Was mache ich, wenn ein Hund angreift?

  • Der Hund einer Bekannten (Yorkshire) wurde vor einigen Tagen von einem "richtigen" Hund förmlich auf der Straße zerrissen. Die Besitzer des angreifenden Hundes waren im Urlaub, die Nachbarin, die aufpassen sollte, hat das Gartentor nicht geschlossen. Das 13-jährige Mädel, welches den Yorkshire an der Leine hatte, wurde von herbeieilenden Passanten während des Angriffs in Sicherheit gebracht.


    Wie verteidige ich mich und meine Liebsten gegen einen angreifenden / aggressiven Hund?


    Im schlimmsten Fall bin ich unbewaffnet (ich kann mir den Seitenhieb auf die Waffenverbotszonen gerade noch so verkneifen; ein Messer, Tierabwehrspray etc würde die Sache vielleicht einfacher machen...). Ich möchte der Vollständigkeit anführen, dass ich ein ausgesprochener Hundefan bin und noch keine relevanten negativen Erfahrungen gemacht habe.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Ich hab zugegebenermaßen nur die erste Seite der Suchergebnisse durchgesehen :loudly_crying_face:

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • In der Regel hast Du ja keine Abwehrgeräte dabei.


    Ich hätte mir meinen Yorkshire unter den Arm geklemmt und wäre weggelaufen.


    Prinzipiell ist es wichtig keinen der Hunde an der Leine zu haben.

    Der angeleinte fühlt sich "stark" mit seinem Herrchen.


    Wir hatten mal so eine Situation am Strand.


    Ganz junger Dackel und ein Labrador (beide unsere) laufen frei am Strand mit uns.

    Weiter vorne (etwa 100 m ) sitzt ein Pärchen beim Picknick mit einer ziemlich kleinen Bulldogge, ebenfalls frei.


    Diese kommt angeflitzt, der Dackel knurrt und die kleine Bulldogge will den Dackel beissen (Territorialverteidigung) .


    Ich nehme den Dackel hoch und der Labrador, der sonst absolut brav ist, kriegt den "Verteidigungsinstinkt" und zeigt der Bulldogge wer der Chef ist.


    Zischenzeitlich kommen die Besitzer der kleinen Bulldogge total verängstigt dazu und haben Mühe ihren Streitsüchtigen kleinen zurück zu pfeiffen....


    Der sonst stockbrave Labrador ist auch nur mit Mühe zurück zu kriegen und hätte dem kleinen ev. schon ganz schön zusetzt ....


    Es ist am Ende noch mal gut gegangen....


    Alle hatten danach aber einen ganz schönen Schreck in der Hose....


    Gruss, Udo

  • Man darf nicht vergessen, dass ein Hundeangriff ein potentiell tödlicher Angriff sein kann. Deshalb gilt es mit maximaler Kraft entgegen zu wirken. In diversen Medien findet man leider immer nur Tipps für "Begegnungen" mit einem angriffslustigen Hund, wie "groß machen" und "laut rufen". Aber leider nie Tipps zum Umgang mit "Angriffen" durch Hunde.


    Im AP Forum haben wir Verhaltensweisen bei einem Wolfsangriff diskutiert, das gilt natürlich auch für Hunde: https://www.austrian-preppers.at/forum/forum/index.php?thread/4613-wölfe-angst-in-bevölkerung-wächst


    Idealerweise hat man eine Art Waffe (Pfefferspray, Messer, Stock, usw.) zur Verteidigung. Ein Stock ist einem Messer noch vorzuziehen, weil man damit den Hund versuchen kann auf Distanz zu halten.


    Man muss unbedingt darauf achten nicht umgeworfen zu werden. Am besten mit dem Rücken zu einer Wand / einem Baum stellen. Breitbeiniger Stand.


    Ohne Waffe (Stock, Regenschirm, usw.) sollte man durch Tritte und Schläge massiv auf Weichteile, Rippen und Schnauze des Hundes einwirken. Hat man ein Messer und die Möglichkeit, sollte auch das Abnicken oder Durchtrennen der Halsschlagader des Hundes in Erwägung gezogen werden.

  • Mein Opa hat früher Hunde abgerichtet, und ich nehme an, dass sich der Hund an sich nicht verändert hat.

    Ich selbst habe keine Hunde, und werde mir allerhöchstens einen Wachhund anzuschaffen, wenn ich mal nicht mehr so kann.


    Soweit, um meine Aussagen einordnen zu können. Lang her, aber von einem "Profi".


    1. ein Hund ist ein Raubtier. Egal wie kaputtgezüchtet, er hat gefährliche Zähne. --> Immer ernst nehmen. Wenn Du immer vorsichtig bist, ist schon viel gewonnen. Nicht am Schwanz ziehen und so...

    2. Der Hund kann Spielen wollen, und man missdeutet das als Angriff. Dann kannst Du Dir kleinere Bisswunden zuziehen. Tritt mit den Beinen, da hast Du mehr Kraft, die Arme nur zur Verteidigung und zur Abwehr von Deinem Hals benutzen. Auf die Pfoten treten, auf die achtet er nicht, sind leicht zu erreichen und mittelmäßig empfindlich.

    3. Der Hund greift an. Jetzt wirds ernst. Aber da er ein deutlich kleineres Gehirn hat, erfolgt der Angriff zum größten Teil durch Instikte festgelegt. Er versucht sich in Deinen Hals zu verbeißen und lässt nicht mehr los. Gib ihm was zum Festbeißen, egal ob Stock oder, wenn wirklich nichts anderes da ist, dann Unterarm. Der Arm ist dann zwar schwerverletzt, aber er versucht nicht mehr in den Hals zu kommen. Wenn Du ihn nicht töten willst, dann knie dich auf ihn, mit einem Schienbein auf seinem Hals. Funktioniert übrigens bei den meisten kleinen Tieren. Wenn bis jetzt keine Hilfe da ist, dann brich ihm durch draufboxen oder -schlagen so viele Rippen wie möglich. Nichts in Richtung Kopf oder Hals versuchen, das ist zu gefährlich. Wenn Du weißt wie, kannst Du ihm auch die Hinterbeine brechen.


    Bis zum Draufknien hab ich das schon selber gemacht,... Man sollte es aber vorher ein paar mal gesehen haben, wie es geht.


    Was ich auf keinen Fall machen würde: Davonlaufen oder in Richtung Kopf schlagen. Hunde sind schneller und haben viel bessere Reaktionen als ein Mensch.




    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Nichts in Richtung Kopf oder Hals versuchen, das ist zu gefährlich.

    Auch nur angelesenes Wissen, daher ohne Gewähr meinerseits: Hunden mit langer Schnauze, wie Schäferhunden, kann man angeblich nach dem Festbeißen auch relativ einfach den Oberkiefer brechen. Ansonsten hilft in dieser Lage wohl auch, in die Genitalien zu treten.

  • Danke Opa - so brutal sich das anhört, es klingt schlüssig. Wird der Hund "aufgeben", wenn er unterliegt (Schienbein auf Hals)?


    Ich hoffe, ich komme nie selber in die Situation.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • In der Regel hast Du ja keine Abwehrgeräte dabei.


    Ich hätte mir meinen Yorkshire unter den Arm geklemmt und wäre weggelaufen.

    Hallo Udo,


    zwei Gedanken dazu:


    1. Ein Hundeangriff ist durchaus denkbar und deshalb müsste doch grade ein "Prepper" in der Regel ein Abwehrgerät mithaben.


    2. Kein Mensch läuft schneller als ein Hund. Sogar mein Yorkie läuft schneller als ich. Also wenn der Hund Angreift ist das eventuell problematisch.


    LG. Nudnik

  • Wird der Hund "aufgeben", wenn er unterliegt

    Das weiss ich nicht. Bis da war dann schon immer der Opa da, und der war dann das Alpha-Tier.


    Ich würde jedenfalls, wenn ich in die Situation komme, auf keinen Fall ihn wieder rauslassen, egal welche Beschwichtigungsgesten er macht, weil ich einfach schon sehr weit weg bin von den Erfahrungen. Ein zweiter Angriff könnte tödlich sein.

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • in die Genitalien zu treten.

    Ich weiss jetzt nicht, wie empfindlich Hund da sind, und könnte ja auch eine Hündin sein, aber ich bezweifle ernsthaft, dass Du sie in einer solchen Situation triffst :)

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Fett von mir


    Das "auf den Arm nehmen" sorgt bei einem großen angreifenden Hund (Schäferhund, Drahthaar, Weimaraner, etc.) ziemlich sicher dafür, dass du den angreifenden Hund am Arm hängen hast!


    Zitat

    Ein Hundeangriff ist durchaus denkbar und deshalb müsste doch grade ein "Prepper" in der Regel ein Abwehrgerät mithaben.

    Ich geh dreimal am Tag mit meinem Hund raus und NEIN, ich habe nicht immer ein Pfefferspray oder Messer mit. Einfach aus Bequemlichkeit. Das Zeug nervt nämlich, gerade beim joggen im Sommer. Dito die Pistole bei der Jagd, stört beim Autofahren, stört beim sitzen auf dem Hochsitz, usw.



    Generell:
    Man muss hier verschiedene Arten von Angriffen unterscheiden. Die "ziemlich kleine Bulldogge" kann man mit Anschreien und/oder einem gezielten Tritt leicht abwehren. Bei einem großen Hund (Schäferhund, Drahthaar, Weimaraner, etc.) der ernsthaft angreift klappt das sicher nicht.

  • ..., sollte auch das Abnicken oder Durchtrennen der Halsschlagader des Hundes in Erwägung gezogen werden.

    Abknicken sollte man schon ein paar mal gemacht haben (am erlegten Stück üben), bevor man auch nur daran denkt, das in der Praxis umzusetzen. Und bei einem angreifenden Hund ist es absolut illusorisch, dieses Manöver durchzuführen.


    Selbst bei einem angefahrenen Reh ist man da höllisch vorsichtig, tritt nur von hinten an das Stück heran, fixiert den Wildkörper in Halsnähe mit dem Knie und knickt ab.

    Wenn das Reh ein Bock ist (mit Gehörn), oder noch wehrhafteres Wild, würde ich davon generell abraten (zumindest, wenn man an Leib und Leben hängt).

    Und ein Hund gehört für mich generell in diese Kategorie.


    Da ich öfter mit meinem Hund ein wenig Rangle (er hat eine extrem ausgeprägte Beißhemmung, aber auch einen ebenso ausgeprägten Spieltrieb) weiß ich ungefähr, wie schnell, wendig und reaktionsschnell diese Tiere sein können.

    Wäre das ernst, hätte ich vermutlich keine Finger mehr...

    Daher kann ich auch den ganzen "auf den Boden-drücken"-Ratschlägen nichts abgewinnen: Wenn ich von einem Hund "auf böse" angegriffen werde, dann gibt es keine Schonung für das Tier, keine Gnade und keine zweite Chance.

    Solange der Vierläufer auf Krawall gebürstet ist wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, den Angriff zu beenden.

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Dass Abnicken nicht mehr der jagdlichen Praxis entspricht habe ich auch gelesen. Wir reden hier von einer Notsituation wo es um Leben oder Tod geht. Da interessiert mich wie ich den angreifenden Hund schnellstmöglich unschädlich machen kann.


    Das Genick ist da nunmal einer der effektivsten Punkte.


    Vor einigen Monaten hat in den USA ein Jogger einen Puma erwürgt, der ihn angegriffen hat.


    Was davor wohl Jäger zum Erwürgen von Pumas gesagt hätten?


    Wenn ich kämpfe, dann um zu gewinnen. Das muss die Einstellung bei einem Angriff jeder Art sein.

  • Ich war schon mal in so einer Situation mit einem großen Hund und habe daraus 3 Sachen gelernt.

    1) Wenn er sich wo verbeißt hat man schon viel gewonnen. Denn dann hat man Zeit Gegenmassnahmen auszuführen.

    2) Nicht versuchen das Problem sanft zu lösen. Rohe Gewalt und rohe Kraft hilft als einziges. Volle Kanne drauf und keine Angst haben dem Tier weh zu tun. Es geht um euer Leben!

    3) Immer ein Messer dabei haben. In Österreich ist es mit den Messern zum einhändig öffnen relativ entspannt, seit damals habe ich immer eines mit. Und Sicherheit geht vor Bequemlichkeit, auch wenn das Teil beim Joggen stört ist es immer dabei.

  • NEIN, ich habe nicht immer ein Pfefferspray oder Messer mit. Einfach aus Bequemlichkeit. Das Zeug nervt nämlich, gerade beim joggen im Sommer. Dito die Pistole bei der Jagd, stört beim Autofahren, stört beim sitzen auf dem Hochsitz, usw.


    Es ist deine Risikoabschätzung, dass du keine Verteidigungswaffe brauchst. Das ist ok aber ich habe andere Erfahrungen gemacht. Die letzte ist noch gar nicht so lange her, siehe meinen Thread zum Angriff eines Stafford.

    Seit ich Kinder habe und mit denen spazieren oder Radfahren gehe, habe ich einen Guardian Angel dabei. Nicht weil alle Hunde böse sind, sondern weil so viele Hundebesitzer idioten sind und schlussendlich gibt es nicht nur vierbeinige Gefahrenquellen. Auch da ist mir lieber, ich habe eine Waffe mit und brauche sie nicht, als ich habe keine mit und bräuchte sie.


    LG. Nudnik

  • Es ist deine Risikoabschätzung, dass du keine Verteidigungswaffe brauchst. Das ist ok aber ich habe andere Erfahrungen gemacht. [...] Auch da ist mir lieber, ich habe eine Waffe mit und brauche sie nicht, als ich habe keine mit und bräuchte sie.

    In Good Old Germany wäre es mir auch lieber, ich könnte mich entsprechend ausstatten. Aber als Legalwaffenbesitzer ist mir die Gefahr zu groß, dass ich aus Unachtsamkeit in eine der so sinnvollen Waffenverbotszonen damit komme. Die sprießen ja wie Pilze aus dem Boden... Das wäre es dann für die "Zuverlässigkeit".

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Also die Tipps sind bestimmt alle richtig, aber...


    man kann es halt nicht üben. Jeder Angriff wird auch anders sein.

    Ich neige zu Ben Ansicht bei einem Angriff mit allergrößter und möglicher Brutalität zu antworten. Ein Hundeangriff kann für mich tödlich enden.


    Die Idee nicht umzufallen finde ich nett. Ich hatte einen Mischling Deutsche Dogge Bernhadiner, 70 kg. Wenn der dich angesprungen hat, dann liegst du. Keine Chance auf den Beinen zu bleiben. Meine Tochter hat einen 60kg Rottweiler. Der hat neulich mal so eben die Sicherheitscheibe an der Haustür durchbrochen als der Paketbote wagte zu klingeln. Da steckt bei größeren Tieren einfach sehr viel Wucht dahinter.


    Ich denke. dass es am Besten ist aufmerksam zu sein. Es gibt ja meist ein Grund für einen Angriff. Das kann man unter Umständen voher sehen, also dann auch ausweichen.


    Zum Thema joggen eine selbt erlebte Anekdote:

    Wir waren mit ca 10 Hunden auf einer Wiese. Alle ohne Leine und beim Toben.

    Da kommt ein Jogger daher. Die ganze Meute hat reagiert und ihm nach.

    Der bleibt stehen und hat tatsächlich ein paar Stöckchen dabei, und wirft die in die andere Richtung.

    Hat geklappt, die Meute machte kehrt, den Stöckchen nach und er lief in Ruhe weiter :winking_face:


    Fazit für mich, Aufmerksam sein, beobachten, wenn möglich ausweichen. Ansonsten mit aller Härte zurück schlagen.


    meint

    der Boxer,

    der jetzt die Boxerhündin krault:)

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat