«Prepper haben oft ein fatalistisches Weltbild»

  • Ich würde gern mal den Faden aus dem Thread Professor der das Preppen erforscht von PapaB weiterspinnen.


    "Der" Prepper ist wahrscheinlich genauso bunt wie die Gesellschaft selbst. Das Preppen an sich ist ja sowieso nichts Neues. Das hat der Mensch schon immer gemacht. Erst in der neueren Zeit hat sich das durch omnipräsente Shopping-Möglichkeiten geändert.


    Schaut man sich mal schnell die Definition von Fatalismus an:

    Als Fatalismus (von lateinisch fatalis ‚das Schicksal betreffend‘) bezeichnet man eine Weltanschauung, der zufolge das Geschehen in Natur und Gesellschaft durch eine höhere Macht oder aufgrund logischer Notwendigkeit vorherbestimmt ist. Aus der Sicht von Fatalisten sind die Fügungen des Schicksals unausweichlich, der Wille des Menschen kann ihnen nichts entgegensetzen. Daraus ergibt sich aber nicht zwangsläufig die Folgerung, menschliche Entscheidungen und Handlungen seien bedeutungslos. Mit der Überzeugung vom eigenen Ausgeliefertsein verbindet sich im Fatalismus eine davon geprägte Gefühlslage und Lebenseinstellung, die „Schicksalsergebenheit“.

    Die Frage die ich mir stelle: ist das wirklich so?


    Ich bin mir sicher, dass es dann doch etwas individueller ist. Früher war Preppen eine Notwendigkeit um überleben zu können. Heute aber ist die Motivation zumindest in unseren Kreisen eine ganz andere.


    Warum also wird man zum "Prepper"?

    I feel a disturbance in the force...

  • Prepper ist eine stark vereinfachende Sammelbezeichnung, eine Schublade in die man

    Leute steckt, die aus ganz unterschiedlichem Antrieb Vorsorgemaßnahmen treffen.

    Vorratshaltung hat es immer gegeben, aber der Antrieb dazu war unterschiedlich.

    Extrem ausgeweitete Ladenöffnungszeiten und unglaubliche 75 kriegsfreie (auf Europa bezogen)

    Jahre haben nachdem die Generation Weltkrieg 1 und Weltkrieg 2 zu alt wurde, dazu geführt

    von der Hand in den Mund zu leben, also nur das zu kaufen was man unmittelbar braucht und

    sehr kurzfristig verbraucht. Sowohl die Einkellerungskartoffel, das Einkochen als auch Rabatte bei Abnahme von Kartons statt Einzelgebinden gehörten dann schnell der Vergessenheit an.


    Der erwähnte Fatalismus, mag darin bestehen, dass einige Mitmenschen nun einmal nicht glauben wollen, dass dauerhaft alles gut geht und nichts passiert, was die ständige Versorgung mit allem was man immer haben möchte und bezahlen kann unterbricht.

    Ja, da waren ein paar Hammerwinter und Stürme, aber auch die „Naturkatastrophen“ haben weitgehend einen Bogen um Mitteleuropa gemacht.

    Ist es statt Fatalismus, dann doch eher der Glaube an Murphy‘s Law, das alles was schief gehen kann, auch irgendwann schief gehen wird (und wie man weiter sagt, zum denkbar unglücklichsten Augenblick) ? Und jetzt wird es fies und kritisch. Denn der Typ A bereitet sich ausreichend darauf vor

    zu überleben, der Typ B schafft sich eine Zweitwelt, in der er nach Ausbruch der Krise im Grunde besser lebt als vorher oder zumindest genauso gut und das dann so ziemlich als einziger.

    Vorsicht ist da geboten, dass man den Typ B nicht in eine Ecke stellt „der will die Krise“, „der wartet praktisch drauf“ aber nicht angstvoll, sondern fast mit Vorfreude endlich seine Vorräte im Ernstfall zu benutzen und (jetzt kommt die Verunglimpfung der Prepperszene) seine Werkzeuge und ggf. Waffen

    benutzen zu „dürfen“.



    Aber Fatalismus? In der Alltagssprache sind mit dem Wort die Vorstellungen von Ohnmacht und Ausgeliefertsein verbunden. Fatalismus wird als Pessimismus und Erwartung eines schlechten Ausgangs aufgefasst. Tut der „Prepper“ nicht gerade das Gegenteil, wenn er mit dem Ereignis an sich rechnet, aber alles dafür tut als „Prepper“ oder „Survivalist“ die vollen negativen Folgen (persönlich) nicht tragen zu wollen.

    Und da kommen wir zum nächsten Begriff, der Prepper als Egoist , der nur an sich und an eine kleine Gruppe von Menschen denkt, die er von den Folgen des wie immer gearteten, aber erwarteten Unglücks schützen will. Der fiese Hamsterer der in Tarnkleidung und mit halbautomatischen Waffen im Keller sitzt, und der Allgemeinheit entzogene Vorräte futtert, während drumherum die Mitmenschen hungern ?

    So ein echter Fatalist, der würde doch gar nichts machen, weil die Erkenntnis, dass er mit Vorräten dann eben drei Monate später verhungert, jegliche Vorsorge überflüssig macht ?

    Ist der Prepper also nicht eher ein Optimist, der an ein Weiterleben nach der Krise glaubt, also nur an eine temporäre Krise statt an den finalen Weltuntergang ? Schafft er sich damit auch eine Elite ? Den Menschen nach der Krise ? Den „Auserwählten“ der überlebte weil er schlauer war , besser ausgebildet und besser vorbereitet ? Wieder so eine negative Seite an den fiesen Preppern.

    Und dann noch die Rolle als Mahner. Zeigt er doch auf, dass unter Umständen die Supermärkte um 23:50 Uhr mal nicht offen sein könnten. Er zweifelt also an unserem Lebensstil. Darf er das ?

  • Ohne die Studie gelesen zu haben, würde ich den Begriff "Fatalismus" in einen ganz anderen Zusammenhang mit Prepping bringen als witchcraft .


    Für mich besteht die Gefahr zum Fatalismus eher darin, dass man wegen der persönlichen Vorbereitung darauf verzichten könnte, seinen politischen/gesellschaftlichen Einfluss geltend zu machen. Ich verdeutliche das mal an folgenden Beispielen:


    "Nö, ich muss nicht bei der Feuerwehr mitmachen/spenden, weil ich mein Haus gegen Brand, Hochwasser, etc. so gut abgesichert habe und über die nötige Ausrüstung verfüge, um mir selbst zu helfen."


    "Nö, ich muss mich nicht mit Wirtschaftspolitik auseinandersetzen und entsprechend wählen, weil ich mit meinen fünf Zentnern Gold im Keller gegen alle Verwerfungen immun bin."


    "Nö, ich muss nicht zur Anti-Kriegs-Demo gehen, weil ich im Ernstfall eh in meine Waldhütte flüchte und warte, bis alles vorbei ist."


    Das sind jetzt etwas überspitze Formulierungen, aber eine gewisse Gefahr für einen Fatalismus dieser Art sehe ich schon. Und eine Gefahr ist das sicherlich, denn wenn alle Fatalisten sind und sich nicht dafür interessieren und ggf. engagieren, wohin sich das Gemeinwesen entwickelt, dann kann in letzter Konsequenz menschliches Zusammenleben nicht funktionieren.


    In dieser Gefahr steht sicher nicht jeder und jede, aber man kann sowas durchaus als logische Folge eines übertriebenen Prepping-Gedankens sehen.

  • ...

    Warum also wird man zum "Prepper"?

    Eine wirklich gute Frage!

    Ich hab jetzt nochmal intensiv drüber gegrübelt warum es bei uns selbst so war und keine direkte Antwort oder einen Auslöser gefunden.

    Das ganze begann kurz nach der letzten großen Schuldenkrise so 2008 - 2010.

    Wir waren nicht direkt davon betroffen, sprich meine Frau ging Teilzeit in einem Hotel Putzen und ich IT-Support via Telefon. Keine Kurzarbeit oder ähnliches.

    Dennoch haben wir nie in Geld "geschwommen", das übliche Hamsterrad halt.


    Vielleicht als Background:

    Meine Frau hat ihre Kindheit ab dem 9ten Lebensjahr in einem rumänischen Waisenhaus verbracht und nachdem unfreiwilligem Ableben von Ceaușescu (der bis dahin die Waisenkinder als "seine" Kinder betrachtete und beschützte) hatten die Kinder keinen Spass mehr! Sie mussten für ihre Mahlzeiten arbeiten, teils auf den Feldern bei der Ernte, aber auch an andere Stellen. Und wenn es mal was zu "naschen" gab, dann wurde nach dem Recht der stärkeren verfahren. Meine Frau weiß also darum wie es ist auch mal nichts zu essen zu haben und wenn doch, dieses auch zu verteidigen (ja, sie ist ein durchaus streitbarer Mensch :-))


    Und (wie so viele Eltern) wollten wir, dass unsere Kinder niemals in eine solche Situation kommen, dass sie (aus welchen Gründen auch immer) nicht genügend Versorgung hätten.

    Zu jener Zeit begann es auch, dass wir anfingen viele Wanderungen in der Natur zu machen, was dann auch das Thema "Leben in und mit der Natur" mehr in den Vordergrund brachte. Leider fand ich nie die Zeit (und das Geld) wirklich mal Survival-Kurse zu machen, dennoch haben wir auch für diese Eventualität Ausrüstung zu gelegt.


    Stichwort "Ausrüstung"! Natürlich macht es auch Spaß sich mit den ganzen "Gegenständen" auseinander zu setzen die sonst kaum ein (normaler) Mensch nutzt!

    • Wie? Was ist eine Starklicht-Petroleum-Lampe?
    • Oh, einen Hobo-Kocher habe ich noch nie gesehen!
    • Warum ist der Einkochtopf so groß und hat ein Loch im Deckel?
    • Hä? Es gibt einen "Zeltofen"?
    • Es gibt mobile Wasserfilter?
    • Wie wird ein Rucksack richtig gepackt?
    • Welche Kleidung abseits von der Stange gibt es eigentlich für "da draußen"?

    Und so weiter und so fort! Es ist natürlich auch ein Hobby! Doch in diesem Fall ein dazu noch nützliches!

    Zum Spass habe ich mit meinem Sohn früher Modelle (zb. Revell usw) gebaut. War eine schöne Vater-Sohn-Zeit, doch im Nachhinein wäre es wohl besser gewesen, wären wir in den Wald und hätten uns dort zb. einen Unterstand gebaut!

    Das mit den Modellen... naja, die haben wir dann im Keller später zusammen mit dem Luftgewehr zerschossen (Zielen üben UND Spaß :-))


    Ich bin als Prepper hin und her gerissen zwischen dem was ich sehe und befürchte, gleichwohl aber auch der Hoffnung auf eine "bessere" Welt!

    Für meine Kinder wünsche ich mir, dass die Menschheit als ganzes irgendwann "die Kurve kriegt" und einsieht, dass wir alle zusammen auf dieser kleinen blauen Welt leben und nur gemeinsam was erreichen können.


    Doch dazu muss wohl wirklich aller Wahrscheinlichkeit nach ein vulkanisches Raumschiff auf der Erde landen oder ähnliches.


    Viel mehr sieht es dann doch leider nach einer anderen Realität aus! Und auf diese möchten wir soweit als möglich vorbereitet sein.

    Falls überhaupt möglich!


    Ich habe versucht mehr Menschen dazu zu bringen sich ähnlich mit der Realität auseinander zu setzen, doch... "Realität" ist halt doch auch "relativ" für jeden Menschen!

    Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.


    Albrecht Müller

  • Goethe konzipierte einen starken, hochgebildeten, in allen Leiblichkeiten geschickten, sich selbst im Zaume habenden, vor sich selber ehrfürchtigen Menschen, der sich den ganzen Umfang und Reichtum der Natürlichkeit zu gönnen wagen darf, der stark genug zu dieser Freiheit ist; den Menschen der Toleranz, nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke, weil er das, woran die durchschnittliche Natur zugrunde gehen würde, noch zu seinem Vorteile zu brauchen weiß; den Menschen, für den es nichts Verbotenes mehr gibt, es sei denn die Schwäche, heiße sie nun Laster oder Tugend… Ein solcher freigewordner Geist steht mit einem freudigen und vertrauenden Fatalismus mitten im All, im Glauben, dass nur das Einzelne verwerflich ist, dass im Ganzen sich alles erlöst und bejaht — er verneint nicht mehr.


    Friedrich Wilhelm Nietzsche

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • Goethe konzipierte einen starken, hochgebildeten, in allen Leiblichkeiten geschickten, sich selbst im Zaume habenden, vor sich selber ehrfürchtigen Menschen, der sich den ganzen Umfang und Reichtum der Natürlichkeit zu gönnen wagen darf.....


    Hehe.... an dieser Stelle musste ich an Meister Nietzsche Denken.

    Mein Hirn lässt mich doch nicht so im Stich wie ich befürchtet hatte :face_with_tongue:


    So... verflixt... jetzt muss ich mir doch mal wieder die Serie Andromeda ansehen! (Nietzscheaner)

    Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.


    Albrecht Müller

  • Man muss sich mal in die hineinversetzen, die uns Prepper als fatalistisch bezeichnen.


    Das sind Menschen, die meinen, das Klima ändern zu können durch Hopsen und von den Erwachsenen zu fordern.

    Das sind Menschen, die meinen, wenn man schön auf die Regierung vertraut, alle gefährlichen Gegenstände abgibt und möglichst nur Tagesschau hört, dann wird alles gut.

    Das sind Menschen, die einfach glauben, alles ändern zu können, indem man es nur ganz fest will.


    Für diese Menschen, sind Realisten, die nicht mithelfen, einen Sturm, eine Pandemie oder einen Vulkanausbruch wegzubeten, Fatalisten.

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Laut Definition ganz oben ist ein Fatalist jemand der sich in sein Schicksal fügt weil er es nicht ändern kann. Jemand der sich vorbereitet um sein Schicksal in einer Krise selbst bestimmen zu können kann also demnach kein Fatalist sein.


    Wenn jemand Vorräte anlegt um sich in einer Krise versorgen zu können und dann als Egoist bezeichnet wird, dann ist nach der selben Logik ja jemand der keine Vorsorge trifft und in der Krise fordert von den anderen versorgt zu werden ja ein Schmarotzer!


    Versteht mich nicht falsch, Ich bin für gegenseitige Unterstützung und Hilfe aber wenn ich sehe das jemand absichtlich nichts tut und dann von den anderen nur fordert ohne selbst etwas bei zu tragen dann werd ich auch zum Egoist.


    Das jeder aus anderen Gründen angefangen hat ist nur natürlich, Prepper sind so Bund wie das Leben und aus allen Schichten oder Gruppen. Deshalb gibt es auch welche von ganz rechts oder ganz links. Und immer mal wieder fällt jemand aus irgendeinem Grund negativ auf. Und wenn die Medien sonst nichts interessantes über ihn finden als 20 Konserven im Keller dann wird halt das ausgeschlachtet.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Moin @ll!


    Wäre ich Fatalist, würde ich nicht vorsorgen!


    Wie sagte mal ein ganz lieber junger Kollege zu mir:

    „Du bist einer von diesen sch*** Optimisten, bei denen das Glas nie halb leer, sondern immer halb voll ist!“


    Antwort:


    „Falsch! Ich sage das Glas wird wieder voll!“


    Be prepared!


    ksbulli

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • "Falsch! Ich habe Reservegläser!"

    Nicht schlecht aber nö, auch Falsch! :winking_face_with_tongue:


    "Für die Menge des Inhalts ist die Größe des Glases lediglich überdimensioniert"

    Zitat Schü nach Testen von fünf korrekt befüllten Gläsern mit 56% Tresterliquid


    In diesem Sinne konsumiert "nur" soviel ihr könnt aber lebt soviel wie nur möglich

    und damit Euch Allen einen richtig dimensionierten GutenRutsch ins 2020 :):thumbs_up:

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • Man könnte auch behaupten "Jornalisten haben oft ein Sensationsgeiles Weltbild".

    Das ist dann auch eine Veralgemeinerung einer ganzen Gruppe wegen ein paar auffälliger Subjekte.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Antwort:


    "Falsch! Ich habe Reservegläser!"

    Ich mache das Glas nie ganz voll, sonst schwappt was raus.


    Außerdem trinke ich eh lieber aus der Flasche.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Wenn das Glas nur noch halbvoll ist fülle ich es aus dem Fass nach....

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB