Brot aus Eicheln als Grundnahrungsmittel

  • In dem einen oder anderen Beitrag wird hier und da was zum Thema Brot aus Eicheln berichtet, einige aus dem Forum haben es auch schon gebacken... Tatsache ist: Eichen stehen teilweise wie Sand am Meer einfach so in der Gegend herum :winking_face:


    Selbst habe ich es noch nicht ausprobiert, steht aber auf meiner Liste.


    Schenkt man diversen verfügbaren Informationen glauben so hat die Eichel das Potential ein vollwertiger Ersatz für Getreideprodukte zu sein. Quasi: ein Brotbaum.


    Ein Baum hat etwa 150kg Eicheln. Pro Kopf verbraucht man ca 60kg Brot pro Jahr. Aus 2kg Eicheln soll man 1,5kg Brot erhalten.


    Gerade bei Themen wie "Selbstversorgung nach dem Crash" oder "Was tun wenn der Vorrat alle ist" oder "Selbstversorgung in der Stadt" wäre dies evtl. sehr interessant.


    Meine Frage an all jene die bereits das Vergnügen hatten ein Brot aus Eicheln zu kosten: Haben Eicheln das Potential zum vollwertigen Getreideersatz? Könnten Eicheln tatsächlich ein Grundnahrungsmittel sein?

  • Ich selber habe es noch nie gebacken, ich kenne es nur von meiner Oma. Im Krieg und danach wurde es verwendet um das "normale" Mehl zu strecken. Mir zuliebe hat sie sowas mal in den frühen 80er Jahren gebacken, naja, war nicht wirklich aufregend. Es hat zwar satt gemacht aber der Geschmack war nicht meins.

  • Kenne das vom Hörensagen auch.


    In Kriegszeiten war auch der Eichelkaffee "beliebt".


    Allerdings ist die Verarbeitung zum Mehl sehr aufwendig . Madenbefall ist oft gegeben.

    Die Eicheln enthalten zudem viele Gerbstoffe. Kannst mal zum Test eine roh knabbern um einen Eindruck zu bekommen.


    Der Vorteil dieser Nachteile ist, das du dich vermutlich nicht um die Eicheln prügeln musst wenn Not am Mann ist...


    Bei Bucheckern sieht es ganz anders aus:

    Diese schmecken roh sehr gut, enthalten viele Kalorien und wurden damals zur Ölgewinnung gesammelt.

    Da mussten die Sammler damals fix sein, weil das Interesse groß war!

  • Wir haben wieder Eicheln gesammelt, nicht all zu viele, eben gerade genug für 2 - 3 Brote. Die Eicheln werden angeröstet, in Chips geschnitten und mehrfach gewässert, damit die Bitterstoffe raus gehen. Die Chips werden getrocknet (Kaminofen) und sind so lange haltbar.

    Für Brote setzt mein Frauchen Sauerteig an, dem vor dem Backen die zu groben Mehl verarbeiteten Chips zugegeben werden. Danach backen wie jedes andere Brot eben auch.

    Wir finden den Geschmack hervorragend, leicht nussig und gar nicht bitter. Das Brot scheint auch sehr bekömmlich zu sein. Wir backen es weil es uns schmeckt und um nicht aus der Übung zu kommen. Ein Brot ausschließlich aus Eichelmehl haben wir allerdings noch nicht gebacken.

    In Amerika haben ganze Indianerstämme mit Eicheln als Hauptnahrungsmittel überlebt. Das Zeugs scheint also auch einen gewissen Nährwert zu besitzen und nicht nur zum Strecken anderer Mehle gut zu sein.

    In Skandinavien wird in manchen Ecken auch gerne die weiche Bastschicht unter der Kiefernrinde zu Mehl verarbeitet und dem Brotteig zugesetzt. Soll auch gut schmecken und bekömmlich sein. Dazu habe ich allerdings noch keine Erfahrungen gemacht.

    Dieses Jahr habe ich außerdem viele Bucheckern gesammelt und geröstet. Grob zerstoßen kommen die bei uns in die Weihnachtsplätzchen.

    Ps.: Rohe Bucheckern in größeren Mengen verzehrt wirken giftig! In Verbindung mit der Magensäure wird Blausäure gebildet! Wenn möglich also immer rösten, das neutralisiert die gefährlichen Stoffe.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Oha!


    Wir haben zwar noch nie mehr als 5 von den Dingern gefuttert, aber hatte bis eben keine Ahnung von der Blausäure die da u.a. drin ist.


    Danke Miesegrau!

  • Nach meiner Erfahrung ist die Verwendung von Eicheln als Nahrungsmittel nur sinnvoll wenn keine Wasserknappheit herrscht.

    Erst vor ein paar Tagen hab ich das mal mit einer kleinen Menge versucht. Allerdings kein Brot gebacken!

    Eicheln geschält, zerkleinert und in Wasser gekocht. Das Kochwasser muss dabei immer wieder gewechselt werden, solange bis es sich nichtmehr nennenswert braun färbt. Das kann durchaus 7-8 mal der Fall sein.

    Der Topfboden färbt sich dabei braun. War zumindest bei mir so.

    Das auf diese Weise aufbereitete Eichelschrot kann durchaus gegessen werden und schmeckt fast nussig. Für mein Geschmacksempfinden garnicht mal so schlecht.

    Man kann es natürlich auch trocknen und zu Mehl vermahlen. Hab ich aber nicht gemacht.

    Soweit mein "Eichelexperiment".

  • Nach meiner Erfahrung ist die Verwendung von Eicheln als Nahrungsmittel nur sinnvoll wenn keine Wasserknappheit herrscht.

    ...

    Das auf diese Weise aufbereitete Eichelschrot kann durchaus gegessen werden und schmeckt fast nussig. Für mein Geschmacksempfinden garnicht mal so schlecht.

    Wasserknappheit schließe ich spontan aus, wir haben auch einen Brunnen, der gibt auch in trockenen Zeiten gut Wasser ab.


    An sich klingt es sehr vielversprechend. Nussig klingt zumindest für mich ansprechend. Werde in Kürze ein Eichelbrot backen um das selbst zu testen. Vorher hol ich mir noch ne Handmühle, die fehlt noch bei mir.


    Haben mehrere "Brotbäume" auf dem Grundstück... das würde z.B. Fragen wie "was kommt nach dem Ende des Dosenvorrats" beantworten und wäre ein sehr wertvoller Beitrag zur Krisenvorsorge.

  • Eicheln als Grundnahrungsmittel würde ich nur dann in Betracht ziehen, wenn ich einen eigenen Eichenbaum in einem umfriedeten Bereich habe.


    Versuch mal Kastanien zu sammeln. Da fallen eimerweise Kastanien im Herbst runter, aber die Kinder schlagen sich fast drum, und nur der Schnellste kriegt so viel zusammen, dass er vom Jäger ein paar cent dafür bekommt.


    Will damit sagen: Als Spass in Nicht-Krisenzeiten ist es bestimmt mal interessant Eicheln zu sammeln und daraus einen Keks zu backen. Mit genügend Nutella drauf schmeckt das vielleicht. Aber in der Krise als Notnahrung wirst du nicht genug Eicheln ergattern, um damit etwas anfangen zu können.


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Bei uns ist genau das Gegenteil der Fall. Hier würden die Förster und auch Jäger gerne Eicheln und Kastanien kaufen, nur keiner will sie sammeln. Die paar Cent lockt kaum noch ein Kind hinterm PC vor.

    Übrigens muss es schon ganz doll kommen ehe man auf Eicheln als Notnahrung zurückgreift. Ich sehe da auch in einer Kriese erstmal keinen Bedarf. Aber gut wenn man weiß wie man es anstellt aus Eicheln Mehl herzustellen.

  • Vielen Dank für die interessante Diskussion! Allerdings komme ich nur sehr schwer zu Eicheln. Ich werde es allerdings demnächst mit einem Kastanienbrot versuchen.

  • Rosskastanien sind angeblich ähnlich zu behandeln wie Eicheln, nur dass es bei ihnen die Saponine und nicht die Gerbsäure ist, die ausgeschwemmt oder ausgekocht werden müssen. Insofern dürfte der Aufwand ähnlich sein.


    Insgesamt ist beides sicher kein vollwertiger Getreideersatz, sondern höchstens ein Notbehelf bzw. ein Streckungsmittel, schon wegen des großen Aufwands und eventuell verbleibender Giftstoffe. Außerdem würde sich die Frage stellen, ob der Eichel- oder Kastanienmehl Zucker bzw. Stärke enthält, von dem die Hefe lebt, also sowhl reine Hefe als auch als Bestandteil von Sauerteig. Falls nicht, kommt bei der puren Variante wohl nur ein krümeliger Keks raus.


    Aber das sind alles nur Überlegungen vom Hörensagen. Versuch macht kluch.

  • Soviel ich weiß (aber nur vom Hörensagen - nicht aus Erfahrung!) hat Eichelmehl keinerlei Bindekraft!

    Es ist also von der Handhabung her nicht vergleichbar mit Weizen- oder Roggenmehl.

    Ein Brot ausschließlich aus Eichelmehl hergestellt würde wahrscheinlich auseinanderfallen.

    Vermutlich wird man hier ganz andere Rezepturen brauchen.

    Aber wie gesagt: selbst ausprobiert habe ich es noch nicht!

  • Bei Bucheckern sieht es ganz anders aus:

    Diese schmecken roh sehr gut, enthalten viele Kalorien und wurden damals zur Ölgewinnung gesammelt.

    Da mussten die Sammler damals fix sein, weil das Interesse groß war!

    Die haben meine Eltern auch immer gesammelt. Ich finde sie sehr lecker. Aber weiß jemand irgendeinen Trick, mit denen man sie effizienter schälen kann, als jede einzelne mit der Hand?

    (Ich glaub Eichelbrot mach ich erst, wenn ich keine andere Wahl habe)

    Gottes sind Wogen und Wind, Segel aber und Steuer, daß ihr den Hafen gewinnt, sind euer. (Gorch Fock)



  • Hey

    interessanter Thread hab mir noch nie Gedanken gemacht aus Nüssen ein Brot zu backen. Bin aber ja auch noch neu im Prepping :)

    zu den Bucheckern: ich weiß nur, dass man die mit einem Messer schälen kann, einen effektiveren Weg kenne ich nicht

  • Hey

    Gute Idee eigentlich aus Bucheckern ein Brot zu backen. So normal habe ich schonmal Brot mit Nüssen gebacken also sollte es mit Bucheckern wahrscheinlich nicht viel anders laufen. Falls ich das tatsächlich mal machen sollte werde ich natürlich Bericht erstatten.