Selbstversorger ein Irrweg, oder das Mittel ein Szenario zu überstehen.

  • Ich verstehe den Streit um die Sache überhaupt nicht, mal abgesehen von dem bescheuerten Umfeld, in dem die Aussagen in dem Video getätigt werden. Es sind sich doch alle relativ einig, dass eine vollständige Selbstversorgung bei Weitem nicht auf einem Lebens- und Komfortniveau möglich ist, dass wir aus weitgehend krisenfreien Zeiten gewohnt sind.


    Wenn man eine Krisensituation zugrunde legt, dann gibt es unendlich viele denkbare Ausformungen und dazu noch viele, an die wir nicht denken. Und da kann meiner Meinung nach auch eine teilweise Selbstversorgung schon helfen - sei es durch das Einsparen von Geld, das für andere notwendig von extern kommende Waren dringend benötigt wird, sei es, um ein halbes Jahr mit Versorgungsunterbrechung zu überbrücken, sei es aus anderen Gründen.

  • Die ewige Diskussion in allen Foren die irgendwas mit Selbstversorgung zu tun haben ...


    Ich würde da ganz pragmatisch die 20/80er Regel anwenden: mit 20% des Aufwandes 80% vom Effekt erzielen.

    Völlige Autarkie auf lange Zeit anzustreben macht einfach keinen Sinn, zudem ist sie, wenn man es konsequent durchdenkt, unmöglich (Werkzeuge? Medikamente? Mobilität?)


    Dass man ganz beachtliche Zuschüsse erwirtschaften kann, zeigte sich in allen chronischen Mangelstaaten: Wenn in sozialistischen Staaten auf dem Weg zum Paradies für alle die Grundversorgung der Bevölkerung nicht mehr klappt, wird ein wenig Privatland oder Markt gestattet, wo man Sachen anbauen darf oder besorgen kann, die nicht zu deklarieren oder nicht zu finden sind. Mit unterhaltsam zu lesenden ideologischem Spagat der offiziellen Begründung.


    Auch in den beiden Weltkriegen waren diejenigen viel besser dran, die ein wenig Land zum Gärtnern hatten.


    Dann die psychologische Seite: wenn man einen Grund hat, wo man etwas machen kann, ist man weniger auf Zuteilungen oder Einkaufsmöglichkeiten angewiesen, sondern kann sich selber helfen. Das ist dem Wohlbefinden sehr förderlich und deswegen sollten sich die Behörden bei einem nächsten Lockdown sehr gut überlegen, ob es weise ist, auch diejenigen zu Hause einzusperren, die einen Schrebergarten oder ein Freizeitgrundstück haben.

    Zudem sind es Leute mit Garten gewohnt, weiter als von heute bis morgen zu denken.

    Deutlich weiter kommt man in der Gruppe, das hat der gute alte John Seymour schon beschrieben. Das Hauptrisiko des Einzeltäters ist nicht der Ertragsausfall durch Plünderung, sondern wohl eher zeitweilige Arbeitsunfähigkeit wegen Unfall oder Krankheit, und das wird in der Gruppe bewältigbar. Zudem lassen sich viele Arbeiten alleine nur uneffizient oder gar nicht machen, und die Ausnutzung vieler Geräte und Infrastrukturen (von der Kreissäge über den Transportanhänger bis zur Wohnungsheizung) ist alleine sehr uneffizient.


    Hierzu eine Nebenbemerkung: In den typischen Einfamilenhausquartieren hat jeder alles, was bedeutet, dass ganze Garagen voll sind mit Kram, den man nur einmal im Jahr kurz und sonst im Weg herum steht. Eine gute Schlagbohre, ein guter Hochdruckreiniger, eine vernünftige Brennholzsäge, ein guter Mäher in einer Gruppe ... und jeder könnte mit vernünftigem Gerät arbeiten, bei weniger Kosten und weniger Kram, der herumsteht.

    Dann geteiltes Fachwissen ... der eine kann Wasserleitungen flicken, der andere Autos, der dritte kennt sich medizinisch aus.

    Ich weiss, da gibts dann andere Probleme, leihe nichts aus was scharf sein und bleiben soll, zum Beispiel.

    Aber das ist lösbar und klappt auch, wenn man sich organisiert.

  • Ich verstehe gewisse Leute hier einfach nicht wirklich...


    Obwohl ich eine tendenziell eher geringe Ahnung und auch beruflich weniger mit Gärten zu tun habe ist es mir klar dass in Zeiten ohne Ereignisfall eine reine Selbstversorgung wohl einer Utopie näher kommt als einer funktionierenden Möglichkeit sein Leben zu gestalten - zumindest in unseren "hochzivilisierten" und absolut gewinnorientierten Ländern.

    Weder Wirtschaft noch Politik sind daran interessiert dass sich das Gros ihrer Untertanen selbst versorgen und somit weniger Geld in Umlauf bringen. Auch Steuern lassen sich mit Kartoffeln eher schlechter bezahlen, die meisten dieser Institutionen verfügen seit dem Spätmittelalter nicht mehr über die Möglichkeit den Zehnt in Form von Naturalien zu lagern.


    Nichts desto Trotz ist es aus meiner Sicht empfehlenswert als Prepper über die Möglichkeit einer Selbstversorgung im Ereignisfall als Alternative zum Vertrauen vom Staat aufgefangen zu werden nachzudenken. Und nichts anderes übermittelt mir auch der Titel dieses Threads.

    Was mir, der derzeit nicht über einen eigenen Garten geschweige denn über Erfahrungen mit selbigen verfügt dennoch einleuchtet ist dass auch ein Garten zur ernährungstechnischen Selbstversorgung schon über eine längere Zeit funktionieren sollte um damit zumindest zum Grossteil überleben zu können. Ist irgendwie eben wie das Einlagern von Konservendosen und sonstigem lebensnotwendigem Kram. Auch mir ist bewusst dass nicht auf jedem Boden alles wächst und dass ich einen gut funktionierendes Feld nicht innert 2 Wochen ohne Vorbereitung zustande bringe.


    Eingangs schrieb ich dass ich gewisse Leute hier nicht verstehe. Es wird auf der Rendite herumgeritten, auf dem Zeitaufwand, auf den Kosten und so weiter. Super. Als Prepper in einem Prepperforum frage ich mich folgendes:


    Was machen genau diese Personen in einem Ereignisfall wenn die Konserven alle sind, der letzte NRG5 - Riegel heruntergewürgt ist, kein Job bzw. Einkommensquelle mehr vorhanden ist um die möglicherweise spärlich verfügbaren Lebensmittel zu überteuerten Preisen (und die Preise werden bei Knappheit sehr stark steigen!) zu erwerben? Sich ungefragt beim Erzeuger bedienen? Oder schlicht verhungern weil es sich nicht rendiert und zu mühsam ist selber Essen zu erzeugen? Sich demütig Jedem unterwerfen in der Hoffnung dass eine verschimmelte Möhre auf den Boden fällt?

  • Ok ich sehe schon, da werde ich wohl aus meiner Erinnerung mal wieder ein Stück auspacken müssen. Mach ich ja gerne, da vermutlich ich der einzigste bin der hier noch eine, sagen wir ruhig Selbstversorgung miterlebt hat.


    Aber vorher noch eins. Mir ist klar und das auch vielen anderen, das eine 100%tige Selbstversorgung es NIE gegeben hat, das habe ich auch immer gesagt. Also warum reitet man immer auf den 100% herum. Vielleicht gab es das mal in der Steinzeit, wo man nur von der Jagd gelebt hat, Aber seit der Mensch angefangen hat seßhaft zu werden war er immer von irgendeinem Gegenstand abhängig den er nicht herstellen konnte. Sei es das Kupfer für das Beil, das er gegen eine Kuh oder etwas anderes eintauschen musste. Oder Salz das vo weit hergeholt werden musste. Ich könnte da noch vieles Aufzählen, aber lassen wir das erstmal. Ihr wisst zumindest was ich meine.


    Meine Eltern übernahmen 1961 einen kleinen Aussiedlerhof in der Lüneburger Heide. Mein Vater war Bauer und hatte vor dem Krieg eine große Landwirtschaft mit hunderten von Hektar. So war es klar das er wieder Bauern sein wollte und nicht Heizer in einem großen Altersheim.

    Ich kann mich noch gut erinnern das meine Eltern einen Hof gesucht haben der für uns ein Leben auf dem Lande ermöglichte. Da auch meine Mutter das Landleben kannte, ihre Eltern hatten eine Getreidemühle in Äthiopien, war es das naheliegenste wieder aufs Land zu ziehen.

    Im Sommer 61 war es dann soweit, wir kauften einen kleinen Aussiedlerhof.

    Er bestand aus 7 ha, wobei 3,5 ha Blaubeeren waren, Etwa 3 ha konnten beackert werden oder waren Wiesen für das Vieh.

    In den ersten Jahren mussten wir richtig Kämpfen, zumindest meine Eltern um über die Runden zu kommen. Die Blaubeeren brachten einiges, aber es fehlte auch auf dem Hof an allem. Kein Strom, kein Telefon. Im Stall war nur eine Schwengelpumpe vorhanden, die Wasser lieferte für Mensch und Tier. Auch Sanitäre Anlagen gab es nur in Form eines Plumskloh im Schweinestall. All das musste erst erwirtschaftet werden und das brachten die Blaubeeren. Was das Essen betraf kam von den Rest der Ländereien und aus dem Garten.

    Im Stall standen drei Kühe nebst Nachzucht, die die Milch brachten. Diese wurde verarbeitet zu Butter, Buttermilch, Quark und Käse, welche dann in der Stadt verkauft wurde. Meistens an Privatkunden. Mit dem Geld wurde dann das eingekauft wa wir nicht anbauten oder herstellen konnten, weil die Zeit oder die Maschinen nicht vorhanden waren. Das meiste war Mehl, Haferflocken, Salz, Fisch, auch mal einige Süssigkeiten oder Leckereien.

    Neben den Kühen waren da noch Schweine, Hühner, Gänse, und ein Pferd das für Arbeiten aller Art zuständig war.

    Ab 63 kam der erste Einachser hinzu der für die Blaubeeren gebraucht wurde um die Kultur zu bearbeiten. Danach kamen Anbauteile dazu die dem Pferd die schweren Arbeiten abnahmen. Bis 69 blieb aber das Pferd für leichtere Arbeiten erhalten. Dann wurde es verschenkt an einen Gnadenhof.

    Auf den Ackerflächen pflanzten und sähten wir Kartoffeln, Futterüben und Hafer an. Die Wiesen waren aufgeteilt in Heu und Futterwiesen.

    Den Garten versorgte meine Mutter ganz allein. Nur manchmal musste ich mithelfen. Aber auf den Feldern gab es genug für mich zu tun.

    Der Garten bestand aus ca. 1000 qm. in ihm wurde alles angebaut was wir brauchten. Dazu kamen noch ca.30 Obstbäume und anderes Beerenobst. Alles aber auch alles wurde verwertet. Da wir die ersten Jahre kein Strom hatten, der kam erst 65, musste alles eingeweckt werden.

    Brause oder Cola gab es nicht. Da wurden fast alle Früchte die nicht eingeweckt wurden entsaftet. Den Rest bekamen die Schweine oder Hühner.

    Mit Hühnern konnte man damals auch noch gute Gewinne machen. Wir hatten viele Abnehmer. Machmal haben wir auch unsere 2 Helfer nur mit Naturalien bezahlt, wenn mal wieder das Geld ausging. Heute unvollstellbar, aber damals waren die Menschen auch genügsamer. Dafür habe sie später mal einen Zuschlag bekommen. Zudem haben wir mit unseren Helfern immer nach einer Ernte, sei es die Blaubeeren oder Rüben, Kartoffelernte ein Fest gefeiert. Wir waren eben nicht nur Arbeitgeber sondern fühlten uns für unsere Arbeiter verflichtet. Auch wenn da keine großen Summen geflossen sind, man half und vertraute sich.

    Ab 65 mit dem Strom und Telefon wurde das leben etwas leichter. Aber es kamen auch Kosten, die wir bisher nicht hatten, dazu. Mein Vater baute eine Berieselungsanlage für die Fröste im Frühjahr dazu. Auch kam das erste Auto, den bisher hatten wir uns nur mit dem Fahrrad und einer alten BMW 500 beholfen. 68 kam ich aus der Schule und wurde Tischler, während mein Vater krank wurde und meine Mutter die Arbeitslasten des Hofes übernahm. nach der Arbeit half ich so gut es ging auf dem Hof weiter. Dann ging es zum BGS, wo ich 15 Monate abdiente.

    In dieser Zeit war es meiner Mutter nicht mehr möglich den Selbstversorgertatus aufrecht zu erhalten. Wir lebten jetzt nur noch von den Blaubeeren und einem abgespeckten Garten. Kühe hatten wir immer noch zwei, aber ohne Nachzucht. Schweine nur noch 3-4 statt 10-15 von früher. Auch Hühner wurden weniger. Statt 80 nur noch 15-20. Es wurde auch mehr zugekauft vor allem in den Jahren 75-80. da ich einige Zeit noch nach dem BGS als Tischlergeselle gearbeitet habe, und später auswandern wollte. Da es durch Eingriffe der Stadt Hannover der Wasserspielgel rapiede sank und die Blaubeeren in heißen Sommern vertrockneten. Unsere Geldquelle brach langsam zusammen. 78 Habe ich noch einmal versucht es als Selbstversorger in Form eines Hofladen zu versuchen. Leider klappte es nicht mit der Umsetzung, da wir zu weit von den Kunden entfernt wohnten. Eine Abhilfe hätte ein fahrender Händler bewirkt, nur dafür fehlten die finaziellen Mittel.

    Fatal war auch die Politik für die Bauern. Kleine Bauern gaben massenhaft auf, und mittlere und Große kloppten sich um derern Ländereien. Damals entstanden die ersten Agrarfabriken mit tausenden vorn Tieren und Feldern soweit das Auge reichte.

    So wurden Höfe in den Ruin getrieben. Auch unser Hof der immer eine gute Lebensform aufweisen konnte wurde degradiert. Nach wirtschaftlichen Ermessen wurden wir in den 60ger von einem Vollerwerbshof in den Anfängen der 70ger ein Nebenerwerbshof und anfang der 80ger zu einem Hobbyhof degradiert. Selbst wenn wir so weitergemacht hätten wie in den Anfängen der 60ger, wir hätten so nicht weitermachen können, weil uns Kredite, die wir hier und da mal brachten, nicht mehr bewilligt wurden. Um Als Vollerwerb zu gelten musste man eine bestimmte Summer erwirtschaften, und das war nur beding Möglich.


    Aber ich schweife mal wieder ab. Viele sehen in dem Begriff Selbstversorger etwas was es nicht gibt. Nämlich jemanden der allein alles herstellt und sich mit allem ernährt. Nein das ist falsch. Allein geht schon mal gar nichts. Eine Familie kann schon sehr gut damit klarkommen, aber nur wenn sie das was sie nicht erzeugen, tauschen oder gegen Bezahlung erwerbt. Dazu bracht man aber einen Partner der das ermöglicht. Im Grunde ist es ein Kreislauf. Ich habe was und du gibst oder besorgst mir das was ich brache. Ob mit Geld oder Naturalien spielt hier keine Rolle.


    In einem Szenario ist es von Vorteil wenn ich mich mit dem Anbau und der Lebensmittelherstellung schon beschäftigt habe und auch das wie und wann. Ob derjenige zur Zeit nur ein Hobbygärtner ist spielt auch hier keine Rolle. Man muss nur umschalten können, von einem Hobbygärtner zu einer Vollversorgung. Aber dafür gehört auch eine gute Vorversorgung, sprich Lager, im Keller.

    Und es gehört eine Grundausstattung von Maschinen und Geräten, die ich glücklicherweise habe. Und nicht nur ich, sondern auch mein Freund und Nachbar. Denn allein, das wissen wir ja nun, geht nichts.


    Wer aber einer Selbstversorgung in einem Szenario in Abrede stellt, der hat nichts begriffen und dem wünsche ich viel Glück. Denn das bracht er.

  • Ich habe den Verdacht das wir fast alle das selbe meinen, aber den Begriff "Selbstversorger" unterschiedlich definieren.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Vülleischd sollten wir den Thread in


    "Ich pflanze drei Kartoffeln an um einen Tag länger zu überleben als der Rest"


    umwandeln.


    Klingt irre, aber letztendlich läuft es wohl darauf hinaus. Auf Arweds Heidelbeerhof könnte man die Zeitspanne wohl etwas ausdehnen, mit unserem kleinen Gärtchen wohl eher nicht. Aber es hat uns viele Gläser gesundes Obst und Gemüse beschert. Danke kleiner Garten für die schönen Vorräte, die angenehmen Stunden und die Erfahrung die wir sammeln durften.

    So und jetzt schnappe ich mir meine Angel um eine schöne Forelle aus dem Bach gegenüber meinem Haus für mein herzallerliebstes Murmeltierchen zu fangen, die sich so viele Mühe in dem ebenfalls daran gelegenem Gärtchen gibt.:winking_face:

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • "Ich pflanze drei Kartoffeln an um einen Tag länger zu überleben als der Rest"

    Klingt ein bisschen hart, ist aber so: Diejenigen, die an dem einen Tag gestorben sind, essen mir am nächsten Tag halt nicht mehr das knappe Futter weg.


    Man kann es aber auch andersrum sehen: Die Kalorien, die ich aus dem eigenen Garten beziehe, brauche ich nicht aus der staatlichen Notversorgung zu futtern und stehen dort dann für andere bereit.

    Einmal editiert, zuletzt von Asdrubal () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • … und stehen dort dann für andere bereit.

    die dich dann ja auch mal besuchen können um bei der Gartenarbeit zu helfen.

    Du kannst die Zukunft verändern mit dem was du heute tust. :face_with_open_mouth:
    - aus Oberfranken in DE -

  • Ich habe mir gestern Abend das oben verlinkte Video noch mal in Ruhe angesehen und versucht ohne Vorurteile an die Sache heran zu gehen. Jenseits aller Ideologien bin ich zu dem Schluss gekommen das es nicht zeigt das Selbstversorgung unmöglich ist, sondern das es beweist das vorbereitung und wissen (prepping) unumgänglich ist, sonst wird man sehr schnell scheitern. In den Video wird immer wieder erwähnt das die Leute nur mit einen Traum aus der Großstadt aufs Land zogen und dachten sie sind jetzt Selbstversorger.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • An einer Handvoll Selbstversorger geht die Welt nicht zugrunde. Wer es tun will soll es tun.


    Wenn aber 40 Millionen Haushalte auf je 2500m2 herum tun sind das 10 Millionen ha. Das ist 2/3 unserer landwirtschaftl. Fläche.

    Super ineffizient.


    Wenn ich im Büro 5 Minuten die Maus herum schiebe kann ich mir Kartoffeln leisten für 5h buckeln auf dem Feld. Das ist eher sehr optimistisch gerechnet. Bei einen Pflanzenöl dürfte es eher 5 Minuten vs 100 Stunden sein.

    2/3 der Lebensmittel kann ich auf den 2500m2 garnicht erzeugen, egal wie groß die Mühe.


    Super ineffizient.


    Als Hobby ist alles erlaubt. Die Nachteile des Lebens aus dem 12. Jahrhundert gleicht die Gesellschaft aus. Als Konzept für eine Nation ist es völlig untauglich, auch als Krisenkonzept. Außer natürlich 10 Millionen Überlebende zählt als Erfolg.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • ...

    Demnach müsste ich schon in der Kindheit verhungern sein, denn wir haben, meine Eltern und ich, 20 Jahre als Selbstversorger gelebt, und das recht gut.

    Fast jeder klein und mittelgroße Bauer ist in Gewisser Weise ein Selbstversorger, nur mit anderen Ausgang. Er erwirtschaftet, verbraucht davon einiges, und bekommt dafür Geld. Dann kauft er das was er braucht. also ein gewisser Tausch...

    Eure Familie hat Blaubeeren verkauft und davon gelebt.


    In einer Hungerkrise sind teure fremd gepflückte Kulturblaubeeren vermutlich ähnlich nachgefragt wie Handyhüllen und Nagellack.


    Das Tauschsystem basierte darauf, dass es eine anhaltende Nachfrage nach genau einem Luxusgut gab, dessen Ertrag auch noch abhängig von Wetter und Schädlingen ist.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Was machen genau diese Personen in einem Ereignisfall wenn die Konserven alle sind, der letzte NRG5 - Riegel heruntergewürgt ist, kein Job bzw. Einkommensquelle mehr vorhanden ist um die möglicherweise spärlich verfügbaren Lebensmittel zu überteuerten Preisen (und die Preise werden bei Knappheit sehr stark steigen!) zu erwerben? Sich ungefragt beim Erzeuger bedienen? Oder schlicht verhungern weil es sich nicht rendiert und zu mühsam ist selber Essen zu erzeugen? Sich demütig Jedem unterwerfen in der Hoffnung dass eine verschimmelte Möhre auf den Boden fällt?

    Nenne mir Krisen in den letzten 500 Jahren in Europa in denen man keine Lebensmittel kaufen konnte, wenn man Geld hatte. Ich kenne keine.


    Meine Strategie ist daher Geld zu haben.


    Am Ende geht es darum eine gutes Leben zu haben. VOR der Krise.

    Wenn jmd mit Pferden ackern und Käse herstellen als gutes Leben hat ist das doch fein. Tut es.

    Ich arbeite lieber 9 to 5 im warmen Büro und genieße das was das moderne Leben mir zu bieten hat inkl. Freizeit und möglichst reichlich Urlaub. Den kleinen Garten hab ich nur zum Spaß. Werde ich seiner überdrüssig ist er ratzfatz wieder verkauft...


    Krise?


    Covid19 hat mir im März gezeigt dass der Großteil der Prepper auch nicht besser aufgestellt ist als die normalen Leute, wenn es dann mal drauf an kommt.

    Ich nehm die Information mit und die Ideen, aber ansonsten scheint mir das heute alles überbewertet zu sein.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Cephalotus ()

  • Nenne mir Krisen in den letzten 500 Jahren in Europa in denen man keine Lebensmittel kaufen konnte, wenn man Geld hatte. Ich kenne keine.

    Kaufen ja, aber nur wenn man auch dort hingekommen ist wo es Lebensmittel gab, oder zufällig dort lebt. In der Zeit des WW I bis ca1950 gab es Lebensmittel in Österreich nur mit Karte. Speziell nach Ende des WW II waren in der Russischen Zone zu wenige Lebensmittel vorhanden.
    Schwarzmarkt gab es in den Wiener Bezirken so gut wie keinen. Ohne der Möglichkeit selbst aufs Land zu den Bauern zu kommen gabs also nichts zu kaufen. Die Entfernungen nahmen stetig zu so, das am Höhepunkt Distanzen von über 100km nötig waren. Zudem eine Besatzungszonen Grenze zuüberwinden um Verkäufer zu finden. Nachdem dies alles illegal war durfte man am Heimweg auch nicht erwischt werden. Wer erwischt wurde dem wurde Fahrrad und Lebensmittel abgenommen, zusätzlich gab s ein paar Tage Gefängnis.


    Champagner allerdings konnte man unbegrenzt, zum mindesten im Stadtzentrum, kaufen. Wollte damals gar nicht soviel. Scheinbar macht Brot usw den Magen voller.
    Ich bestreite aber nicht das man auch vom Champus voll werden kann. 😉


    Aber ich versteh auch deine Gedanken der Effizienz.
    der effizienteste Strom kommt nun mal aus der Steckdose


    Gruß

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • So gesehen konnte man bei geeigneten Tauschobjekten die letzten 30'000 Jahre meistens etwas zum Futtern organisieren. Sei es dein Leben gegen dein Essen, mein Weib für dein Steak oder eben mein Vermögen für deinen Veggie-Burger.

    Nur möchte ich mein Dasein und mein Überleben in einer ernsthafteren Krise nicht ausschliesslich auf die Akzeptanz von Bargeld, Kreditkarten oder Bitcoins setzen.


    Aber so sind die Ansichten eben unterschiedlich. Für die Einen reichen Wirtschaftsmedien und eine Matratze zum Preppen, die Anderen verlassen sich lieber auf sich selber.

    Ich verlasse mich in schweren Zeiten ungern nur auf "die Anderen".

  • Das eine zu tun muss ja nicht bedeuten, das andere zu lassen. Natürlich ist die teilweise Selbstversorgung aktuell für die meisten schrecklich ineffizient. Wenn man aber in Umstände kommt, in denen ein Eimer voll Kartoffeln eine Goldmünze kostet, dann ist es plötzlich schrecklich effizient, den Eimer durch ein, zwei Arbeitsstunden zu erwerben und nicht für die Goldmünze, in der vielleicht zehn Arbeitsstunden aus "Friedenszeiten" stecken.

  • Das eine zu tun muss ja nicht bedeuten, das andere zu lassen. Natürlich ist die teilweise Selbstversorgung aktuell für die meisten schrecklich ineffizient. Wenn man aber in Umstände kommt, in denen ein Eimer voll Kartoffeln eine Goldmünze kostet, dann ist es plötzlich schrecklich effizient, den Eimer durch ein, zwei Arbeitsstunden zu erwerben und nicht für die Goldmünze, in der vielleicht zehn Arbeitsstunden aus "Friedenszeiten" stecken.

    Ja. In der Betrachtung fehlt aber die Wahrscheinlichkeit und die Flexibilität.


    Ich kann mir heute das Grundstück kaufen oder meinetwegen 50 Unzen Gold.


    In der Krise liefert mir beides Nahrung, nur wie wahrscheinlich ist die? Deutschland produziert fast 10x soviele kcal als es braucht, der Großteil wird heute an Tiere verfüttert.


    Wenn also die Profis einen Einbruch um 90% haben reißt es der Selbstversorger raus? Das ist schon recht speziell, aber die Gedanken sind frei...


    Wenn ich aber keine Krise hab, dann kostet mich der Selbstversorgergarten sehr viel Zeit und die Goldmünzen maximal die Kosten fürs Schließfach.


    Goldmünzen sind ratzfatz verkauft und liquide, beim Grundstück kommt es drauf an. Dazu kommt, dass ein 2500m2 Grundstück gewisse Regionen zum wohnen ausschließen. Das sind die, wo man sehr gut verdient.


    Garten oder Hof als Hobby und Lifestyle ja, wem genau das gefällt. Mein Leben ändern um Kartoffeln anzubauen um mich für eine Hungerkrise abzusichern? Für mich auf keinen Fall. Die Wahrscheinlichkeit das sinnvoll in einer künftigen Hungerkrise tatsächlich wirksam nutzen zu können schätze ich als geringer ein, als demnächst urplötzlich an einem Schlaganfall zu sterben.


    Deshalb strebe ich das auch nicht an.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Natürlich soll jeder nach seiner Vorstellung handeln. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass ein eigener, aufwuchsfähiger Garten ein zentraler Vorteil in vielen Krisenszenarien ist.


    Was hierzulande unter welchen Bedingungen produziert wird, ist dabei meiner Meinung nach eher zweitrangig. Es sind viele Szenarien mit gestörtem eigenem Einkommen, gestörter Gesamtwirtschaft oder gestörter Verteilung denkbar.


    Natürlich ist es auch ein Ansatz, auf größtmögliche Mobilität der eigenen Person oder des eigenen Vermögens zu setzen. Den verfolge ich nicht, aber wer mag, kann seine Priorität gerne darauf verlegen.

  • Eure Familie hat Blaubeeren verkauft und davon gelebt.


    In einer Hungerkrise sind teure fremd gepflückte Kulturblaubeeren vermutlich ähnlich nachgefragt wie Handyhüllen und Nagellack.


    Das Tauschsystem basierte darauf, dass es eine anhaltende Nachfrage nach genau einem Luxusgut gab, dessen Ertrag auch noch abhängig von Wetter und Schädlingen ist.

    Da liegst du aber völlig falsch. Ich halte es dir zugute, das du es nicht anders weißt. Anscheinend hast du aber meinen Text nicht richtig gelesen. Ja wir haben Blaubeeren verkauft, aber ohne zusätzliche Landwirtschaft hätten wir auch nicht überleben können. Das Geld für Kredite und Versicherungen musste ja irgendwie erwirtschaftet werden. Aber eines kann ich dir sagen es war ein erfülltes Leben wenn auch manchmal hart, zumindest besser als vielleicht im Büro zu hocken und dreimal im Jahr einen Urlaub nachzujagen.

    Selbst von eben dieser Landwirtschaft haben wir noch so viel verdient das wir uns das eine oder andere leisten konnten. Zum Beispiel haben wir uns das erste Auto von eben dieser Selbstversorger Landwirtschaft gekauft, weil wir ausgerechnet in diesem Jahr eine Missernte hatten. Aber das kannst du natürlich nicht wissen. Ich weiß das es geht, und das ist mir genug. Wenn dir das zu mühsam erscheint, ok kann ich verstehen, aber versuch es nicht schlechtzureden, vorallem wenn du es nie miterlebt hast.

    Oder glaubst du ich würde in Kriesenzeiten Blaubeeren anbieten? ich hoffe du hältst mich nicht für so blöd. Da würde ich die Bestände an Vieh und essbaren Pflanzen eher ausweiten, denn Platz war immer noch genug da, und die Voraussetzungen auch.

    Selbst heute wo ich jetzt wohne wäre eine 90%ige Selbstversorgung möglich. Und was ich nicht erzeugen kann wird eben getauscht, das wird leider immer wieder vergessen. Selbstversorgung heist doch nicht alles und jedes selber herstellen, sondern das was man kann erzeugen und was über ist tauschen oder verkaufen. So wird ein Schuh draus. Aus diesem Grund stehe ich in Notzeiten auch nicht allein da. Mittlerweile hat sich eine kleine, aber effiziente Schar Freunde und Mitstreiter gebildet, die wissen worauf es ankommt.

  • ...

    Wenn ich im Büro 5 Minuten die Maus herum schiebe kann ich mir Kartoffeln leisten für 5h buckeln auf dem Feld. Das ist eher sehr optimistisch gerechnet. Bei einen Pflanzenöl dürfte es eher 5 Minuten vs 100 Stunden sein.

    ...

    Gehst du bei deinem Beispiel davon aus, dass der Bauer nach Zentral- oder nach Osteuropäischen Massstäben bezahlt wird?


    Will heissen: Vergleiche nicht den eigenen Lohn mit dem aus einem billigeren Land.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Gehst du bei deinem Beispiel davon aus, dass der Bauer nach Zentral- oder nach Osteuropäischen Massstäben bezahlt wird?

    Das muss er gar nicht mal. Wenn man sich anschaut, wieviele Minuten ein Arbeiter in den 1950er für ein Stück Butter oder ein Kilo Kartoffeln arbeiten musste und wieviele Minuten ein Arbeiter heute arbeiten muss, ist auch bei regionalen Produkten alleine durch die Skaleneffekte zu sehen, dass die Zeit erheblich kürzer ist.

    Und ein anderer Effekt: durch einen Bürojob kann ich mir in fünf Minuten das Geld erarbeiten, um das Stück Butter zu kaufen. Wenn man sich dasselbe Stück Butter auf einem Selbstversorgerhof erarbeiten muss, dann steckt da deutlich mehr Zeit hinter: Vieh versorgen, Milch melken, Butter herstellen etc... Und da habe ich sicher längst nicht alles aufgezählt, denn das Futter für das Vieh muss ja auch noch generiert werden....

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)