Kleines Feldlazarett für 4 bis 6 Personen

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  • Moin!


    Geht mir seit Jahren schon durch den Kopf.....


    Was braucht es eigentlich, um ein kleines Feldlazarett für 4 bis 6 Personen vorzuhalten?


    Ich denke hier an den Umfang, den man so aus kleineren Ersthilfeeinsätzen kennt....


    Sprich 1-2 Akkutplätze, wo wirklich hantiert wird, und 4-6 Ruheplätze....


    Bei der Bundeswehr gab (ach ja, was hatten die nicht alles mal) es komplett "eingetütete" Notlazarette, die aber wohl eher 50 bis 100 Personen umfassten....


    Den aktiven Betrieb sollte dann ein Arzt, und 1-2 Krankenschwestern übernehmen können...


    Es ist natürlich nicht vorstellbar, das sowas von absoluten medizinischen Laien betrieben wird.... Aber selbst in schlimmen Notlagen wird sich im Umkreis sicher irgendwo ein Pensionierter Tierarzt oder eine Krankenpflegerin finden!

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    Mir geht es ab von der Qualifikation erst einmal darum das passende Material zu kennen....


    Sicher... Das mobile Röntgengerät wird auch schwer, aber vieles

    Wie

    -Autoklav

    -Defi

    -pulsoximeter

    -unterdruckschienen

    -op-Besteck

    -san-material

    -Absauggerät


    Usw. wurde und wird immer noch teils günstig angeboten....


    Der Gedanke so ein "Set" zusammenzutragen halte ich nicht für total Abwegig...


    Und selbst wenns nachher nur ein geschienter Knochenbruch ist, oder die verhinderte Blutvergiftung....


    Eure Gedanken dazu?!

  • Du wirst da einiges an Material benötigen.Kommt darauf an was du da planst, also was soll da behandelt werden?

    Wichtig wäre was zum Blutdruck messen, pulsoxi, beatmungsmaske, sterile Abdecktücher, OP Besteck (da gibts ja etliche Varianten, also kommt darauf an an welche Fälle du denkst), evtl etwas zum Intubieren+ tubus in verschiedenen Größen, Nahtmaterial, diverses Verbandsmaterial, Medikamente(das wieder schwer zu routieren)...

  • Naja... Wo ist das machbare Spektrum?!

    Offene Knochenbrüche

    Prellungen

    Platzwunden

    Zahnprobleme

    Blinddarmdurchbruch

    Sepsis

    ?!?


    Ne Lungentransplantation ist wohl kaum machbar...


    Aber wenn du einem Allgemeinmediziner, der nicht nur totaler Fachidiot ist einiges an Material mehr, als das, was in seiner Arzttasche ist an die Hand gibst kann er da denke ich auch was mit anfangen.....

  • Die Frage ist nicht nur was du versorgen möchtest, sondern auch wie lange?

    Jemanden kurzfristig zu retten und am Leben zu halten ist vergleichsweise einfach, ihn zu heilen und nach Tagen noch gut zu versorgen nicht mehr. Für eine langfristige Versorgung eines einzigen etwas schwerer Verletzten benötigt unglaublich viel Verbrauchsmaterial, diese Vorhaltung wird für eine Privatperson nicht verhältnismäßig sein.


    Als kleine Anregung kannst du ja mal nach "Ausstattung BHP (Behandlungsplatz)" googlen, oder nach "Beladungsliste GW-SAN". Da findest du dann Listen was im Bevölkerungsschutz so vorgehalten wird, dass sind dann aber Minimalausstattungen um viele Menschen kurzfristig zu versorgen, eine langfristige Versorgung ist dort auch nicht vorgesehen.

  • Moin Endzeitstimmung,

    moin @ll,


    mal so zum Vergleich:

    Ein „EMT1 mobile“ bildet feldmäßig eine mobile Arztpraxis auf Hausarztniveau mit zwei Arbeitsplätzen für Ärzte, sprich vier Behandlungsplätzen und einem Patientendurchsatz von 50 Patienten/Tag ab. Einsatzdauer 10-14 Tage, davon 48h completely self sufficiant, sprich es werden erst ab dem dritten Tag Lebensmittel, Wasser und Betriebsstoffe benötigt. Für den Einsatz werden in der homebase 12to verlastet!

    Ziehe ich mal für die Infrastruktur des Camps 50% ab, bleiben immer noch 6 Tonnen an Krempel und da ist praktisch null Intensivmedizin dabei, keine Chirurgie, Anästhesie etc.


    Ich kann spaßeshalber mal nach meinem Urlaub das Foto unseres alten Feldlazarettes raussuchen, damit sich jeder ein Bild vom Materialvolumen machen kann.


    Einmal ganz davon abgesehen, dass ein feldmäßiger operativer Eingriff - und sei er noch so geringfügig - eine umfangreiche Antibiose nach sich zieht, währe ein akuter Blinddarmdurchbruch in der Nachsorge (Wunddrainage etc.) auch eine ernst zu nehmende Herausforderung. Eine Sepsis dürfte weniger ein chirurgisches, als viel mehr ein intensivmedizinisches Thema werden ...


    Militärische Feldlazarette zielen primär auf die Traumaversorgung ab, das ganze Spektrum der Viszeralchirurgie wird dort nicht primär adressiert. Damit benötigst Du am Ende des Tages prinzipiell drei Ärzte:

    Anästhesie, Viszeral- und Traumachirurg.

    Wenn Du irgendetwas oberhalb von chirurgischer Wundversorgung anstrebst (Du nanntest einige Stichpunkte), dann ist es fast egal, ob Du zwei oder 10 Patienten operieren willst, der Aufwand an Infrastruktur bleibt für den OP fast gleich. Lediglich die Menge an Verbrauchsmaterial und der personelle Aufwand variieren ...


    Denkt der

    ksbulli


    ... der den Gedanken trotzdem reizvoll findet! 😉

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Mit Null externer Infrastruktur ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Da jetzt ins blaue Planen ufert sicher sehr schnell aus.

    Ich wähle jetzt mal ein Szenario welches ich mir in Mitteleuropa noch einigermaßen vorstellen kann (außerhalb vom kompletten SHTF...)

    - Weiler in den Bergen, wenige Häuser, nur eine Zufahrtsstraße

    - durch Unwetter Straße zerstört, kein Flugwetter

    - zumindest lokaler Stromausfall, Kommunikation gestört

    - Gelände so dass auch Bergrettung etc. nur zu Fuß alarmiert werden kann und auch zu Fuß kommen müsste. Vielleicht wegen Lawinen gar kein Durchkommen

    Erst mal blöd gelaufen. Trotzdem kann ein großer Teil der "Notfälle" sicher noch ohne eigenes Lazarett bewältigt werden, ich sag mal bis zu einem patienten der intensivere Überwachung/Maßnahmen benötigt. Werden es mehr, dann ist womöglich eine zentralere Behandlung sinnvoller. Was brauchen wir nun?

    - erstmal Raum (am besten festes Gebäude, notfalls Zelt)

    - Heizung

    - Strom (Licht, Geräte)

    - Wasser/Abwasser (Toilettengang bei bettlägerigen vielleicht nicht möglich...)

    - Krankenbetten (das normale Feldbett reicht womöglich nicht aus)

    - Verpflegung

    aber angenommen das haben wir jetzt mal grob abgedeckt, was kann ich mir vorstellen zu behandeln (5 Tage wären für mich in dem geschilderten Szenario mal eine Hausnummer)

    - TRAUMA: normale Schnittverletzungen gehen wahrscheinlich gut, Sehnenverletzungen eher schwierig, größere Gefäße zusammenflicken stelle ich mir eher kritisch vor (wenn Volumenersatz noch reicht, Blutkonserven werden eher schwierig). Knochenbrüche kann man sicher soweit behandeln dass eine Ruhigstellung da ist, vieles wird auch gut verheilen. Komplizierte Brüche, mit OP, nageln etc eher schwierig, da muss dann - wenn möglich - später nachgearbeitet werden oder es ist mit dauerhaften Einschränkungen zu rechnen.

    - INTERNISTISCH: Ich geh jetzt mal von den Herzgeschichten aus. Eine OP wird eher ausscheiden, also stabilisieren soweit möglich und engmaschig überwachen. Beim großen Infarkt ist es wohl einfach aus, sonst Sauerstoff, entsprechende Medikamente, Überwachung und Diagnose, dazu ist natürlich bei manchen Dingen ein Defibrillator sinnvoll.

    - INFEKTION: Egal ob Wundinfektion, Magen/Darm Keime usw. ausreichend Basismaterial, Infusionen, Medikamente und erstmal Wundreinigung. Bei leicht übertragbaren Sachen auch an Abschottung zwischen den Betten und ausreichend Schutzmaterial denken.

    - SCHMERZEN: man kann sich viel organisieren, in dem Bereich wird es aber sehr schnell in den BTM Bereich gehen. Und wenn wir dabei sind, Beatmung/Intubation (notfalls gibt es auch andere Hilfsmittel, weiß jetzt aber nicht ob die längere Zeit gehen)


    bin auch bei der Meinung, alles was "großen" OP braucht und das meiste was sonst intensivmedizinisch läuft ist utopisch. Schienbeinbruch, Traumen ohne groß zerfetztes Gewebe oder Beteiligung der Körperhöhlen können machbar sein. Rhythmusstörungen, eine Herzinsuffizienz kann man vielleicht auch soweit stabilisieren bis Hilfe eintrifft. Noro Virus, Cholera usw. wird man wahrscheinlich auch am Leben erhalten können. Bei dem was darüber hinausgeht wird es meiner Meinung sehr schwierig. Es gibt zwar Berichte über erstaunliche OPs und Erfolge unter abwegigsten Bedingungen, allerdings fehlen die berichte zu den nicht erfolgreichen Aktionen - und es fehlen Ärzte die unter solchen Bedingungen gelernt haben.


    Vom Herangehen her würde ich erst an den Umgebungsbedingungen arbeiten, die eine sinnvolle Behandlung möglich machen, und dann von der normalen Erstangriffsausstattung aus hocharbeiten, also Notfallrucksack, AED mit EKG (wenn das Wissen da ist mit manuellem Modus), Beatmungsplatte. Verbandsmaterial, Immobilisation, Infusion und Medikamente großzügig aufstocken.


    Interessantes Gedankenexperiment, mal schaun was noch alles an Ideen kommt.

  • Vor mittlerweile über zehn Jahren hatten wir auch mal diese Idee, ergab sich aus dem engen Kontakt zu Ärzten und medizinischem Personal, die dem gleichen Hobby zugeneigt waren.

    Wir hatten damals neben den Betten auch einiges an Geräten, die ich hier aber nur aufzählen kann, da ich selber nicht vom Fach bin:

    Ultraschallgerät.

    Beatmungseinheit

    Komplettes klinische Anestesiesystem

    Herz- Kreislaufmonitorsystem

    Beleuchtung

    Diverse Sätze an chirurgischen Werkzeugen.

    Ultraschallreigungsbäder

    Autoklaven

    Etc. Etc.

    Dazu kamen damals 54 Kisten mit medizinischem Verbrauchsmaterial.

    (24 hab ich davon noch ;-), kann ich Bilder von machen, Ebenso kistenweise Ringer lactat und Sterofundin etc.)

    Sinnvoll war das alles nicht wirklich, weil der finanzielle und organisatorische Aufwand sehr sehr groß war.

    Ich erinnere mich daran, daß das Hauptproblem die Anästhesie war. Wir hatten damals auch einen Anästhesisten mit dabei. Problem war z. B. Die Gekühlte Lagerung der schwer zu beschaffenden Stoffe. Von der Verfügbarkeit mal ganz abgesehen. Ich habe damals gelernt, daß die Anästhesie ein sehr komplexes Thema ist, sei es auch nur für nen Blinddarm :-).

    2013 haben wir das dann aufgelöst, weil die Ärzte umgezogen sind etc.. Ohne Fachpersonal war das Ganze sinnlos.


    Gruß


    Tid

  • ....finde ich gut, das nicht nur Gegenwind kommt!


    Nein, natürlich geht es nicht um das monatelange Ausharren....


    So ein verschüttetes Bergdörflein käme schon gut hin....


    Alles was länger als 6 bis 8 Tage ist geht wahrscheinlich utopisch auf die Ressourcen....


    Ich denke immer nur....irgendwie ging es doch vor 100jahren auch schon, und die hatten fast nix, dann muss es jetzt doch zumindest jetzt etwas komfortabler gehen....

    Und ja, zu der Zeit hast du wegen einer Kleinigkeit bereits die Hufe hochgerissen...

  • Wir hatten damals genau diese Illusion, die Du beschreibst. Letztlich glaube ich aber nicht, daß es funktioniert hätte, da wir bei unseren Betrachtungen immer vom hier und jetzt ausgingen und das basiert nun mal auf der Annahme, daß das System im Hintergrund operabel bleibt.

    Das ist genau wie beim Militär, da geht es um eine kurzfristige Versorgung bis das Ausfliegen gesichert ist. Bei einem breiten, wie auch immer gearteten Zusammenbruch ist das aber dann nicht mehr gegeben.


    Wie dem auch sei, ein paar der Bundeswehr Betten von damals haben wir noch im Wald.


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    Hier die verblieben Kisten im Wohnzimmer


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    Seit Jahren nicht benutzt :)

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    Gruß


    Tid

    Einmal editiert, zuletzt von T I D ()

  • TID

    Nicht viel weiter....

    Nen Defi und nen Pulsoxi sind noch dazu gekommen...

    Ach und nen Sterilwasserfilter... Und nen "Desinfektionsbackofen"

    Ich muss mal zum Depot, schauen ob auf meinen Kisten auch so viel Staub lagert :winking_face: