Öffentliche Schutzräume in Deutschland

  • Es gibt in Deutschland das ZSKG (Zivilschutz- u. Katastrophenhilfegesetz), in §§ 7 FF steht etwas zu den öffentlichen Schutzräumen:


    Allerdings gibt es scheinbar keine deutschlandweit einsehbare Liste, da für die Schutzräume die Gemeinden bzw. Kommunen zuständig sind.

    Danke für das Thema. Ist mir völlig unbekannt. Ich kenne keinen einzigen hier bei uns oder sonstwo.

  • Danke für das Thema. Ist mir völlig unbekannt. Ich kenne keinen einzigen hier bei uns oder sonstwo.

    Das liegt daran:

  • Das Thema Schutzräume hat sich mit der nuklearen Abschreckungsdoktrin der 1970er/80er Jahre zumindest in der deutschen Debatte "erledigt", weil man es als illusorisch ansah, auch nur einen Bruchteil der Bevölkerung wirksam schützen zu können. Man ging von Alarmierungszeiten von wenigen Minuten aus, bevor die ersten Atombomben detonieren würden. Da müsste dann schon alle 300m ein Bunker mit offenen Türen stehen, damit man auch nur ansatzweise Menschen in dieser Frist in Sicherheit bringen kann.

    Im zweiten Weltkrieg waren die Zeiten zwischen Luftalarm und Eintreffen der ersten Bomber je nach Funktionsfähigkeit der Luftlage-Infrastruktur mehrere Stunden bis eingie Viertelstunden. Man kannte auch die typischen Ziele in D, die bevorzugt angegriffen wurden und so blieben die meisten Kommunen, die von Bomberschwärmen überflogen wurden irgendwann dann recht entspannt, weil man wusste, es geht wieder gegen Nürnberg oder Berlin. Fatal waren natürlich Scheinangriffe und spontane Abwürfe oder verwirrte Bomberbesatzungen, die falsche Ziele angriffen.


    Im Atomzeitalter sah man offenbar keinen Bedarf für Schutzräume gegen konventionelle Bomben- oder Artillerie-Angriffe. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass die ukrainischen Städte ausgewiesene Schutzräume haben. Die Menschen bringen sich in U-Bahnstationen oder in Kellern in Sicherheit.

  • Im Nürnberger Hauptbahnhof gibts noch einen. Ich hab da vor vielen Jahren mit einem meiner Jungs eine Führung mitgemacht. Ist aber mittlerweile nicht mehr "in Betrieb".


    Veranstalter dieser Führungen ist der Förderverein Nürnberger Felsengänge.


    Gruß Peter

    Nürnberg ist quasi komplett unterkellert. Hab die Führung im November auch gemacht. Ist also nicht nur am Hbf. Wir sind irgendwo in der Stadt runter gegangen. Da würde man im Zweifel sicherlich einige hunderte oder mehr Leute unterbringen

    Wer bei der Planung versagt, plant sein Versagen.

  • Nürnberg ist quasi komplett unterkellert.

    Wien ist auch weitgehend unterkellert. Die Frage ist wie viel Schutz das bietet, wenn das Haus darüber einstürzt und du nicht mehr rauskommst?

  • Wien ist auch weitgehend unterkellert. Die Frage ist wie viel Schutz das bietet, wenn das Haus darüber einstürzt und du nicht mehr rauskommst?

    Also ich bin kein Experte für Nürnberger Bunker/Unterkellerung. Das sind verbundene Gänge. Quasi ein ganzes Bunkernetz. Wurde auch im WW2 als solches genutzt.

    Wer bei der Planung versagt, plant sein Versagen.

  • Wie ich hier schon mal geschrieben habe, die meisten die noch Vollständig sind, sind Museumsreif oder ein Museum. Ist ja kein Geheimnis das vieles zurückgebaut wurde und das nicht erst "gestern"


    jemand anders hat hier mal geschrieben wie eine Nachfrage aussähe ob es sowas noch gibt. Von wegen" achja, da war ja was, da steht ganz viel gerümpel drin"... oder: "ach der alte feuchte schimmelige Keller mit diesen alten verrosteten Armaturen, das wird der Raum sein..."


    In alten Öffentlichen gebäuden gibt es noch vereinzelt diese Keller. Aber Tiefgaragen gibts auch einige aber sonst...???

    Gruß David

  • Von Hannover weiß ich, dass die U-Bahnstationen unterm Hauptbahnhof und dem Kröpcke, also beides in der Innenstadt der Innenstadt Hannovers, gewisse Luftschutzkapazitäten aufwiesen. Wenn ich mich recht entsinne gab es irgendwo am Kröpcke unterirdisch einen Abzweig zu einem Hilfskrankenhaus.


    Beides wurde aber spätestens an Mitte der 1990er nicht mehr gepflegt und das Krankenhaus zurückgebaut.


    Aber selbst wenn beide U-Bahnstationen für einige tausend Menschen Schutz gegen konventionelle Luftangriffe bieten würden: spätestens bei einem Nuklearwaffenangriff wären beide ein Grab. Bzw.: die Leute würden sich wünschen, die Atombombe nicht überlebt zu haben.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Wien ist auch weitgehend unterkellert. Die Frage ist wie viel Schutz das bietet, wenn das Haus darüber einstürzt und du nicht mehr rauskommst?

    Zuhause in Offenbach bzw Frankfurt waren die Keller dicht stehender Häuser miteinander verbunden. Wenn ein Ausgang verschüttet war, konnte man durch die Nachbarhäuser wieder nach draussen.

    Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegen bleiben soll.

  • Viele nutzbare Schutzräume wird es in D sicher nicht mehr geben. Im Grunde reicht gegen die Umgebungsstrahlung auch eine dicke Abschirmung, wie sie eben U-Bahn-Tunnels oder andere unterirdische (Verkehrs-)Anlagen bieten. Problematisch sind halt Luftfilter, Überdruck und sanitäre Einrichtungen.


    Die Anlage, die ich mir am Wochenende angesehen hatte, ist erstaunlich gut in Schuss. Letzte Baumaßnahmen 2015. Alle Einrichtungen, die ich gesehen habe, schienen funktionsfähig. Ob man sich allerdings mit >1.000 anderen Menschen in so einen Betonsarg einpferchen möchte? Ich bin noch unentschlossen.

  • Gibt es eigentlich Berichte aus dem kalten Krieg über die Erprobung von Schutzräumen? Also in einen Raum für 8 Personen ebensoviele mit der geforderten Ausstattung u.a Lebensmittel und dann für 16 oder 32 Tage Türe zu. Oder war das deutlich kürzer geplant, ich werfe mal eine Woche in den Raum.

  • Ich machte mal in Berlin eine Führung durch zwei solcher Schutzräume.


    Man ging beim Bau der Schutzräume von einer gewissen Anzahl Suizide aus. Daher waren die Toiletten nicht abgeschlossen. Ich glaub da waren nur Vorhänge.

    Man ging davon aus das bei den Schutzsuchenden x Personen Lehrer, x Personen Ärzte usw. sein könnten und diese würden die medizinische Versorgung bzw. das "Bespassungsprogramm" machen.

  • Hm, schaut gefühlt eher nach reinem Luftschutz aus, theoretisch länger betreibbar, aber die Details, wenn man mit Suiziden rechnet kann man zwar Gegenmaßnahmen ergreifen, trotzdem kann mal einer erfolgreich sein - oder sonstige Abgänge wegen Verletzungen, fehlenden Medikamenten oder natürlichen Ursachen. Kühlräume dürfte es in den meisten Fällen eher nicht gegeben haben, da bräuchte man ein funktionierendes Schleusenkonzept.

    Natürlich wäre das alles sehr improvisiert, also fast zu 100% Dual Use Räumlichkeiten. Ich habe bisher sehr wenige dedizierte Schutzräume sehen dürfen. Im Rahmen der Telekommunikation/Post gab es das, da aber oft Todeshöhlen, also im Keller ein geschützter Raum (2-4 Klappsitze/Betten sonst nichts), wie eine Tauchkugel, die mag zwar halten, wenn aber der Rest zusammenstürzt keinerlei Fluchtmöglichkeit. Bei anderer Infrastruktur, mal grob Richtung Autobahnen, da habe ich größere Anlagen gesehen, Klappsitze für 10+ Personen mit Anprallschutz, Filtern und Notstrom, ob das noch in Betrieb war ist fraglich, eine grundlegende Wartung scheint es aber schon gegeben zu haben.

    Anfang der 00er Jahre gab es im Großstadtbereich noch größere funktionsfähige Anlagen die ich gesehen habe, also LKW Tiefgarage mit Bunker samt Luftfilter etc. War aber damals schon am Ende, es wurde und noch als funktionierend präsentiert, aber schon mit Hinweis auf Aufgabe. Jetzt sehe ich da Baustelle und der Untergrund wird bereits unbrauchbar sein.

    Bei uns lokal stellt sich die Frage gar nicht. In den Liegenschaften der Bundeswehr gibt es vielleicht was, ansonsten ein Relikt aus dem WK2, vielleicht für 20 Personen und sonst archäologisches, also Bergwerksreste die über 150 Jahre alt sind, nicht sehr tief (max 150m) und sehr feucht. Da kann man realistisch ein paar Tage ausharren, teilweise mit direktem Luftzug, da kann man sich auf in den Fallout stellen.


    Ich komme durch relativ viele Keller - im privaten Bereich ist mir noch kein Schutzraum aufgefallen. Maximal mal ein paar Vorräte im unteren Mindestbereich und selten bei vorhandener PV etc. auch eine Inselmöglichkeit, aber an den Fingern abzählbar.

  • In den Liegenschaften der Bundeswehr

    Die Kasernenblöcke der Bundeswehr, die nach dem WK 2 bis in die 1980er gebaut wurden, hatten alle Luftschutzkapazitäten.

    Wie sahen diese Kapazitäten aus? Die Gebäude waren ja zumeist langgezogene Rechtecke mit jeweils zwei Treppenhäusern die Kellerräume zwischen diesen beiden Treppenhäusern waren "gehärtet". Dickere Betonwände etc. Zu jedem Treppenhaus eine Schleuse mit schweren Stahltüren. Luftfilter, Hygieneräume etc...? Keine Ahnung. Vielleicht sollten die Landser sich für den Stuhlgang mit dem Klappspaten durch den Fußboden graben?

    Überlebenschance in so einer Anlage meiner Meinung nach Null. Zumal die Kellerräume zu meiner Zeit Mitte der 1990er Jahre als Lagerräume für die Kompanie, die Züge und Kompanieführungstrupp verwendet wurden und erst mal hätten leergeräumt werden müssen. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Bei der Führung durch die Luftschutzbunker meinte man damals das die Toten in den Schleusen zwischengelagert würden. Diejenigen die die Führung machten meinten aber auch das in den 14 Tagen sicher etliche Mitmenschen im Bunker durchgedreht hätten.

    Achja. Einer der modernen Luftschutzbunker ist auf einer Tour der Berliner Unterwelten, ich glaub Tour 3, zu sehen:

    berliner-unterwelten.de/fuehrungen/oeffentliche-fuehrungen/bunker-u-bahn-kalter-krieg.html


    Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, das ein Onkel von mir damals die Zuschüsse beim Hausbau mitnahm und im Keller einen Raum als "Luftschutzraum" ausbaute.

  • Die Kasernenblöcke der Bundeswehr, die nach dem WK 2 bis in die 1980er gebaut wurden, hatten alle Luftschutzkapazitäten.

    Wie sahen diese Kapazitäten aus? Die Gebäude waren ja zumeist langgezogene Rechtecke mit jeweils zwei Treppenhäusern die Kellerräume zwischen diesen beiden Treppenhäusern waren "gehärtet". Dickere Betonwände etc. Zu jedem Treppenhaus eine Schleuse mit schweren Stahltüren. Luftfilter, Hygieneräume etc...? Keine Ahnung. Vielleicht sollten die Landser sich für den Stuhlgang mit dem Klappspaten durch den Fußboden graben?

    Überlebenschance in so einer Anlage meiner Meinung nach Null. Zumal die Kellerräume zu meiner Zeit Mitte der 1990er Jahre als Lagerräume für die Kompanie, die Züge und Kompanieführungstrupp verwendet wurden und erst mal hätten leergeräumt werden müssen. 🤷

    In vielen Blöcken der 60er gab es zu dem gehärteten Keller (mit den Lagerräumen) noch weitere Kellerabgänge an den Stirnseiten der Gebäude. Diese führten jeweils zu einem Schutzraum Bw 50.

    Am Anfang eine Schleuse mit ca. 8 x 30ltr Blechtonne mit Spannringverschluss für die Lagerung der Fäkalien, danach ein Raum mit 25 Sitzplätzen und Lagerkapazität für 20 ltr Trinkwasserkanister und pers. Gepäck, da war auch die Belüftung. Zwei kleine abgetrennte Nischen mit Blechtonnen für die Notdurft. Zum Schluss noch ein Raum mit 25 einfachen Liegen und einem Notausgang der außerhalb der Trümmerzone des Gebäudes nach oben führte.

    Die Luftführung war gerichtet vom Schlafraum, über Sitzraum, über Notdurft, über Ventil zur Schleuse, über Ventil zur Treppe.


    Unsere Rekruten wurden für die Abschlussprüfung in der Nacht alarmiert und in den Bunker geschickt, nach einigen Stunden ausbooten über Notausgang und dann im Eilmarsch zum Übungsplatz zum Abschlussbiwak mit Prüfung.


    Tsrohinas