Flucht mit dem Fahrrad

  • Ich habe mal überlegt, mit dem Fahrrad etwas zu machen.

    Die Idee, die mich umtreibt ist so was wie Bikepacking, allerdings auch unter der Prämisse der Vorbereitung.

    Gerne würde ich das mal im Herbst ausprobieren. dazu habe ich vom Schrott ein altes Rennrad besorgt (Raleigh, ca. 1980). Das war ziemlich durch. Nun habe ich den völlig zerhackten Laufradsatz gegen einen passenden RIGIDA-Satz von 1985 ersetzt und es durch Tausch der Kette etwas aufgemöbelt.

    Nun muß ein passender "Gepäckträger" gebaut werden. Das anvisierte, zu transportierende Gewicht soll so um die 10Kilo liegen.


    Wie sind eure Erfahrungen mit Bikepacking, hat das schon jemand gemacht?



    GRuß


    TID

  • Zu der Zeit als ich das gemacht habe nannte man das Fahrradtour :grinning_squinting_face:


    Wir haben uns mit mehreren Leuten ein Ziel ausgesucht und sind mit etwas Proviant,einem Zelt ( größe "Dackelgrage" ) sowie Flickzeug ect. losgeradelt. Ich hatte ein ziemlich schweres Herrenrad vom Hersteller "Göricke" - nur geeignet für das Flachland ! Selbst die "Harburger Berge" vor den Toren Hamburgs waren damit eine echte Herausforderung.

    Den Harz als Ziel haben wir etwa ab Bad Harzburg aufgegeben,das "modernste" Rad hatte eine 3-Gang Schaltung,also rauf zum Torfhaus ging einfach nicht.


    Bei einer Tour in der nahen Umgebung haben wir mal einen Fahrradanhänger ausprobiert,das würde ich nie wieder machen. Der Mehrwert des Transportvolumens war es nicht wert so einen Klotz hinter sich herziehen zu müssen ! Wir sind dann auf kleine Rucksäcke ausgewichen,zusätzlich zu den Satteltaschen am Rad.


    Beim Bau Deines Gepäckträgers solltest Du darauf achten das die Breite des Konstruktes nicht über die des Lenkers hinausgeht,man bleibt dann weniger hängen wenn`s mal eng wird !


    Wo willst Du denn langradeln ? Bei "Rennrad" denke ich an sehr schmale Reifen mit wenig Auflage. Feld/Wiese/Waldwege sehe ich dann problematisch,die sind mit Normalreifen schon nicht so gut befahrbar.


    Als weiterer Erfahrungswert fällt mir noch ein das wir beim Fragen nach einer Zeltstellfläche bei den Bauern eine Art Symphatiebonus hatten,die fanden das alle gut mit der Radtour. So in Hofnähe Zelten war nicht schlecht,Wasser und in einigen Fällen sogar Milch war immer verfügbar.


    Bei dem heutigen aggressiveren Verkehr würde ich noch über eine Warnweste o.ä. nachdenken,zumindest an Abschnitten ohne Radweg.

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

    Einmal editiert, zuletzt von AndreasH ()

  • Auch wenns dem Flucht-Grundgedanken absolut entgegenläuft: Mach dich sichtbar!


    Ein Punkt, den AndreasH ja schon angesprochen hat, ist der Autoverkehr. Als Autofahrer ist mir selbst schon öfter im dunklen aufgefallen, wie spät ich so manchen unbeleuchteten Fahrradfahrer überhaupt erst wahrnehmen kann - und als Beifahrer, dass ich solche Nasen trotzdem oft noch vor dem jeweiligen Fahrer registriere.


    Seitdem ich selbst wieder deutlich mehr Strecken mit dem Fahrrad bewältige, habe ich sowohl mein Rad als auch meine Ausrüstung mit vielen sog. retroreflektierenden Elementen und kleinen LED-Leuchten bestückt, ich möchte nicht als Kühlerfigur enden. Und im Worst-Case ist das auch schnell wieder entfernt :winking_face:


    Anekdote dazu:

    Letztes Jahr sind BEVA und ich am späteren Abend (es war schon dunkel) zu Fuß in den Nachbarort zur Eisdiele gegangen.

    In den (unbeleuchteten) Parkplatz neben der Eisdiele mündet der Fußweg, und dann stehen da zwei Mountainbiker und regen sich total über die ach so rücksichtslosen Autofahrer auf... ich einmal rumgegangen um die zwei, und angemerkt, dass man sie so gänzlich ohne Beleuchtung vorne/hinten, dunkel gekleidet und ohne jegliche reflektierende Elemente nunmal im finsteren auch nicht bzw. erst sehr spät sehen könnte.

    Im Anschluß hab ich einen dazu bewegt, mit mir etwa 50 Meter den Parkplatz lang zu gehen und habe mit der Taschenlampe in Richtung des verbliebenen Radlfahrers geleuchtet und gefragt, wieviel von seinem nahezu unsichtbaren Kumpel er jetzt noch sieht...

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Meine Erfahrungen zum Thema sind auch so das du breite Reifen brauchst. Mindestens 1,75 sollten es schon sein. Schau dich auch lieber nach einem Tourenrad um damit du genug Befestigungspunkte z.B. auch für Fronttaschen hast. Eine zuverlässige Schaltung ist nötig. Wenn du viel zuladen möchtest vergiss nicht das du selber auch was wiegst, ich habe schon verstärke Speichen aus dem Grund. Der Rahmen sollte eine unauffällige zivile Farbe haben. Meine Planung geht auch in Richtung guter LED Beleuchtung die auch einzeln abgeschaltet werden kann. Ein Narbendynamo ist praktisch um bei der Fahrt etwas aufzuladen oder nachts Licht zu haben ohne Batterien zu verbrauchen. Die Reflektoren sollten alle abnehmbar sein um wenn es nötig ist unsichtbar durch die Nacht zu kommen. Deshalb sind Speichenreflektoren besser als die Reflektorbänder der modernen Reifen. Elektroantrieb ist toll, aber wenn der Akku leer ist muss man das Gewicht auch mitschleppen. In der Hinsicht ist ein einradanhänger interessant der die gesamte Antriebstechnik hat und das Fahrrad schiebt, wenn es keinen Strom mehr gibt kann man ihn zurücklassen. Das Fahrrad sollte aus wartungsfreundlichen Allerweltsteilen bestehen um feldreparaturen zu ermöglichen. Die Investitionen in gute Hersteller lohnt sich. Nach 100000km in Wald und Flur habe das auch gelernt.


    So, das waren meine 3 Groschen.


    Gruß Concideratus

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Also auf 20 kg Gepäck war ich meistens. Packtaschen vorne und hinten am Rad (wegen der besseren Lastverteilung), und min 1, besser 2 Trinkflaschen am Rad. Damit war ich im gesamten norddeutschen Raum bis Dänemark, Schweden, Holland unterwegs. Nimm zusätzlich zu dem Flickzeug eine vernünftige Pumpe (vorher testen, ob sie den erforderlichen hohen Druck kann, so eine Dichtung kann auch mal altern) und etwas Werkzeug mit.


    In einem Umfeld, wo alle schreibunte T-Shirts tragen, ist ein schreibuntes T-Shirt eine gute Tarnung (ausprobiert im Spreewald zu Wasser mit dem Kajak).


    So ein Nabendynamo mit USB-Ausgang ist eine feine Sache (habe ich an meinem Rabeneick Lastrad), und ohne zusätzlch USB auch an meinem Rennrad (Centurion Le Mans).


    Auf ebener Strecke sind 100 km/Tag machbar, hin und wieder auch bis 200, aber dann kommt ein Ruhetag am Tag danach gut an.


    So eine gepolsterte Radlerhose ist schon angenehm :winking_face: Bepanthensalbe, Mückenmittel, SONNENSCHUTZ (man merkt es durch den Fahrtwind erst zu spät).

  • Mein Tipp: Nimm Dir ein Vesper, genug zu trinken, ein gutes Buch, und setze Dich an einem Schönwettertag für einen Samstag an eine Bank eines beliebigen größeren Flusslaufs in Deiner Nähe mit Sicht auf einen Radweg, der dem Fluss folgt.


    Du wirst schmunzeln, wie weit weg von Hochglanzbroschüren manche Ausrüstung ist, und wie bei manchen die Klamotten farblich auf das Halsband des Hündchens im Hundeanhänger abgestimmt ist. Diese Bandbreite siehst Du sonst nirgends.


    Beim Gepäck gibts dann auch von Hautengem Radlerdress mit sonst nichts dabei, sogar Schutzbleche und Regenklamotten fehlen, bis Selbstversorgerfahrräder mit zwei Satteltaschen vorn, zwei hinten, eine am Lenker, eine an der Mittelstange und noch mit vollem Gepäckträger. Was man fast nie sieht, sind Fahrradfahrer mit Rucksack. Wird wohl seinen Grund haben...


    Wenn Du sonst von heutiger Radtourausrüstung wenig Ahnung hast, dann ist dieser Nachmittag eine sehr gut investierte Zeit.


    Ich selber habe normalerweise ein altes, aber sehr robustes Klapprad im Kofferraum. Als Zweit-Fluchtfahrzeug oder GetHome-Fahrzeug sozusagen. Flucht mit dem Fahrrad plane ich nicht.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Concideratus

    Ein Touren Rad habe ich auch, aber ich fahre überhaupt nicht gerne damit. Es hat eine 21 Gang deore-Schaltung, eine Federgabel, einen Nabendynamo, einen Gepäckträger etc etc, aber es ist behäbig und langsam, daher die Idee, es mit einem Rennrad zu machen.


    Lunatiks ,

    Genau das mich sichtbar machen habe ich eigentlich nicht vor, vielmehr möchte ich recht unauffällig, vielleicht eher ein bisschen abgerissen unterwegs sein, von wegen Flucht und so. Daher auch die Fahrt in Richtung Herbst zu machen, da es dann ja eher nicht mehr soviele Radfahrer gibt.


    Hier mal ein paar Bilder von dem alten Stahlrenner nach der "Renovierung) 😉:


    IMG_20200601_085454.jpg

    IMG_20200601_085506.jpg

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    Was das Gepäck angeht, will ich es sehr schmal halten, ein komplettes Flucht Gepäck mit Wasser und Nahrung bei maximal 10-12kg.


    Satteltaschen und so etwas möchte ich eigentlich auch nicht, sie verbreitern nur die Silhouette.


    Als "Flucht route" oder aber Fahrstrecke schwebt mir eine Fahrt von uns im Norden nach Frankfurt am Main vor, also rund 450-500km. Wenn irgendmöglich vollautark in maximal einer Woche.


    Gruß


    Tid

    Einmal editiert, zuletzt von T I D ()

  • Liegerad ich auch ne gute Sache :)

    Was hast Du für wie lange an Gepäck dabei? Auf dem Bild sieht das nach ner ganzen Menge aus.


    Gruß


    Tid

  • Meine fünf Groschen zum Thema "Flucht mit dem Fahrrad"...


    Ich möchte von fünf ausgewählten Fahrradtouren berichten, die ich vor etlichen, teilweise sehr langer Zeit gemacht habe. Das letzte Beispiel ist von meinem Opa, was mich zu den ersten fünf Beispieltouren in der einen oder anderen Form durchaus inspiriert hat.


    Beispiel 1: Fahrradtour mit großem Tourenrucksack, dafür ohne sonstige Packtaschen am Fahrrad. Fahrradwege und Straßen. Fahrt bei Tageslicht in Tagesetappen.

    Zielsetzung: Nach dem Dienst bei der Truppe einfach mal was ganz anderes sehen und den Kopf freikriegen vor dem Studium.

    Strecke: Nähe Hannover nach Würzburg und zurück. Gesamtdistanz etwa 800 km.

    Lesson learned #1: Schwere Tourenrucksäcke sind für Fahrradtouren nur bedingt geeignet. Die Belastung für den Körper ist auf Dauer zu groß. Die Leichtigkeit des Fahrrads als solches wird durch den stark nach oben verlagerten Schwerpunkt mehr als kompensiert.

    Lesson learned #2: Andauernder Regen über viele Tage ist eine mentale und physische Herausforderung sondergleichen. Und ich bin da im Sommer gefahren! Kalter Regen in den Übergangsjahreszeiten oder gar im Winter würden die Tagesleistung (bei mir auf dieser Tour zwischen 80 und 100 km) doch arg reduzieren und die Gesundheit in Bedrängnis bringen.

    Lesson learned #3: Schnell trocknende Kleidung ist zwar schön und gut, aber wenn über Tage der Regen niedergeht, wird irgendwann gar nichts mehr trocken, auch nicht über Nacht in den Jugendherbergen, in denen ich übernachtete. Ein kleines Zelt hatte ich zwar dabei, wenn ich mich recht entsinne, aber ich habe es witterungsbedingt gar nicht erst aufgebaut, sondern bin in Jugendherbergen am Wegesrand eingekehrt.

    Lesson learned #4: Wer Geschwindigkeit und Strecke machen möchte, sollte auf gut ausgebaute und asphaltierte Wege zurückgreifen. Geschotterte oder gar nur gestampfte Wege führen zu Materialermüdung, körperlicher Erschöpfung und am Ende des Tages hat man nicht wirklich viel Strecke gemacht.


    Beispiel 2: Fahrradtour mit Minimalgepäck. Fahrradwege, Straßen, Waldwege, Feldwege. Fahrt bei Tageslicht.

    Zielsetzung: in einer Etappe zu einem Zeitpunkt X am Ziel angekommen sein mit Minimalgepäck

    Strecke: Nähe Hamburg nach Nähe Hannover und zurück. Gesamtdistanz etwa 200 km.

    Lesson learned #1: Gerade im Sommer nicht nur ausreichend Flüssigkeit dabei haben, sondern auch regelmäßig trinken und nicht erst, wenn der Kreislauf wegbricht.

    Lesson learned #2: Kleine Snacks, die man während der Fahrt mit einer Hand essen kann erleichtern es, Strecke zu machen.

    Lesson learned #3: Starker Wind, insbesondere auf freier Fläche, wird nach 30 km sehr demoralisierend.


    Beispiel 3: Fahrradtour mit bepacktem Fahrradanhänger. Fahrradwege, Straßen, Waldwege, Feldwege. Fahrt zu allen Tageszeiten.

    Zielsetzung: Proof of Concept "Bug out mit dem Fahrrad"

    Strecke: Nähe Hamburg nach Nähe Hannover und zurück. Gesamtdistanz etwa 300 km.

    Lesson learned #1: Ein Fahrradanhänger ist bei um und bei 20 kg Gepäck mehr ein Klotz am Fahrrad als wirklich eine Entlastung.

    Lesson learned #2: Herstellerangaben von 100 kg Nutzlast werden Makulatur, wenn es über Stock und Stein geht und der Fahrradanhänger im Nachgang betrachtet, eigentlich eher ein "Straßenanhänger" ist.

    Lesson learned #3: Nachtfahrten nur mit dem Fahrrad, wie ich sie während meiner Schulzeit regelmäßig im Deister in teilweise halsbrecherischer Weise gemacht habe (zu Zeiten, wo Mobilfunktelefone noch was für reiche Schnösel mit Mercedes-Dienstwagen waren), auch im Winter bei Schnee und Eis, sind mit einem Fahrradanhänger eine dumme Idee.

    Lesson learned #4: Es war "eine Brücke zuviel..." Die Strecke war insgesamt etwa 150 km. Mitten in der Nacht, auf einer Brücke über den Mittellandkanal muss das gewesen sein, hat es die Bereifung am Anhänger zerlegt. An eine Reparatur war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. Fahrrad mitsamt Anhänger im Anschluss den Rest der Strecke geschoben. Etwa 10 km vor dem Ziel nach durchmarschierter Nacht dann gegen 7 Uhr bei meinen Freunden angerufen, die mich schon erwartet hatten. Fahrradanhänger ins Auto geladen, den Rest der Strecke mit neuer Leichtigkeit mit dem Fahrrad zurückgelegt.

    Lesson learned #5: Unbefestigte Wege sind nach und während eines langanhaltenden, ergiebigen Regens nichts für schwerbeladene Lastanhänger.

    Lesson learned #6: Eine "Flucht mit dem Fahrrad" an ein zuvor definiertes Ziel, das weit genug weg ist vom eigenen Zuhause, ist möglich auch unter den Gesichtspunkten "über Stock und Stein, stumpf gerade aus" und "in einer einzigen Etappe mit nur dem absolut nötigsten an Pausen". Aber man sollte sich dann auf das für die Fahrt Notwendige beschränken und zum Beispiel Wechselbekleidung am Zielort im Vorfeld bereits eingelagert haben.

    Lesson learned #7: Die anschließende Weiterfahrt entlang der Weser ohne Fahrradanhänger mit improvisierten Fahrradtaschen ist möglich und macht auch Spaß.

    Lesson learned #8: Übernachten in Schutzhütten am Wegesrand sind zumindest eine Option.


    Beispiel 4: Fahrradtour mit Packtaschen. Fahrradwege, Straßen, Waldwege, Feldwege. Fahrt von Morgens bis Abends.

    Zielsetzung: Strecke X binnen einer Woche zu absolvieren.

    Strecke: Nähe Hamburg nach Nähe Fulda und zurück. Gesamtdistanz etwa 1000 km.

    Lesson learned #1: Mit zwei Fahrradpacktaschen und einer Rolltassche quer drüber sind Tagesetappen von 150 bis 200 km möglich.

    Lesson learned #2: Eine Gesamtdistanz von rund 1000 km innerhalb von einer Woche ist kein Urlaub.

    Lesson learned #3: Der Miesegrau ist ein dufter Typ und sein Tryke mit Elektrounterstützung ist einfach nur cool.

    Lesson learned #4: Gute Witterung (nicht zu viel Regen, nicht zu viel Sonne, nicht zu viel Hitze, nicht zu kalt) erleichtert es, Strecke zu machen ohne unnötig zu erschöpfen.

    Lesson learned #5: Übernachtung bei Freunden, Verwandten und in Jugendherbergen auf der Strecke erleichtert definitiv die physische und mentale Regeneration und damit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit.


    Beispiel 5: Fahrradtour mit Minimalgepäck. Fahrradwege, Straßen, Waldwege, Feldwege. Fahrt rund um die Uhr.

    Zielsetzung: Eine Freundin aus der Schulzeit besuchen und einfach mal wieder nur quatschen.

    Strecke: Nähe Hamburg nach südlich von Nienburg/Weser und zurück. Gesamtdistanz etwa 260 km.

    Lesson learned #1: Man wird für bescheuert erklärt, wenn man sich "mal eben" aufs Fahrrad schwingt und mit Minimalgepäck (Wasser, Snacks, Tarp, Rettungsdecke, Biwaksack) zum Besuch vorbeikommt.

    Lesson learned #2: Nachtfahrten an viel befahrenen Straßen sind absolut ätzend, wenn der Radweg so tief unter dem Straßenniveau liegt, dass die Autofahrer einen nur blenden können.

    Lesson learned #3: 260 km an einem Tag mit einer kurzen Rast in der Nähe von Verden (Übernachtung in einer Bushaltestelle zur Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft) sind machbar.


    Beispiel 6: Flucht aus Russland über Österreich nach Deutschland

    Zielsetzung: russischer Gefangenschaft entkommen und wieder in die zur Familie nach Norddeutschland

    Strecke: im Detail unbekannt, wird aber im Wesentlichen folgende Kriterien erfüllt haben: 1. ziehe nicht über die schlesische Heimat, 2. ignoriere auch die sächsische Heimat der Ehefrau, 3. ziehe direkt zum Deister durch, 4. vermeide russische Truppen um jeden Preis.

    Lesson learned #1: Aufgeben kurz vor dem Pass ist eine doofe Idee. (Mein Opa hatte seinerzeit irgendwann kein Bock mehr, immer nur bergauf zu fahren und schmiss das Fahrrad in die Wicken. Anschließend marschierte er weiter, nur um festzustellen, dass es, quasi nach der nächsten Kurve, wieder bergab ging, also holte er das Fahrrad dann doch wieder)

    Lesson learned #2: Extreme Situationen ermöglichen extreme Dinge, die man sich unter heutigen Bedingungen in unserer wohlstandsverweichlichten, gutsituierten Komfortzone nicht vorzustellen vermag.

    Lesson learned #3: Mit um die 30 Jahre bringt man noch ganz andere Dinge zurande als mit auf die 50 zugehend...


    Lesson learned über alles:

    Eine "Flucht mit dem Fahrrad" ist möglich, sollte aber aufgrund der begrenzten Transportkapazität das letzte Mittel der Wahl sein. Aufgrund der potentiell höheren Tagesleistung kann das Fahrrad aber eine Option sein, wenn man mit wenig Gepäck reisen kann/muss, weil man entweder eh nicht mehr viel hat oder nicht viel mitnehmen muss, weil alles Wichtige am Zielort vorrätig ist.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Was hast Du für wie lange an Gepäck dabei?

    Das Trike war für eine Notfunkübung gepackt, also nicht für ein Fluchtszenario. Also hatte ich außer dem Funkequipment nur Dinge für ein windgeschütztes Lager und Essen + Trinken für einen Tag und einen Benzinkocher mit.

    Die Satteltaschen fassen rund 40 Liter Ausrüstung und auf den Gepäckträger geht auch noch etwas. Da mir aus Kostengründen keine Leichtausrüstung zur Verfügung steht, muss ich halt Abstriche in Reichweite und Dauer der Unternehmung machen.


    Vorteile Trike

    Durch die entspannte Liegehaltung wenig Ermüdungserscheinung beim Fahrer.

    Relativ große Zuladung möglich.

    Wenig Windwiderstand.

    Niedrige Silhouette.


    Nachteile

    Auffällig durch seine seltene Erscheinung

    Wenig geländegängig, der hintere Umwerfer sammelt Gras und anderes Zeugs vom Boden auf. Ein Fattrike schafft da Abhilfe.

    Schlechter über Hindernisse zu tragen als ein normales Rad.

    Spezialanfertigung. Ersatzteilbeschaffung in der Krise fast unmöglich.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Hallo Miesegrau,

    Ich kann mich noch gut Erinn are a

    ern, als Du Dein Trike gekauft hast. Die Frage bez. Der Ersatzteile sehe ich relativ entspannt. Was war bisher an Deinem Trike an Ersatzteilen fällig, ausser ggf Decken und Schläuchen?


    Was die Silhouette und die Windschnittigkeit angeht ist so ein Trike gewiss im Vorteil, nur leider ist es auch ncihtb gerade günstig in der Anschaffung.


    Bez. der Ausrüstung kann man ja zum Glück auch schon recht günstig relativ leicht weg kommen., man muß dazu halt dann die Sonderangebote abpassen :winking_face:


    UrbanTrapper

    Vielen Dank für das Teilen Deiner unfangreichen Erfahrungen. Das mit dem Rucksack kann ich bestätigen. Ich dachte mir vor ein paar Wochen, ich check das mal aus und bin ca. 40km mit Rucksack Vollausstattung Herbst/leichter Winter mit 11Kg für alles gefahren, das ging schon, aber ich hatte danach erstmal echt Schmerzen in der rechten Schulter, so daß ich das gleich verworfen habe.


    15910029708512782484220610148956.jpg


    Sitz gerade bei mir im Wald und sinniere beim Bierchen über das Thema...


    Gruß


    Tid

  • Da fällt mir gerade noch ein anderer Vorteil des Fahrrads ein:


    Da kann man selber basteln.


    Als Kinder haben wir mal aus zwei Fahrrädern vom Schrottplatz in Opas Werkstatt ein Tandem gebastelt. Oder ein Bonanzarad.

    Und mit so etwas dürfte man auch heute auf die Straße, weil es für Fahrräder Gott sei Dank noch nicht so totreglementiert ist wie bei allem mit Motor.

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Ein Touren Rad habe ich auch, aber ich fahre überhaupt nicht gerne damit. Es hat eine 21 Gang deore-Schaltung, eine Federgabel, einen Nabendynamo, einen Gepäckträger etc etc, aber es ist behäbig und langsam, daher die Idee, es mit einem Rennrad zu machen.

    Dann hast du nur noch nicht das richtige. :winking_face:


    Rennräder sind für gewöhnlich auf Gewicht und Geschwindigkeit optimiert, ein Fluchtrad sollte aber robust und wenigstens eingeschränkt geländegängig sein. Wärst Du mit dem Fluchtrenrad zu dir in den Wald gekommen?

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Concideratus

    Klar, mit dem Rad komm ich ohne jede Schwierigkeiten zur mir in den Wald.

    Ich fahre es derzeit auf 23mm.Reifen. Ist der Waldweg einigermaßen fest, geht das ohne Probleme.

    Blöd wird es, wenn es sandig wird, da wäre eine andere Bereifung schon sinnvoller.

    Die Frage ist doch aber, was man hauptsächlich fahren wird?

    Bezüglich der Stabilität habe ich ja in dem alten RALEIGH-Rad einen guten Stahlrahmen aus Reynolds-Rohren gefunden, vielleicht geht es damit ganz gut.




    Gruß


    Tid

  • Die Frage ist doch aber, was man hauptsächlich fahren wird?

    Es kommt halt auf die zu erwartenden "Engstellen" an.


    Im Fluchtszenario um z.B. eine Strassensperre zu umfahren,da musst Du den Asphalt verlassen. Daher halte ich die Rennradreifen mit 23mm nicht für geeignet.


    Gibt das da nicht etwas Besseres das Du aufziehen kannst ? Evtl in Verbindung mit anderen Felgen ?

    Aus dem Norden von DE bzw. dem Süden von ES gesendet

  • AndreasH

    klar könnte ich das machen, hab hier noch nen Laufradsatz mit passender Kassette auf Schotthorst Stahlfelgen mit 28er Contip GP 4000.

    Ich muss das mal testen´, wie da der "echte" Unterschied ist.


    Gruß


    TID

  • Mein "Fluchtgepäck" fürs Fahrrad vor 25 Jahren...


    Island-95-1.jpg 0411.jpg imm-013.jpg


    ...damit habe ich 5 Wochen outdoor auf Island "überlebt" (und unterwegs noch gut 25% davon entsorgt). Wir waren zu zweit, hatten ein geräumiges 3-Mann-Zelt (Sherpa Dome Plus von Tatonka - mit bei Regen sehr unpraktischem Aufbau - Innenzelt zuerst - aber extrem windstabil). Schleppten einen klobigen Coleman Benzinkocher und einen Gaskocher nebst zwei großen CV470-Kartuschen mit, 2 Töpfe, 1 Teekessel, normale Trinkflaschen und Thermos-Trinkflaschen mit. Ersatzmäntel, Werkzeug, Flickzeug, Verbandskästchen. Tütensuppen, Spaghetti, Toggenburger Kekse. 2 Paar Schuhe, 1 Satz "Ausgehkleidung", Bücher zum lesen usw. Allerdings kein Handy, kein Radio, kein GPS, keine LED-Taschenlampe, kein Multitool.


    Ich würde heute eher aufs Gewicht achten, aber auch heute bei Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kochausstattung definitiv keine Kompromisse machen. Ich würde kein Solarmodul mitschleppen. Heute habe ich an unseren Alltagsrädern Nabendynamos verbaut und LED-Scheinwerfer mit USB-Ausgang. Bzw. einen USB-Adapter für den Dynamo (z.B. USB-Werk von Busch&Müller). Damit kann man wahlweise leuchten oder per USB laden. Ist nicht viel, der Dynamo liefert max nur 6W, aber eine Powerbank kann man da über den Tag hinweg ganz gut nachladen. Und nachts damit das Handy "füttern".


    Grüsse

    Tom

  • Lang ists her. Alpendurchquerung in mehreren Abschnitten, pro Jahr ein Abschnitt. Diese bestanden aus jeweils grob 500km und 8000hm. Mountainbike mit Packtaschen hinten, Rucksack (meist hinten verzurrt) und Lenkertasche hat da gut gereicht. Später dann eine Tour durch Marokko, genau so, nur genauer beim Gewicht planen, da noch Campingausrüstung und etwas mehr Reserve (Schläuche, Werkzeug, Medizin) dabei war.

    Was ist aufgefallen: Taschen am Vorderrad sind nicht optimal. Viel Trinken und immer verfügbar ist wichtig. Bei Bergabfahrten Sattel niedriger stellen und Rucksack auf den Rücken (Protektoren gab es damals noch nicht so verbreitet und mich hat es vor Schmerzen oder Schlimmeren bewahrt - Direktabstieg über Lenker weil das Vorderrad zwischen zwei größeren Steinen steckenblieb)

    Was ganz wichtig ist: einen Sattel den man auch über mehrere Tage aushält. Meiner war kein Problem bei einigen Tagestouren, nach dem vierten Tag in Folge aber die Hölle. Gab dann einen neuen unterwegs, notfalls kann Melkfett/Vaseline Linderung bringen.

  • Bei mir ist die Flucht mit dem Fahrrad eine der Optionen, wenn das Auto oder der Roller nicht mehr möglich sind. Wichtig ist aber für mich, das ich auch problenmlos weiter komme wenn das Fahrrad nicht mehr möglich ist (kaputt, gestohlen, ...). Manche verwenden für das Rad spezielle Schuhe, das macht aber keinen Spass wenn man dann zu Fuß weiter muss. Fahrradtaschen sind toll, aber trag die mal so für ein paar Kilometer.


    Ich verwende auch Satteltaschen, aber am Rücken habe ich einen fast leeren Rucksack, d.h. den Inhalt der Taschen kann ich bei Bedarf umräumen. Ich habe auch einen Anhänger für das Fahrrad (mit Ersatzreifen), den kann ich auch als Handwagen nutzen (https://www.hinterher.com/produkte/anhaengerkonzept.php). Wichtig ist immer, das man seine Sachen vorher so einräumt, das man sie schön verteilt hat. Ich habe in meinen Fahrradtaschen etwas zu essen, den Rest am Anhänger. Wenn ich den Anhänger "verliere", dann verhungere ich trotzdem nicht. Hängematte ist am Fahrrad, nicht am Hänger. Ebenso der Schlafsack und der Wasserfilter oder das Bargeld.


    Lessons learned:

    * Man hat immer viel zu viel Gewicht dabei

    * Mit Anhänger und/oder Gepäck ist man viel breiter als man glaubt

    * Es kann auch bergauf gehen

    * Die Tagesetappen sind zu weit, auch wenn man es am ersten Tag schafft, am zweiten bereut man es

    * Es passiert immer etwas das man nicht eingeplant hat

    * Nur weil man 30 KM pro Stunde mit dem Rennrad schafft darf man nicht von 300 KM pro Tag ausgehen

    * Der Hintern ist deutlich empfindlicher als man denkt

    * Ein bequemer, gepolsteter Gelsattel ist viel wert.