Blackout: Auswirkungen & Vorsorge

  • Zum Thema "Treibstoffversorgung" und "Hilfe außerhalb des Kreises": es gab hier im Forum den Hinweis auf die Präsentation "Planerische Vorbereitung für einen möglichen Blackout im Hochtaunuskreis (Ringvorlesung – 25. Juli 2022)" aus der Mediathek des BBK. Ich habe gerade den direkten Link leider nicht mehr gefunden. Die Präsentation selbst habe ich nicht gesehen (mir fehlen also die mündlichen Erläuterungen), sondern nur das PDF heruntergeladen.


    Positiv: man hat eine Bestandsaufnahme der Krankenhäuser, Pflegeheime, Wasserwerke, Abwasserwerke, Polizeitstationen, Feuerwehren und welche davon notstromversorgt sind / Einspeisemöglichkeit haben / in Planung sind ... die Wassernotversorgung ist da.


    Aber dann kommt Seite 39: "Kraftstoff - Achillesferse des Katastrophenschutzes". Folgeseite mit dem Tageskraftstoffbedarf (siehe Anhang). Auf den Folgeseiten werden die verfügbaren Reserven im Kreis zusammengerechnet (Stufe 2), und in den Stufen 3 und 4 müssen die Reserven der Region angezapft werden (siehe Anhänge), wenn ich die Darstellung richtig lese.


    Soweit, so gut. Das alles gilt nun *auf der Ebene eines Kreises*. Der Hochtaunuskreis hat als Nachbarn die Stadt Frankfurt, den Kreis Offenbach, den Kreis Gross-Gerau, die Landeshauptstadt Wiesbaden ist nicht weit weg ...

    Und alle diese Agglomerationen werden die gleichen Berechnungen anstellen, und ich sehe da gewisse "Verteilungsprobleme" auf uns zukommen.

  • Unsere Kreisstadt Reutlingen hat im Rahmen der Blackoutvorsorge das Thema kraftstoff auch untersucht und kommt auf einen Tagesbedarf von 48.000l Dieselkraftstoff allein für die Aufrechterhaltung der städtischen kritischen Infrastrukturen. Dazu gibt es einen umfassenden Notfallplan (50-Seiten-Dokument, nichtöffentlich) sowie einen recht gut gemachten Flyer für die Bevölkerung. - Übrigens schon seit einigen Jahren.

  • Frankreich will jetzt eine Art "Strom-Mangel-Vorhersage" im Fernsehen einführen. So zwischen Nachrichten und Wettervorhersage sollen die Leute darüber informiert werden, ob es an der Zeit ist, größere Stromverbraucher wie Waschmaschine etc. zu bestimmten Zeiten auszulassen.


    Frankreich führt Strom-Wetterbericht ein (spiegel.de vom 6.10.2022)

    Das sorgt natürlich für Vertrauen, gerade auch im Hinblick darauf, dass ja die Regierung versprochen hat alle AKW`s bis zum Winter wieder an das Netz zu bekommen.


    Frankreichs AKW sind im Winter wieder am Netz (faz.net)


    Zitat: "Der Betreiber Électricité de France (EDF) habe sich „verpflichtet, alle Reaktoren bis zum Winter wieder in Betrieb zu nehmen“, sagte Energieministerin Agnès Pannier-Runacher am Freitag nach einer Krisensitzung mit Präsident Emmanuel Macron. Die Regierung werde „darauf achten, dass dieser Zeitplan eingehalten wird“, betonte sie. Ab Oktober solle „nahezu jede Woche“ ein Kraftwerk reaktiviert werden."


    Mir dünkt EDF liegt leicht (hüstel) hinter dem prognostizierten Zeitplan. Würde man den einhalten können (gerade auch im Hinblick auf die Anzahl der Kraftwerke) wären solche Strom-Wettervorhersagen wohl nicht in dem Maße notwendig. Da ist wohl eher die Kacke am dampfen und EDF hat die Verbraucher (mal wieder) verarscht mit der Prognose.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • wg. Blackout.......... Europa hat doch einen eigenen Stromkreis, Russland auch. Hieße das im Umkehrschluss, wenn wir einen Blackout hätten, dass die Russen schalten und walten könnten wie sie wollten? Oder um es angenehmer in der Vorstellung zu machen, den Russen geht das Licht aus und sie könnten sich wie genau aus dieser Lage befreien?

  • Zum Thema "Treibstoffversorgung" und "Hilfe außerhalb des Kreises": es gab hier im Forum den Hinweis auf die Präsentation "Planerische Vorbereitung für einen möglichen Blackout im Hochtaunuskreis (Ringvorlesung – 25. Juli 2022)" aus der Mediathek des BBK. Ich habe gerade den direkten Link leider nicht mehr gefunden. Die Präsentation selbst habe ich nicht gesehen (mir fehlen also die mündlichen Erläuterungen), sondern nur das PDF heruntergeladen.

    PDF der Präsentation vom 25.07.2022 beim BBK: "Vorbereitung Großkatastrophe auf Ebene eines Kreises" von Wolfgang Reuber


    Videoaufzeichnung derselben Präsentation durch das BBK

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Die EU-Kommission brachte die Tage bezüglich Blackout ihre strategischen Reserven ins Spiel. Das ist in der Öffentlichkeit relativ wenig bekannt, dass es da ein Krisenreaktionszentrum gibt (Emergency Response Coordination Centre (ERCC)), das auf derzeit auf 81 zertifizerte Lager mit Material und ein respektables Budget zugreifen kann. Das ERCC hilft bei großen Schadenslagen wie Naturkatastrophen, Waldbränden, Flüchtlingskrisen, Pandemien etc.

    2021 hatte das ERCC nach eigenen Angaben bei 114 Ereignissen unterstützt und u.a. zur Pandemiebekämpfung über 200 Millionen Einheiten medizinisches Material verteilt.

    Im Pool des ERCC gibt es auch Stromerzeuger und weiteres Equipment zur Notstromversorgung, um im Falle eines großflächigen Stromausfalls dem/den betroffenen Regionen Hilfe zukommen zu lassen. Genaue Angaben über die Bestände und ihre Standorte konnte ich bislang nicht finden.


    Nach einem Gespräch des RND mit Janez Lenarcic , dem für hzumanitäre Hilfe und Krisenmanagement zuständigen EU-Kommissar vom 4.10.2022 bereitet das ERCC zwei Szenarien vor, quasi "kleiner Blackout" und "großer Blackout":


    "Should a small number of states be affected by an incident like a loss of electricity, “other EU states can supply power generators through us, as happens during natural disasters”, Lenarcic said. "


    und


    "If a larger number of states simultaneously experienced blackouts, the commission would deploy emergency reserves - put on standby for major disasters like forest fires, floods and earthquakes - which include firefighting aircraft, generators, water pumps, fuel, medical equipment and medicine. According to Lenarcic, the aid could be coordinated and sent within one day, in the event of an emergency. "

    (Quelle: iamexpat.de vom 4.10.2022)



    Immerhin.

  • Besonders, oder wenigstens hier, hätte ich zum Thema" es werden Notstromer geliefert" nachfragen erwartet.


    Wo sollen diese ominösen EU-Notstromer denn stehen? Wer soll die liefern, bedienen, mit Sprit versorgen, entscheiden wer einen bekommt, anschliessen...?

    Wie gross ist denn die Anzahl? Wie gross deren Leistungsfähigkeit?

    Tausende von Krankenhäusern, Altenheimen, usw dann sind da natürlich Behörden etc die ersten die sich die EU Notstromer abgreifen, denn die "Verwaltung muss ja laufen"

    Ohne die Zahl zu kennen würde ich die Wette wagen und behaupten: Das reicht doch nicht mal für das Saarland.

  • Ein sehr interessantes Video für den ein oder anderen wo Grundlagen erklärt werden:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Die EU-Kommission brachte die Tage bezüglich Blackout ihre strategischen Reserven ins Spiel. Das ist in der Öffentlichkeit relativ wenig bekannt, dass es da ein Krisenreaktionszentrum gibt (Emergency Response Coordination Centre (ERCC)), das auf derzeit auf 81 zertifizerte Lager mit Material und ein respektables Budget zugreifen kann. Das ERCC hilft bei großen Schadenslagen wie Naturkatastrophen, Waldbränden, Flüchtlingskrisen, Pandemien etc.

    Frage: schaut man sich den Pool an, so wird dort gesagt:


    Zitat: "When a country is hit by a disaster which overwhelms its response capacity, it may request assistance via the EU Civil Protection Mechanism (UCPM). A UCPM activation triggers the ERCC to mobilise assistance or expertise from European countries.

    The Mechanism was established in 2001 to foster cooperation among national civil protection authorities across Europe. It enables a more rapid and effective response to emergencies by coordinating the delivery of civil protection teams and assets to the affected country and population."


    Quelle: About (europa.eu)


    Für mich hört sich das eher nach einer reinen Dach- und Verwaltungsorganisation an, die auf Ressourcen auf nationaler Ebene zurückgreift, die sich eh schon im Besitz des jeweiligen Landes befunden haben. Dafür, dass man sich dort "registriert" bekommt die jeweilige organisation Zuschüsse aus der EU. Also platt so nach dem Motto: wir packen das Material vom THW was eh schon vorhanden ist in den Pool, dafür senken wir durch die Zuschüsse die beschaffungskosten.


    Ich konnte nix finden, was darauf hindeutet, dass


    1. die Organisation hier eigene und vor allen Dingen zusätzliche Läger betreibt unter reiner EU-Eigenregie
    2. Materialmengen in größerer Form vorhanden sind die zusätzlich zu den nationalen Reserven vorgehalten werden

    Gibt es da eine Quelle die Menge und Art der gelagerten Güter (außerhalb der bestehenden nationalen HiOrgs) beschreibt?


    Sollte die Bevorratung nicht zusätzlich erfolgen hätten wir hier einen reinen Organisationsapparat, nix weiter. Im Schadensfall wären dann die Länder (sofern es ein europaweiter Schadensfall wäre) quasi wieder auf sich alleine gestellt.


    Wie ist da die Sachlage?

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich vermute auch, dass es da keine separaten " Nur-für-Zwecke-der-EU"-Depots voller riesiger Stromaggregate gibt. Sondern das das tatsächlich eine Art Netz ist, das weiss "Wer liefert was?" und vor allem, diese Ressourcen anfordern und ausliefern kann.


    Das halte ich trotzdem für durchaus nützlich. Angenommen in ganz Osteuropa fällt der Strom aus, in Westeuropa aber nicht. Dann könnten die betroffenen Staaten jeweils einzeln versuchen, irgendjemand vom spanischen oder französischen Zivilschutz zu erreichen und um Amtshilfe zu bitten. Das stelle ich mir beliebig kompliziert vor. Wenn es da schon einen vorverdrahteten Mechanismus gibt, denn ich nur triggern muss, damit die Hilfsmaschinerie anläuft, dann ist das wesentlich einfacher. Vorallem, da der Zugriff auf die Ressourcen vetraglich (und finanziell) geklärt ist: das ERCC bekommt ein Hilfeersuchen (oder erkennt von selbst die Lage) und greift auf den Pool zu. Inklusive Transportlogistik. Gerade bei einem Blackout stelle ich mir da dagegen eine individuelle Lösung des Hilfeleistungsproblems aus einer betroffenen Region heraus unendlich mühselig vor.

  • Aber selbst, wenn da tausende Aggregate verfügbar wären - sind die Motoren denn eingelaufen (also mal mindestens bis zum ersten Ölwechsel), sind entsprechendes Öl und Filter da, um die Aggregate warten zu können?

    Vermutlich ist das aber auch bri den Städten und Gemeinden kaum anders, die holen dann bei einem Ereignis die orig. verpackten Aggis raus und wundern sich, wenn die nach ein paar dutzend Stunden die Hufe werfen...

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • Die Frage die dann aber bleibt bei großflächigen (europaweiten) Stromausfällen:


    Was ist mit bereitgestelltem Material wenn rotierende Krisenlagen entstehen? Bleiben wir bei deinem Beispiel: Als erstes hat Ost-Polen keinen Strom mehr. Die HiOrgs der angrenzenden Länder karren ihren Kram nach Polen. Bis an die Ostgrenze.


    Nun fällt auch in Deutschland der Strom aus. Thw hockt aber nahe dem Baltikum rum. Was passiert nun? Müssen die da bleiben nach dem Motto first-come-first-serve? Dürfen und können die dann nach Deutschland zurück? Wer regelt was und wie ist das gemäß Weisungsbefugnis? Wie eigenständig kann ein Land noch über seine Ressourcen entscheiden, wenn es im Pool registriert ist? Schwächt sich ein Land mit vielen eigenen Beständen eventuell wenn eine Großschadenslage eintritt und man dann "gezwungen" ist auch wenn man selber betroffen ist die knappen Gerätschaften bis zu einem wie auch immer gearteten Grad teilen zu müssen?


    Fragen über Fragen.......


    Das Gesamtkonstrukt ist doch scheinbar wie so häufig in der EU ein Schönwetterkonstrukt was bei wirklichen Großschadenslagen über mehrere Länder hinweg voll in die Hose geht.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Sollte die Bevorratung nicht zusätzlich erfolgen hätten wir hier einen reinen Organisationsapparat, nix weiter. Im Schadensfall wären dann die Länder (sofern es ein europaweiter Schadensfall wäre) quasi wieder auf sich alleine gestellt.

    Zum konkreten Fall kann ich nichts sagen. Jedoch ist es üblich, dass sich das Personal für die Spezial-Einheiten für die überörtliche Spezial-Schadenslagen aus dem Pool der "normalen" Einsatzkräfte an der Basis speist.


    Auf allen Planungsebenen kann es dann ggf. zu gefährlichen Fehleinschätzungen kommen. Fremde, bisher wenig bekannte Spezial-Einheiten werden gedanklich aufaddiert, obwohl diese im Blackoutfall gar nicht aktiviert werden könnten. Im schlimmsten Fall rechnen dann mehrere Landkreise mit der Unterstützung durch die selbe Spezial-Einheit, die nur auf dem Papier besteht.


    Erst kürzlich habe ich erlebt, dass sich bei genauer Recherche bzgl. eines Blackouts die abstrakt formulierte externe Unterstützungseinheit in Luft auflöste und die Aufgaben (wieder Erwarten) komplett durch eigene Einsatzkräfte übernommen werden müssten.


    Im Blackout wird es nach vergeblichem Warten auf die ersehnte externe Unterstützung wohl oft die bittere Erkenntnis geben: "Wir sind die Kavallerie!".

    Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.

  • Fragen über Fragen.......

    Man kann da natürlich jedes beliebige Szenario annehmen, das die Fantasie hergibt. Letztlich hat man bei jeder Katastrophe von größerem Ausmaß mehr Bedürftige als Ressourcen. Dann muss die Triage angewandt werden. D.h. Hilfe wird dort geleistet, wo sie am nötigsten ist und am ehesten auch aussichtsreich ist. D.h. Sterbenskranke bzw. Verletzte ohne Heilungschance sowie Leichtverletzte werden im Extremfall nachrangig oder gar nicht versorgt.


    Der "Vorteil" eines Blackouts ist ja gegenüber anderen großflächigen Katastrophen (Erdbeben, Tsunami, Ebola-Ausbruch etc.), dass zunächst nur der Strom weg ist. In der Sekunde 0 habe ich deswegen weder Verletzte, Tote, Verschüttete oder Schäden an der Infrastruktur. Die Dramatik entwickelt sich dann erst, anfangs vermutlich langsam (mal abgesehen von zufällig im Fahrstuhl feststeckenden Personen oder Zügen,die in zig kilometerlangen Tunnels liegenbleiben). Die große Mehrheit der Bevölkerung wird am Anfang nur "Oh, Strom geht nicht?" feststellen, aber ansonsten nicht in dramatischer Weise betroffen sein. Die persönliche Betroffenheit kann dann ein Stück weit jeder beeinflussen, je nachdem wie besonnen er ab dann handelt.


    Wenn man erst mal ruhig bleibt und nicht in Aktionismus verfällt, eskaliert die Situation auch (noch) nicht. Man sollte die Risiken abwägen: ist es sicherer, da zu bleiben, wo man gerade ist (Arbeitsplatz, Urlaubsort o.ä.) oder soll man sich an einen bestimmten Ort begeben (z.B. nachhause). Sich draußen zu bewegen, dürfte mit jeder Stunde riskanter werden, andererseits kann der momentane Aufenthaltsort mit der Zeit auch immer ungeeigneter werden (z.B. Arbeitsplatz ohne Unterkunft/Verpflegung/Wasserversorgung). Autos, Taxis und Busse dürften für den Rest des Tages zumindest auch noch verfügbar sein. Wenn man mal annimmt, dass über alle Autos gerechnet, der Tankfüllstand mindestens 1/3 voll ist, dann sind auch Autos noch relativ lange verfügbar. Der Ausfall der Tankstellen trifft am Anfang nur einen geringen Prozentsatz, die Mehrzahl der (privaten) Fahrzeuge dürfte noch tagelang einsetzbar sein. Ebenso LKWs im Fernverkehr, die selten mit dem letzten Tropfen Diesel im Tank zur Tankstelle rollen, sondern mit einer Tankfüllung eher 1-2x quer durch Europa fahren können. D.h. auch die LKW-Logistik dürfte erst nach einigen Tagen allmählich zum Erliegen kommen.


    Was ich damit sagen will: ein Blackout ist in fast allen Bereichen keine schlagartig vollumfänglich einsetzende Katastrophe wie ein Tsunami, nach dem sofort alles zerstört ist: Infrastruktur, Kommunikation, Energieversorgung, Straßen, Bahnlinien etc. und ich tausende Schwerverletzte und Tote habe. Der Blackout beginnt überwiegend "schadenfrei" und entwickelt sich anfangs nur in Zeitlupe. Selbst 99,999% der Strom-Infrastruktur sind noch da und prinzipiell funktionsfähig.


    Eigentlich genügend Zeit, um Gegenmaßnahmen einzuleiten (den Blackout zu bekämpfen und die Netze wieder herstellen), Hilfsgüter in Gebiete zu bringen, in denen es absehbar schnell zu Problemen kommen wird (z.B. Großstadt mit Haftanstalten, Kliniken und nem Atomkraftwerk, aber kein schwarzstartfähiges weiteres Kraftwerk verfügbar) und resilienteren Regionen mitzuteilen, dass sie bis auf weiteres nicht mit Hilfe rechnen sollten, sondern sich auf Selbsthilfe einrichten müssen (z.B. ländliche Regionen).

  • Das Problem wird sein, dass die Bevölkerung (bzw Teile davon) ruhig und besonnen bleibt.

    Allein in den Großstädten wird einiges los sein, einzig weil die Ampelanlagen ausfallen.

    Das wird zu Unfällen führen, ebenso die immer panische Helikopter-Mamas, die sofort zur Schule fahren, um ihren Nachwuchs zu betüteln.

    Sicher werden viele umsichtig handeln, es reichen aber wenige, die hier Schaden anrichten können.

    "Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf." Theodor Fontane


    Als ich zur Schule ging, fragten sie mich,

    was ich werden will, wenn ich erwachsen bin.

    Ich schrieb: "Glücklich".

    Sie sagten mir, ich hätte die Aufgabe nicht verstanden.

    Ich sagte ihnen, sie hätten das Leben nicht verstanden.

    - John Lennon -


    DE/Hessische Bergstrasse

  • Ebenso LKWs im Fernverkehr, die selten mit dem letzten Tropfen Diesel im Tank zur Tankstelle rollen, sondern mit einer Tankfüllung eher 1-2x quer durch Europa fahren können. D.h. auch die LKW-Logistik dürfte erst nach einigen Tagen allmählich zum Erliegen kommen.

    Da muss ich dich leider enttäuschen.


    Ich habe gerade mit einem Verantwortlichen eines grösseren Logistikunternehmen gesprochen.

    Die Auftragserteilung der Kunden zum Logistikunternehmen laufen volldigital über ein "Buchungssystem" ab. Ohne Strom (Internet) können keine Aufträge erteilt werden.

    Das Logistikunternehmen (Disposition) greift auf diese Daten dann zu und verteilt diese über das Internet auf die jeweiligen Lastwagen. Auch dies geschieht per Internet. Da Telefon auch nicht mehr funktioniert, können auch telefonisch keine Aufträge entgegengenommen werden. Auch können zwischen Dispo und Lastwagen keine Telefonverbindung hergestellt werden.

    Auch die Navis der Fahrer funktionieren häufig per Internetverbindung.


    Ausserdem kann nicht mehr effizient be- und entladen werden da häufig Strom benötigt wird dafür (Garagentor / Hoftor / Rampe / Elektrostapler usw.).


    Direkt nach einem Blackout wird die Logistikkette zusammenbrechen und maximal mit 10-30% der Leistung rudimentär weiter funktionieren.

  • Direkt nach einem Blackout wird die Logistikkette zusammenbrechen und maximal mit 10-30% der Leistung rudimentär weiter funktionieren.

    Wobei die auf den Straßen befindlichen LKWs mit Gütern sicher nicht schlagartig stehen bleiben, wie der ICE im Tunnel. Sondern sie fahren ihre Touren noch zu Ende und bekommen dann möglicherweise keine neuen Touren mehr zugewiesen, weil die Disposition nicht mehr funktioniert. Das sehe ich auch so.

    Was ich sagen wollte, ist dass diese LKWs grundsätzlich noch für einige Tage funktionsfähig sind, auch ohne nachzutanken. Man muss natürlich das ganze organisiert bekommen. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass die auftraglosen Speditions-Fahrer dann von sich aus eine Niederlassung ihrer Firma anfahren und nicht irgendwo am Waldrand stehen bleiben. Könnte mir auch vorstellen, dass Speditionen für diese Fälle auch schon Notfallpläne haben, die den Fahrern bekannt sind. Die Herausforferung ist ja, den Fahrer zu informieren, ohne ihn erreichen zu können. Also ich würde das als Unternehmer vorplanen und jedem LKW einen versiegelten Umschlag ins Handschuhfach packen. Darin ein paar hundert Euro Bargeld und Anweisungen, wohin sich der Fahrer unter Abschätzung des Risikos in so einem Fall begeben soll. Das könnte auch ein Sammelplatz sein (Autohof xy), an den dann ein Mitarbeiter der Zentrale kommt und die Fahrer brieft und ggf. mit neuen Aufträgen ausstattet.

  • Aber selbst, wenn da tausende Aggregate verfügbar wären - sind die Motoren denn eingelaufen (also mal mindestens bis zum ersten Ölwechsel), sind entsprechendes Öl und Filter da, um die Aggregate warten zu können?

    Vermutlich ist das aber auch bri den Städten und Gemeinden kaum anders, die holen dann bei einem Ereignis die orig. verpackten Aggis raus und wundern sich, wenn die nach ein paar dutzend Stunden die Hufe werfen...

    Ist auch für unsereins vielleicht nicht ganz unwichtig.

    Ich hab mich da gerade selber ertappt... Meines ist nämlich noch original verpackt, da ich der Meinung war so die Haltbarkeit bei Dauerhafter-Lagerung erhalten zu können😂


    Wie eingefahren/getestet sollte denn ein Aggregat im Ernstfall sein?🙄

  • [...] Meines ist nämlich noch original verpackt, da ich der Meinung war so die Haltbarkeit bei Dauerhafter-Lagerung erhalten zu können😂

    SBB+ hatte da mal eine "Anleitung" zur Inbetriebnahme gepostet:



    Wie "eingefahren" allerdings ein Aggregat sein sollte :person_shrugging:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.