Sechs Tage Eiszeit - Doku über den Winter 78/79

  • Zum Jahreswechsel 1978/79 gefriert der Alltag bei zwanzig Grad unter Null. Ein Schneesturm, der Geschichte schreibt. Die Dokumentation erzählt die Ereignisse der sechs Katastrophentage zum Jahreswechsel 1978/79 in der DDR und in der Bundesrepublik.

    Wie würde das wohl heute aussehen?

    I feel a disturbance in the force...

  • Ich habe gerade mal reingeschaut. Kenne Zeitzeugen, Vater war Soldat, Mutter war auf Reisen in der Gegend. Wobei es waren fast alle Norddeutschen betroffen... Die Doku kannte ich schon oder Teile davon.


    Gerade eine Szene in der einer jammert das man vorher keine Vorkehrungen getroffen hat, leben im 20. Jahrhundert und dann keine Reserven in der Technik, keine schweren Maschinen, keine Lösung für den Stromausfall,... irgendwie das Gleiche wie heutzutage, nur das alle viel vernetzter und digitaler ist.


    Von der Entstehung der Lage Wettermäßig war das eher was seltenes und besonderes. Aber ähnliches kann natürlich passieren. ... Bereiche der ehemaligen DDR waren anders schlimm betroffen, da mancherorts einiges eh schon schlecht lief in der Energieversorgung beispielsweise. An einigen orten war es kälter als minus 20 Grad und an den Küsten kam Sturmflut und viel Eis dazu. hunderte von Kilometer langen Staus auf den Straßen...


    ... also ich leg mir noch ne Decke mehr ins Auto glaube ich :winking_face:

    Gruß David

  • ... also ich leg mir noch ne Decke mehr ins Auto glaube ich :winking_face:

    Im Winter habe ich immer eine Wolldecke im Kofferraum. Man weiß ja nie, was passiert.:winking_face:


    Ich weiß jetzt aus dem Kopf nicht, ob das dieselbe Doku über den Winter 78/79 ist, den ich vor etlichen Jahren mal gesehen habe. Besonders eindrücklich fand ich, das Interview mit dem einen Bauern, der tränenaufgelöst von seinen leidenden Kühen erzählte, die er nicht abmelken konnte.


    Ja, heute bräuchte es wahrscheinlich nicht diese Schneemassen, sondern einfach nur mal wirklich konsequent über eine Woche eine geschlossene Schneedecke in Norddeutschland. In der Hinsicht sind alle nördlich der Höhe Hannover doch arg verwöhnte Memmen. Es fallen drei Schneeflocken und alle ticken aus und reden was von Wintereinbruch... Und das sage ich als jemand, der im Raum Hannover aufgewachsen ist!


    In den 70er Jahren war es noch relativ einfach und unkompliziert, die Bundeswehr für Amtshilfe anzurufen. Damals hatte man noch genügend Mannschaften aufgrund der Wehrpflicht und der Größe der grünen Truppe, um mit Schaufeln bewaffnet Schnee zu räumen. Und es gab im gesamten norddeutschen Raum ausreichend Pioniereinheiten, die mit ihren Pionierpanzern dort durchkamen, wo der "normale" Winterdienst steckenblieb. Aber alleine die Panzerpionierkompanie in Dörverden, die mir da spontan einfiele, gibt es ja nicht mehr. Ja, nicht mal mehr den Standort, der selbst damals in 1990ern noch rund 1500 Männer und Frauen beherbergte. Und da war der Standort mit einem Transportbataillon, einem Pionierbataillon und besagter Panzerpionierkompanie bereits auf dem absteigenden Ast...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Schwierig zu sagen, aber der Schnee war höher als ich mit 5 Jahren schauen konnte. Hatte ich damals Angst? Habe ich gefroren? Nein! Ich habe eine schöne, weiße Winterlandschaft die höher war als ich schauen konnte im Gedächtnis.

    Nicht den grauen Schnee, den man sieht sobald ein paar Autos unterwegs waren.(heute).

    Dadurch, dass meine Eltern/Grosseltern die "Energiekriese 1973" auch bewältigt hatten und wir im Bezug auf Gemüse und lagerbares Obst, bzw. eingekochtes Obst/Gemüse gut aufgestellt waren. Hunger musste man nicht leiden, nur mit dem "Wintergemüse" (Ich als Kind nicht sonderlich......Rosenkohl, Lauch, Ackersalat.....) musste man damals irgendwie klarkommen. :winking_face_with_tongue:

  • [...]

    Ich weiß jetzt aus dem Kopf nicht, ob das dieselbe Doku über den Winter 78/79 ist, den ich vor etlichen Jahren mal gesehen habe. Besonders eindrücklich fand ich, das Interview mit dem einen Bauern, der tränenaufgelöst von seinen leidenden Kühen erzählte, die er nicht abmelken konnte.

    Ja, dann müsste das die Doku sein. Wurde, glaub ich, um den 20.12.20 rum auf Phoenix ausgestrahlt, ich konnte sie aber leider in der Mediathek nicht finden und habe dann von einem Hinweis hier darauf abgesehen.

    Was in der Doku dazu untergeht aber auf der MDR-Seite dazu erläutert wird: Schneefräsen mussten erst aus dem Süden in den Norden, und das hat natürlich ein paar Tage gedauert.

    Hier die Infoseite zur Doku, mit zusätzlichen Fotostrecken und Interviews:

    https://www.mdr.de/zeitreise/k…rview-katja-herr-100.html


    Wie das allerdings aussieht, wenn bewaffnete Bundespolizisten neben Bundeswehrsoldaten, Feuerwehrlern und dem THW schneebeladene Dächer abschaufeln, konnten wir hier im südlichen Bayern erst im Winter 18/19 bewundern:

    https://www.bgland24.de/bayern…rophenalarm-11279990.html


    Da gabs durchaus auch Berichte von völlig unvorbereiteten Autofahrern und Anwohnern, die sind aufgrund der kürzlich eingeführten Bezahlschranke für alle alten Artikel aber leider nicht mehr von jedem aufrufbar :neutral_face:

    Tenor, soweit ich mich erinnere: Das kann doch nicht sein dass ich da stundenlang auf der Straße feststecke/stundenlang keinen Strom habe, da muss doch viel schneller Hilfe kommen :pouting_face: ein paar Vorräte, Hilfe zur Selbsthilfe = Fehlanzeige.

    BY/DE

    Si vis pacem, para bellum.

  • Wenn das Wetterphänomen wieder auftritt wird’s sehr ähnlich sein.

    Gruß

    Kcco

    Gsund bleiben

    Keep clam and chive on

  • Kann jetzt sein, dass ich etwas durcheinanderbringe, aber ich meine, dass es 1978 gewesen sein könnte, als bei uns sogar die normalen Straßen dick Schneebedeckt waren.


    Mein Vater hat eine lange Schnur an die Anhängerkupplung gebunden und zwei Schlitten hintereinander Richtung Wald und wieder zurück gezogen.


    Schneewehen waren höher als die Büsche.


    Es war eine Mordsgaudi, Katastrophe ist was anderes.


    Ich erinnere mich daran, dass es der größte Spass war, die Schneewehen hochzuklettern auf der flachen Seite, und dann so lange oben rumzuhüpfen, bis der Überhang unter uns runtergebrochen ist. Anschließend die halb verschütteten wieder ausgraben. Tja,... früher ...


    Kann mich nicht mehr daran erinnern, ob es für die Bauern irgendwelche Probleme gab. Mastbetriebe gabs in unserer Gegend kaum. Die Bauernkinder waren jedenfalls auch nicht traurig über den Schnee.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Oh ja an die Tage kann ich mich noch genau erinnern. Ich hatte vor mich mit meinem Westernclub auf unserem Clubgelände zu treffen und Silvester zu feiern.

    Um 5 Uhr nachmittags verflog die warme Luft und eisiger Wind gepaart mit Regen, aus dem in kurzer Zeit Eisregen wurde verwandelte alles in eine Eislandschaft und eine Stunde später in Schnee, Das Thermometer viel in ein paar Stunden um mehr als 20 Grad.

    Deshalb fuhr ich früher los als ich wollte.

    Mittlerweile hatte sich der Wind zu einem Sturm entwickelt und trieb die Schneeflocken wie eine Weiße Wand vor sich her. Ich konnte nicht mehr wie 30 kmh fahren. Damals nannte ich einen Granada Combi meins, der mit Heckantrieb schlingerte wie ein Lämmerschwanz.

    Auf halber Stecke fuhr ich aber nochmal zurück um meine Tiere im Stall einzusperren. Ich hatte das in der Aufregung völlig vergessen. Um 20 Uhr fuhr ich dann das zweite mal los. Da bildeten sich schon die ersten Schneewehen von 30-50 cm auf den Straßen wo sich der Schnee hinter Hindernissen gut stauen konnte. Auf anderen Strassenabschnitten bließ der Wind den Schnee über die Asphaltfläche.

    Ich brauchte fast 2 Stunden, anstatt einer halben bis ich das Clubgelände erreichte. Dort war ich der erste der ankam. Wobei man noch etwa einen guten Kilometer fahren musste bis man das Gelände erreichte.

    Noch immer bließ der Wind den Schnee über die Felder, die rechts und links vom Weg lagen. Dabei muss man sagen mehr wie 5-10 Meter Sicht war nicht Möglich. Da die Strasse frei war wie die Felder, fuhr ich munter mit 20 Stundenkilometer los und fuhr so etwa 50 Meter, bis mich eine 2-2,5 Meter hoche Schneewand stoppte. Dabei verschwand die Motorhaube in der Schneewehe.

    Erschrocken verharrte ich ein oder zwei Minuten, bis hinter mir Lichter auftauchten. Unser Clubchef mit seinem Aro, einem rumänischen Geländewagen, stoppte nur Centimeter hinter mir.

    Wir warteten bis alle Mitglieder anwesend waren. Glücklicherweise waren alle rechtzeitig losgefahren, so das alle heil ankamen.

    Dann war aber guter Rat teuer. Wir hatten noch einen Strecke von über 1 km um das Gelände zu errechen. Da unser Chef nicht weit vom Gelände wohnte fuhr er zurück und holte alles an Skis, Schlitten und Schneeschuhen die er hatte. Dann gingen es über die Schneewehen die so verharscht schon waren das sie einen trugen, wenn man vorsichtig ging. Ok manchmal sacke man auch ein. Das wurde zum Sport. Am Ende gab es auch einen Gewinner der am meisten eingesackt war. Der musste dann eine Clubrunde ausgeben.

    Aber vorher musste erstmal die Strecke bewältigt werden. Dazu kam die Ausrüstung bestehnd aus Zelten, Decken, Fellen. und nicht zu vergessen das was wir brachten um einige Tage gut zu leben. Jeder musste mind. zweimal den Weg hin und zurücklegen bis all der Krempel auf dem Gelände war.

    Trotz allem haben wir alle es geschafft und rechtzeitig zu Silvester angestoßen. Danach die Zelte aufgebaut und eingerichtet. irgendwann um 4 oder 5 Uhr verzogen wir uns in die Zelte, bei mitlerweile 18°-. Gefühlt wenn man aus dem Windschatten von den Zelten kam von mind. 30°-. Zumindest hat man es nicht länger wie ein paar Sekunden ausgehalten wenn man sich in den Wind stellte ohne sich zu bewegen. ES WAR SAUKLAT.

    In unserem Lager brannte ein großes Feuer und wir tranken und erzählten uns Geschichten. Ich war mit einem aus 9 Schafffellen zusammengenähter Decke zugedeckt darunter nur eine Wolldecke. Zuerst hatte ich noch Klamotten an, die ich aber bald ablegte so warm war mir. T-Shirt und Unterhose war das einzige was ich anbehalten hatte. Von frieren keine Spur. Trotz allem war es das schönste Silvester was ich erlebt hatte

    Erst am Morgen, der Wind heulte immer noch, wurde es ungemütlich als man aus seinen warmer Furzmolle kriechen musste um Feuer zu machen. Irgendeiner hatte sich dann erbarmt und hat Feuer und den ersten Kaffe gekocht, der Tote aufweckte. Danach kam einer nach dem anderen aus deinem Zelt. Erst am 2 Januar versuchte ein Streuwagen der Straßenreinigung unseren Weg freizuschieben. Dabei rutschte er zur Seite und landete mit einigen Tonnen Sals im Strassengraben. Einen Tag später konnten wir dann unsere Wagen auf das Gelände holen. Am 4. Januar war alles vorbei und wir fuhren nach Hause.

    Dort wartete noch viel Arbeit auf mich, denn hier war die Stromleitung gerissen, und auch noch einige große Schneewehen am Haus mussten beseitigt werden.

    Trotzallem ging es bei uns noch glimpflich aus, wenn ich die Bauern aus unserem Dorf so reden hörte, die kein Strom hatten und ihre Kühe leiden mussten, so wie der Bauer im Bericht. Mir klingt das brüllen der Kühe noch immer in den Ohren. Sowas vergisst man nicht.

    Trotz allem waren wir schon damals gut vorbereitet. Es war normal eine volle Speisekammer zu haben und auch der Schuppen war mit Holz oder Kohlen gut bestückt. Auch reichlich Gas war vorhanden. Deshalb machte es uns nichts aus ein paar Tage auf Strom zu verzichten. Wurden eben die alten Petroleumlampen wieder hervorgeholt, und jede Menge Kerzen aufgestellt. Selbst die drei Kühe mussten nicht leiden, sie wurden dann eben nicht mit der fahrbaren Melkmaschine, sondern per Hand gemolken.


    Ich denke das gibt euch einen kleinen Einblick in diese kalten Tage 78-79

  • Zum 1. Advent 2005 gab es auch im Münsterland ein ähnliches Schneechaos.


    Als man es schaffte, den Strom zumindest wieder notdürftig anzuschmeissen, bat man die Bevölkerung, bloß keine Weihnachtsbeleuchtung einzuschalten.


    Damals sind wegen der Eislast auf den Hochspannungskabeln etliche Masten umgeknickt wie Streichhölzer.


    Gruß Peter

  • Das lag aber meistens daran das veraltete Masten ihren Geist aufgaben. Die Betreiber hattens bewusst versäumt neue Masten aufzustellen, immer nach dem Motto, die werden noch halten. Das rächte sich beim Schneechaos dann.

    Einmal editiert, zuletzt von Arwed51 ()

  • So im Nachhinein war es eine tolle Zeit!

    In der Innenstadt von Essen (Ruhrgebiet) waren die Polizisten zu Fuß schneller am Ort, als mit den Streifenwagen (trotz Spikes).

    Das man mit der bloßen Hand an Eisen festklebt, war eine kurze schmerzhafte Erfahrung. Also immer mit Handschuhen.

    Alle Leute waren freundlich und froh, da ihnen geholfen wurde. Bei den meisten Verkehrsunfällen einigte man sich selbst.

    Jeder hatte neue Erfahrungen und konnte daraus etwas lernen!


    Gruß

    Sobi

  • Habe mir inzwischen die Doku angeschaut, die wirklich sehenswert ist.

    Dadurch, dass ich erst 5 Jahre alt war und in einem Dorf auf ca. 450 m ü. NHN (etwa 25 km von Stuttgart entfernt) aufgewachsen bin, sind mir viele Fakten, wie und was im Norden von BRD/DDR damals passiert sind, bisher nicht bekannt gewesen.

    Ich kann mich überhaupt nicht an den Schneesturm erinnern. Nur daran, dass es für mich ein Winter-Wunderland war, als ich mit meinem Vater ein oder zwei Tage später auf dem Weg zum Garten ausserhalb des Dorfes war. Strahlend blauer Himmel. Ich vermute, dass er nachschauen wollte, ob das Gartenhäusschen noch steht, oder das Dach durch die Schneelast eingestürzt ist (damit hat man mich als Kind aber nicht beunruhigt).

    Stromausfall oder -abschaltung gab es in meinem Dorf glaube ich auch nicht.


    Vielen Dank an


    (Ich weiss leider nicht, wie ich nur Deinen Namen erwähnen kann, wie @xxxxxxxxxx)

    für diese sehr interessante "Zeitreise" in meine Kindheit

  • Wir waren froh über die Schwerkraftheizung in unserem Haus. So hatten die Stromausfälle keine Auswirkung, die Butze war trotzdem warm. Stadtgas gab es weiterhin, kochen also kein Problem. Als Camper hatten wir aber auch Propangasflaschen und einen entsprechenden Kocher vorrätig. Die Speisekammer im Keller war voll, Kerzen und Batterien hatten wir auch genug. Die hervorragende sozialistische Marktwirtschaft bereitete die Menschen zwangsweise auf so etwas vor.

    Was heute für viele eine mittlere Katastrophe bedeuten würde, war für uns damals bestenfalls eine kleine Unannehmlichkeit. Wir haben dafür gesorgt das es auch heute für uns nicht anders wäre.:)

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom..........;-)

  • Ich habe mir diese sehr interessante Doku bis zum Ende angesehen. Nach soviel Schnee ist eine gaaaanz kleine Klimaerwärmung wohl doch nicht verkehrt. So viel Schnee braucht niemand, und die Überflutungen bei der Schneeschmelze erst recht nicht.


    Und was wurde ganz nebenbei noch erwähnt: Nur das AKW hatte noch "Treibstoff", um Strom zu produzieren, mit Kohle ging nix mehr.


    Gibt mir auf jeden Fall zu denken.


    Gruß Peter

  • [...]

    Was in der Doku dazu untergeht aber auf der MDR-Seite dazu erläutert wird: Schneefräsen mussten erst aus dem Süden in den Norden, und das hat natürlich ein paar Tage gedauert.

    Hier die Infoseite zur Doku, mit zusätzlichen Fotostrecken und Interviews:

    https://www.mdr.de/zeitreise/k…rview-katja-herr-100.html

    [...]

    Ich habe eine Doku bei Youtube gefunden, ist das die Selbe? LINK

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht