Erfahrungsbericht Krankenhausbesuch am 23.03.2020 in Stuttgart

  • Ein kleiner Erfahrungsbericht zu meinem Krankenhausbesuch in der Landeshauptstadt:


    Am Montag ruft mich meine BEVA völlig aufgelöst im Homeoffice an. Sie war mit der Großen nochmal beim Arzt, weil ihre Ohrenentzündung einfach nicht besser wird. Der wollte sie telefonisch zuerst abwimmeln, aber da kennt er meine BEVA schlecht. Dann ging alles ziemlich schnell. Das Ohr ist noch viel schlimmer entzündet als zuvor, wir sollen sofort zum HNO (ich erinnere, er wollte uns eigentlich gar nicht sehen). Bei dem konnten wir auch gleich vorstellig werden. Der hat uns direkt weiter in die spezialisierte Klinik geschickt mit aufmunternden Worten wie "das muss sicher aufgeschnitten werden" und "da ist bestimmt schon der Knochen entzündet" und direkt einen KH Aufenthalt geweissagt. BEVA war ab diesem Zeitpunkt handlungsunfähig. Wenn es um die Kinder geht, schaltet bei ihr das normale Denken ab. Ich hab Sie deshalb zuerst wieder nach Hause bestellt und das dann in die Hand genommen.


    Auf die Schnelle für die BEVA und die Kleine das Notwendigste zusammengepackt. Zukünftig werden hier für jeden eine kleine gepackte Tasche stehen - die Notwendigkeit hatte sich bisher nicht ergeben. Die Fahrt ins KH in der Landeshauptstadt war schnell, die Straßen sehr leer. Vor dem KH Parkplatz wurde von einem Sicherheitsmitarbeiter mit Mundschutz direkt abgefragt, ob wir wegen Coronaverdacht oder "was anderem" hier wären. Unsere Überweisung hat uns an der Stelle das normale Parkhaus geöffnet. Ansonsten wären wir direkt ausgesondert worden.

    Die Hauptinformation wurde im KH an einen zentralen Infocounter verlegt, an dem wir von zwei Krankenschwestern in Empfang genommen wurden. Es wurde die Überweisung gesichtet, die Symptome abgefragt und ein roter Zettel mit der Aufschrift "Achtung potentiell infektiös! Mundschutz tragen! Bitte vermeiden Sie Kontakt zu Mitmenschen" und der Zielabteilung sowie ein Mundschutz ausgehändigt. Außerdem wurde auf die Schnelle Fieber gemessen.


    Ich habe noch nie ein so leeres Krankenhaus gesehen. Ausnahmslos jeder Mitarbeiter, dem wir begegnet sind, trug einen Mundschutz (mal mehr und mal weniger sinnvoll). Alle Wartebereiche waren leer und abgesperrt. Wir wurden direkt in einen Behandlungsraum geführt und die erste Untersuchung brachte uns dann eine Station weiter. Auch hier gab es keinen direkten Kontakt mit den Mitarbeitern, alle Schwestern saßen hinter Glas und hielten ansonsten mindestens 1,5 Meter Abstand. Die zweite Untersuchung erfolgte in einem anderen Behandlungszimmer, es durfte nur eine Person mit rein.


    Insgesamt war der Besuch "beruhigend". Die Abläufe im Krankenhaus wirkten solide, die Schutzmaßnahmen scheinen alle eingehalten zu werden. Es wurden überall zusätzliche Desinfektionsmittelspender aufgestellt. Der Kontakt mit anderen Patienten ist fast unmöglich, die Mitarbeiter sind ruhig und alles wirkt gut koordiniert. In diesem Krankenhaus ist die Pandemie lediglich bei den zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen angekommen. Ich hatte im Vorfeld dank der Presseberichte aus Italien, Spanien etc. schon mit dem Schlimmsten gerechnet...


    Glücklicherweise hat sich das Horrorszenario des HNO nicht bewahrheitet, ich konnte BEVA und Tochter mit hochdosiertem Antibiotika wieder mit nach Hause nehmen, der Verdacht auf eine Meningitis hat sich nicht bestätigt.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Deiner kurzen alles Gute, hoffentlich ist der Puls deiner BEVA wieder unten.


    Aber die beschriebene Situation im KH lässt zumindest hoffen, dass dort alles im Griff ist(noch).

    Meine BEVA und ihr Bruder berichten schon von Engpässen oder komplett fehlender PSA in deren KH's.