Wir waren bis 2014 aktive Mitglieder in einer SoLaWi.
Ich war zum Beispiel in der Vereinsführung tätig.
Zur SoLaWi sind wir irgendwann 2011/12 gekommen, da gab es im Münsterland den Hof Pente, ein Freund besuchte die da, hat sich alles angeschaut und die Idee für gut befunden.
Hier in der Nähe gab es dann eine SoLaWi, die gerade damit begann. Wir haben uns da dann mit reingehängt.
Das System damals:
Es ist eine begrenzte Größe Acker- bzw. Gartenland vorhanden. Dieses wird vornehmlich mit robusten, ortsüblichen, somit auch alten Sorten bepflanzt, eine Düngung mit Chemie, bzw. der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entfällt.
Die Erträge werden in sogenannte "Ernteanteile" aufgeteilt, die dann von den "Kunden" langfristig erworben werden können. Es gibt dann beispielsweise mehrere Depots, in denen die Kunden dann wöchentlich ihre Ernteanteile abholen können.
Das mit den Depots hat den Vorteil, das die Depotmitglieder wiederum auf der Depotebene die eingegangenen Ernteanteile und ihre Inhalte nach eigenen Präferenzen tauschen können etc..
Der Hof bot auch Mitmachveranstaltungen an, wobei der Nutzen hier nicht direkt der Erzeugung zu gute kam, da es nicht wirklich etwas bringt, nichtgärtnernde Städter in der Landarbeit einzusetzen, vielmehr ging es hier um die sozialen Aspekte.
Mein persönlicher Ansatz war, in der SoLaWi ggf. ein funktionierendes System für den Fall einer Krise zu finden.
Dies ist definitiv nicht der Fall.
Warum nicht?
Unsere SoLaWi verfügte seinerzeit über ca. 140 Ernteanteile. Ein großer Teil dieser Ernteanteile war in den "Hip-Vierteln" der nächsten größeren Stadt angesiedelt, wodurch eigentlih eine gute Basis gegeben war.
Das Wesen der SoLaWi, wie ich es verstand, bestand darin, mit dem, was die Natur jahreszeitlich so abgibt, klar zu kommen. Sprich im Sommer, kann man das Füllhorn der Ernte geniessen, im winter beschränkt sich das Angebot auf Pastinacken, Petersilienwurzeln, Zwiebeln, ein paar Kartoffeln, das aber zum gleichen Preis für den Ernteanteil.
Das Ganze funktionierte in unserem Falle allerdings nur durch weiter bestehenden Einsatz von Diesel für den Traktor und Betrieb von diversen Brunnen.
Im Jahre 2013 hatten wir ziemliche Mißernten durch Schädlingsbefall und Schimmel und Pilz, das hieß, das die Ernteanteile auch im Sommer nicht gerade üppig ausfielen.
Nach dem Saisonende, bzw. im Winter fand dann die Bieterversammlung statt. Dort treffen sich die Ernteanteilinhaber um zu beraten und zu erläutern, wie es nun weitergehen soll, was geändert werden soll, wie teuer soll der Ernteanteil in der nächsten Saison sein. Der Verein legt dabei seine Zahlen offen etc., letztlich also eine gemeinsame Strategiebesprechung.
Wir hatten im Vorfeld schon Rückmeldung von Ernteanteilinhabern, die sich beispielsweise wünschten, das Kartoffeln zu gekauft werden sollten, bzw. anderes Gemüse und Brot. Es wurde im Vorfeld darauf reagiert, das mit einer SoLaWi in direkter Nachbarschaft ein Übereinkommen bez. Brot getroffen werden konnte.
Die Stimmung in der Gemeinschaft war so, das man im sommer während eines Hoffestes, noch lustig insistierte, wie toll das doch alles sei, in der Gemeinschaft und das man darüber nachdenken sollte, die Wirtschaft auf Pferdewirtschaft umzustellen etc.. (Wäre so nicht denkbar, brauchten mindestens noch mal 4 Hektar dazu an Weide, aber es träumt sich halt schön ).
Min Standpunkt war immer, das wir da hart bleiben müssen. Unsere SoLaWi kann das und das an Erträgen bieten, damit müssen wir klarkommen. Wenn die Natur uns, als SoLaWi, einen Strich durch die Rechnung macht, ist es halt so und wir zahlen dann halt für nichts, damit der Betrieb weiter gehen kann. Dadurch lernen wir zu improvisieren, etwas anders zu machen, sprich wir entwickeln uns.
Bei der letzten Bieterrunde, bei der ich dann anwesend war zeigt sich dann, wie es wirklich ist. Die Ernteanteilinhaber beginnen Kosten versus Ertrag aufzurechnen. Die SoLaWi muss reagieren, um keine Kunden, und vor allem nicht die Reputation zu verlieren.
Letztlich wurde beschlossen, in schwierigen Zeiten Gemüse dazu zu kaufen, gleiches galt für Mehl und Brot etc. (Aber alle Produkte immer im Kontext mit anderen SoLaWis). Es ging da heiß her und ich erinnere mich, das ich dann einfach gegangen bin, da bei den Bietern überhaupt kein "Krisenverständniss" vorhanden war. Letztlich alles nur Konsumenten mit Öko-Anstrich. Ich erhielt z.B. voll Gegenwind, als ich beispielsweise anführte, das ich gerne meine Anteile für nichts bezahle, damit es weitergehen kann. Es ging also, wie immer in erster Linie um Leistung und Gegenleistung.
Die SoLaWi musste darauf eingehen, was für den Verein auch richtig war, denn letztlich ist eine SoLaWi auch nur ein Wirtschaftbetrieb, wie alle anderen auch, der durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage am Markt existiert.
Was ich damit sagen will:
Im Hier und Jetzt ist die SoLaWi eine tolle Sache, um z.B. alten Saaten und Techniken zu bewahren.
Im Krisenfalle geht die SoLaWi genauso platt wie jedes andere Unternehmen auch.
(Die SoLaWi, bei der wir damals engagiert waren, ist weiterhin existent und steht mittlerweile auf festen Füßen )
Gruß
TID