Lesenswert!
Hier die wesentlichen Aussagen des Artikels "Nato-Austritt von Amerika : Kann Europa sich selbst verteidigen?" in der FAZ vom 28.10.2019
"Es ist Februar 2021. Wenige Monate nach seiner Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten erklärt Donald Trump die Nato für obsolet und kündigt den Rückzug Amerikas aus der Allianz an. Alle amerikanischen Kräfte – das militärische Personal und die Ausrüstung – inklusive der Nuklearwaffen und Raketenabwehrsysteme werden so bald wie möglich aus Europa abgezogen.
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Bei einem von der Körber-Stiftung und dem Londoner Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) durchgeführten Planspiel, das in einem vertraulichen Rahmen im Juli in Berlin stattfand, wurde dieses Szenario mit Teilnehmenden aus Frankreich, Deutschland, Polen, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten simuliert. Innerhalb eines Tages spielten die Teams den Rückzugs Amerikas aus der Nato durch, gefolgt von Krisen in einem Mitgliedsstaat auf dem Westbalkan und in Osteuropa. Die Ergebnisse dieses Planspiels waren ernüchternd.
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Insbesondere für Deutschland würde ein Rückzug der Vereinigten Staaten aus der Nato eine existenzielle Sicherheitsbedrohung darstellen.
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Sollte die Erweiterung des britischen und französischen Nuklearschirms scheitern, erwarteten einige Teams die Weiterverbreitung von Nuklearwaffen in Europa.
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Ein Vereinigtes Königreich nach dem Brexit würde sich als ein führender Akteur europäischer Sicherheit betrachten.
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Insbesondere Polen, repräsentativ für die sich besonders verwundbar fühlenden osteuropäischen Mitgliedsstaaten, hatte wenig Vertrauen in Europas Fähigkeit kollektive Verteidigung zu organisieren und war versucht, bilaterale Verträge mit Amerika zu schließen.
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Interessanterweise wiesen alle Teams russische Offerten zurück. Dies zeigt, dass Russland nicht als glaubwürdiger Garant für Sicherheit in Europa gesehen wird, auch wenn manche mutmaßten, dass Deutschland möglicherweise zu einem entsprechenden Dialog mit Russland bereit sein könnte.
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Für das amerikanische Team war eine Subventionierung europäischer Sicherheit keine Option mehr. Die Europäer sollten im Gegenzug für Sicherheitsgarantien alles auf den Tisch legen: von Handels- bis Iran- und Chinapolitik: „Länder, denen es wichtig ist, werden schon Wege finden, uns zum Bleiben zu bewegen“
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Insgesamt waren die Europäer prinzipiell willens, ihre eigene Verteidigung zu organisieren. Die Defizite bei militärischen Fähigkeiten verhinderten jedoch ein effektives Handeln und ließen Risse zwischen den Mitgliedsstaaten sichtbar werden. Ohne die Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten wurden die Prinzipien europäischer Einigkeit und gegenseitiger Solidarität schnell in Frage gestellt."
Wenn Trump in den USA an der Macht bleibt und auch noch wiedergewählt wird, dürfte das ein sehr wahrscheinliches Szenario werden.
- USA treten aus der NATO aus
- RUS und USA bieten einzelnen Staaten "Sicherheitsgarantien gegen völligen Marktzugang"
- Post-Brexit-UK versucht einen auf Großmacht zu machen und will ebenfalls weitreichende Zugeständnisse der EU gegen "Sicherheit" erpressen
- Deutschland ringt mit Frankreich und Benelux um eine einheitliche (zentral-)europäische Militärlösung (gemeinsame Kommandostruktur, "Mini-NATO")
- ggf. rechtspopulistische Nachfolgeregierung nach Macron will ebenfalls Großmacht sein und lässt D/F/BENELUX-Militärbündnis platzen
- D entwickelt eigene Nuklearwaffen und Raketenabwehr ("nach links und rechts")
- D und RUS nähern sich an
- USA und China führen Krieg gegeneinander, USA verlieren.
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Ich glaube, die nächsten 10 Jahre werden ziemlich spannend und die Welt wird hinterher anders aussehen, als heute.
Grüsse
Tom