder länger aufbewahrt? Oder alte Zeugnisse und Qualifikationsnachweise? Noch ein Beispiel: ich hab 1997 mein E-Technik Studium abgeschlossen und mich 2013 dann für ein Zweitstudium entschieden, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Bei der Einschreibung konnte ich verschiedene Leistungen aus meinem damals 16 Jahre zurückliegenden Erststudum anrechnen lassen, musste dazu aber meinen Notenspiegel aus 1997 und teilweise auch Inhalte der damals gehörten Vorlesungen nachweisen können. Zum Glück hatte ich die Unterlagen noch...


    Will sagen, wie entscheidet man, welche Unterlagen sind belanglos und welche wichtig? Die Betrachtung kann in 20 Jahren ganz anders ausfallen als jetzt im Moment. Und wenn ich heute 4TB für 99 Euro bekomme, dann kann ich mir den ganzen zeitraubenden Auswahlaufwand bei elektronischen Dokumenten sparen.


    Grüsse

    Tom

  • « wer von uns würde seine elektronischen Gehaltszettel für so wichtig halten, dass er sie 30 Jahre oder länger aufbewahrt? Oder alte Zeugnisse und Qualifikationsnachweise? «

    ... :thinking_face: ich?


    Ich drucke die aus und hefte sie ab. Das gleiche mit Zeugnissen und Notenspiegel. Kopien zuhause, Originale in einem Bankenschliessfach.

    Macht das nicht jeder so?


    Wegen der Rentenversicherung kann ich nur empfehlen proaktiv alle Dekade um einen Auszug zu bitten und die Daten abzugleichen.


    Aber ich verstehe schon, worauf du hinaus willst.

    Wir waren auch sehr froh, dass ein Familienangehöriger sein Leben sauber in Hardcopy archiviert hatte, weil das Finanzamt Unterlagen aus den 1960gern haben wollte, um die damaligen Besitzverhältnisse zu beweisen. Wären die Unterlagen nur auf Lochkarte dokumentiert gewesen...


    An manche Dokumente denkt man auch nicht. Zb, bei Ehescheidung kann es sehr hilfreich sein, wenn man noch per Kaufvertrag beweisen kann, wer was angeschafft hat. Unterlagen größerer Anschaffungen sollte man auch archivieren.


    Mir ging es in meinem Beitrag darum, dass viele Menschen sich unheimlich Gedanken um die Sicherung ihrer Urlaubsfotos und Musikarchive Gedanken machen und da viel Zeit und Geld rein stecken.

    Diese sind jedoch hauptsächlich von emotionalem Wert.


    Die wirklich wichtigen Unterlagen müssen zuerst und immer mehrfach gesichert (in verschiedenen Formaten) werden. Außerdem regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden. Sonst kann es später zu starken Kopfschmerzen kommen. Da bin ich zu 100% bei dir.




    nicht jammern, machen

  • Meine Gehaltsnachweise drucke ich aus, wenn ich sie nicht per Post bekomme. Sogar mein Vater (Nicht-Prepper) sagt ... OK ... auch wenns von ihm eher spassig/ übertrieben gemeint ist: "Die musste aufbewahren falls mal Krieg ist." Für ihn ist es selbstverständlich alles (im Regal) in Ordnern aufzubewahren.

    Ich halte auch meine Bewerbungsunterlagen (ebenfalls auf Papier) immer auf dem neuesten Stand.


    In meiner "Evakuierungsreisetasche" befinden sich davon auf DIN-A6 zusammengefaltet

    - Kopie vom letzten Arbeitszeugnis

    - Lebenslauf

    - Tätigkeitsprofil


    Damit könnte ich mich von jetzt auf gleich überall persönlich vorstellen.



    Noch meine persönliche Meinung zum "emotionalen" Erbe:


    Ich habe auch z.B. sämtliche Fotos meiner Touren auf mehreren Datenträgern gespeichert. Einen wirklichen Wert haben für mich jedoch nur meine (im Verhältnis dazu) wenigen mühevoll geschriebenen Tourenberichte, ebenfalls (inkl. Fotos) ausgedruckt in einem Ordner. Nur dort hat m.M.n. ein Familienangehöriger in ferner Zukunft die Möglichkeit etwas von seinem "Ur-Ur-Ur-WasWeißIch" zu erfahren.


    Allgemein gesagt: Wenige ausgewählte Fotos mit einer kurzen Beschreibung zu dem Erlebnis haben für mich weitaus mehr Wert als zig tausende unbeschriftete Fotos (die sich höchstwahrscheinlich keiner mehr anschauen wird, sofern sie denn tatsächlich die Zeit überdauern).



    Gruß Einzelkämper