Dann stelle ich mir die Situation lustig vor in der Zeit des Ferienbeginns im Sommer in mehreren Bundesländern.
Glaubst Du, es ist besonders clever, in Zeiten einer Stromrationierung (wie Du selber schreibst) mit einem E-Auto 800km in den Urlaub zu fahren?
In einer Strommangellage wäre eine begrenzte Zuteilung von Ladestrom auf 50 oder 100km Reichweite nichts anderes als eine Bewirtschaftung (Rationierung) eines zu knappen Guts. Das Äquivalent wäre die rationierte Abgabe von z.B. 10l Benzin/Diesel pro Tag und Privat-PKW. Sowas gab es in verschiedenen Ländern auch schon (Benzingutscheine in Italien z.B.) Auch Fernreisende berichten regelmäßig aus dem Iran, dass Diesel dort zwar traumhaft billig ist (unter 2...8Cent/l), aber dummerweise streng rationiert wird. Durchreisende bekommen da unter Umständen nur ein paar Liter, die nur bis zum nächsten Bezirk reichen, wo das Spiel von neuem beginnt.
Wer aber die Möglichkeit hat, privat "Sonnenstrom" zu tanken, kann mit einem E-Auto - bei passendem Wetter - so einer staatlichen Rationierung durchaus ein Schnippchen schlagen, was bei Benzin/Diesel nur schwer möglich ist. Statt privat via AirBnB zu übernachten hangelt man sich von einem privatem Sonnenstromanbieter zum nächsten durch - "AirPV" sozusagen.
Ich musste in diesem 3.Winter mit E-Auto feststellen, daß die Leistung der PV-Anlage trotz wärmeren Temerpaturen ziemlich unterirdisch ist.
Dazu muss man aber kein Hellseher sein. Da reicht ein Blick in PVGIS: da gibt man seinen Standort und seine PV-Anlagen-Parameter ein und man weiss, was einen im langjährigen Mittel sommers wie winters an Stromertrag erwartet. In Mitteleuropa hat man im Dezember typisch etwa 15..20% des Ertrags, den man im August erwirtschaften kann.
Technisch kommt noch dazu, dass der Wirkungsgrad von Solarzellen bei wärmeren Temperaturen schlechter ist, als bei tiefen Temperaturen. Es gibt für die Effizienz von Solarmodulen nichts besseres, als einen sehr frostigen aber sonnigen Wintertag mit -20°C und strahlendem Sonnenschein. Dummerweise ist die tägliche Sonnenscheindauer in den Wintermonaten viel kürzer, als im Sommer. Im langjährigen Durchschnitt hat es bei uns 40h Sonne im Dezember und 220h im August.
Wenn dieses Sonnenangebot im Winter nicht reicht, ist die Anlage schlicht zu klein dimensioniert (oder das E-Auto braucht zuviel). Bedeutet aber im Umkehrschluss, dass eine Anlage, die so dimensioniert ist, dass sie im Dezember 100% des Strombedarfs decken kann, im Sommer krass überdimensioniert wäre, sie würde dann das Mehrfache des Bedarfs liefern. Da wir aber eh auf einen ungebremsten Klimawandel zurasen, könnte es durchaus sein, dass wir im Sommer sehr viel Energie zur Kühlung benötigen werden und im Winter deutlich weniger zu Heizung.
Grundsätzlich ist aber das Laden eines E-Auto-Akkus aus dem Strom eines stationären Akkus ohnehin Wahnsinn. Energie in einen Akku Einlagern und wieder Auslagern kostet 10...20% der Energie. Das machst Du in dem Fall zwei mal hintereinander. D.h. von 10kWh Sonnenstrom bleiben 2..4kWh auf der Strecke. Warum nicht das E-Auto tagsüber direkt mit der Sonne laden, abends das Haus mit dem Strom aus dem Auto-Akku versorgen und auf den stationären Akku verzichten? Das dürfte mittelfristig die beste Variante für den typischen Durchschnitts-Wohlstands-Bürger sein, der ein Häuschen im Grünen, ne eigentlich zu große Familienkutsche hat und mehrere Tage zur Arbeit pendelt, aber auch 1-2 Tage im Homeoffice arbeitet. Dann muss man seine HO-Tage so legen, dass an denen der Auto-Akku soweit geladen wird, dass es über die Pendel-Tage reicht.