Mit den bevorstehenden (und Stand heute teilweise bereits umgesetzten) Ausgangsbeschränkungen, Grenzschließungen, stellenweise leeren Regalen, massiven Eingriffen in das gesellschaftliche Leben und die noch möglichen massiven wirtschaftlichen Verwerfungen sind wir m. E. nun mitten drin: im SHTF-Szenario. Vielleicht wird daraus auch noch ein TEOTWAWKI. Jedenfalls ist die nächsten Wochen erst mal ein Bug-in angesagt.
Die Anhäufung von Buzz-Words aus der Prepperszene macht bestimmt schon deutlich, worauf ich mit diesem Thread hinaus will: losgelöst von den tagesaktuellen Informationen und Erfahrungen rund um die Coronakrise würde ich gerne eure Gedanken zu den immer wieder diskutierten Eckpfeilern der Krisenvorbereitung hören. In den Jahre der Vorbereitung war das Allermeiste für uns Theorie. Man konnte es durchdenken und versuchen, sich in potentielle Krisensituationen hineinzuversetzen. Eben Planspiele. Jetzt wird aus der fernen Idee unmittelbare Realität. Echtes Leben, mit allen Herausforderungen und Kleinigkeiten. Das würde ich gerne gegeneinander halten.
Dinge, die immer wieder lebhaft diskutiert wurden, und die man nun auf den Prüfstand stellen kann:
- Richtigen Zeitpunkt zum Handeln erkennen - ist das möglich?
- Bug-in oder Bug-out?
- Sicherer Ort?
- Fluchtfahrzeug?
- Lone Wulf oder Service-to / with-others?
- ??
Richtigen Zeitpunkt zum Handeln erkennen - ist das möglich?
Zentrale Entscheidungen bei der Krisenvorsorge hängen davon ab, dass man rechtzeitig handelt. Zum Beispiel "vor allen anderen" aufbricht, um einen sicheren Ort zu erreichen. Oder außer Landes flieht. Oder Urlaub nimmt und sich zu Hause einigelt etc.
Je nach dem für welche Handlungsmöglichkeit ihr euch in der Coronakrise entschieden habt, würdet ihr sagen, dass ihr den Zeitpunkt zum Handeln erkannt habt? Konntet ihr rechtzeitig von Normalität auf Krise umschalten?
Ich kann das für mich nicht sagen. Bei mir läuft der Alltag mit allen Einschränkungen weiter. Urlaub habe ich bislang nicht eingereicht, um mich zu Hause einzuigeln (= meine Strategie).
Bug-in oder Bug-out?
Darüber wird ja gerne lebhaft diskutiert. In der Coronakrise erscheint mir ein Bug-in aktuell sinnvoller. Weglaufen geht bei einem weltweite Ereignis nicht wirklich. Und ob jemand für Wochen oder gar 2 Monate in Mitteleuropa im Wald überleben kann? Kann ich mir schwer vorstellen. Jedenfalls nicht, ohne sein Alltagsleben (Job, Wohnung, Familie) aufzugeben.
Ja, wenn man zu den 5 % Reichen oder VIPs gehört, dann geht das. Sind nicht wenige Stars und Sternchen vorübergehend in eine Almhütte oder auf eine private Yacht geflüchtet. Aber für die Normalos unter uns? Ist jemand mit seinem INCH-Rucksack aufgebrochen?
Was man möglicherweise noch gut gebrauchen könnte, ist eine gepackte Krankenhaustasche. Mit Hygieneartikeln, Unterwäsche, Radio + Kopfhörern, Kleidung etc. Eben ein Bug-out-Bag.
Sicherer Ort?
Seid ihr nun (schon) an eurem sicheren Ort? Wenn nein, warum nicht?
Was sich aus meiner Sicht sehr schnell zerschlagen hat, war die Vorstellung, man könne sich an einem anderen Ort oder in einem anderen Land vorübergehend in eine Pension oder Ferienwohnung einmieten. Dem Szenario eines Bug-outs / Sicheren Orts wurde ja sehr schnell und gründlich der Riegel vorgeschoben. Selbst wenn man den richtigen Zeitpunkt schon sehr früh erkannt hätte, wäre man als Tourist mittlerweile zum Verlassen des (Bundes-)Landes aufgefordert worden!
Bestätigt hat sich für mich allerdings die Vorstellung, dass es einen "sicheren Ort" in einer solch umfassenden Lage (weltweite Katastrophe) nicht gibt. Allenfalls die privaten Hochsee-Yachten oder einsam gelegenen alpinen Berghütten kämen mir dafür in den Sinn. (Bunkeranlagen halte ich auf Dauer nicht für lebenswert und schon gar nicht für sicher.)
Was ist mit der Idee der Bergdörfer und Selbstversorgerhöfe? Seid ihr mit eurem Kernteam bereits auf Selbstversorgung eingeschwenkt oder habt es in naher Zukunft vor? Jetzt ist das Frühjahr da und es müsste gesät werden.
Fluchtfahrzeug?
Was ist nicht alles über das perfekte Bug-out-Vehikel geschrieben worden. Geländegängig, um Staus zu umfahren; geräumig, um Ausrüstung und Vorräte unterbringen zu können; mit WC, Bett und Küche für den Komfort; und mit Tarnnetz, möglichst mit Infrarotschutz.
Habt ihr es bislang sinnvoll einsetzen können? Die Grenzen sind international sehr schnell geschlossen worden. Da Hotels, Pensionen und Campingplätze nicht mehr aufhaben, bleibt nur noch Bug-out abseits der Zivilisation. Ähnelt dem Yacht-Szenario. Funktioniert das für jemanden?
Lone Wulf oder Service-to / with-others?
Das wird sich m. E. erst noch herausstellen müssen, was besser funktionieren wird. Durch die Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen favorisiert es für den Augenblick das "Lone-Wulf-Szenario". Langfristig wird es aus meiner Sicht aber nur gemeinsam funktionieren. Gerade der "Wiederaufbau" bzw. das Meistern von alltäglichen Herausforderungen. Vielleicht auch der Tauschhandel: Klopapier gegen Nudeln.
??
Was habe ich vergessen? Was wollt ihr ergänzen? Gibt bestimmt noch viele weitere Klassiker aus der Krisenvorbereitung, bei denen man jetzt Idee und Wirklichkeit miteinander vergleichen könnte.