Selbstversorger ein Irrweg, oder das Mittel ein Szenario zu überstehen.

  • Wir waren bis 2014 aktive Mitglieder in einer SoLaWi.

    Ich war zum Beispiel in der Vereinsführung tätig.


    Zur SoLaWi sind wir irgendwann 2011/12 gekommen, da gab es im Münsterland den Hof Pente, ein Freund besuchte die da, hat sich alles angeschaut und die Idee für gut befunden.


    Hier in der Nähe gab es dann eine SoLaWi, die gerade damit begann. Wir haben uns da dann mit reingehängt.

    Das System damals:

    Es ist eine begrenzte Größe Acker- bzw. Gartenland vorhanden. Dieses wird vornehmlich mit robusten, ortsüblichen, somit auch alten Sorten bepflanzt, eine Düngung mit Chemie, bzw. der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entfällt.


    Die Erträge werden in sogenannte "Ernteanteile" aufgeteilt, die dann von den "Kunden" langfristig erworben werden können. Es gibt dann beispielsweise mehrere Depots, in denen die Kunden dann wöchentlich ihre Ernteanteile abholen können.

    Das mit den Depots hat den Vorteil, das die Depotmitglieder wiederum auf der Depotebene die eingegangenen Ernteanteile und ihre Inhalte nach eigenen Präferenzen tauschen können etc..

    Der Hof bot auch Mitmachveranstaltungen an, wobei der Nutzen hier nicht direkt der Erzeugung zu gute kam, da es nicht wirklich etwas bringt, nichtgärtnernde Städter in der Landarbeit einzusetzen, vielmehr ging es hier um die sozialen Aspekte.


    Mein persönlicher Ansatz war, in der SoLaWi ggf. ein funktionierendes System für den Fall einer Krise zu finden.


    Dies ist definitiv nicht der Fall.


    Warum nicht?

    Unsere SoLaWi verfügte seinerzeit über ca. 140 Ernteanteile. Ein großer Teil dieser Ernteanteile war in den "Hip-Vierteln" der nächsten größeren Stadt angesiedelt, wodurch eigentlih eine gute Basis gegeben war.

    Das Wesen der SoLaWi, wie ich es verstand, bestand darin, mit dem, was die Natur jahreszeitlich so abgibt, klar zu kommen. Sprich im Sommer, kann man das Füllhorn der Ernte geniessen, im winter beschränkt sich das Angebot auf Pastinacken, Petersilienwurzeln, Zwiebeln, ein paar Kartoffeln, das aber zum gleichen Preis für den Ernteanteil.

    Das Ganze funktionierte in unserem Falle allerdings nur durch weiter bestehenden Einsatz von Diesel für den Traktor und Betrieb von diversen Brunnen.


    Im Jahre 2013 hatten wir ziemliche Mißernten durch Schädlingsbefall und Schimmel und Pilz, das hieß, das die Ernteanteile auch im Sommer nicht gerade üppig ausfielen.

    Nach dem Saisonende, bzw. im Winter fand dann die Bieterversammlung statt. Dort treffen sich die Ernteanteilinhaber um zu beraten und zu erläutern, wie es nun weitergehen soll, was geändert werden soll, wie teuer soll der Ernteanteil in der nächsten Saison sein. Der Verein legt dabei seine Zahlen offen etc., letztlich also eine gemeinsame Strategiebesprechung.

    Wir hatten im Vorfeld schon Rückmeldung von Ernteanteilinhabern, die sich beispielsweise wünschten, das Kartoffeln zu gekauft werden sollten, bzw. anderes Gemüse und Brot. Es wurde im Vorfeld darauf reagiert, das mit einer SoLaWi in direkter Nachbarschaft ein Übereinkommen bez. Brot getroffen werden konnte.


    Die Stimmung in der Gemeinschaft war so, das man im sommer während eines Hoffestes, noch lustig insistierte, wie toll das doch alles sei, in der Gemeinschaft und das man darüber nachdenken sollte, die Wirtschaft auf Pferdewirtschaft umzustellen etc.. (Wäre so nicht denkbar, brauchten mindestens noch mal 4 Hektar dazu an Weide, aber es träumt sich halt schön :winking_face: ).

    Min Standpunkt war immer, das wir da hart bleiben müssen. Unsere SoLaWi kann das und das an Erträgen bieten, damit müssen wir klarkommen. Wenn die Natur uns, als SoLaWi, einen Strich durch die Rechnung macht, ist es halt so und wir zahlen dann halt für nichts, damit der Betrieb weiter gehen kann. Dadurch lernen wir zu improvisieren, etwas anders zu machen, sprich wir entwickeln uns.


    Bei der letzten Bieterrunde, bei der ich dann anwesend war zeigt sich dann, wie es wirklich ist. Die Ernteanteilinhaber beginnen Kosten versus Ertrag aufzurechnen. Die SoLaWi muss reagieren, um keine Kunden, und vor allem nicht die Reputation zu verlieren.

    Letztlich wurde beschlossen, in schwierigen Zeiten Gemüse dazu zu kaufen, gleiches galt für Mehl und Brot etc. (Aber alle Produkte immer im Kontext mit anderen SoLaWis). Es ging da heiß her und ich erinnere mich, das ich dann einfach gegangen bin, da bei den Bietern überhaupt kein "Krisenverständniss" vorhanden war. Letztlich alles nur Konsumenten mit Öko-Anstrich. Ich erhielt z.B. voll Gegenwind, als ich beispielsweise anführte, das ich gerne meine Anteile für nichts bezahle, damit es weitergehen kann. Es ging also, wie immer in erster Linie um Leistung und Gegenleistung.

    Die SoLaWi musste darauf eingehen, was für den Verein auch richtig war, denn letztlich ist eine SoLaWi auch nur ein Wirtschaftbetrieb, wie alle anderen auch, der durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage am Markt existiert.


    Was ich damit sagen will:

    Im Hier und Jetzt ist die SoLaWi eine tolle Sache, um z.B. alten Saaten und Techniken zu bewahren.

    Im Krisenfalle geht die SoLaWi genauso platt wie jedes andere Unternehmen auch.


    (Die SoLaWi, bei der wir damals engagiert waren, ist weiterhin existent und steht mittlerweile auf festen Füßen :thumbs_up:)


    Gruß


    TID

    Einmal editiert, zuletzt von T I D ()

  • Was ich damit sagen will:

    Im Hier und Jetzt ist die SoLaWi eine tolle Sache, um z.B. alten Saaten und Techniken zu bewahren.

    Im Krisenfalle geht die SoLaWi genauso platt wie jedes andere Unternehmen auch.

    Danke für deinen Bericht.

    Es zeigt mir, dass etliche Öko- und Alternative-Projekte solange funktionieren, wie sie in ruhigen Fahrwassern laufen. Für eine Krise sind die meisten Schönwetter-Ökos und -Alternativos der Großstädte nicht hart genug. Da dreht sich das Fähnchen dann im Wind, wie es die eigene Lage erfordert.


    Damit lässt sich langfristig nicht arbeiten. Schon gar nicht, wenn in Krisen schnell und entschlossen angepackt werden muss und Entscheidungen getroffen werden müssen und nicht alles in einem Plenum genderparitätisch ausdisktutiert werden kann.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Hallo UrbanTrapper

    Ich denke garnicht mal, das das etwas mit "Härte" zu tun hat, vielmehr zeigt sich einfach, daß wir fast alle in einer Art "Wasch mich, aber mach mich nicht naß" - Welt sozialisiert wurden, was im Falle der "Nichterfüllung" dann zum üblichen Verhalten führt.

    Bei uns in der SoLaWi kostete ein Ernteanteil ca. 80€ im Monat, wenn dann naturbedingt nix kam, und man dann beispielsweise für die ganze Familie 4 Anteile hat, dann ist das schon doof.

    Wir sind letztlich auch deswegen ausgestiegen, weil die soziale Struktur eben nicht "krisensicher" war und wir das Geld auch sinnvoller ausgeben konnten.


    Ich denke man sollte bei der Vorbereitung emotionsfrei und pragmatisch vorgehen.



    Gruß


    Tid

    2 Mal editiert, zuletzt von T I D ()

  • UrbanTrapper Es wäre verwunderlich würden Öko / Alternative Projekte anderes funktioniert wie sonstige.
    Ernteanteile in einem von @T I D beschrieben SoLaWi zu erwerben macht den Erwerber zum Produzenten / Erzeuger / Landwirt. Jeder erwirbt auch einen Teil des Risiko des Betriebs. Ich denke dies den Erwerbern oft nicht klar und wird oftmals unpräzise kommuniziert.
    Der Bevölkerungsanteil der Unternehmerisch tätig sein kann ist nicht sehr groß und wahrscheinlich im Öko orientierten Umfeld von ähnlicher Größe.


    Gruß

    Kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Genau die von Kcco120 geschilderte, nicht wahrgenommene Position des Ernteanteilinhabers im Unternehmen ist vielen nicht klar.

    Für manche scheint es ein Bio-Bio Einkauf zu sein. Sprich man ist jetzt noch besser als der, der seinen Biokram im Laden kauft.

    Vergessen wird hingegen, daß das Hofpersonal auch gerne eine Sozialversicherung hätte und auch so etwas wie einen gerechten Lohn, obwohl die nur in Alternativlook rumlaufen ;-).

    Genau diese Sachen sind es, die aus dem Idealismus des Anfangs schnell eine wirtschaftlich zu führende Institution werden lässt.

    Das habe ich nun bei mehreren Projekten, bei denen ich von Anfang an dabei war erlebt. Ich finde das nicht schlimm, weil ich mir dessen bewusst bin. Viele der Idealisten haben dann so ihre Schwierigkeiten, wenn sich herausstellt, das die tolle Idee eben doch nur im gesellschaftlichen Kontext funktioniert.



    Gruß


    Tid

  • ...der Hof Pente ist im Osnabrücker Land...


    Und über den CSA Status hinaus wird er

    - eine landwirtschaftliche Berufsschule werden.

    - eine Waldorfschule betreiben

    - betreibt einen Waldkindergarten

    - betreibt eine Großtagespflege...

    Das geht deutlich über eine Hofgemeinschaft hinaus!


    Gruß EZS

  • Klar ist das so, ist mittlerweile ein gut gehendes Unternehmen. Wenn man als SoLaWi was werden will, muss man sich schon breiter aufstellen.

    Hier mal der erste Bericht zum Hof Pente aus dem Jahre 2011:

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    Hier ein aktuelleres Video zur Stiftung Pente:

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    Das hat sich zum Wohle des Hofes und der Idee wirtschaftlich recht gut entwickelt.


    Krisensicher ist das nicht und hat ja letztlich auch nichts mit der Eingagnsfrage des Threads zu tun.


    Gruß


    TID

    2 Mal editiert, zuletzt von T I D ()

  • Krisensicher ist das nicht und hat ja letztlich auch nichts mit der Eingagnsfrage des Threads zu tun.


    Warum hältst Du das nicht für Krisensicher?


    Ich halte die Idee besser, als wenn jeder als Einzelkämpfer versucht, auf 2000qm (Zahl aus dem Video) seine Lebensmittel selber anzubauen.


    Was ich bei solchen Projekten immer nicht verstehen kann, warum da immer versucht wird, mit Museumstechnik oder und wie hier gar mit Pferden zu arbeiten.


    Statt da das Gemüse einzeln zu pflanzen oder die Riesemaschinen gib es ja auch noch sowas https://www.hartmann-brockhaus…Kit-Paperpot-Pflanzgeraet.


    Oder Getreide breitwürfig auszusähen. Haben die kein Unkraut? Herbizide fallen ja weg.

  • Hallo Henning

    das mit den Pferden und der alten Technik wird eigentlich nirgendwo ernsthaft versucht, wenn es darum geht, beispielsweise eine Bietergemeinsvhaft von sagen wir mal 100 Ernteanteilen zu versorgen. War bzw. ist aber im Marketing ein nicht zu unterschätzende Effekt. Besser Bilder vom Fendt Dieselroß und Pferden als vom 2015er Deutz Agritron :-).

    Was hingegen funktioniert ist das biodynamische Verfahren und das wird auch hinlänglich praktiziert.


    Krisensicher ist es nach m. E. nicht, da ZB weiterhin DIESEL und externe Energie genutzt werden muss, die im ShTF-Falle wahrscheinlich nicht zur Verfügung steht, da der Hof sie nicht ausreichend bevorratet.

    Wenn man nun aber die Bietergemeinschaft darauf anspricht, die Versorgung auch in einer Krise zu versuchen aufrecht zu erhalten und darum mehr, bzw. anders zu investieren, ist die Reaktion ähnlich wie bei Corona, 95% sagen das tritt eh nicht ein etc..

    Wenn Du das dann beispielsweise bei einer Bieterversammlung ansprichst, wirst Du angeschaut als kämst Du vom Mond oder hättest nicht alle Tassen im Schrank ;-).


    Es hängt aber maßgeblich vom sozialen Verbund der CSA ab. Wir haben das ja nur in den ersten Jahren gemacht, mittlerweile musst Du Dich beispielsweise bei SoLawi, bei der wir waren um einen Ernteanteilen bewerben und wirst dann ggf. aufgenommen, wenn alles passt.


    Gruß


    Tid

  • Krisensicher ist es nach m. E. nicht, da ZB weiterhin DIESEL und externe Energie genutzt werden muss, die im ShTF-Falle wahrscheinlich nicht zur Verfügung steht, da der Hof sie nicht ausreichend bevorratet.

    Komplett weiter funktionieren wird das sicher nicht. Allerdings hat man unter Umständen einen gewissen Startvorteil. Je nach Art der Krise fallen sicher viele Arbeitsmethoden und auch diejenigen Mitglieder weg, die weiter entfertn wohnen. Möglicherweise kann sich dann aus den nahe wohnenden und auch arbeitswilligen Mitgliedern ein "harter Kern" bilden, der dann wirklich mit Handgeräten raus aufs Feld zieht. Da bleibt der Ertrag sicher deutlich geringer als in Zeiten mit Fachpersonal und schwerem Gerät. Aber immerhin dürfte ein gewisser Startvorteil denen gegenüber bestehen, die ohne Kenntnisse, ohne Geräte und ohne Saatgut irgendwas aus den fünf mal fünf Metern Rasen hinterm Reihenhaus herausholen wollen.

  • Ich bin in einem 1500 Einwohner-Kaff aufgewachsen. Meine Großeltern väterlicherseits hatten einen großen Garten (grob 1200 qm) mit Gemüsebeeten + einen Acker mit Bohnen und anderem Zeug. Ein Stall mit Hühner und Hasen. Dazu ein Feld mit Kartoffeln und ein Feld mit Getreide. Außerdem Obstbaum-Wiesen mit Äpfeln, Birnen und Zwetschgen.
    Opa war Maschinenschlosser nach dem Krieg, sein Vater hatte aber noch Landwirtschaft. Daher die Felder und Ackerflächen (im Besitz waren noch ein paar mehr, die waren aber verpachtet).
    Opa hatte einen kleinen, alten Schlepper. Kartoffellegemaschine, Kartoffelernter und Mähdrecher kamen aber immer von jemanden aus der Verwandschaft / aus dem Dorf.

    Sie hatten also eigene Kartoffeln, Gemüse, Obst (=Most+Schnaps) und Mehl (= Hühnerfutter). Dazu die Kleintiere und Eier. Das ist schon weitgehend "autark".

    Soweit ich mich erinnere - beiden sind recht schnell hintereinander verstorben als ich ca. 14 Jahre war) - haben die beiden aber ihren kompletten Tagesablauf im Garten verbracht. Sowas macht man nicht mal nebenbei wenn man 40 Stunden die Woche arbeitet und dann noch ein paar Hobbies hat!

  • Für alle, die sich mit Gemüse nahezu selbst versorgen wollen ist diese Büchlein zu empfehlen:


    „Auf 300qm Gemüseland den Bedarf eines Haushalts ziehen.

    Anleitung zum Gemüsebau des kleinen Mannes und zur Bewirtschaftung von Schreber- und Kleingärten aller Art.“

    Von Arthur Janson



    Ist zwar von 1904, da es aber immer noch aufgelegt wird spricht das für sich. Mir hat’s sehr gut gefallen.


    Meiner Erfahrung nach ist es immer schön gemeinschaftlich Gartenarbeiten zu erledigen.

    Sobald jedoch ein gewisser Zwang zur Arbeit (Wetterumschwung, Erntezeit) dazu kommt entschwinden die vorher begeisterten Helferlein.


    Deswegen verlasse ich mich nur noch auf mich selbst. Mit den Nachbarn wird gelegentlich getauscht, aber nichts Verbindliches. In einer Krise ergibt sich dann schon was, oder nicht.

    nicht jammern, machen

    Einmal editiert, zuletzt von LagerregaL ()

  • Für alle, die sich mit Gemüse nahezu selbst versorgen wollen ist diese Büchlein zu empfehlen:


    „Auf 300qm Gemüseland den Bedarf eines Haushalts ziehen.

    Anleitung zum Gemüsebau des kleinen Mannes und zur Bewirtschaftung von Schreber- und Kleingärten aller Art.“

    Von Arthur Janson


    Ziehmlich Kohlastig, in einige Punkten (z.B. enge Fruchfolge) fragwürdig.

    Als alleiniges Anfängerbuch würde ich das nicht empfehlen.

  • Nun die Zeit ist fortgeschritten. Auch wenn ich das Buch habe, und immer wieder reingeschaut habe, wurde es eines meiner Grundstöcke, verbunden mit den Erinnerungen aus meiner Kindheit,werlche ich auf unsererm Aussiedlerhof kennengelernt hatte. Wir müssen auch bedenken das zu dieser Zeit des Buches der Dunstdünger aufkam, sowie andere technische Fortschritte und pflanzliche Erkenntnisse.

    Mein Fazit wäre, sich das Buch ruhig durchlesen, aber auch andere Gartenliteratur nicht unbeachtet liegenlassen. Gerade diese alten Bücher beinhalten Wissen, die durch den Garten und landwirtschaftlichen Einheitswahn in den 60,70 Jahren verloren gegangen ist, und heute nur wieder mühsam aus der Versenkung geholt wird. Aber es wird NIE wieder so sein, um die Artenvielfalt wiederherzustellen, dafür sind zu viele regionale Sorten verloren gegangen.

    Zum Glück haben sich einige Enthusiastenauf den Weg gemacht und suchen nach eben diesen Sorten, und zum Glück findet immer man wieder die eine oder andere Sorte. Aber ich schweife ab.

    Trotzdem sollte man das alte Wissen mit dem neuen kombinieren, und immer wieder ausprobieren ob die eine oder andere Frucht in seinem Garten gedeiht.

    So wurde die eine oder andere Pflanze auch bei mir wieder heimisch, wie der Haferwurz. das Ochsenherz eine Möhre, oder eine Sojabohne aus Österreich. Dazu der Roggen der über zwei Meter hoch wird und zwei Weizensorten aus Norddeutschland und Afrika. . Über Umwege von Südafrika, Australien, wurde er entdeckt und nun in Süddeutschland und den Niederlanden angebaut.

    Einmal editiert, zuletzt von Arwed51 ()

  • Mein Vater hat damals nach dem Lesen von diesem Buch für unseren Garten konsequent auf eine Permakultur umgestellt/geachtet und damit wirklich sehr stattliche Erträge aus den ca. 300qm herausgeholt ohne den Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger & Co. Diese Anbauform ist ursprünglich ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen.

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

    536833-rufus-gif

  • Nachdem ich bisher nur grinsend mit gelesen habe will ich meine Gedanken auch mal dazu äußern.


    Ist eine Selbstversorgung möglich?

    Ja.

    Aber:

    Es ist ein Vollzeitjob, den man schon mehrere Jahre vor der Krise anfangen muss. Wenn heute die Gesellschaft zusammenbrechen würde und morgen die Regale bei Aldi leer bleiben dann muss, damit man übermorgen was zu essen hat, das fällt schon im Frühjahr bestellt worden sein. Es nützt nichts zu sagen "ich habe Hunger und pflanze mir jetzt eine Tomate", denn bis die was trägt bin ich schon längst verhungert. Man muss im Vorfeld schon sehr viel Wissen angesammelt haben, geeignete Lagerräume für die Ernte bereitstellen, sich mit Saatgut und Pflanzenvermehrung auskennen, Schädlinge erkennen bekämpfen können, für geeignete Düngemittel sorgen, egal ob künstlich oder natürlich. Wenn einem geeignete Maschinen zur Verfügung stehen erspart das viel Handarbeit und erhöht somit Produktion, allerdings muss auch der Treibstoff vorhanden sein sowie weitere Betriebsstoffe und Ersatzteile. Wem nutzt ein Traktor mit leerem Tank? Wenn man in einer Gruppe arbeitet kann man durch die Arbeitsteilung mehr erreichen und im Idealfall durch die Kombination verschiedener Talente die Produktion noch weiter steigern. Umso größer die Gruppe, umso größer die Steigerung. Allerdings muss dann auch eine Führungsstruktur eingeführt werden mit der effizient Entscheidungen getroffen werden können. Wenn zehn Mann unterschiedlicher Meinung Recht haben wird das Feld niemals fertig. Eine andere Frage dann aber auch noch wie man seine Erträge schützt? Umso größer und weitläufiger die Felder werden, umso schwieriger und unübersichtlicher wird es darauf zu achten dass niemand schon vorher die Ernte stiehlt. Denn grundsätzlich werden auch viele hungrige Menschen unterwegs sein auf der Suche nach etwas essbaren. Ob man die als Hilfsarbeiter gegen Verpflegung einstellt oder verjagen muss ist eine Sache. Wenn es bewaffnete Banden sind wird es schwieriger.


    Eine allein kann sich versorgen, wenn er das nötige Wissen, die körperliche Kraft, ausreichend Fläche mit geeignetem Boden und die nötigen Werkzeuge besitzt. Er wird aber nicht viel Abwechslung haben. Das ganze jetztschon neben seinen normalen Beruf und Privatleben zu machen ist romantische Träumerei.


    Eine Gruppe würde unter diesen Umständen mehr erreichen. Im Idealfall ergänzen sich die körperlichen und geistigen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder der Gruppe.


    Interessant fände ich die Überlegung ob die Gesellschaft sich dann wie im Mittelalter verhalten würde?

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Blick aus meinem Küchenfenster. Der Garten gehört meinen linken Nachbarn, zusätzlich zu Gewächshaus und kleinen Garten direkt am Haus. Vor dem Holzlager ist noch ein Hühnerstall.

    Meine rechten Nachbarn haben einen ähnlichen Garten hinter dem Bach (die Baumreihe auf dem Bild).


    IMG_1086.jpg


    Das Bild ist um 6:30 Uhr aufgenommen. Während ich mir gerade den ersten Kaffee rauslasse, ist der Nachbar hier sind schon am Gießen...


    Zitat


    Eine andere Frage dann aber auch noch wie man seine Erträge schützt?

    Kurz: Gar nicht.
    Du kannst nicht 24/7 auf dein Feld aufpassen. Den Personalansatz hast du als kleine Familie nicht. Von der Problematik "Ich nehm' mir das Gemüse mit Gewalt" ganz abgesehen.


  • Du kannst nicht 24/7 auf dein Feld aufpassen. Den Personalansatz hast du als kleine Familie nicht. Von der Problematik "Ich nehm' mir das Gemüse mit Gewalt" ganz abgesehen.

    Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Vielleicht sollte man sich gedanklich von dem Ansatz der jederzeitigen 100 % Selbstversorgung mit allem etwas lösen.


    Selbstversorgung bezieht sich ja nicht nur auf den Bereich Ernährung, sondern auch auf die Bereiche : Energie, Heizen, Wasser ,Abwasser, handwerkliche Tätigkeiten, Kommunikation, Mobilität und sie muß ja nicht unbedingt so ausgelegt sein, daß sie den aktuellen Lebensstandart erreicht.


    Wenn eingewendet wird, daß sich Selbstversorgung und anderweitige Berufstätigkeit weitgehend ausschließen, so ist das zweifelsohen richtig. Aber wenn man sich die Pandemie--Situation anschaut, hat man, wenn es zB wie in Italien oder Spanien zum totalen witschaftlichen Shutdown kommt, möglicherweise sehr viel Zeit, ebenso wahrscheinlich bei einem flächendeckenden Stromausfall.


    Wenn kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt, ist der im Vorteil , der zB einen Brunnen/Zisterne mit Handpumpe ( Eimer und Seil und gegebenenfalls einen Wasserfilter hat, oder auch einen Bach in der Nähe.

    Wenn ich mir die Voraussetzung für eine eigene Wasserversorgung schaffe , heisst das ja nicht, daß ich mir jetzt jeden Tag das Wasser mit dem Eimer ins Haus hole und dann das Kaffeewasser vorab mit dem Filter aufbereite und denKlospülkasten händisch auffülle.


    Hab ich schon mal einen größenen Holzvorrat auf dem Gelände da und hab mangels Berufstätigkeit viel Zeit, dann kann ich auch die Handsäge und das Beil zum Kleinmachen nehmen. Dauert länger , aber ich spar mir das Benzin für die Kettensäge.


    Mit der Ernährung dauert es zugegebener maßen etwas länger. Da braucht man dann eben Vörräte bis zur nächst möglichen Ernte. Ideal wenn man dann schon einen etwas bewirtschafteten Garten und die passenden Maschienen hat.


    Hat man allerdings beruflich nichts mehr anderes zu tun , hat man auch Zeit um Rasen umzugraben und Wildkräuter zu entfernen .


    Allerdings läßt sich eine Fläche, die in den Vorjahren schon extensiv bearbeitet wurde, zB einmal gepflügt/gefräst ,wesentlich leichter intensiver bewirtschaften , als einen frischen Rasenumbruch.


    Bei einem großen Angebot von Obst aus dem eigenen Garten , muß ich zu Normalzeiten auch nicht jede Frucht ernten, wenn zB niemand die lust zum Einmachen hat. Das ändert sich dann wieder , wenn man Zeit dazu hat und das eingemachte Obst braucht.


    Aus meiner Sicht dienen entsprechende selbstversorgerische Vorbereitungen durchaus auch der allgemeinen Krisenvorsorge.


    Momentan finde ich es angenehm , die Vorräte mit erstem Frischfutter aus dem Garten ergänzen zu können und so weniger oft einkaufen zu müssen . Im Umkehrschluß hab ich zur Zeit eh keine Lust "draußen" unterwegs zu sein, und hab somit auch mehr Zeit fürs Gärtnern.




    Frieder

  • Concideratus, ja du hast in fast allem Recht, aber fangen wir mal mit deinem letzten Satz an, weil ich denke das es wie im Mittelalter so nicht mehr klappen würde. Sage dir auch warum.

    Das Mittelalter hatte völlige andere Vorausetzungen, Das Wissen wurde von dem Vater auf den Sohn übertragen. Über den Tellerrand wurde nicht geschaut. Deshalb blieb es mehr eine Selbstversorgung denn eine Versorgung auch für andere, außer dem 10ten für die Kirche und Abgaben für den Fürsten. Das änderte sich erst mit weitsichtigen Herrschern wie dem alten Fritz, der die Kartoffel richtig einführte und so Hungersnöten vorbeugte.

    Heute ist das Wissen eines Bauern weit höher, als bei einem Gutbesitzer im Mittelalter. Obwohl noch in den 50ger und 60ger Jahren der Spruch recht häufig lautete, der dümmste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln. Ich habe es noch miterlebt das der Sohn bei dem Vater in die Lehre ging.

    War klar das, dass in den meisten Fällen nichts werden konnte. Zum Glück gab es aber die Berufschule, wo man über den Tellerrand schauen musste. Das machte das erlernte beim Vater etwas wett, und man erlernte neue Methoden. meist konnte der Sohn aber erst das erlernte anwenden, nachdem der Vater den Betrieb an den Sohn übergeben hatte. Meistens war es dann aber schon zu spät, weil der Sohn sich nicht länger gängeln lassen wollte und war auf einen anderen besser bezahlten Beruf umgestiegen. Damals fing es an das einige Höfe sich zu Agrarfabriken entwickelten.

    Heute hat kein Bauer mehr eine Chance wenn er sich nicht auskennt, dazu muss er auf dem laufenden bleiben sonst ist er schneller seinen Betrieb los als er husten kann.

    Ein Selbstversorger steht da in keinem nach. Auch er muss wie ein Großer wissen was er tut, deshalb glaube ich nicht das wir je wieder in das Mittelalter abdriften werden, und das auf der ganzen Linie, also betrifft das auch alle andere Berufe. Es wird aber sein das Berufe wieder an Bedeutung gewinnen die fast am austerben sind. Vorausgesetzt man findet noch alte Handwerker die über ihren Beruf bescheid wissen und deren Kniffe. Da sehe ich aber eher schwarz. Sicher sind viele alte Berufe die verschwinden in Wort und Bild festgehalten, aber ob das reicht? Aber genau diese Berufe sind von Nöten um den heutigen Stand der Technik wieder zu erreichen, nach einem großen Szenario. Wenn der Trecker kein Sprit mehr hat muss das Pferd den Acker flügen, und wenn der Schlosser nicht mehr Schweißen kann dann muss er das Eisen im Feuer und auf dem Amboss verschweißen.

    In einem umfassenden Szenario müssen wir mit einer großen Anzahl von Toten rechnen, und da alte Berufe nur noch von wenigen Leuten ausgeübt werden, wird da so gut wie keine mehr sein, um ihr Wissen weiterzugeben. Deshalb erfreut es mich immer wieder das auch junge Leute sich für alte Berufe interessieren. Das sehe ich mit Freude an den Mittelalterleuten, die alte Techniken aus der Versenkung holen und sie anwenden. Das sind wir aber auf die gesamt Bevölkerungszahl gerechnet, im Promillebereich. Das mal dazu.


    Ein Einzelner der kann sich durchaus ernähren, ja immer vorausgesetzt er weiß Bescheid, und hat es schon vor einem Szenario getan. Ob nun nur am Abend nach seinem Fulltime Job oder später als Rentner. Aber ich denke ein Bänker würde nie auf die Idee kommen plötzlich in einer Kriese Kartoffeln anzubauen. Klar würde das nicht klappen. Ich denke derjenige würde klanglos untergehen oder sich mit Hilfsarbeiten auf dem Feld über Wasser halten.

    Trotzdem es mit einer Gruppe leichter sein würde, braucht aber auch diese Gruppe mehr Fläche, als ein Einzelner, und damit mehr Arbeitsaufwand, wenn sie sich selber versorgen wollen/müssen. Aber die Gruppe hat auch den Vorteil das sie die Arbeiten organiesieren und so effezienter arbeiten können. Zumal die Chance höher sein wird verschiedene Berufe vorzufinden. Quasie findet schon zu Anfang eine Spezialisierung statt, was durchaus von Vorteil sein kann.

    Man muss also nicht schon vor einem Szenario den Job als Gärtner voll ausreizen, sondern nur soweit um das Wissen nicht zu verlieren und auf dem laufenden zu bleiben. Klar ist auch das man keine Landwirtschaftlichen Maschinen in einer Dreizimmerwohnung oder dem Keller stellen kann. Aber einen Spaten, Hacke und ein Rechen sollten da schon Platz finden, neben allerlei Saaten und Dünger.

    Und um über eine bestimmte Zeit zu kommen braucht man eine gewisse Vorsorge von Vorräten, die es ermöglichen bis zur nächsten Ernte auszuharren, egal wie lange die dauern würde. Im schlechtesten Fall über 12 Monate. Klar wird auch sein das man sich nicht mit kulinarischen Köstlichkeiten abgeben sollte. Pflanzen und Tiere die Kalorien bringen werden die Renner sein. Alles andere wird hintenanstehen müssen. Ja das wird sehr eintönig werden, aber man kann überleben, und in die Zukunft schauen.


    Auf alles andere bist du ja schon eingegangen und da bin ich 100% bei dir.


    Nur eines wollte ich noch sagen. Viele, auch hier sehen eine Selbstversorgung immer noch als etwas exotisches an. Ich bin aber der Meinung das es ohne bald kein menschliches Leben mehr geben würde, denn alle müssen essen. Und seien auch Lebenmittelvorräte tonnenweise vorhanden, irgendwann sind auch die langlebigsten Lebenmittel vergammelt, und dann muss man, ob man will oder nicht aufs Feld. Wer da dann das know how mitbringt wird der King sein.