Im Unterschied zu den Staaten, wo die Armee einen sehr einflussreichen Lobbyisten in Virginia hat und eine große starke Armee quasi Staatsräson ist, haben fast alle europäische Armeen das gleiche Problem: Im Friedensfall werden die Verteidigungsausgaben von Politikern und vielen Bürgern als weitgehend nutzlose Kosten angesehen. Auch wen sie das tatsächlich nicht sind, denn Frieden gibt es nur wenn man eine Armee hat, sodass man nicht angegriffen wird.
Für die Bundeswehr gibt es zahlreiche Vorschläge, wie sie zukünftig weiterentwickelt werden soll:
- Merkels und AKKs Idee eines gemeinsamen Flugzeuträgers mit Frankreich
- Söders Idee eines Hubschrauberträgers (ein kleiner Flugzeugträger für Hubschrauber und STOVL-Flugzeuge)
Auf die militärisch strategischen Dimensionen, dass man dafür vermutlich auch zusätzliche begleitende Flugabwehr-Zerstörer bräuchte, (die Bundesmarine m.W. derzeit nicht hat) möchte ich hier gar nicht eingehen, dazu bin ich militärisch nicht kompetent genug.
Vielmehr glaube ich, dass solche militärischen Großprojekte politisch ein besseres Standing hätten, wenn sie für militärisch-zivile Mehrfachnutzung ausgelegt würden (Dual-Use).
Der BDI fordert einen deutschen Weltraumbahnhof. Möglicher Weise - ich habe keine Ahnung ob das möglich wäre - könnte man einen Flugzeugträger ja so auslegen, dass er in Friedenszeiten eine schwimmende Raketenstartrampe wäre und in Kriegzeiten ein Hubschrauber-SOVL-Träger? Eine Ratenstartrampe in Äquatornähe wäre ohnehin wesentlich vorteilhafter als in Rostock oder Cuxhafen. Denn am Äquator hat die Erde bereits eine höhere Rotationsgeschwindigkeit in m/s (die Winkelgeschwindigkeit ist natürlich gleich). Außerdem gehen geostationäre Satellitenflugbahnen auf einer Ebene mit dem Äquator. Man braucht also wesentlich weniger Raketenkraftstoff, wenn man in Äquatornähe startet.
Auch für andere militärische aufgaben kann ich mir einen Dual-Use vorstellen. Eine Kernkompetenz des Militärs besteht zum Beispiel darin, schweres Gerät in kurzer Zeit per Luftbrücke zu bewegen. Z.B. ist die luftverlegte Erstinstalltion von Artilleriegeschützen und Haubitzen ein sehr großer taktische Vorteil. Insbesondere wenn man Luftüberlegenheit und sich die Artilleriestellungen gegenseitig feuerschutz geben können (z.B. von verschiedenen Berggipfeln aus.) Wenn man also ohnehin Schwerlasthubschrauber braucht um Artillerie Schnellzuverlegen, warum können die Schwerlasthubschraubereinheiten dann nicht auch zivile Luftschwertransporte übernehmen (Masten von Windrädern und Seilbahnen aufstellen, Brückenteile anliefern, Fertigteile für Hochhäuser, ...) Auf diese Weise bekommen die Soldaten das regelmäßige Training diese schwierigen Aufgaben jederzeit aus dem Handgelenk schütteln zu können. Und die Ressource der teuren Schwerlasthubschrauber wird wirtschaftlich ausgenutzt, anstatt dass sie weitgehend ungenutzt vor sich hingammeln.
Sogar Bombenabwürfe aus Kampfjets kann man dazu nutzen, einen Waldbrand zu löschen.
Was spricht also generell gegen militärisch-zivilen Dual-Use? Wenn man mal richtig darüber nachdenkt, findet man sehr viel Mehrfachverwendungsmöglichkeiten von militärischen Fähigkeiten, die für beide Seiten eine Win-Win-sitaution darstellen. Militär: Gerät und Trainingsöglichkeit, zivil: wirtschaftliche Ressource. (Sowas wie die missbräuchlichen Heranziehung der österreichischen Armee für Waldarbeiten meine ich natürlich nicht!)