Praktische Unmöglichkeit für Nahrung nach einer Katastrophe?

  • Hallo zusammen,


    ich wusste nicht recht, wie ich nach dem folgenden Thema suchen soll und hab vermutlich auch deshalb nichts gefunden. Daher versuche ich es mit einem eigenen Thread.

    Ich bin seit ein paar Wochen hier angemeldet und lese eifrig mit, da ich ebenfalls vorbereite. Was mich allerdings gerade umtreibt ist folgendes.

    Es gibt ja viele Listen, sei es hier, im Netz oder beim BBK, in denen die Lebensmittel mit entsprechenden Mengen zur Bevorratung empfohlen werden. Soweit alles gut. Nun aber mal Hand aufs Herz: im Angesicht einer wirklichem Katastrophe mit Zusammenbruch von Staat und Gesellschaft bringen die Lebensmittelvorräte ja auch nur ein sterben auf Raten mit sich. Selbst wenn ich mir 50 kg Nudeln, 50kg Reis, etc anschaffe und parallel dazu beginne Nutzpflanzen anzubauen, werde ich ja so keine zwei Jahre überleben. Ich bin fleißiger Hobbygärtner und habe schon jahrelange Erfahrung mit Obst Gemüse usw. Gesammelt. Aber um eine nachhaltige Selbstversorgung aufzubauen, und das insbesondere ohne Hilfsmittel wie käufliche Samen sowie Traktor usw. in der postkatastrophalen Zeit ...

    Natürlich kann man jagen gehen und natürlich kann ich mir Tiere halten. Allerdings habe ich jetzt keine Nutztiere (außer meinen acht Hühnern) und werde nach der Katastrophe auch nur schwer diese erwerben können.


    Wie seht ihr das? Seid ihr da optimistischer?


    Danke und einen schönen Abend!

  • Hallo!


    Das ist eh ein schwieriges Szenario. Du kannst noch so viel an Saatgut horten, anbauen, kultivieren, hegen und pflegen,

    bis die vielköpfige Plünderungskolonne vorbeischaut und alles erntet. Gegenwehr wahrscheinlich zwecklos bis tödlich.

    Solange man sich nicht mit anderen Menschen zu einer organisierten und wehrhaften Gruppe zusammenschließt,

    würde ich von solchen Vorhaben Abschied nehmen.

  • Da es unmöglich ist vorauszusagen was wann wie und wo passiert hilft dir nur eines weiter : Wissen !

    Wie du schon geschrieben hast ist jeder Vorrat mal zu Ende und spätestens dann mußt du dich umsehen was dir noch zur Verfügung steht und überlegen was du daraus machen kannst. Also übe improvisieren und lese Bücher über Pflanzenbestimmung und Verwertung, Jagt, Herstellung von einfachen Geräten und Werkzeugen, ...

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • entschuldige, aber das ist nicht wirklich vergleichbar. Die Zeit der Anarchie nach dem Krieg dauerte lediglich Monate und nicht Jahre. Zudem gab es nach kurzer Zeit wieder eine staatliche Ordnung.

    Das Szenario von mir beschreibt eine Situation mit jahrelanger Anarchie ohne staatliches Zutun.

  • Das Szenario von mir beschreibt eine Situation mit jahrelanger Anarchie ohne staatliches Zutun.

    Und genau darin liegt dein "Denkfehler". 😉 Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wenn die eine Gesellschaftsform zusammenbricht, wird eine neue Gesellschaftsform etabliert. Diese kann dir gefallen, muss sie aber nicht.


    Natürlich ist die Fallhöhe um so größer, je moderner und entwickelter ein Gemeinwesen ist. Ich behaupte aber mal, dass eine moderne Gesellschaft wie wir sie in den europäischen Staaten, in den meisten Staaten des amerikanischen Doppelkontinents und den meisten asiatischen Staaten haben, über eine recht gute Ausgangssituationen für eine postapokalyptische Gesellschaftsordnung verfügen.

    Bei etlichen afrikanischen Staaten (korrupte Clans, die in ihre eigene Taschen gewirtschaftet haben) und vielen Staaten des mittleren und nahen Ostens sehe ich allerdings einigermaßen düster. Dafür sind dort zu mächtige Kräfte am Werk, die eher rückschrittlich agieren und fortschrittsfeindlich sind. Nur bei Waffen, da nehmen sie interessanterweise gerne den modernen "krassgeilen Sche**ß", den sie für Geld bekommen können. 🙄

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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    Einmal editiert, zuletzt von UrbanTrapper ()

  • Sollte sich ein postapokalyptisches Szenario entwickeln (worauf ich mich nicht vorbereite), werden sich Menschen zu größeren Gruppen zusammenraufen um zu überleben und die anfallenden Arbeiten erledigen zu können.

    Einzelne Individuen oder kleine Gruppen werden es auf Dauer nicht schaffen.

    Krankheiten, Verletzungen oder Probleme bei der Bewirtschaftung der Flächen wirken sich stärker aus und können schlechter ausgeglichen werden.


    Über das Problem „Verteidigung von Ressourcen“ will ich hier noch nicht mal reden....


    Tsrohinas

  • Ich würde genau auf das Gegenteil setzen: Nicht sich separieren aus Angst vor "Plünderungskolonnen", sondern gezielt Ballungsgebiete wählen (vielleicht am Rande), weil dort als erstes die Infrastruktur wieder hergestellt wird. Wenn alles zusammenbricht, wird die Menge der betroffenen Menschen dafür sorgen, das wieder was hergestellt wird. Geht gar nicht anders! Die ländlichen und abgelegenen Gebiete sind als letztes dran, hingegen die Großstädte und Ballungszentren als erstes. Es reicht also, ne Zeit wie "paar Wochen" zu überbrücken.


    Auf ne post-atomare Apokalypse oder Globalverwüstung nach Meteroiteneinschlag a la Dinosauriersterben werde ich meine Prepperbemühungen nicht konzentrieren. Diese Art der Vorbereitung wäre sooo riesig, wie sie extrem unwahrscheinlich ist - und daher in meinem Leben im Hier & Jetzt alle Ressourcen bis zu Lähmungserscheinungen beanspruchen würde. Was nütze mir meine Vorbereitung auf ein Leben in der Apokalypse, wenn ich dafür mein Leben im Hier & Jetzt so überbeanspruchen würde, dass ich die "Katastrophe" schon jetzt hätte...

    Einmal editiert, zuletzt von Gode_RE ()

  • Schwabenprepper, hier hast du mal endlich ein Thema auf den Teller gelegt das viele nicht wahrhaben wollen oder sie es nicht sehen.

    Gehen wir mal von einem Blackout aus der überregional stattfindet, und sagen wir mal das zu 4/5 in Europa die Lichter ausgehen. Davon abgesehen werden kleine Inseln weiterbestehen, die sich schon heute auf solch ein Szenario eingestellt haben ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben.

    Was heißt das aber nun für uns? Wir müssen bedenken das wir nicht mehr wie noch im 2. Weltkrieg leben oder noch schlimmer danach. Die Menschen hatten nicht mal alle Elektrizität. Als der Krieg zu ende war gab es Hungersnöte, aber nicht weil der Strom fehlte, sondern weil die Infrastruktur zerstört war. ohne Hilfe von Außen sähe es noch viele Jahre danach schlecht aus. Wir haben es ja in der DDR gesehen wo alles abgebaut und nach Russland gebracht wurde. Die Menschen haben bei 0 angefangen. Wir hier im Westen hatten es da etwas besser, hier wurde uns massiv geholfen,aber erst nachdem die Sieger bemerkt haben das ausplündern nicht das goldene vom Ei war. Als änderten sie ihre Strategie und griffen und unter die Arme.

    Alles in allem also in keinem Vergleich zu unserer technisierten Welt, wo ohne Strom nichts, aber auch wirklich nichts mehr geht.

    Und was viel schlimmer ist die Menschen haben sich daran gewöhnt, und können oder wollen nicht glauben das sich das jemals ändern wird. Sie sind damit aufgewachsen, genau so wie die Kriegsgeneration, die konnten sich aber noch behelfen, auch weil es noch Berufe gab über die wir nur noch vom Hörensagen wissen.

    Wir wissen aus Studien das nach einem flächendeckenden Stromausfällen sehr schnell, also schon nach drei, vier Tagen, die zivilisatorische Maske am bröckeln anfängt. Zudem werden Gerüchte die Runde machen weil kaum noch jemand Nachrichten überbringen kann. Ich will hier nicht die hässlichen Szenarien aufzählen die vor Supermärkten oder sonst wo stattfinden um den Hunger zu stillen. Zumindest werden die ersten Wochen schlimm werden. Was in dieser Zeit passieren kann, da gibt es zwei Theorien. Die erste besagt, das sich die Gegend in dem der Blackout stattfindet zu einem Unbeherrschbaren Moloch entwickelt, in dem jeder gegen jeden kämpft um zu überleben. Der zweite Fall wäre das Hilfe aus dem noch intakten Ausland käme,aber auch hier wäre das Gebiet, immerhin fast ganz Europa mit annähernd 800 000 000 Menschen eine Anstrengung die selbst so ein Land wie China nicht allein stemmen könnte. Ob es da dann so was wie eine Koalition der Hilfe stattfinden würde.... ok das muss wohl noch geschrieben werden. Hier würden zuerst nur die Küstengebiete mit Hilfe überschwemmt, wenn man bedenkt was man alles braucht um den Menschen im Inneren zu helfen. Sicher werden Flughäfen auch eine Rolle spielen, aber bei den Massen die die Bevölkerung benötigt, bezweifle ich das das reichen würde.

    Hier kann es sein, wie Gode_RE es schon beschrieben hat, das man eventuell besser aufgehoben ist als in der abgelegenen Provinz, wo um das Überleben gekämpft wird. Aber die Provinz hat auch meiner Meinung ein Vorteil, sie wird dich ernähren können, vorausgesetzt du hast eine starke Gemeinschaft die sich schon vor dem Szenario zusammengefunden und auch weiß wie man mit der Situation umzugehen hat. Unter stark verstehe ich jetzt aber nicht eine Gruppe von Hundert oder dutzenden von Leuten, sondern einer kleinen gruppe von 10-20 Leuten den man vertrauen kann und die gewillt sind, ihre zivilisatorische Erziehung über Bord zu schmeißen um das Überleben der Gruppe, und damit auch sich, zu sichern. Ausführlicher möchte ich hier nicht werden. Klar das sind alles nur Gedankenspiele, und ich hoffe das es nie dazu kommen wird.

    Dennoch bereiten wir uns auf solch ein Szenario vor. Dabei liegt mir an Herzen das man auch während und nach solch einem Szenario die Kraft hat da weiterzumachen wo man aufgehört hat. Aber mit dem Unterschied auf Fehlern zu lernen und es besser zu machen. Doch dazu braucht man einen langen Atem. Und dazu wiederum muss man gesund und stark bleiben.

    Das geht aber nur wenn man sich richtig ernähren kann. Mit leeren Magen kann man nicht richtig denken und macht Fehler, die einem unter Umständen das Leben kosten kann.

    Genau aus diesem Grund, und nun komme ich zu dem eigentlichen Problem, ist die Selbstversorgung gedacht. Wie viele wissen bin ich auf solch einem Hof in den 60ger aufgewachsen und weiß was es heißt, jeden Tag auf dem Feld zu stehen, mit der Hacke in der Hand, und einem schmerzenden Buckel. Nichtsdestotrotz bin ich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt.

    Nein nicht so wie früher, aber ich habe das alte Wissen mit neuem Wissen kombiniert und mache das beste daraus um in solch einem Szenario zu überleben. Klar ist auch das ich mit meinen paar qm nicht viel reißen kann, aber trotzdem ist das Vorratslager zu 2/3 voll mit meinen Erzeugnissen.

    Um aber solch einen Garten, im Moment zu 80% autark, zu vergrößern muss man nicht nur sähen und ernten, sondern auch selber Samen ernten, denn kaufen wird man dann nichts mehr können, oder nur zu horrenden Preisen. Ja man kann sogar selber verkaufen/tauschen, und damit zum eigenen Erhalt beitragen.

    Aber solch ein Garten/Ackerland ist ja nur die halbe Miete, wenn nicht noch Tiere dazu kämen. Auch andere Lebenmittel aus der Natur sind nicht zu verschmähen. Natürlich sollte auch die Möglichkeit bestehen alles so auszubauen das mit vielfältigen Geräten/Maschinen das vielfache vom jetzigen Garten und Flächen bearbeitet werden kann. Das ist aber auch die Voraussetzung. Ansonsten bleibt einem nur die Vorstadt oder eben Plündern übrig. Allerdings werden Plünderer meistens nicht viel älter. Woran das wohl liegen mag.

    Um auf den Punkt zu kommen. Eine Selbstversorgung in solch einem langanhaltenden Szenario ist das A und O. Natürlich nicht allein und mit Hilfsmitteln die aber für solch einen Fall bereitgehalten werden müssen.

    Natürlich ist mir bewusst das wir Begehrlichkeiten wecken in solch einer Krise. Wenn möglich werden wir auch versuchen weiter sozial zu agieren, aber das wird nicht immer so sein. Die Situation wird es zeigen, und damit auch unsere Standhaftigkeit. Jedenfalls immer noch besser, wie mit einem leeren Magen durch die Gegend zu latschen.

  • Diese Thematik haben wir auch schon mal versucht zu vertiefen.


    Selbstversorger ein Irrweg, oder das Mittel ein Szenario zu überstehen.

    Ja da hast du recht, aber mit einem anderen Schwerpunkt. Hier habe ich nur auf eine Frage geantwortet, und mein Senf dazu gegeben. Ich kann es nur immer wiederholen, und es ist mir auch nicht leid. Das Thema beschäftigt mich schon sehr lange, in Verbindung mit einem Szenario das länger anhält. Und genau dafür bereite ich mich vor. Alles andere sind Peanats und können bewältigt werden, aber so was großen, auch wenn es fast unmöglich erscheint, muss gut vorbereitet werden, sonst ist man am A..... Allerdings auch nicht so das der normale Alltag darunter leidet und schon garnicht seine Mitmenschen. Selbst ich denke manchmal, das ich über das Mass hinaus schieße, anderseits sagt mir mein Gewissen, das ich es tun muss, um alle die mir am Herzen liegen beschützen zu können.

    Und noch eins, was ich immer wieder bemängel. Da wird Vorbereitung für teils mehrere Monate getroffen, aber keiner denkt an ein Danach nach, denn keiner stellt sich Kistenweise Lebenmittel in den keller und dann nur für 14 tage oder Dreiwochen Szenario. Dann brauche ich auch nur das vorhalten was uns das BBK vorgibt. Das sehe ich aber als lächerlich wenig an.

    Aber belassen wir es dabei, ich will dazu auch nichts mehr schreiben, denn meine Gedanken habe ich hier ausgeschüttet. Alles andere wird die Zeit zeigen wer recht behält. Ich hoffe nicht ich.

  • Nun aber mal Hand aufs Herz: im Angesicht einer wirklichem Katastrophe mit Zusammenbruch von Staat und Gesellschaft bringen die Lebensmittelvorräte ja auch nur ein sterben auf Raten mit sich. Selbst wenn ich mir 50 kg Nudeln, 50kg Reis, etc anschaffe und parallel dazu beginne Nutzpflanzen anzubauen, werde ich ja so keine zwei Jahre überleben. Ich bin fleißiger Hobbygärtner und habe schon jahrelange Erfahrung mit Obst Gemüse usw. Gesammelt. Aber um eine nachhaltige Selbstversorgung aufzubauen, und das insbesondere ohne Hilfsmittel wie käufliche Samen sowie Traktor usw. in der postkatastrophalen Zeit ...


    Da wird Vorbereitung für teils mehrere Monate getroffen, aber keiner denkt an ein Danach nach, denn keiner stellt sich Kistenweise Lebenmittel in den keller und dann nur für 14 tage oder Dreiwochen Szenario. Dann brauche ich auch nur das vorhalten was uns das BBK vorgibt. Das sehe ich aber als lächerlich wenig an.

    Also ich verstehe das so das Schwabenprepper explizit nach Lebensmittelversorgung und Selbstversorgung während und nach einer langanhaltenden Krise gefragt hat. Und genau das hatten wir doch schon im Selbstversorgerfaden durchgekaut.

    Was mir an Fachwissen und Intelligenz fehlt mach ich mit (hier könnte ihr Produkt stehen) wieder weg.

    lutra incognita aus DE B/BB

  • Wie seht ihr das? Seid ihr da optimistischer?

    Während sich der Selbstversorger-Thread eher mit der (schwierigen) Vorbereitung eines solchen Szenarios befasst sehe ich das hier eher so, dass wir gerade mitten drin sind.

    I feel a disturbance in the force...

  • Vielen Dank für die tollen Beiträge und die Diskussion. Mir ging es um das Nachdenken über das Überleben eines längeren Zeitraums. Und unter Zeitraum verstehe ich nicht drei Wochen oder drei Monate. Das mag alles mit "ein paar Nudelpackungen" im Keller und genügend Wasser gelingen.

    Sobald es an Jahre geht, ist eine Vorbereitung über das Thema Lagerung im Keller unbedingt notwendig. Wer sich mit dem Thema Nahrungserzeugung und Nahrungsbestandteile auseinander setzt, wird schnell feststellen, dass ein Gemüsebeet mit selbst ein paar hundert Quadratmeter für eine vierköpfige Familie nicht ausreichen wird um über die Runden zu kommen, ganz zu schweigen vom nötigen Gerät und Samen sowie dem Wissen damit umzugehen.

    Auch das Thema Tierhaltung wird "nach der Katastrophe" recht schnell obsolet, weil dann keine Tiere mehr gekauft werden können. Wir reden hier auch nicht davon, dass die Tiere teuer sein werden. Niemand wird Tiere verkaufen, weil Deutschland, auch für lediglich einen Bruchteil an überlebenden, nicht genug Tiere hat.


    Ich gehe davon aus, dass im Falle eines langen, auch mehrjährigen Szenario lediglich die Menschen überleben, die vor der Krise bereits erfolgreich in der Lebensmittelerzeugung sind und auch schon eigene Tiere haben. Natürlich wird es Ausnahmen geben, aber die meisten sehen das Thema glaube ich zu romantisch oder idealistisch.


    Nochmals danke für die tollen Beiträge!

  • aber die meisten sehen das Thema glaube ich zu romantisch oder idealistisch.

    Ich denke eher, dass die meisten einen mehrjährigen Zusammenbruch mit anhaltendem Rücksturz der technischen Möglichkeiten als nahezu ausgeschlossen ansehen. Mich eingeschlossen.

  • Schwabenprepper: ein gewisser Grundvorrat verschafft mir in einer Krisensituation Zeit, mich um wichtigere Dinge zu kümmern, als verzweifelt Dosentomaten, Nudeln und Klopapier zusammensuchen zu müssen. Das ist für mich die Hauptmotivation für:

    - eine gut gefüllte Speisekammer + Kühltruhe

    - mehrere transportfertig gepackte Vorratsboxen mit jeweils allem, was die Familie eine Woche lang ernährt + div. BP-5-Notrationen in den Wanderrucksäcken

    - einen Notvorrat im Stil der Mormonen (100kg Getreide, 10kg Salz, 20kg Zucker, 10l Öl, 10kg Milchpulver)

    - ein 6-Monats-Bestand an Hygiene-Verbrauchsmaterial (Seife, Taschentücher, Klopapier, Zahnpasta etc.) + Desinfektionsmittel + Schutzkleidung/Masken etc.

    - Brennholz, Diesel-Reserve, Gas für Kocher


    Damit will ich nicht isoliert satt&zufrieden bis ans Ende meiner Tage eine Apokalypse aussitzen können, sondern mir und meiner Familie die Basics für einen Zeitraum von mehreren Wochen bis einigen Monaten zur Verfügung stellen. Dadurch bleibe ich in einer Notlage handlungsfähiger und kann mich um andere Dinge kümmern. Stichwort "Wiederaufbau" nach einer Naturkatastrophe bzw. einem Blackout oder die Etablierung angepasster Strukturen wie jetzt in der Pandemie (Videokonferenzen für kommunale Entscheidungsgremien, Homeschooling-Systeme z.B.). Denn in einer aktuen Krisensituation ist es absolute Ressourcenverschwendung, erst dann loszurennen und Essen organisieren zu müssen. Es ist möglicherweise gefährlich, es ist teuer und es kostet Zeit und Manpower.


    Das Paradoxe an der Prepperei scheint mir, dass viele sich auf allzu fantastische Endzeitszenarien "vorbereiten" zumindest im Kopfkino, jedoch die alltäglichen und unmittelbar stattfindenden Ereignisse eher ausblenden. Wie Lord_Helmchen richtig schreibt, stecken wir gerade ein einer sich exponentiell verschärfenden globalen Krise.


    Vermutlich gehen wir ab nächster Woche alle Mann wieder in den Lockdown. Wir tun aber so, als interessiere uns das nicht. Business as usual eben und reiben uns verwundert die Augen, dass sich die Klopapierregale schon wieder leeren.

    Die allgemeine "Bekämpfung" der Corona-Pandemie erschöpft sich auf das Anordnen des Tragens von Stoffmasken, die keinerlei Zertifizerung benötigen, auf 1,5m Abstandsgebote, die im öffentlichen Raum weitgehend nicht einhaltbar sind (Schulen, Verkehrsmittel) und auf das Aufstellen von Desinfektionsmittelspendern für die Hände. Das wars dann aber auch schon. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse prallen an uns ab: 50% der Übertragung erfolgt durch Aerosole - keine der vorgenannten Maßnahmen schützt dagegen. Technisch kann man die Luft in Innenräumen und Verkehrsmitteln von Viren "reinigen" - tut man nicht. Stattdessen zwingen wir Schulkinder zum ständigen Händedesinfizieren - eine Kontakt- bzw. Schmierinfektion ist nach allem was man weiss, bei SARS-CoV-2 eher unwahrscheinlich. Egal, wir desinfizieren weiter.


    Die andere sehr wahrscheinlich noch viel größere Krise ist der Klimawandel. Er findet statt, wir haben 3 Dürresommer in Folge, die Grundwasserpegel liegen 1-2m unter dem langjährigen Durchschnitt, Mitteleuropa hat sich bereits um 2°C erwärmt. In Baden-Württemberg hat dieser September nur 70% des sonst üblichen Regens gebracht, auf der Schwäbischen Alb waren es jedoch nur 32%. Die Wälder verdorren, wir hatten letzten Winter keinen Schnee (von ein paar Flocken abgesehen) - auf 800-900m Höhe schon etwas ungewöhnlich. Die Maximalwerte der Sommertemperaturen sind 10°C höher, als noch zu meiner Kindheit. Hitzebedingt sterben - vermeidbar - sehr viele Kranke und Alte. Die landwirtschaftliche Produktion wird bei uns drastisch zurückgehen - in Mecklenburg gibt es schon die ersten Versuche mit Sojabohnen-Pflanzungen statt Mais, wir werden uns die extrem Futter- und Wasser verbrauchende Fleischproduktion nicht mehr lange leisten können.

    Was will der geneigte Prepper in einem solchen Szenario dann in seinem Schrebergarten anbauen?


    Grüsse

    Tom

  • danke für die interessanten Beiträge.


    Leider kann ich mir nach wie vor keinen Reim auf manche Vorbereitungsarten machen. Was wäre eurer Meinung nach ein Szenario, bei dem ich "ein paar Monate" mit Lebensmittel aus dem Keller überbrücken muss und anschließend geht es normal weiter? Ich meine die Frage wirklich ernst und will damit nicht provozieren.


    Ich glaube, die "Dehnbarkeit" der, vielleicht insbesondere westlichen Industrie, wird überschätzt. Nehmen wir an, aus welchem Grund auch immer sind für mehrere Wochen der Einzelhandel und das produzierende Gewerbe in ihrer Tätigkeit heruntergefahren. Rechnerisch, und das lässt sich einfach mit Zahlen untermauern, rutschen die meisten Betriebe dadurch insolvenzrechtlich in die Zahlungsunfähigkeit oder sogar in die überschuldung. Somit ist nach den vier Wochen nicht "einfach so" ein weiter wie bisher möglich.

    Somit stellen sich für mich als betriebsökonomisch denkender Mensch lediglich zwei Szenarien der modernen Wirtschaft:


    Szenario 1: es findet, aus welchem Grund auch immer, ein Runterfahren der Industrie für weniger als drei Wochen statt. Dann ist anschließend ein hochfahren der Betriebe wieder denkbar.

    Szenario 2: es findet ein Runterfahren für mehr als einem Monat statt. Dann ist anschließend ein hochfahren der bestehenden Volkswirtschaft nicht einfach so machbar, da die Grundlage der Volkswirtschaft nicht mehr darstellbar ist. Ein langfristiger Aufbau einer modernen Wirtschaft (nicht vergleichbar mit der nach dem Weltkrieg) steht an.


    Für Szenario 1, also ein paar Wochen überbrücken ist für mich und meine Familie problemlos möglich. Wir sind hinsichtlich Lebensmittel, Strom und Wasser definitiv über diesen Zeitraum autark. Somit ist Vorbereitung hierzu nicht nötig.


    Daher macht mir Szenario 2 sorgen.


    Und zum Thema Klimawandel. Ich weiß nicht wie ihr das seht bzw. Euch vorbereitet (habt) aber seit es wärmer ist, haben wir wesentlich länger und vielfältiger Gemüse und Obstbestände. Wir haben schon lange auf Sorten aus dem Süden umgestellt und profitieren von den steigenden Temperaturen. Natürlich ist es ein Problem, wenn ich nach wie vor Landwirtschaft wie vor 20 Jahren betreibe, im Wald nicht vor 20 Jahren angefangen habe auf andere Pflanzen als eben Fichte und Buche zu setzen. Ich Ernte aktuell immer noch mehr Tomaten und Paprika im Garten wie wir überhaupt essen können und habe nach wie vor Salat verfügbar und das alles ohne Gewächshaus. Allein schon die Traubenernte war dieses Jahr absolut Spitze - vor zwanzig Jahren noch undenkbar auf der schwäbischen Alb! Im Wald habe ich dieses Jahr die letzten Fichten rausgekommen und den gut gehenden douglasien, lärchen usw Platz gemacht. Aus meiner Sichtweise hat die Klimaerwärmung für mich persönlich nur Vorteile. Natürlich ist das nicht für alle so, aber singulär betrachtet...


    tomduly: denkst Du, dass deine angesprochene Situation denkbar ist, in der Videokonferenzen und Homeschooling, kombiniert mit einer Unverfügbarkeit von Lebensmitteln, Auftritt?

  • Das Paradoxe an der Prepperei scheint mir, dass viele sich auf allzu fantastische Endzeitszenarien "vorbereiten" zumindest im Kopfkino, jedoch die alltäglichen und unmittelbar stattfindenden Ereignisse eher ausblenden. Wie Lord_Helmchen richtig schreibt, stecken wir gerade ein einer sich exponentiell verschärfenden globalen Krise.

    Hi Zusammen,


    Ich seh das sehr ähnlich.

    Meine Befürchtung für die nächsten Winterwochen ist, daß durch vermehrte Erkrankungen Lieferketten und das funktionieren der Infrastruktur stark beeinträchtigt wird.
    In den Medien gibt es schon Einzeiler über erkrankte Kontaktverforger so das Kontakttracing nicht mehr aufrechterhalten werden kann. (Salzburg) über erkranktes Medizinischespersonal so das klinkanteilung geschlossen werden müssen. (Schweiz) die Aufforderung an Ärzte bis zu Ausbruch von Symptomen weiter zu arbeiten (UK).


    Den Ausfall einzelner Logistigumschlagplätze und Schlachthöfe haben wir schon im Frühjahr und Sommer erlebt.


    So denke ich ist es nur eine Frage der Zeit bis Strom, Wasser, Gas Versorger starkbetroffen sind ebenso wie Lebensmittelverteilung und Logistik.

    Gruß kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Szenario 2: es findet ein Runterfahren für mehr als einem Monat statt. Dann ist anschließend ein hochfahren der bestehenden Volkswirtschaft nicht einfach so machbar, da die Grundlage der Volkswirtschaft nicht mehr darstellbar ist. Ein langfristiger Aufbau einer modernen Wirtschaft (nicht vergleichbar mit der nach dem Weltkrieg) steht an.

    Verstehe ich nicht. Erst mal wird es kein Runterfahren der Gesamtwirtschaft geben. Es wird, wie im Frühjahr, ein Herunterfahren vieler Bereiche geben, die persönliche Präsenz erfordern. Das wird sicher viele Branchen hart treffen und viele Unternehmen vernichten. Aber die Grundstrukturen bleiben bestehen. Vermutlich wird es als Folge eine Wirtschaftskrise geben, vergleichbar mit der Finanzkrise von 08/09, der Asien- oder der Dotcom-Krise. Aber davon stirbt ja nicht der gesamte Wirtschaftskrieslauf ab. Natürlich ist das tragisch für die vielen Menschen, die ihre Arbeit verlieren, und das wird auf die eine oder andere Art auch negative Auswirkungen auf alle anderen haben. Aber grundsätzlich wird es weiter Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen geben, die durch Unternehmen befriedigt wird.


    Wenn man persönlich betroffen ist und den Arbeitsplatz verliert, kann man nicht mit klassischen Preppermitteln gegenwirken. Man kann mit etwas Selbstversorgung und finanzieller Vorbereitung (keine Schulden, Wohneigentum, Anlagevermögen) vielleicht ein bisschen was abfedern und überbrücken, letztlich kommt es aber darauf an, zügig wieder Erwerbsarbeit zu finden, in welcher Form auch immer.



    Zitat von Schwabenprepper
    Und zum Thema Klimawandel. Ich weiß nicht wie ihr das seht bzw. Euch vorbereitet (habt) aber seit es wärmer ist, haben wir wesentlich länger und vielfältiger Gemüse und Obstbestände.

    Positive Effekte stelle ich da im Garten kaum fest. Zumindest in den drei letzten Jahren war die Trockenheit das Hauptproblem. Die Ertragseinbußen dadurch bzw. der viel höhere Aufwand für Wassergewinnung und Bewässerung wiegen den Vorteil durch die Tomatenernte bis in den Oktober deutlich auf.