Wanderstiefel

  • Ich kaufe mir gerade neue Wanderstiefel.

    Habe via Versand 7 Paar zum probieren erhalten, kann aber nur ein Paar gebrauchen.

    Leider geht das nur "ohne Beratung".

    Besser die "etwas zu kleinen" oder eher die "etwas zu großen" nehmen ?

    Was ist beim anprobieren noch zu beachten ?

  • Du solltest die Stiefel nachmittags anziehen. Dann sind deine Füße am größten. Außerdem solltest du diejenigen, die in die engere Wahl kommen, mindestens eine halbe Stunde lang anhaben und damit ein wenig in der Wohnung laufen. Natürlich würde ich sie genau passend nehmen, im Zweifelsfall aber eher einen Ticken größer. Die Füße schwellen ja auf einer Tour an, und notfalls kann man zu groß immer noch mit zusätzlichen Strümpfen ausgleichen. Wenn die Schuhe zu eng sind, kannst du nicht viel machen.

  • Aus den von Asdrubal genannten Gründen kaufe auch ich meine Stiefel etwas größer. Getragen werden sie dann mit zwei Paar Socken, einem dünneren auf der Haut, ein dickeres Paar oben drüber.


    Wenn dann die Füße mehr anschwellen als gewöhnlich, kann man immer noch ein Paar der Socken ausziehen um Platz zu gewinnen.


    Im Winter haben einen Ticken größere Schuhe auch den Vorteil, dass ggf. noch eine Einlegesohle Platz findet, wenn die Schnürung etwas weiter als im Sommer gelassen wird.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Aus den von Asdrubal genannten Gründen kaufe auch ich meine Stiefel etwas größer. Getragen werden sie dann mit zwei Paar Socken, einem dünneren auf der Haut, ein dickeres Paar oben drüber.

    Zwei Paar Socken ist natürlich eine interessante Lösung.

    Meine haben die Klassifizierung "B" (bequemes wandern in leichtem alpinen Gelände).

    Gibt es Probleme, wenn ich sie nur für "Flachland" nutze ?

  • In den MegaMarsch-Gruppen auf Facebook ist die Schuhfrage eine, die immer aktuell ist und immer kontrovers diskutiert wird. Niemand außer dir selber kann sagen, welcher Schuh für dich optimal ist. Ja, im Zweifelsfall würde ich den etwas größeren Schuh nehmen, da Füße allgemein bei Belastung eher anschwellen als schrumpfen. Welches Gelände und welche Strecken musst du dir selbst erlaufen.


    Ich bin weite Strecken immer in Teva-Sandalen gegangen, und das wurde immer hinterfragt seitens der Stiefelnutzer. Dennoch haben bislang alle Umfragen unter Weitwanderern ergeben, dass es in allen Startgruppen (12, 14, 16 Uhr) und mit unterschiedlichem Schuhwerk immer in etwa die gleiche Finisher-Quote gab (an die 20 % bei den 100 km-Strecken).


    Wright-Socken (https://www.wrightsock.de/) sind eine Überlegung, das sind doppellagige Socken, die weniger Blasen an den Füßen ergeben sollen. Ich fand sie angenehm. Und bei entsprechendem Wetter Sealz Socken (https://www.sealskinz.de/socken), die haben eine eingearbeitete Membran. Bei Pfützen kommt die auch nicht mehr gegenan, aber 20 Stunden bei Regenwetter in Sandalen gehen mit warmen trockenen Füßen - läuft :) Ausprobiert Oktober 2019 auf Sylt.

  • Was die Socken betrifft, nochmal den vermutlich altbekannten Soldatentrick: Zum Marsch die getragenen Socken vom Vortag nochmal anziehen. Gute Erfahrungen habe ich im Winter auch mit zwei Paar Socken übereinander gemacht, in meinem Fall normale Baumwoll-Sportsocken und darüber mit den Jahren sehr dünn gewordene Bundeswehr-Wollsocken.

  • Zwei Paar Socken ist natürlich eine interessante Lösung.

    Meine haben die Klassifizierung "B" (bequemes wandern in leichtem alpinen Gelände).

    Gibt es Probleme, wenn ich sie nur für "Flachland" nutze ?

    Ich trage meine Stiefel hier im Voralpenland u.a. zum Bergwandern und Holzarbeiten - mit dem gleichen Stiefel fahre ich aber auch nach S-H, und latsche damit 1 Woche übers Wacken Open Air - platteres Land geht kaum :winking_face:


    Langfristig ist es aber schon so, dass du "deinen" Stiefel, der für deine Füße und Anwendungszwecke passt, nur durch selbst ausprobieren findest.


    Für alle Fälle habe aber auch ich noch robuste Sandalen dabei (meine sind von Source), weils z.B. bei der Einkehr im Berggasthaus oder auf Open Airs im eigenen Camp einfach angenehmer ist.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Neben den bisher genannten Vorschlägen (etwas größer, am Nachmittag anziehen) noch etwas, was mir bei der Entscheidung hilft.


    Treppensteigen und dabei etwas über die Kante rutschen, um die Steifigkeit und die Rutschfestigkeit zu testen.

    Wenn möglich auf unebenem Untergrund gehen (grober Schotter oder Kopfsteinpflaster).


    Wenn Du Zeit hast, warte lieber und kaufe die Stiefel mit Beratung. In den Geschäften hast Du oft eine Teststrecke, die den unterschiedlichen Untergrund, auf den es beim Test ankommt, hat. Zudem sparst Du Dir Zeit, da gleich ein paar Hersteller ausgeschlossen werden können (so baut Meindl oft breitere Schuhe als Salewa usw.). Auch wirst Du gefragt, wofür die Stiefel gebraucht werden. Mit einem schweren Rucksack in den Alpen (mit oder ohne Eisen ist dann auch noch eine Frage) sollten sie anders beschaffen sein als für Wanderungen mit leichtem Gepäck im Taunus.


    Und sollen es Lederschutz oder welche aus Textil sein? Mit oder ohne Membrane? Gehst Du nur auf der Straße oder auch durch hohes feuchtes Gras?


    Eine vernünftige Beratung ist für den Stiefelkauf -so finde ich- unerlässlich. An Deinen Füßen "hängen" die Kniee, daran die Hüfte, daran der Rücken. Für reines plattes Land wären mir B-Stiefel zu hart.


    Also egal wie eilig Du es hast, lieber warten und im Geschäft kaufen.


    Hier ist noch eine kleine Liste mit Fragen für eine Entscheidung:

    https://meindl.de/modellfilter/

  • Hallo


    Ich habe hier schon einige sinnvolle Tipps gelesen. Und ja nachmittags anprobieren ist eine gute Empfehlung.


    Ich würde aus Erfahrung eher größere Wanderstiefel kaufen, denn sonst kann es leicht sein, dass du Blasen bekommst, weil sie zu eng sind. Bei größeren Schuhen hast du mehr Freiheit und Blasen sollten nach dem Eintragen nicht mehr wirklich passieren. Auch die Innenausstattung im Schuh ist wichtig. Ich habe gepolsterte Schuhe und hatte noch nie Probleme mit Blasen. Eine Größe größer und klappt bei mir alles.


    LG

  • Ich hatte das gleiche Problem beim Schuhkauf.


    Nach längerem recherchieren im Internet und youtube kann ich dazu folgendes mitteilen.


    es ist besser größere Schuhe zu kaufen, zum einen kannst du mehr Socken anziehen und zum anderen kann es beim Wandern passieren,


    das der Schuh nicht richtig gebunden wird und so vorne an den Zeh-/Nagel anstoßen kann,

    das kann zu Schmerzen und aber auch zu Blutergüssen (musste ich selbst erfahren) unter dem Zehennagel bis zum abfallen,

    Verlust oder falsches neu wachsen des Zehennagels führen,

    deswegen das recherchieren:).

  • In den MegaMarsch-Gruppen auf Facebook ist die Schuhfrage eine, die immer aktuell ist und immer kontrovers diskutiert wird. Niemand außer dir selber kann sagen, welcher Schuh für dich optimal ist. [...]

    In der Vorbereitung auf meinen ersten (dann aufgrund von Corona abgesagten) 100 km Marsch habe ich sowohl meine Trekkingstiefel als auch Laufschuhe und Trailrunningschuhe ausprobiert. Entgegen meiner Einschätzung im Vorfeld würde ich persönlich keine Stiefel mehr für einen derart langen Marsch (ohne nennenswertes Gepäck) tragen. Die für mich relevanten Vorteile eines Stiefels wie Wasserdichtigkeit bis an den Schaft, hohe Seitenstabilität, Schutz gegen Umknicken etc kommen dabei fast nicht zum Tragen. Dafür kleben aber u.U. bis zu 1 1/2 kg mehr Gewicht an Deinen Füßen, die Du 100 km lang lupfen musst...

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • Dafür kleben aber u.U. bis zu 1 1/2 kg mehr Gewicht an Deinen Füßen, die Du 100 km lang lupfen musst...

    Das ist natürlich richtig. Ich stelle mir an diesem Punkt immer folgende Frage, ehe ich mich für das jeweilige Schuhwerk entscheide:

    Lauf ich durch das Gelände/den Trail im Training oder in einem Wettkampf?

    Wenn ich eine Strecke im Training laufe, dann kenne ich für gewöhnlich die Strecke. Streckenabschnitte, die mir noch nicht so sicher in Fleisch und Blut übergegangen sind, gehe ich lieber, als dass ich durch einen unbedachten Tritt mir meine Hacksen breche und irgendwo in der Pampa auf der Strecke bleibe. Bei uns in der Heide gibt es einige Stellen, die liegen im Funkloch und auch wenn Corona viele Deutsche auf Wanderschaft durch heimische Gefilde treibt, kenne und laufe ich auch Strecken, da kommt gefühlt alle paar Tage mit Glück mal jemand vorbei. Im Wald hört man den einsamen Rufer mitunter nicht.

    Wenn ich hingegen auf einem Trailrun/Wettkampf bin, dann wird die Veranstaltung für gewöhnlich durch einen Sanitätsdienst betreut. Zumindest in Deutschland sind bei größeren Veranstaltungen mindestens zwei Sanis vor Ort, um eine qualifizierte Erstversorgung durchzuführen und mich mit einem Bänderriss, oder was auch immer, dem Rettungsdienst zuzuführen.


    Ich gehöre noch zu der Generation, die bei der Bundeswehr die sogenannten AMILA-Märsche mitgemacht hat. Das waren bei uns im Bataillon monatlich ausgerichtete Märsche über 20 bzw. 30 Kilometer über in der Regel mehr als weniger befestigte Feld- und Waldwege. Das Gejammer war immer regelmäßig von anderen Kompanien groß, wenn die ausrichtende Kompanie mal ein nicht so glückliches Händchen bei der Streckenauswahl hatte. Das schlimmste, was ich dabei erlebte, war ein Waldweg, der tiefe Fahrspuren aufwies, die mittlerweile auch steinhart tiefgefroren waren. Ich möchte der ausrichtenden Kompanie zugute halten, dass dies bei der Erkundung wohl noch nicht der Fall gewesen sein mag.


    Bei diesen Märschen wurde seinerzeit zwischen Leistungs- und Übungsmärschen unterschieden.

    Leistungsmarsch bedeutete: Feldanzug in der Grundform (Feldbluse, Feldhose, Kampfstiefel, bei Olivzeugträgern durfte die Feldkoppel über der Feldbluse weggelassen werden, Kopfbedeckung nach freier Wahl) sowie der Rucksack mit mindestens 10 Kilo Ballast, der zu Beginn und am Ende kontrolliert wurde. Bei uns im Bataillon wurden die 20er und 30er angeboten, wobei ich während meiner gesamten Dienstzeit nur einmal an einem 20er teilnahm und ansonsten jeden Monat nach meiner Grundausbildung 30er lief.

    Übungsmarsch bedeute, dass der Soldat den Feldanzug in der oben beschriebenen Grundform tragen musste, jedoch seine Schuhe frei wählen durfte. Also entweder die dienstlich gelieferten Bundeswehrgeländesportschuhe (die aber für Langstreckenläufe alles waren, aber mit Sicherheit nicht geeignet) oder eben eigene für Langstrecke deutlich besser geeigneten Laufschuhe. Einen Rucksack mit 10 Kilo Ballast durfte man bei einem Übungsmarsch tragen, musste man aber nicht.

    Ja, natürlich hatten die Kameraden, die an den Märschen als Übungsmarsch teilnahmen und entsprechend richtige Laufschuhe trugen und womöglich auch auf den Rucksack verzichteten die bessere Gesamtlaufzeiten und konnten die Vorgabe 6 km/h also 10 Minuten pro Kilometer in der Regel locker einhalten.

    Abgesehen davon, dass wir bei uns in der Kompanie keine Wahl hatten (mein Kompaniechef erwartete von uns, dass wir jeden Marsch als Leistungsmarsch liefen), hatte ich keine Probleme damit, die schweren Bundeswehrkampfstiefel über 30 km hinwegzuschleppen und trotzdem die Zeitvorgaben spielend einzuhalten. Gut, Weltrekorde läuft man damit natürlich nicht. Aber ich habe mich bei diesen Leistungsmärschen trotzdem nicht kaputt gemacht. Ich war am Ende des Tages sicherlich etwas müde, aber weit davon entfernt, erschöpft zu sein.

    Das war ja auch eine Vorgabe meines Zugführers: "Lauft die Distanz so, dass ihr heile im Ziel ankommt und, theoretisch, noch am Ziel kämpfen könntet, wenn man es von euch verlangen würde."

    Ich glaube, das hätte ich damals ohne mit der Wimper zu zucken hinbekommen. Heute sieht das sicherlich anders aus.:winking_face_with_tongue:

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Dafür kleben aber u.U. bis zu 1 1/2 kg mehr Gewicht an Deinen Füßen, die Du 100 km lang lupfen musst...

    kann sein, aber ich versteh den Sinn nicht.
    Wie ich auch den Sinn nicht verstand als ein Freund sich ein neues sehr leichtes Rennrad um viel Geld kaufte. Jetzt fährt er halt weiter in der selben Zeit. um den Trainingseffekt zu haben auch länger.
    aber jeder wie er will. Ich fahr mein altes Steyrer Waffenrad von meinem Großvater.


    Gruß Kcco


    https://de.wikipedia.org/wiki/Waffenrad

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Ich hab ein leichtes Rennrad, um schnell von A nach B zu kommen. Nicht unbedingt zu Trainingszwecken, sondern um in B etwas zu erledigen. Oder im Urlaub, das verschafft mir mehr "Spielraum" in Bezug auf Übernachtungsstellen. Natürlich hat es auch exzellentes Licht (Nabendynamo, LED-Licht vorne, Standlicht) und Gepäckträger sowie Low Rider. Eben ein schnelles Reiserad. Aber eine Zeit lang bin ich auch RTF (=Radtouristikfahrt, Rennen über ca 100-180 km) damit gefahren.


    Und ich gehe Alltagsstrecken, lange Strecken und eigentlich fast alle Strecken mit leichtem Schuhwerk. Meiner Beobachtung nach kann ich das sehr lange durchhalten, und ich hatte noch nie eine Bänderzerrung oder so. Was ich hingegen in Gruppen beobachten konnte, ist, dass viele aus Furcht vor dem Umknicken oder einer Zerrung mit schwerem Schuhwerk gehen und dennoch umknicken. Ich denke, wenn man dazu neigt, ist es besser, Training auf einem Wackelbrett oder so zu machen, um die Reflexe zu schulen und die Fußmuskeln und Bänder zu trainieren. https://uebungenzuhause.de/wac…propriozeptives-training/


    Ich halte das schon aus, den ganzen Tag beim THW-Dienst oder im Einsatz in Haix Stiefeln zu gehen, und der erste MegaMarsch des Jahres, Anfang März in Dresden, ist wetterbedingt normalerweise auch in geschlossenen Schuhen. Aber 100 km möchte ich so nicht gehen.

  • Ich würde gerne einwerfen das Rüdiger Nehberg ebenfalls immer in Turnschuhen unterwegs war.

    An die Begründung erinnere ich mich nicht mehr, aber es zeigt zumindest ganz schön, dass auch manche Profis auf Stiefel verzichten.

  • Wer zum Umknicken neigt, knickt selbst in festen Boots um.

    Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

    Am Besten lief ich in einfachen Bootsschuhen. Davon hatte ich dann 2 Paar als Reserve im Rucksack. Für alle Fälle.

    Vorgaben für das Schuhwerk hatten wir keine. Es galt die Maxime: ankommen, egal wie.

    Und in diesen Bootsschuhen kann ich auch heute wieder am besten gehen.

    Montag schaffte ich - für heutige Verhältnisse - sensationelle 5 Km am Stück.

  • Vor ein paar Jahren lief eine mehrteilige Dokumentationsreihe, da gings um die Begehung (glaube so an die 1200 km) des Redwood-Trails. Die Wanderer trugen ausnahmslos Trekking-Sandalen - Begründung war, soweit ich mich noch erinnere, dass ihnen sonst die Füße abfaulen würden.


    In meinem Wanderrucksack sowie natürlich auch auf Festivals habe ich schon immer meine Source-Sandalen dabei. Ganz Barfuß traue ich mich schlichtweg nicht (Barfuß in einer Wiese treffe ich garantiert immer auf die einzige Wespe/Biene, die da irgendwo am Boden sitzt), mit den Sandalen aber sind die Sohlen eben auch davor geschützt.


    Praktischer Nebeneffekt war z.B. in 2015 (eines der Schlammjahre vom Wacken) dass ich auch mit den Sandalen in meine Schuh-Überzieher konnte (als die Stiefel nach 4 Tagen Schlamm dann doch durchweicht waren) und so die Zeit überbrücken, bis der Obi im Dorf wieder bezahlbare Gummistiefel hatte :)

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.