Im Gedränge mit Kindern

  • Persönliches Erlebnis: Vor kurzem war ich mal wieder in einer Großstadt und bin mit den Kindern U-Bahn gefahren. Wegen eines Polizeieinsatzes fielen einige U-Bahnen aus, und die, die dann kamen, waren total überfüllt. Beim Aussteigen die Rolltreppe hoch war eine junge Frau mit Trolley sehr rücksichtslos, und fuhr ein paar Leuten über die Füße. Einer hat darauf fast eine Schlägerei angefangen, und es entstand ein echt unangenehmes Gedränge.


    Davon ausgehend: Es gibt ja einige Regeln, die man in Gedränge und Massenpanik einhalten soll. Die gelten aber alle für Erwachsene, große Personen: Möglichst in der Mitte bleiben, sich nicht gegen Pfeiler oder Wände drücken lassen, keinesfalls in die Knie oder auf den Boden gehen, etc. Aber was macht man, wenn man ein oder mehrere Kinder dabei hat?


    Obwohl ich für unsere Kinder auch ernsthaftere Mittel einzusetzen bereit wäre, wäre es in diesem Fall wohl sinnlos. Bei jeder krassen Aktion würde die Panik eher verschlimmert, ganz zu schweigen davon, dass die direkt neben Dir stehenden Drängler genau so unschuldig sind, wie Du selbst.


    Kinder auf die Schultern nehmen? Dann wird das Risiko zu stolpern erhöht....


    Ein Lichtblick: Ein paar Männer, eher groß und bullig, haben sich schützend zwischen die beinahe-Prügelei und die Kinder aufgestellt. Wildfremde. Das lässt mich mal wieder mein Menschenbild aufbessern.


    Einfach solche Situationen meiden... geht nicht. Es war wirklich erst absehbar, dass die Situation eng wird, als wir aus der U-Bahn an der Endstation ausgestiegen sind. In Zukunft werde ich bei weit geringeren Anzeichen, insbesondere mit gefährdeteren Personen, enge Orte meiden. Obwohl.. wenn das einen Umweg von einer Stunde bedeutet, dann ist der gute Vorsatz vermutlich schnell wieder beim Teufel.


    OK, soweit meine Gedanken.


    Was würdet ihr tun

    1. Konkret in einem Gedränge mit kleinen Kindern, die aber schon ohne Kinderwagen laufen?

    2. Bei welchen Anzeichen würdet ihr sofort die U-Bahn oder eine sonst geartete Veranstaltung verlassen?



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • 1. Je nach Alter und Verhaltensweise des Kindes könnte eine Rückentrage nützlich sein (für Kinder bis 4 Jahre), oder ein Brustgeschirr für das Kind, welches am Gürtel des Erwachsenen gesichert ist. Mein Sohn war ein sehr risikofreudiges Kind, da habe ich das in öff. Verkehrsmitteln genutzt. Wenn du mit mehreren Kindern unterwegs bist, hast du immer zuwenig Hände frei. Bei den Mädchen war es nicht nötig.

    2. Wenn die Stimmung in Richtung aggressives Verhalten kippt. An Tagen mit Demonstrationen oder Fußballspielen meide ich Öffis bzw. die betroffenen Bereiche generell. Die Risikostelle, die ich nicht umgehen kann, ist Hamburg Hauptbahnhof zum Umsteigen. Das ist dann immer Alarmstufe rot.

  • ... An Tagen mit Demonstrationen oder Fußballspielen meide ich Öffis bzw. die betroffenen Bereiche generell. ...

    Der Polizeieinsatz war wegen randalierender Fußballfans. ok, kommt auf meine Checkliste: Fußballspiele und angekündigte Demos.

    Hätte man also doch vorhersehen können.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Das war ein guter Gedankenanstoß.

    Mein Junior ist noch klein und damit er nicht unterwegs ist müsstest du ihn am Boden festkleben... Ich werde mir da wohl mal ausführlicher Gedanken machen auch was diverse Situationen in den Öffis angeht.


    Vielen Dank dafür!

  • In der spontanen Situation kann man gar nichts machen, wenn man kein Lagebild hat.

    Kann alles richtig sein, kann alles schlecht sein.

    Hier war es ja zum Glück keine echte Krisensituation von der Warte eher ganz normales Alltagsleben, wenn man in einer Stadt unterwegs sein muss :winking_face:

    Ansonsten bei Totalausfall etc. in der U-Bahn entgegen der Fluchtrichtung agieren.

    Sprich nach hinten auf den Bahnsteig oder in die Röhre, bis die Deppen weg sind, denn letztlich besteht ja keine unmittelbare Gefahr.


    Gruß


    TID

  • Die Möglichkeiten sind in solchen Situationen sehr begrenzt.

    Eventuell könnte man laut rufen und auf die anwesenden kleinen Kinder aufmerksam machen.

    In der Hoffnung, dass mehrere so reagieren, wie die Männer, welche sich zwischen die Kids und dem Krisenherd gestellt haben.

    Gruß

    mm

  • Hatte mir gerade hier in Frankfurt bei Besuchen in unvermeidbar größeren Menschenmengen z.B. Wochenmarkt, Veranstaltungen usw. dieselben Gedanken gemacht/Fragen gestellt... Echt schwierig, wenn die Kids noch eher Kleinkinderalter sind, oft hilft tatsächlich "nur" Situationsbedingt zu reagieren, wobei ich hier ein Brustgeschirr als sehr Vorteilhaft gegen "verlieren & stürzen" genutzt hatte. Gab zwar des öfteren dumme Kommentare wie "der behandelt seine Kinder ja wie Hunde", interessanterweise meist von Mütter - die Väter sahen dann eher den praktischen Nutzen...


    Aber eigentlich hilft wohl, wie Du ja auch angemerkt hast, tatsächlich nur ein Vorausschauendes Handeln und Vermeiden potenziell gefährlicher Orte/Gegebenheiten und warum Familien mit Kleinkinder unbedingt Veranstaltungen wie z.B. FußballWMpublicviewing besuchen müssen, erschließt sich mir bis heute nicht, obwohl wir das Spiel auch sehr mögen aber dann halt mit Freunden im Garten oder dem Sofa!


    Ansonsten war/ist ein "durchspielen" von möglichen brenzligen Situationen, kindgerecht ausgeführt, ein tolles Abenteuer mit gutem Lerneffekt für die Jungs bei dem sie sich in Bezug auf "Massenpanik" auch mal unter ein parkendes Auto rollen oder in ein Kanalrohr unter den Weg kriechen durften...

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • [...] warum Familien mit Kleinkinder unbedingt Veranstaltungen wie z.B. FußballWMpublicviewing besuchen müssen, erschließt sich mir bis heute nicht [...]

    Das geht meistens vom fussballverrückten Familienvater aus - der argumentiert mit der ach so tollen Stimmung, den anderen Fans vor der großen Leinwand, ganz anderes Gefühl... und weil der natürlich Bier trinkt, braucht er dann auch die Mutti, die ihn und ggf. 1 oder 2 neue Kumpels nachher wieder nach Hause kutschiert, würde das aber nie niemals nicht zugeben.

    Die Kids wiederum müssen mit, weil kurzfristig keine Betreuung gefunden wurde. Dass die Mutter und die Kinder sich häufig zu Tode langweilen, wird vom Verursacher generös ignoriert.


    So jedenfalls meine Erfahrungswerte aus dem Bekanntenkreis :rolleyes:

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.