Blitzschutzanlage (u.a. Blitzableiter)

  • Wie baut man eigentlich eine Blitzschutzanlage?


    Wenn ich https://de.wikipedia.org/wiki/Blitzschutz richtig verstehe, besteht eine Blitzschutzanlage aus

    1. Äußeren Blitzschutz (dem Blitzableiter)
    2. Innerem Blitzschutz (einer elektrischen Ableitung von den Stromleitungen)
    3. Überspannungsschutzsteckdosen für besonders empfindliche elektronische Geräte


    Was ich nicht verstehe:

    Müssen alle metallischen Komponenten des Hauses eine Blitzableitung bekommen, also auch die Metallrahmen der Fenster, die Stahlmatten in den Betondecken, die Heizkörper und die Heizungsrohre?


    Nach https://kostenblick.de/was-kostet-eine-blitzschutzanlage/ müssen angeblich auch metallische Regenrinnen- und metallische Abflussrohre eine Blitzableitung bekommen. Macht das denn Sinn? Die Regenrinnen sind doch außen. Und wer hat schon einen goldene Kloschüssel, mit der der Blitz einen halben Meter vom Abflussrohr auf den Po übergeleitet werden könnte? :grinning_face_with_smiling_eyes: Die Standard-Porzellankeramik für normale Leute leitet den Strom ja nicht.

    It's not just the number of cannons, that decides about the outcome of a sea-battle, but - more importantly - how well you're able to operate the ship. (Frei zitiert nach Admiral Lord Horatio Nelson, 1758–1805).

  • Vereinfacht formuliert gehts beim äußeren Blitzschtz um einen eingegabenem Metalring rund ums Haus der elektrisches Potenzial ausgleicht! Dieses wird dann mit allen Metalen der Gebäudeaussenhülle verbunden und durch eigene Leiter bis zum Dach geführt. Die "Famgstäbe" oder "Seile" werden dann von den höchsten Punkten des Gebäudes in Höhe und Abstand so gewählt, dass der mögliche Radius zwischen zwei Stäben und der Gebäudehülle der Norm erntspricht.

    Dachfächenfenster, PV Anlagen, SAT Schüssel usw brauchen extra Aufmerksamkeit.


    Für innen gilt das bei allen Kabel- und Rohr- Durchgängen Ableitungen hergestellt werden müssen.


    Die überspannungssteckdosen sind ja schon erwähnt.


    Je nach dem wie exponiert das Gebäude steht oder welche Verwendung das Gebäude hat macht es Sinn oder sehr sehr viel Sinn.

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • müssen angeblich auch metallische Regenrinnen- und metallische Abflussrohre eine Blitzableitung bekommen. Macht das denn Sinn? Die Regenrinnen sind doch außen.

    Eben drum. Nachdem die Regenrinnen außen und hoch oben sind, kann dort der Blitz einschlagen. Und der Blitzstrom soll möglichst nicht ins Haus, sondern außerhalb abgeleitet werden.


    Mit dem Potentialausgleich von Heizkörpern etc. hat das erst mal nicht viel zu tun. Die wird man sicherlich nicht an den äußeren Blitzschutz anschließen, sonst würde man sich den Blitz ja ins Haus holen. Geerdet ist im Endeffekt beides, aber aus unterschiedlichen Gründen.

  • Das Dachflächenfenster, Solaranlagen und Satschüssel besonders blitzgefährdet sind, leuchtet mir sofort ein.


    Warum müssen nur für die Kabel- und Rohrdurchgängen (in Wänden) Blitzableitungen installiert werden? Der Blitz kann doch durch alle Metalle im Haus weitergeleitet werden. Oder nicht? Die Metallleitungen die ein Ende bereits indirekt in der Erde haben (Wasserleitungen) sind ja schon geerdert. Genauso sehe ich es bei den Regenrinnen. Normaler Weise sind die Regenrinnen UND die Fallrohre ENTWEDER aus Metall ODER aus Kunsststoff. Dann sind sie entweder bereits geerdet oder sie leiten den Blitz nicht.


    Aber Heizkörper und Heizungsrohren und sogar bei Türrahmen und Türgriffen müsste man doch erstmal genau gucken, ob sie eine gute Erdung haben oder nicht, nicht wahr? Alles was ein Stromleiter ist, kann mir potentiell einen Blitzschlag verpassen! Wenn mein Haus einen Blitzableiter als höchsten Punkt hat, erhöht das zwar die Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz darin einschlägt, dass muss aber nicht zwingend so so eintreffen!


    Reicht eigentlich die "Kapazitätsaufladung" des menschlichen Körpers bei den Hochvoltspannungen eines Blitzes aus, dass man einen Herzstillstand bekommt? Dass der menschliche Körper eine gewisse "Kapazitätsaufladung" hat, kann man daran feststellen, dass ein hochohmiges elektronisches Voltmeter ungefähr 100V misst, wenn der eine Messkontakt auf der Phase in der Steckdose ist und man den anderen "Masse"messkontakt in der Hand hält. (Diesen Versuch niemals mit einem alten niederohnigen Drehspulinstrument machen!).

    It's not just the number of cannons, that decides about the outcome of a sea-battle, but - more importantly - how well you're able to operate the ship. (Frei zitiert nach Admiral Lord Horatio Nelson, 1758–1805).

  • Eine Blitzschutz Anlage besteht nur aus 2 Teilen: Äußerer und innerer Blitzschutz.


    Zum Äußeren Blitzschutz gehören Fangstangen, Blitzableiter und Regenrohre. Dieser äußere Blitzschutz muss durch Isolieren und dem einhalten des Näherungsabstandes von Stromleitungen im Inneren des Gebäudes getrennt geführt werden. Sonst kann es zum überspringen des Blitzes in das Gebäude kommen.


    Der Innere Blitzschutz besteht aus Potentialausgleich von Heizungsrohren, Fernmeldeleitungen und Eisenkonstruktionen.

    Dieser Potentialausgleich ist i.d.r. nicht Blitzstromfähig.


    Sehr schön animierte Filme hat hier die Fa. OBO auf YouTube:

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    Auch der Blitzschutz-Leitfaden ist ein gutes Nachschlagewerk, selbst für Laien: https://www.obo.de/unternehmen…schutz-leitfadeb-von-obo/

    Müssen alle metallischen Komponenten des Hauses eine Blitzableitung bekommen, also auch die Metallrahmen der Fenster, die Stahlmatten in den Betondecken, die Heizkörper und die Heizungsrohre?

    Die Metallrahmen an den Fenstern sind meist nur Außen. Da wird nichts geerdet. Das größere Problem ist hier meist, dass elektrische Jalousiemotoren den vorgeschriebenen Näherungsabstand zum Blitzschutz nicht einhalten.


    Man kann die Stahlmatten der Betondecke an den Blitzschutz anschließen, das kenne ich aber nur von EMV oder Serverräumen, die dadurch geschützt werden sollen.


    Lg

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • Normaler Weise sind die Regenrinnen UND die Fallrohre ENTWEDER aus Metall ODER aus Kunsststoff. Dann sind sie entweder bereits geerdet oder sie leiten den Blitz nicht.

    Es geht beim Blitzschutz aber nicht nur darum, DASS sie geerdet werden, sondern auch WIE sie geerdet werden. Ein normaler Potentialausgleich ist dafür nicht ausreichend und schadet vielleicht sogar mehr, als er nützt.

    bei Türrahmen und Türgriffen müsste man doch erstmal genau gucken, ob sie eine gute Erdung haben oder nicht, nicht wahr?

    Dafür sehe ich keine Notwendigkeit, sondern eher die Gefahr, dass man sich über die Leitung eine gefährliche Spannung einfängt, wenn irgendwas schiefläuft.


  • Vielen Dank für Deinen - imho hochqualifizierten - Beitrag!


    Mit Deiner Erklärung und Video habe ich das Prinzip einer Blitzschutzanlage nur verstanden:

    • Der äußere Blitzschutzschutz dient dazu, den Blitz mit einem teilweisen fahradayschen Käfig abzuleiten. In dem Video der Firma waren auch die Stahlmatten in den Betonwänden des Kellers an den äußeren Blitzschutz angeschlossen. Vermutlich um sich einen Erdungsring ums Haus zu sparen.
    • Nach dem Video ist der innere Blitzschutz, also der Potentialausgleich, eine abgemilderte Spannungsrückkopplung des Blitzeinschlags, damit sich der Blitz im Haus einen anderen Weg sucht. Denn er kann sich nur gegen Erde (0 Volt) entladen und fließt tendenziell dorthin ab, wo größte der größte Spannungsunterschied besteht. Wenn man die Leitungen im Haus mit einem Teil der Blitzspannung aufläd (und die elektrischen Geräte im Haus schützt), fließt der Blitz außen ab und man hat viel weniger Schaden.


    Das ist ja wirklich tricky!

    It's not just the number of cannons, that decides about the outcome of a sea-battle, but - more importantly - how well you're able to operate the ship. (Frei zitiert nach Admiral Lord Horatio Nelson, 1758–1805).

  • Hallo Consuli und Kollegen,



    hier findet sich sehr schön gesammeltes Wissen zu dem Thema:


    Da gibt es u.a. auch sehr schöne Beispielbilder und sogar Berechnungsgrundlagen. Wichtig ist erst mal ein Verständnis für das Prinzip.


    Dazu gibt es im Laufe der Broschüre sehr schöne Detailzeichnungen.


    https://www.elvatec.ch/sites/d…itzplaner_2018_gesamt.pdf


    Als Privatmann in einem normalen Haus wirst Du wohl nie den gesamten Blitzschutz einbauen können (finanziell).


    Sinnvoll ist es daher bei heranziehenden Gewittern Antennen aus Geräten abzuklemmen und zu erden, sowie die Netzstecker ziehen.


    Optimalerweise passiert sowas in einem Anschluss-Kasten ausserhalb des Hauses, wenn die Antennenanlage z. B. auf einem Mast steht.


    Wenn Du (wenigstens) einen äußeren Blitzschutz hast, kannst Du damit schon mal ziemlich viel Schaden vermeiden.


    Gruss, Udo

  • Die Broschüre ist wirklich sehr gut.


    Hier mal ein Auszug:


    Bildschirmfoto vom 2019-11-24 17-47-41.png



    Der äußere Blitzschutz (also im Wesentlichen der Blitzableiter) wird jetzt nicht mehr wie früher als einfacher Stab ausgelegt, sondern vielmehr als ein Ableitungsnetz, dass einen fahradayschen Käfig aufspannt. Je kleiner die Maschenweite, desto höher die Schutzklasse.


    Also kaufen wir uns als Prepper demnächst eine alte Kirche mit Kufperdach und erden es. Dann haben wir ein Schutzklasse-0 Haus! :grinning_face_with_smiling_eyes::grinning_face_with_smiling_eyes:

    It's not just the number of cannons, that decides about the outcome of a sea-battle, but - more importantly - how well you're able to operate the ship. (Frei zitiert nach Admiral Lord Horatio Nelson, 1758–1805).