Wohin mit dem Müll?

  • Gehen wir vom Fall X aus. Ich sitze also so in meinem Haus / meinem SO und lebe seit etlichen Tagen ein einigermaßen normales und sorgenfreies Leben. Ich verbrauche also Dosen- und Tüteninhalte beim Essen, die improvisierte Eimer-Toilette kümmert sich in zweiter Instanz um diese „Inhalte“. Jetzt bin ich natürlich nicht alleine sondern wir sind zu viert. Da kommt also sehr schnell einiges zusammen (an beiden Inhalten). In Tüten packen und in die Mülltonne wird wohl nur die ersten Tage funktionieren – ich unterstelle jetzt einfach mal, dass die Müllabfuhr bei entsprechenden Szenarien nicht mehr oder nicht mehr lange fahren wird.


    Dann könnte ich natürlich die griechische Methode wählen (ohne Wertung!) und meine Müllsäcke einfach vor die Türe oder besser vor Nachbars Türe stellen. Damit erreiche ich aber nicht nur, dass ich meinen Müll los bin, sondern noch wesentlich mehr Dinge:


    - Mein Nachbar wird nicht begeistert sein.

    - Die Tierwelt wird begeistert sein.

    - Alle anderen Mitbürger werden begeistert sein – denn jetzt wissen sie, wo es was zu Essen gibt.


    Deshalb die Frage: Wie sieht Euer Plan dafür aus? Ein großes Lagerfeuer im Garten? Verheizen im eigenen Ofen? Eine leere (Öl-)Tonne, in der ihr das verfeuert? Weiter wegbringen? In einem entsprechenden Lager bunkern? UAWG :)

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Der Verpackungsmüll ist aus meiner Sicht eher das kleinere Problem. Das kann bei Leuten, die Vorräte für mehr als ein halbes Jahr gebunkert haben, anders aussehen, aber ich plane ohnehin nur für rund zwei Monate. Was da an Plastikverpackung und Dosen zusammenkommt, passt in einige wenige Müllsäcke rein und kann am Haus gelagert werden.


    Diese zwei Monate würde ich erst mal auch bei den Fäkalien ansetzen. Wenn sich nach dieser Zeit die Lage nicht gebessert hat, sind meine Vorräte an Müllbeuteln und Katzenstreu ohnehin zu Ende und es müsste eine Latrine im Garten gegraben werden. Die Zwischenlagerung von Fäkalien ist natürlich heikeler. Wahrscheinlich würde ich da schon nach zwei Wochen ohne Aussicht auf bald wieder funktionierende Müllabfuhr die Beutel vergraben. In dem Fall wäre mir das Plastik im Erdboden auch eher egal.

  • . Die Zwischenlagerung von Fäkalien ist natürlich heikeler. Wahrscheinlich würde ich da schon nach zwei Wochen ohne Aussicht auf bald wieder funktionierende Müllabfuhr die Beutel vergraben. In dem Fall wäre mir das Plastik im Erdboden auch eher egal.

    warum würdest du, wenn du die Möglichkeit hast Fäkalien zu vergraben diese im Plastikbeutel vergraben?

    Ich mein letztlich ist es doch kein großes Problem salopp gesagt in nen Eimer zu scheißen und diesen in ein Erdloch zu entleeren. Brantkalk drüber streuen, oder mit etwas Erde bedecken und fertig. Kein Plastik im Erdreich.


    Wenn man die Möglichkeit hat zu vergraben oder sogar eine latrine anzulegen muss es doch echt nicht sein mit Plastikbeuteln.


    Anders sieht es aus wenn man zb im Wohnbunker mir diversen anderen lebt. Da ist es dann schon schwieriger.

    Dafür weiss ich so auch keine Lösung als von vorn herein solche Wohnmöglichkeiten auszuschließen.

  • Ich mein letztlich ist es doch kein großes Problem salopp gesagt in nen Eimer zu scheißen und diesen in ein Erdloch zu entleeren.

    Ich möchte aus Hygienegründen nicht mit einem offenen Eimer mit Fäkalien hantieren. In den Eimer kommt ein Kunststoffbeutel, darein das Geschäft, darauf Katzenstreu. Eventuell kann der Beutel dann einen Tag lang benutzt werden. Dann wird er aus dem Eimer entfernt, was dann relativ hygienisch möglich ist.

  • Na musst du wissen aber ich finde wenn man die Möglichkeit hat eine Latrine zu errichten bzw die Fäkalien zu vergraben sollte man das ohne Plastik tun! :winking_face:

  • Bei uns ist das alles recht einfach zu bewerkstelligen. Die Fäkalien entsorgen sich über das normale WC per Schwerkraft in unsere eigene Kleinkläranlage und anschließend in den direkt daneben befindlichen Bach. Sollte die Kammer mit den festen Bestandteilen voll werden, muss diese per Handarbeit ausgeschöpft werden. Die Restkapazität beträgt aber immer mindestens ein Jahr für fünf Personen. Für das Spülwasser habe ich in diesem Frühjahr einen Brauchwasser-Hochbehälter errichtet, mit dem ich zumindest in der frostfreien Zeit per Gefälle die WCs betreiben kann.


    Blechdosen und Plastikmüll würde ich ca. zwei bis drei Tage trocknen und in große Müllsäcke verfrachten. Dann kommen sie in eine unserer Garagen und sind somit vor neugierigen Blicken und gierigen Tieren geschützt. Die Garagen sind weit genug vom Haus weg, da sollte auch keine Geruchsbelästigung entstehen.


    Papier, Pappe, Tetrapacks usw. werden entweder im Kachelofen oder in der Ghetto-Tonne thermisch verwertet. Das gleiche geschieht mit benutzten Hygieneartikeln, aber das nur im Fass.


    Für organische Abfälle haben wir zwei Komposter und einen großen Komposthaufen, da wird mir auch nicht bange.

  • Es wird sicher nicht zu einer Geruchsbelästigung durch Hausmüll kommen. Denn sollte es wirklich zu einer Krise kommen, werden Behältnisse immer ausgespült um auch den Rest der Nahrung daraus zu bekommen. Das wurde schon so in unserer Kindheit gemacht mit Marmelade, Kompott, Joghurt und Quark. Aber auch mit Dosensuppen, Gemüsegläsern und Fleischkonserven. Denn alle Nahrung ist in solch einer Situation wichtig.

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Zu den Fäkalien:

    Wir können doch nicht davon ausgehen, das wir die gleichen Mengen essen werden wie jetzt. Es wird doch drastisch weniger sein. Und je länger die Situation dauert umso weniger wird man essen können, denn sonst fällt man auf. Wer aber nur einmal am Tag und später nur noch jeden 2. Tag einmal isst, der produziert auch nicht so viel.

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • warum würdest du, wenn du die Möglichkeit hast Fäkalien zu vergraben diese im Plastikbeutel vergraben?

    ... Kein Plastik im Erdreich.

    Warum nicht kompostierbare Beutel verwenden? Wäre das beste aus beiden Welten.


    Bei uns würde ich den Restmüll in Säcken im Keller lagern müssen. Aber in einem Szenario, bei dem wochen- oder monatelang nichts mehr ginge, könnte ich mir vorstellen, dass die Gemeinde oder ein selbst organisierter „Krisenstab“ Ausweichmöglichkeiten festlegt. Inwieweit man dann nach einigen Wochen auffällt, weil man einer der wenigen ist, der noch Dosen und Verpackungsmüll anschleppt, wird man sehen. So viel wird das bei uns aber auch nicht sein.


    Andernfalls würde ein naher Flusslauf sicher als Abfallgrube dienen müssen - und das will ja keiner, da er auch als Brauchwasserquelle dient. Bei aller Organisation rechne ich aber auch damit, dass unsere Flüsse sich innerhalb kürzester Zeit in Kloaken verwandeln werden. Und an den Waldrändern siehts dann bestimmt nicht besser aus ... :unamused_face:

  • Denn sollte es wirklich zu einer Krise kommen, werden Behältnisse immer ausgespült um auch den Rest der Nahrung daraus zu bekommen. Das wurde schon so in unserer Kindheit gemacht mit Marmelade, Kompott, Joghurt und Quark. Aber auch mit Dosensuppen, Gemüsegläsern und Fleischkonserven.


    Nicht nur der Inhalt der Verpackungen wird restlos verbraucht, auch die meisten Verpackungen (Dosen, Gläse, Flaschen) wird man keinesfalls wegwerfen, sondern als Wertstoff einlagern oder auch gleich wieder verwenden.


    In der Mangelwirtschaft der DDR war das ganz normal. Meine Frau wäscht heute noch Plastikbeutel gründlich aus und hängt sie zum trocknen auf. So kann ein Frischhaltebeutel x-mal wiedeverwendet werden, das hat sie als Kind gelernt. Gläser oder Flaschen mit Schraubdeckel können sehr gut für selbst eingekochte/eingelegte Vorräte verwendet werden. Aus Blechdosen kann man nicht nur die schon erwähnten Hobos machen, man kann sie auch als Pflanztöpfe nehmen (auch für Urban Gardening, senkrecht an einer Schnur aufgehängt) - auch Tetrapacks sind dafür geeignet. Aus Altpapier kann man im Haushalt immer noch Klopapier machen (DDR-Trick: Zeitungspapier vor Verwendung erst klein zusammenknüllen und wieder glatt streichen, das bricht die Oberflächenstruktur und das Papier wird weicher bzw. "saugfähiger"). Kartons mit einer Innenlage aus Wellpappe isolieren Kälte relativ gut (jeder Obdachlose kennt und nutzt das als "Isomatte". In Verbindung mit Plastikfolie kann man so kaputte Fensterscheiben ersetzen oder auch Fenster abdunkeln oder zusätzlich isolieren. Hat man sehr viel Altpapier/Kartonagen zur Verfügung, kann man das Zeug in Wasser einweichen und den Brei in einer Kastenform zu Papierbriketts pressen, die getrocknet relativ gut und anhaltend brennen. Das Verbrennen von Papierbriketts ist heute meistens aus Umweltgründen nicht mehr gestattet, aber in Notzeiten frisst der Teufel Fliegen, Man kann aus eingeweichtem Altpapier auch selber wieder neues Papier herstellen (handgeschöpftes "Büttenpapier"...), allerdings wird man relativ dunkelgraues Papier bekommen, wegen der Farben und Druckerschwärze im Ausgangsmaterial.


    Damit wären Dosen, Gläser, Plastikbeutel und Papier schon mal aus dem Müllaufkommen in einem Krisenhaushalt raus. Bleiben eigentlich nur noch beschädigte Einweg-Verpackungen, abgerissene Dosendeckel oder stark verschmutzte bzw. potenziell mit gefährlichen Keimen belastete Verpackungen (von rohem Fleisch und Geflügelprodukten), aber die wird man im Langzeitvorrat eher wenig finden, Verpackungsmaterial aus Plastik ist heute fast nur noch aus PE oder PP. Das kann man problemlos verbrennen, bei richtiger Temperatur und Sauerstoffzufuhr verbrennt das quasi rückstandsfrei zu CO2 und Wasserdampf.


    Es gibt im Krisen-Haushalt allerdings auch Müll, der nicht einfach irgendwo hingekippt werden sollte, infektiöser Abfall: Verbandsmaterial, Hygieneartikel wie Monatsbinden etc. Die würde ich in einem dicht schließenden Metallbehälter sammeln, den auch Tiere nicht aufbekommen (Hiunde, Katzen, Ratten). Und je nach Müllmenge einmal im Monat oder in der Woche draussen in Freien in einem separaten "Müllofen" bei hoher Flammentemperatur verbrennen. Dazu würde ich aus einem großen Blecheimer eine Art Müllverbrennungs-Hobo bauen, der gut zieht (evtl. mit einem Kaminrohr) und diesen wegen Bakterien gefährlichen Müll zuverlässig verbrennt. Im Netz findet man Beispiele für simple Öfen zum Verbrennen von Gartenabfällen.

    Das Thema Fäkalien wurde ja schon ausführlich angesprochen. Ich würde immer wo es möglich ist, zu einem Plumpsklo mit Trennfunktion tendieren. Den Trenneinsatz moderner Komposttoiletten müsste man auch mit einem großen Trichter an passender Stelle improvisieren können. Den Urin fängt man so separat in Kanistern oder einem Plastik-Fass auf und kann ihn mit (Regen-)Wasser verdünnt als Dünger verwenden. Die eher festen Hinterlassenschaften sammeln sich in einer Grube und als Bindemittel nimmt man Sägespäne, Torf, trockene Erde oder Papierschnitzel. Katzenstreu oder Branntkalk würde ich vermeiden, damit die Feststoffe zu später verwendbarem Humus kompostieren können. Dauert die Notzeit länger an, dann baut man am besten zwei (oder drei) Plumpsklo-Gruben nebeneinander und setzt das Klohäuschen gelegentlich um, damit die Humusbildung in Ruhe geschehen kann. Den nach einem Jahr ungestörter "Reife" entstandenen Humus kann man problemlos verwenden.


    Das Sammeln der Fäkalien in Plastikbeuteln halte ich nur für eine kurzfristige Lösung, wenn man aufgrund der räumlichen Verhältnisse und ausgefallener Abwasserleitungen abslut keine andere Möglichkeit hat. Man produziert auf diese Weise sehr schnell Unmengen an ekligem Plastik-Fäkalien-Müll (wer mal ein Kind mit Einwegwindeln großgezogen hat, kennt das im Prinzip), der nicht verrottet (weil im Beutel eingepackt) und ja irgendwohin muss. Bei vier Personen im Haushalt kann man von 120 Beuteln und 100kg Fäkalien-Müll im Monat ausgehen. Aufs Jahr gerechnet sind das 1.440 Müllbeutel und 1,44t Abfall.

    Vor dem Haus auf der Straße ablegen ist so ziemlich die schlechtste Lösung. Verbrennen erfordert auf Grund des Wassergehalts sehr viel Brennstoff (es gibt "Verbrennungstoiletten" für Wochenendhäuser, Boote und Wohnmobile, die arbeiten mit Gas oder Diesel als Brennstoff).


    Grüsse

    Tom

  • tomduly du schreibst mir aus der Seele. Ja, auch bei uns müssen erst viele wieder lernen mal über den Tellerrand zu schauen. Auf eine andere Art der Müllentsorgung kommen heute nicht mehr viele. Ehrlich gesagt habe ich auch schon daran gedacht über diese Art der Müllentsorgung zu schreiben. Auch ich bin so aufgewachsen. Dazu muss man sagen das in den 60-70ger jahren es noch keinen so großen Anteil An wirklichem Müll gab. Ich kann mich noch erinnern das mein Vater jedes jahr einen Kunstdüngersack mit Müll zur Müllstation brachte. Mehr war es nicht. Irgendwann in den 80gern wurden wir an das öffendliche Müllsystem angeschlossen. Etwa zu der Zeit kamen auch vermehrt Plastikverpackungen auf den Markt, in Verbindung mit anderm Müll schafften wir es nun spielend eine 120 Liter Tonne in vier Wochen voll zu bekommen. Dann kam die Mülltrennung, und wir bekamen eine Tonne extra für Verbundstoffe.

    Keiner dachte damals an die Folgen, wir auch nicht. Man nahm es so hin, wie so vieles. Irgendwann kam dann aber die Rückbesinnung, und ich fing an mich an meine Kindheit zu erinnern. So wurde ein Garten wieder eingerichtet und das geerntete auch haltbar gemacht.

    Leider ist es heute fast unmöglich, Plastikverpackungen zu umgehen. Deshalb werden wir auch bei und nach einem Unfall mit dem Müll zuerst leben müssen. Da wäre es gut sich auf alte Fähigkeiten zurückzubesinnen
    Aber das ist auch nicht verwunderlich. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, und nur noch wenige haben es gelernt, aus anscheined wertlosen Müll noch etwas positives zu sehen. Not macht Erfinderisch, und in einem längeren Ausfall unserer jetzigen Lebensumstände würde uns der Müll sicher noch zugute kommen. Wegwerfen gibt es da nicht mehr, vielleicht auch eine neue Art des Geldverdienens.

    Wo kein Nachschub mehr funktioniert, muss das genommen werden was da ist. Ich denke so kann auch eine Müllbeseitgung stattfinden